Lowbrow scheinen so eine Art Nachkomme von Obituary zu sein, spielt doch Allen West bei ihnen die Gitarre, Sänger Rich war früher bei ihnen Roadie und produziert wurde ihr Album ‘Victims At Play’ von Donald Tardy. Daß bei so einer Konstellation nur Death Metal rauskommen kann und Fragen nach Obituary laut werden, ist nur verständlich. Sänger und Bandgründer Rich ließ sich von mir auf den Zahn fühlen.
Hallo Rich! Wie geht’s?
Hallo Lars. Erstmal danke für dein Interesse an Lowbrow. Mir geht´s gut, nur meinem PC nicht, der mußte vor ein paar Tagen zur Reperatur, weswegen ich auch mit der Antwort so lange brauchte.
Erzähl´ doch mal ein bißchen was über die Geschichte von Lowbrow.
Lowbrow entstand im Februar 1998, kurz nachdem ich auf der „Back From The Dead„-Tour für Obituary als Roadie gearbeitet hatte. Allen hatte kurz zuvor Six Feet Under verlassen und Obituary hatten zu der Zeit auch keine konkreten Pläne. Er wollte aber beschäftigt bleiben und irgendwas machen. Ich singe schon seit vielen Jahren wenn auch nur auf lokaler Ebene und kenne die Mitglieder von Lowbrow schon seit Jahren. Nach der Obituary-Tour telefonierte ich ein wenig herum und wir trafen uns in meinem Haus. Wir jammten ein wenig und es klang richtig gut, also vereinbarten wir ein zweites Treffen, zu dem auch Allen kommen wollte. Als ich dann bei diesem Treffen Allen und Ben zusammen hörte, wußte ich daß wir etwas hatten.
Wie kam es, daß ein paar Jungs von Nasty Savage (Florida’s erste True Meta-Band) bei dir einstiegen? Es ist doch ein wenig ungewöhnlich, daß solche Leute Death Metal spielen, oder nicht?
Ich kenne Nasty Ronnie seit 1985, als er in den Copy-Shop kam, in dem ich ar-beitete, um dort Flyer oder Zines zu kopieren. Er kam regelmäßig dorthin und brachte auch oft Ben und David mit, also kannte ich nach kurzer Zeit halt die Typen und somit auch Nasty Savage. Sie luden mich dann irgendwann ein, mal eine ihrer Shows zu besuchen und sie Live zu sehen. Das witzige ist, daß ich sie am Anfang überhaupt nicht mochte, aber je öfter ich sie hörte, desto mehr gefielen sie mir. Sie sind jetzt immer noch eine meiner Lieblingsbands und ich bin sehr froh, mit einigen von ihnen in einer Band zu sein. Ich sang sogar ein paar Backing-Vocals für Gardy Loo! ein, zusammen mit Ben und Richard. Aber das wichtigste ist die Tatsache, daß wir alle seit langer Zeit gute Freunde sind.
Für mich waren Nasty Savage auch nie richtiger True Metal wie Helloween oder sowas, ich sehe sie eher in der Thrash-Ecke. Aber sie haben sicher einen ganz einzigartigen Sound. Ich habe noch nie eine Band gehört, die ihnen nahe kam, obwohl mich Coroner manchmal an sie erinnern. Und würdest du die als Power Metal bezeichnen?
Naja, nicht wirklich. Was sind denn eure musikalischen Vorlieben? Das du Nasty Savage magst, ist ja nun bekannt, aber was tust du deinen Ohren sonst noch an?
Wir haben natürlich alle verschiedene Musikvorlieben, also kann ich da nur für mich sprechen. Ich mag Hardcore/ Punk wie Avail, Sick of it All, Warzone. Dann so Metalkram wie SOD, Slayer und so’n Zeugs. Aber auch Sachen wie Frank Zappa, die Beatles und Queen. Ich mag eigentlich alles mögliche, nur mit diesem Scheiß Country und der ganzen Dancemucke sollte man mir vom Leib bleiben, ich hasse den Kram!
Was bedeuten euer Bandname und der Titel des Albums?
Im wörtlichen Sinne bedeutet Lowbrow roh, geschmacklos, barbarisch, rück-ständig. Ich denke, daß sich alle Bandmitglieder darauf einigen können, daß Lowbrow eine gute Beschreibung für unsere Einstellung ist. Ben z.B. mag es sehr, abgedrehte Videos zu schauen, in denen Leute Scheiße fressen und mit dem Zeug spielen, es geht wohl nicht mehr Lowbrow als das! Und das ist nur ein Beispiel. Keiner von uns fühlt sich in der ‘echten’ Welt wohl, wir stehen alle ein wenig außerhalb dieser Welt.
Der Albumtitel ‘Victims At Play’ kam während der Recordingsessions auf. Der Song ‘Victims’ war live immer eine Granate und kam bei den Leuten gut an. Und die Aufnahmen waren sehr gut. Als wir dann einen Plattentitel brauchten, bot uns dieser Song eine Basis für verdammt viele Möglichkeiten. Wir schleppten dann dieses Intro mit dem Schüssen des Amokläufers an und die Idee für das Cover entstand dann quasi von selbst. Ich muß dir dazu noch sagen, daß sich das Cover in Europa von dem amerikanischen unterscheidet. Auf dem US-Cover sieht man drei Kinder mit Schußwunden, die auf einem Spielplatz liegen. Das Fotoshooting wurde an einem Samstag nachmittag in einem öffentlichen Park gemacht, als viele Familien mit Kindern dort waren und picknickten und spielten, während wir unseren Models Anweisungen wie ‘Seh‘ tot aus’, ‘Laß‘ Augen auf und starre einfach nur’ und ‘Drück‘ Gesicht in den Dreck’ gaben. Es war so klasse haha!
