In Slumber Interview

Es überrascht nicht, dass das Zweitwerk der Österreicher dermaßen geil,
wohlüberlegt und ausgereift klingt. Wer die Arbeiten des Komponisten, Sängers und überragenden Gitarristen Wolfgang Rothbauer von Thirdmoon, Eisblut und natürlich auch das Debüt von In Slumber kennt, weiß mittlerweile, dass er nur 1-A-Qualität ins Rennen schickt. Ein wirkliches Kleinod, eine Göttergabe an melodischen Death Metal ist ihm mit seinem neuen Bandmitgliedern da gelungen! Und, dass es er in Denk- und Arbeitsweise meilenweit von gängigen Pfaden (sprich dem Mainstream) liegt. Das beweist auch folgendes Interview wieder einmal sehr deutlich:

Hallo Wolfgang. Euer zweites Album „Scars: Incomplete“ gefällt mir genauso gut wie Euer Debüt „Stillborn Rebirth“. Allerdings seid ihr im Gegensatz zu eurem Debüt zu einer richtigen Band mit 5 Musikern „angewachsen“. Die erste CD entstand nur mit 2 Musikern. Habt ihr die neuen Songs auch zusammen komponiert und stammt das Meiste wieder von dir?

Hallo. Danke, ja! Ich bin über die Entscheidung, In Slumber als eine richtige Band zu formatieren, sehr froh! Für „Scars: Incomplete“ waren Manuel und ich sehr intensiv am Ausfeilen der Songs beschäftigt. Ich war damit beschäftigt, kompakte und songorientierte Riffs zu visionieren, um die Emotionalität der einzelnen Songs hervorzuheben. Und Manuel übernahm den Part ums Arrangieren der Songs und behielt ständig den Überblick.

Immerhin war auch eine ziemlich lange Pause zwischen den beiden Alben. Über 3 Jahre. Ist diese dadurch entstanden, dass du neue Musiker gesucht und integriert hast, die Plattenfirma gewechselt hast oder ist dir solange nix eingefallen?

Ich bin in diesen 4 Jahren Thirdmoon treu geblieben, als zweiter Gitarrist bei Eisblut eingestiegen und hab verschiedene musikalische Projekte angefangen. Ich weis, das knappe 4 Jahre eigentlich eine lange Zeit ist, aber ich hab mich einfach nicht selbst unter Druck setzen wollen! Ich will nicht einfach nur ein Album schreiben, welches dann verkauft wird, sondern es soll Aggression sowie Melancholie und Atmosphäre in sich tragen! Natürlich hat es auch eine gewisse Zeit gedauert, bis sich die jetzigen Bandkollegen eingelebt haben!

Zumindest bei In Slumber hast du die Doppelbelastung von gleichzeitig Singen und Gitarre aufgegeben. Du bist mittlerweile „nur“ noch der Sänger. Fiel es dir schwer, dich bei In Slumber von der Gitarre zu trennen und dich auf deine Rolle aus Frontmann zu konzentrieren?

Ich fand einfach Gefallen daran, live nur die Vocals zu übernehmen, da ich viel emotionaler agieren kann. Es fiel mir eigentlich nicht schwer, da die Songs ja trotzdem von mir stammen.

„Scars: Incomplete“ wurde zusammen von Peter „Ziggy“ Siegfredsen und Tue Madsen produziert. Da habt ihr wohl in eurer Heimat Österreich aufgenommen und die Vorproduktion zum Mastern dann nach Dänemark geschickt?

Ja, wir haben Schlagzeug, Bass und Gesang in Pettenbach/Österreich bei Franz Pöhn (Studio Süd) aufgenommen. Danach sind Manuel und ich nach Dänemark gefahren und haben den Rest mit „Ziggy“ gemacht „Ziggy“ hat den Mix dann seinem Freund Tue Madsen zum Mastering gegeben. Bin froh darüber, diesen Schritt gemacht zu haben.

Beschreib’ doch bitte mal deine Heimatstadt Linz aus der Sicht eines Metallers!

Nun Linz (auch Stahlstadt genannt) ist eigentlich nicht mal so groß, was mir persönlich auch eher zusagt. Die Altstadt ist ziemlich klein. Aber das Wichtigste ist, dass 4 Metallokale vertreten sind! Im Posthof Linz (das größte und vitalste Zeitkulturhaus Österreichs) finden regelmäßig Metalkonzerte statt. Also in Linz gibt’s fast alles, was das Metallerherz begehrt!

Auf dem Debüt habt ihr als textliches Konzept das Borderline-Syndrom behandelt. Im neuen Album behandelt ihr Monologe eines menschlichen Wracks mit der Hingabe zur Selbstverletzung. Du interessierst dich wohl sehr für komplexe, psychologische Themen und Komplikationen?

