No Return Interview

Bisher hatte ich Frankreich ja nicht als Thrash-Hochburg in Erinnerung. Mit No Return muß ich das nun aber revidieren. Mal so eben haben sie mit ‘Self Mutilation’ ein astreines Old-School Thrash Machwerk auf die Menschheit losgelassen. Auch über mittelgroße Sprachbarrieren hinweg könnt ihr nun nachlesen, was es zu den Senkrechtstartern zu wissen gibt.

Könntet ihr bitte mal zuerst was zu eurer Bandgeschichte sagen?
No Return wurden 1989 gegründet. Wir nahmen unser erstes Album ‘Psychological Torment’ 1990 mit Marquis Marky, dem Drummer der Band Coroner, auf. Unser zweites Album wurde 1992 veröffentlicht und hieß ‘Contamination Rises’. Es wurde in den Morrisound Studios zusammen mit Tom Morris in Tampa, Florida aufgenommen. Unser drittes Album kam 1995 raus. Es hieß ‘Seasons Of Soul’ und wurde mit David Weber in den Forces Motrices Studios aufgenommen. Dann gab es 1997 noch eine Mini-CD namens ‘Red Amber’. Wir haben auch schon mit Bands wie Sepultura, auf einem großen Konzert in Paris gespielt. Außerdem haben wir noch mit Bands wie Coroner, Motörhead, Dark Angel Sacred Reich und Exorder gespielt.

Könntet ihr mal die Bandmitglieder vorstellen?
Die zwei Bandmitglieder, die von Anfang an dabei waren sind Didier Le Baron am Schlag-zeug und Alain Clément als Gitarrist. Danach gab` es eine Reihe von Wechseln und der aktu-elle Sänger Steve Petit kam 1999 in die Band. Er ist von einer Band, die wir bei einem Konzert getroffen haben und er war schon ein großer Fan der Band, bevor er uns persönlich kennengelernt hatte. Vor No Return war Steve Drum-mer in einer anderen Band und dann wurde er Sänger und Gitarrist bei Spasm, einer Band, die etwas wie Slipknot klingt. nachdem Steve zu uns in die Band kam, haben wir ‘Self Mutilation’ aufgenommen, wobei wir Hilfe von Malko Pouchin bekamen, der nun für die Samples und Keyboards zuständig ist. Er half uns mit dem Mix und dem Mastering des Albums, da er sein eigenes Studio hat. Wir haben das alles zusammen gemacht und nun ist er Mitglied bei No Return. Er kommt mehr vom New Style und New Wave her und hatte mit der Metal Szene vorher eigentlich nichts zu tun. Danach kam un-ser zweiter Gitarrist Benoit Antonio von einer Band, die Techno Thrash spielt, zu uns in die Band und als letzter stieß unser Bassist Olivier Herol zu uns, der von der selben Band wie Steve kam.

Wie lange habt ihr insgesamt an ‘Self Mutilation’ gearbeitet?
Nach ‘Red Amber’ haben Didier und Alain an neuen Stücken für das nächste Album gearbeitet. Wir haben schon an den neuen Titeln gearbeitet, während wir noch neue Mitglieder gesucht haben, die zu uns passen würden. Wir haben mit der Arbeit also schon angefangen, als wir noch kein endgültiges Line-Up hatten.

Wie konstruiert ihr eure Songs?
Es beginnt damit, daß Alain ein Riff oder einen Gitarrenpart ausarbeitet und danach alle im Studio oder im Übungsraum am Rest mitarbei-ten. Die Texte sind am Schluß dran. Für ‘Self Mutilation’ wurde sehr viel gemacht, als wir im Studio waren, Malko angefangen hatte mit uns zu arbeiten und Samples miteingebracht hatte. Als wir die Musik mit den Samples gehört hatten, dachten wir, daß es eine gute Idee sei. Es bringt also jeder was in einen Song ein, aber es fängt alles mit Alain an der Gitarre an.

‘Self Mutilation’ ist sehr aggressiv. Müßt ihr in einer bestimmte Gemütslage sein, um solche Songs zu schreiben oder geht das immer?
Wir sind immer so drauf. Es ist also einfach für uns. Manchmal will Steve z.B. mal was langsameres in ein Stück einbauen, aber Alain ist der nervöse in der Band. Für ihn muß es immer schnell und aggressiv sein.

In welchem Studio habt ihr das Album aufgenommen?
Wir haben das Album in den Alexis Phélipot Studios (es gehört dem Drummer von Misanthrope) aufgenommen.

Und wer war der Produzent?
Wir haben auf dem Album alles selber gemacht, deswegen haben wir es auch selber produziert.

Ihr mögt es also nicht, wenn jemand anders euch sagt, wie ihr zu klingen habt?
Bei diesem Album haben wir wirklich alles so gemacht, wie wir es haben wollten. Ein paar der anderen Alben vorher wurden mit einem Produzenten aufgenommen, die ihr eigenes Gefühl für die Songs hatten und manchmal war es einfach nicht dasselbe. Jeder hat seine Qualitäten und sie klangen auch gut, aber dieses mal wollten wir es selber machen, da wir eine präzise Vorstellung davon hatten, was wir haben wollten.

Eure Musik wird in Anzeigen als ‘Franzy U.S. Style Thrash Metal’ bezeichnet. Was haltet ihr davon?
Wir wissen davon nichts. Das ist einfach das Label, welches das geschrieben hat. Wir kennen die ausländische Werbung nicht.