Wir betitelten das Album also mit ‘Victims At Play’ und waren ungefähr zwei Wochen später mit den Aufnahmen fertig. Am 20. April um 14:30 uhr, um genauer zu sein. An diesem Tag war auch das Massaker an der Columbine High School. Wir sahen das als Zeichen, das wir den richtigen Titel gewählt hatten.
Wer ist denn bei euch hauptsächlich für das Songwriting zuständig? Ihr seid ja alle gestandene Musiker, gibt’s da nicht auch mal Probleme?
Nein, Probleme gibt es eigentlich nie, da jeder von uns seinen Einfluß auf die Songs nimmt. Ich schreibe zwar alle Texte, würde aber auch jederzeit einen Text singen, der von einem der anderen Jungs kommt, aber bisher war das halt noch nicht der Fall. Die Musik wird hauptsächlich von Allen und Ben geschrieben. Sie kommen mit einem Rohgerüst an und arrangieren dann mit uns zusammen den Song.
Die Produktion eures Albums ist ja ziemlich gut geworden. Was mich überraschte, war die Tatsache, daß Donald Tardy hinter dem Mischpult saß. Ich wußte nicht, daß er da Skills hat. Wie war die Zusammenarbeit mit ihm für Allen? Gab es da irgendwelche Probleme?
Donald ist ein guter Freund von uns und wir haben jedesmal eine Menge Spaß mit ihm. Außerdem hatte er immer eine Menge Einfluß auf den Sound, wenn Obituary im Studio waren. Er war eine logische Wahl für uns, da er gerade verfügbar war und diese Arbeit halt liebt. Zwischen ihm und Allen gab es kein böses Blut in der Vergangenheit, also hatten sie auch keinen Grund, sich Probleme im Studio zu machen, im Gegenteil, die Zusammenarbeit war sehr gut. Allen hatte Vertrauen in Donalds Fähigkeiten und er bewies, daß er dieses Vertrauen verdient. Seine Art und Arbeitsweise trugen sehr dazu bei, daß alles sehr entspannt ablief und wir uns alle sehr wohl fühlten.
Hat Donald denn schon vorher als Produzent gearbeitet? Ist er gar beim Morrisound angestellt?
Nein, er hat quasi als freier Produzent gearbeitet. Er tat dies als einen Gefallen für uns, da wir wußten was er leisten kann und wir gute Freunde sind.
Wieso habt ihr euch denn für das Morrisound entschieden? Es gibt ja eine Menge Leute, die das Studio nicht mögen, da alle Produktionen von dort gleich klingen sollen? Wie siehst du das?
Es gab eine Menge Gründe, die für das Studio sprachen. Als Erstes hatten wir nur ein kleines Budget daß es uns nicht ermöglichte weit zu reisen. Und das Morrisound befindet sich in Tampa, quasi in der Nachbarschaft. Außerdem ist es in der ganzen Welt bekannt und hat einen gewissen Qualitätsstandard, den sie auch einhalten. Die Reputation des Studios ist also ein weiterer Vorteil des Morrisound. Also kann man sagen, daß Nähe, Reputation und Qualität ganz klar für Jim Morris und seinen Tempel sprachen.
Und zu der Meinung, daß alle Produktionen gleich klingen, kann ich nur sagen, daß ich nicht denke, daß wir wie die anderen Bands klingen, die dort aufgenommen haben. Und die neue Deicide wurde ja ebenfalls in dem Studio eingespielt und klingt ganz sicher nicht typisch für das Morrisound.
Werdet ihr auf Tour kommen?
Im Moment sind wir in Planungsgesprächen, um im Frühsommer 2001 nach Europa zu kommen und dort eine Tour zu spielen.
Da Allen in deiner Band ist, steht natürlich noch die Frage nach der Zukunft von Obituary im Raum, daran kommt man nicht vorbei. Hast du das Infos für mich?
Obituary haben anscheinend gerade etwas in der Mache, ob-wohl ich nicht daüber sprechen darf. Und obwohl Trevor eine neue Band am Start hat (sie heißt Catostrophic, er ist dort zusammen mit dem Sänger von Pyrexia) und Allen bei Lowbrow spielt, ist Obituary nicht tot. Ich bin mir da aber nicht ganz sicher und habe gestern mit Donald darüber gesprochen. Er wird diese Woche anfangen, Interviews zu geben, also wird die Welt wohl bald mehr wissen.
Du lebst ja in Florida, was hältst du denn von der ganzen Geschichte um die Präsidentschaftswahl? Ich finde es ziemlich beschämend für die einzige Supermacht der Welt, daß sie nicht einmal in der Lage ist, die Stimmen in einem Bundesstaat korrekt zu zählen…
Es ist mir egal, wer gewinnt, ich habe sowieso keinen dieser beiden Arschlöcher gewählt, die unterscheiden sich eh‘ nicht. Nein, meine Stimme gab ich für den Libertrian-Kandidaten Harry Browne. Er ist für die totale Freiheit und will Prostitution, Drogen und Glücksspiel legalisieren. Du kannst tun was du willst, solange du nicht betrügst, stiehlst oder tötest. Ich denke das macht Sinn.
Ok, das wär’s dann von meiner Seite. Hast du noch ein paar letzte Worte?
Well, danke für dein Interesse an Lowbrow. Jeder kann sich unter lowbrow_metal@yahoo.com an mich wenden und mit mir reden. Bye!
www.hammerheart.com
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