Ja, auf jeden Fall! Das textliche Konzept umfasst, wie du schon sagtest, die Hingabe zur Selbstverletzung. Ich hab ein Faible für das Pathetische darin. Die verschiedenen Motive, welche sich dahinter verbergen, sind eben sehr bedrückend! Ich versuche dies lyrisch nicht leblos und brutal, sondern etwas edler, emotionaler und spiritueller zu gestalten. Die Tragik dahinter hat so etwas wunderbar Krankes und Befreiendes. Hass und Leid in einer übersinnlichen Welt, lyrisch dargestellt, finde ich emotionaler! Ich würde sagen; ja mich fasziniert das Kranke im Menschen! Ich kann mich da nur allzu gut identifizieren. Da Texte jedoch etwas sehr persönliches sind und es auch sein sollen, will ich auch nicht zuviel darüber verraten. Es liegt jeden frei, jene Texte für sich selbst zu interpretieren, da sie dann sicher intensiver wirken werden.

Wie ist denn das Cover zu interpretieren? Ich sehe einen gefallenen Schmetterling im düsteren Zwielicht, was nun wieder allerlei bedeuten kann und natürlich viel Raum für individuelle Deutungen lässt.

Eben, wir wollten Raum für individuelle Deutungen lassen! Das Konzept der Lyrics spiegelt sich in diesem Cover wieder und das Feine daran ist, dass es emotional wandelbar ist. Der Schmetterling soll die Verkörperung verschiedener Gefühlszustände darstellen. Fühlt man Hass, betrachtet man den Schmetterling als bedrohlich. Wenn man aber eine melancholisch düstere Textpassage fühlt, sieht man einen zurückweichenden verletzbaren Schmetterling.

Das neue Album brilliert durch Härte, Melodien aber auch durch mehrere gelungene Gitarrensolos. Wie wichtig ist ein Gitarrensoli für dich und In Slumber?

Gitarrensoli müssen eine song- und textorientierte Geschichte erzählen können. Dabei interessiert mich nicht, wie technisch oder wie schnell ein Gitarrensolo gespielt wird. Auf
„Scars: Incomplete“ hab ich nur 2 Soli gespielt, den Rest der Soli hat Simon komponiert. Er ist ein enorm begabter und gefühlsorientierter Gitarrist.

Du kommst in diesem Interview aber auf keinen Fall darum uns etwas über deine anderen Bands zu berichten! Wie kam es denn zum Beispiel überhaupt zu deiner Mitarbeit bei der Band Eisblut? Wolltest du vielleicht einfach mal nur weniger ernsthafte Musik machen und mehr Entertainment und Spaß haben?

Nun, die Idee wurde auf der gemeinsamen Eisregen-/ Thirdmoon – Tour 2000 geboren. Wenn ich mich bereit erkläre, mit anderen Leuten ein Projekt anzufangen, dann mach dies aus Überzeugung. Die Lyrics gefallen mir eben auch sehr gut.

Und dann, viel wichtiger: wann kommt denn endlich ein neues Thirdmoon-Album? Bist du immer noch auf Labelsuche dafür? Mir blutet das Herz, wenn ich nur daran denke, dass eine talentierte Band; die so originell auftrumpft sich überhaupt mit so etwas „Trivialen“ beschäftigen muss! Auf der anderen Seite werden durchschnittliche Bands wie etwa Trivium mit Lobeshymnen überschüttet…

Ja, ja, das Musikbusiness… Aber: Das Thirdmoon-Album Nr. 5 wird im Herbst 2007 über Maintain Records veröffentlicht! Mir gefällt die Ideologie des Labels. Die Leute darin sind wahre Idealisten, genau wie ich!

Im April geht ihr auf eine kleine Tournee hauptsächlich in Österreich. Wird mehr folgen? Habt ihr eigentlich Zeit dafür? Ihr geht doch sicherlich auch noch alle einem Beruf nach?

Auf jeden Fall kommt mehr! Deutschland-Besuche werden folgen! Jobmässig ist das natürlich so eine Sache, aber ich persönlich habe kein Problem damit! Jeder von uns zieht es vor, Musik zu machen! Wir spielen immer gerne und so oft wie nur möglich.

Euer neues Label wirbt für euch mit dem Slogan „In Slumber sind die Zukunft des europäischen Death Metals!“ Meinetwegen gerne. Trotzdem: ist das nicht etwas arg dick aufgetragen? Würdest ihr das eventuell anders formulieren wollen? Wie würdet ihr euch selbst beschreiben?

Ich selbst würde es wohl anders formulieren. Werbetechnisch gesehen ist dies jedoch ein feiner Satz. Jedes Plattenlabel wirbt natürlich aus seiner Sicht und Überzeugung für die eigenen Bands! Ich empfinde „Scars: Incomplete“ als sehr emotional, eigenständig und kraftvoll. Besucht uns einfach auf myspace.com/inslumber oder inslumber.com.

Diskografie:

– Stillborn Rebirth (2003)
– Scars: Incomplete (2007)

Line-Up:

Wolfgang Rothbauer – voc
Manuel Bauer – b
Robert Bogner – g
Simon Öller – g
Markus Pointner – dr

www.massacre-records.com/inslumber

www.inslumber.com
www.massacre-records.com

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