Psygnosis – Neptune 6/6

PsygnosisIndependent

Bewertung: 6/6 -> Tipp!

Songs: 9

Spieldauer: 01:17:16

Ein Quartett aus Frankreich, welches sich abseits klassischer Metalrezepturen bewegt und nunmehr mit ihrem dritten Full-Length-Album seine Daseinsberechtigung unter den Ausnahmemusikern festigt: das sind Psygnosis in wenigen Worten zusammengefasst. Ohne viel Vorgeplänkel schreiten wir voran zur Betrachtung eines Albums, welches den Hörer auf eine musikalische Reise mitnimmt, von der er geläutert – und vielleicht sogar erleuchtet – zurückkehren sollte.

Den ersten Song „Phase“ begreift man als Hörer schnell als ein sehr ausgedehntes Intro des Albums, denn über fast zwölf Minuten wird hier einmal quer durch das Repertoire gefuhrwerkt, um einen Eindruck dessen zu vermitteln, was innerhalb der nächsten Stunde folgt. Getragene, ruhige Soundlandschaften, die in melodiöser Hinsicht von dem als fester Bestandteil des agierenden Ensembles integrierten Cellos gestemmt werden, erfahren Unterstützung durch meist ebenfalls ruhiges, doch hin und wieder äußerst progressive Gitarrenriffs.

Schnell fühlt sich der Hörer an Igorrr erinnert, auch wenn hier keine Dubstep-Elemente oder barocke Einflüsse verarbeitet wurden, und bekommt direkt Lust auf mehr. Nahtlos geht der Titel in den zweiten Song „Psygnosis Is Shit“ über. Auch wenn man geneigt ist, dies als Selbstkritik zu verstehen, so ist davon nichts zu hören, denn erstens verzichten Psygnosis vollständig auf Gesangselemente (von sehr seltenen Einspielern einmal abgesehen), so dass etwaigen Lyrics keine Aussagen entnommen werden können, und zweitens lässt sich das Gehörte wahrlich nicht mit dem Wort „Scheiße“ beschreiben.

Abgelöst werden die metal-lastigen Parts des Albums von äußerst ruhigen, sphärischen Passagen, die mit Keyboardsamples und dem Cello, welches hier einmal mehr seine Eigenschaft als überaus wandlungsfähiges Instrument unterstreicht. Der Song „Storm“ offenbart die ganze Bandbreite der Arrangements auf großartige Art und Weise. Einzig und allein das programmierte Schlagzeug, welches über weite Strecken des Albums nicht stört, sticht hier hin und wieder etwas nervig hervor. Diese kleinen Ausrutscher bleiben jedoch die absolute Ausnahme. Und so verläuft auch der Rest des Albums abwechslungsreich, fesselnd und selbst in den ruhigen Phasen äußerst energiegeladen.

„Neptune“ ist wahrhaftig die musikalische Umsetzung einer Reise zu den Höhen und Abgründen des Universums, wie eingangs bereits angedeutet. Bezeichnend ist, dass die Band bisher kein Plattenlabel gefunden hat; ob aus Freiheitswillen oder aus dem Unwillen der Entscheider, eine Band unter Vertrag zu nehmen, die zwar grandiose Musik macht, bei der breiten Masse aber auf unkultivierte Ohren stößt, sei einmal dahingestellt. Ich jedenfalls kann nicht anders, als erstmals seit Langem wieder die volle Punktzahl für ein Album zu vergeben und jedem Leser wärmstens zu empfehlen, sich mit guten Kopfhörern oder leistungsstarken Lautsprechern von Psygnosis zu den Sternen entführen zu lassen.

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