Wie gut ist euer Englisch denn so allgemein?
(Danke an dieser Stelle an eine Freundin von No Return, die das Interview netterweise konferenzgedolmetscht hat. Danke!!!)
Wir arbeiten daran. Während der Arbeit an dem Album wußten wir noch nicht, in welche Richtungen, das Album gehen würde. Nachdem wir ein Label gefunden hatten, welches die Verteilung in Frankreich übernahm, fand dieses wiederum ein Label, daß die internationale Verteilung in Angriff nahm und es hat wirklich funktioniert. Das hieß also, daß wir an unserem Englisch arbeiten, wir aber ein bißchen spät dran sind.

Ich frage deshalb, weil sich die nächste Frage auf die Texte bezieht. Wie schreibt ihr eure Texte? Sofort in englisch oder erst auf französisch und übersetzt ihr sie dann hinterher?
Wir verfassen die Texte zuerst in französisch, und sie werden dann übersetzt.

Wie wichtig sind für euch generell Texte und Coverartwork?
Das Cover gibt einen ersten Eindruck von dem Produkt und davon, was in den Texten gesagt wird. Es gibt eine erste Idee von beidem. Beides, Coverartwork und Texte, sind wichtig, gehen Hand in Hand und haben eine Verbindung.

Wo seht ihr diese Verbindung bei ‘Self Mutilation’?
Die Texte drehen sich um die verschiedenen Arten, mit denen man Menschen manipulieren kann, z.B. Religion oder Gesellschaft, und um Menschen, die sich selbst zerstören etc. Und bei dem Albumcover sieht man zwei schöne Frauen, die einerseits sehr schön und zur gleichen Zeit verstümmelt sind. Es ist eine Art von Metapher.

Wie kamt ihr in Kontakt mit eurem Label in Frankreich und wie zufrieden seit ihr mit deren Arbeit?
Kodiak ist das Label, bei dem wir unterschrieben haben und die nahmen dann Kontakt mit Listenable Records auf, die die internationale Verteilung übernahmen. Wir sind wirklich zufrieden mit ihrer Arbeit, da es das erste Mal seit dem Bestehen von No Return ist, daß wir so viele internationale Interviews haben. Selbst beim ersten Album hatten wir nur ein paar Kontakte zu deutschen Magazinen und das war es dann. Dieses mal ist es fantastisch. Wir stehen in Kontakt mit Leuten rund um die Welt, so.z.B. Kanada, U.S.A., ganz Europa, sogar Israel. Es ist verdammt viel Arbeit, aber wir sind sehr zufrieden.

Kennt ihr andere Bands von eurem Label und gibt es einen gewissen Zusammenhalt untereinander?
Von Kodiak kennen wir noch die Band Carnival In Coal. Manchmal haben wir die Möglichkeit miteinander live zu spielen. Es gibt also ein kleines Zusammengehörigkeitsgefühl.

Wann seht ihr ein Album als erfolgreich an?
Es ist soetwas wie ein Treppe.Wenn wir aus dem Studio kommen sind wir glücklich über das fertige Produkt und daß wir alles auf die Scheibe bekommen haben. Danach kommen die Reaktionen der Fans und des Livepublikums. Und natürlich wenn das Album sich gut verkauft. Das arbeitet alles zusammen.

Ist es wichtiger für euch in Frankreich anerkannt zu werden oder in Europa?
Wir wollen in ganz Europa anerkannt werden, da Frankreich keine große Metal/Rock-Kultur hat. Man ist unserer Musik gegenüber hier nicht ganz so offen, daher wollen wir sie in die ganze Welt exportieren. Um dir ein Beispiel zu geben: Das Album ‘Symbolic’ von Death hat sich in ganz Frankreich nur 800 mal verkauft.

Was ist denn die größte Szene in Frankreich? Wenn ich hin und wieder auf Konzerten in Straßburg bin, schien es mir dort viele Death Metal Fans zu geben.
Das ist eine gute Gegend von Frankreich, denn diese Art von Musik funktioniert hauptsächlich in diesem Teil von Frankreich oder in einigen großen Städten wie Paris oder Lilles. Weiter geht es nicht. Was die Leute heutzutage hören sind New Metal Acts. Das läuft im Moment am besten in Frankreich, aber nur mit internationalen Bands wie Korn oder Limp Bizkit. Die Leute hören sich keine französischen Bands an oder nur zu einem kleinen Anteil. Sie unterstützen ihre Bands nicht. Manchmal sehen sie französische Bands im Vorprogramm internationaler Bands, aber sie würden nicht extra zu einem Konzert einer französischen Band gehen.

Können wir No Return in Zukunft mal live erleben, entweder auf Tour oder auf einem Festival?
Wir werden in Tschechien ein kleines Festival spielen, das sich ‘Nuclear Storm’ nennt. In Wien sollen wir mit u.a. Kreator spielen, aber das ist noch nicht sicher und wir warten immer noch auf eine Bestätigung für eine Europatour im September.

Wenn ihr euch selbst interviewen könntet, was wäre die Frage, die euch noch nie jemand gestellt hat?
Wir würden uns wahrscheinlich fragen, warum wir immer noch versuchen das zu tun was wir tun, obwohl es ja hier in Frankreich offensichtlich nicht funktioniert.

Also dann mal bitte.
Auf der einen Seite mal, weil wir es wirklich leidenschaftlich gern machen und auf der anderen weil wir denken, daß wenn eine französische Band aus dem Metalbereich, egal ob wir oder jemand anders, den internationalen Durchbruch schafft, es die Blockade zerstören und sich dann einiges ändern könnte.

www.noreturn-web.com

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