Virvum Interview

Virvum

Die Technical Death Metal Band Virvum aus der Schweiz ist mir mit ihrem Debütalbum „Illuminance“ äußerst positiv aufgefallen. Und ganz offensichtlich war ich nicht die Einzige, denn das Label Season Of Mist hat die Band kurzerhand unter Vertrag genommen und die Wiederveröffentlichung des Albums gestartet. Kurz vor der Europatour habe ich den Jungs ein paar Fragen geschickt.

Wie und wann seid ihr mit Virvum gestartet und warum hat es so lange gedauert, bis eure erste Veröffentlichung rauskam? Bitte stell die Mitglieder kurz vor.

Angefangen haben wir bereits 2007, damals als Jugendfreunde mit Hang zu harter Musik – Was lang nur so vor sich hindümpelte, wurde aber dann ca. 2013 zu einer ernsteren Sache, und wir fokussierten uns darauf, ein gutes Produkt zu erschaffen. Warum es so lange dauerte?

Weil wenn man etwas einigermassen originelles erschaffen will, was evtl. sogar etwas neues zum Genre beitragen kann, dies einfach enorm viel Aufwand bedeutet. Songs in dieser Stilrichtung lassen sich nicht durch jammen und improvisieren im Proberaum schreiben – dafür sind wir einfach zu untalentiert – sondern müssen vor dem Rechner mit grösster Sorgfalt komponiert, und immer wieder analysiert und verbessert werden.

Das Line-Up: Bryan Berger (Vocals), Nic Gruhn (Gitarre), Tobias Koelman (Gitarre), Arran McSporran (Bass), Diego Morenzoni (Drums)

Du hast zwischenzeitlich als Tour Gitarrist bei Fallujah gespielt. Wie kam es dazu? Welche Erfahrungen hast du in der Zeit gemacht?

Ich war schon seit dem Release des Debutalbums ein grosser Fan, habe die Songs bereits bestens gekannt, und stand lange schon übers Internet in Kontakt mit den Jungs. Dann kam irgendwann die Meldung, dass sie die angekündigte Europa-Tour wegen eines Personalproblems evtl. canceln müssten, also hob ich die Hand und sprang kurzfristig ein. Das war dann auch meine erste Tour überhaupt, eine sehr positive Erfahrung, welche dann auch einer der Hauptmotivationsfaktoren bei der detailverliebten Entstehung von „Illuminance“ war.

Bei genauem Hinschauen gibt es die US Band Deeds Of Flesh, welche den Begriff „Virvum“ wohl erfunden haben, und als „die Energie, welche alle Materien zusammenhält“ bezeichnen.

Welche Bedeutung hat euer Bandname?

In erster Linie bedeutet er nichts und wurde gewählt weil man ihn sich gut merken kann.

Bei genauem Hinschauen gibt es die US Band Deeds Of Flesh, welche den Begriff „Virvum“ wohl erfunden haben, und als „die Energie, welche alle Materien zusammenhält“ bezeichnen.

Diese eher Sci-Fi-lastige Auslegung passte bei uns dann halt bestens ins Konzept, welches wir mit „Illuminance“ anstrebten.

„Illuminance“ ist zunächst als Eigenproduktion veröffentlicht worden. Hattet ihr das so geplant oder gab es kein passendes Angebot von einem Label? Mittlerweile ist die Wiederveröffentlichung über Season Of Mist auf dem Markt. Wie ist es zu dem Deal gekommen? Seid ihr bisher zufrieden mit dem Label?

Wir gaben uns nach der Fertigstellung des Albums drei bis vier Monate Zeit, damit Labels sich das Material anhören können. Es hatten auch ein paar angebissen, aber die Deals, welche du als „neue“ Band angeboten bekommst, sind einfach nicht lohnenswert. Wir wussten, dass das Material gut ist, und entschlossen uns dann, das Release selber zu machen und dazu eine eigene Promokampagne zu starten.

Dass ein Deal mit einem Label wie Season Of Mist dann ca. ein Jahr später zu Stande kam, war irgendwie die logische Konsequenz, und in dem Sinne auch ein wenig so vorgesehen (oder besser gesagt erträumt).

Sind die Songs des Albums direkt vor den Aufnahmen entstanden oder habt ihr über die Jahre gesammelt?

Die Songs sind während eines Zeitraums von ca. 4-5 Jahren entstanden.

VirvumWo habt ihr aufgenommen? Seid ihr mit dem Resultat zufrieden? Wollt ihr bei der nächsten Scheibe etwas anders machen?

Aufgenommen haben wir an drei verschiedenen Schauplätzen – Bei mir zu Hause im Schlafzimmer (Gitarren), in einem Studio eines Freundes in der nähe von Bern (Drums), und in einem anderen Studio in der nähe von Zürich (Vocals). Gemixt und gemastert hat das ganze dann Christoph Brandes vom Iguana Studio in Freiburg. Christoph ist ein Meister seiner Künste, auf den wir auch künftig nicht verzichten wollen.

Ist das stimmungsvolle Cover nach euren Wünschen entstanden? Oder habt ihr ein fertiges Kunstwerk von Stigma Art ausgesucht?

Das Artwork hatte ich schon 3-4 Jahre vor dem Album Release von Sam Nelson gekauft, da ich es sehr inspirierend fand, und die Musik wurde dann sozusagen für das Cover gemacht, nicht das Cover für die Musik.

Magst du das Textkonzept von „Illuminance“ erläutern? Was hat euch beim Schreiben der Lyrics beeinflusst?

Es geht in erster Linie um Abstrakte, organische Lebensformen oder auch Dinge, die der Mensch mit seinen Sinnen evtl. gar nicht wahrnehmen kann. Gegen Ende des Albums dann auch um Spiritualität und Selbstfindung.

Einflüsse dafür gab es eigentlich nicht viele, das waren grundlegend eher persönliche Gedankengänge und evtl. ein paar SciFi-Filme.

Gastmusiker sind auf dem Album auch zu hören, oder?

Tobi’s Vater & Bruder haben beim Orchesterteil von „I: A New Journey Awaits“ mitgewirkt – Ansonsten gibt es keine Gastmusiker.

Besonders interessiert mich natürlich, ob ihr schon neues Material habt! Oder gibt es schon genaue Pläne für die nächste Veröffentlichung?

Ja, neues Material kommt langsam, aber fortlaufend zusammen. Realistisch für eine neue Veröffentlichung ist momentan 2019.

Habt ihr als Band oder persönlich musikalische Vorbilder?

Wenn es aber um Metal geht, gibt es bei uns schon ein paar gemeinsame Nenner: das sind zum Beispiel Animals As Leaders (Innovation), Chimaira (Songwriting & Musikalische Reife), Necrophagist (Technik) und auch viele andere.

Welche Bands oder Alben hört ihr momentan gern?

Grösstenteils nicht Metal, zum Beispiel This Will Destroy You, Tipper, Cygna, Sinoia Caves uvm.

Spielt jemand von euch auch in anderen Bands?

Bryan: Jaerven (Crust), Tobi: Grofbol (Modern Deathmetal)

Ihr steht gerade in den Startlöchern für die Tour mit Ne Obliviscaris und Allegeon. Welche Erwartungen habt ihr? Werdet ihr neue Songs spielen? Und steht eure Setlist schon? (Ich werde wahrscheinlich zu dem Konzert in Köln fahren.)

Die Ne Obliviscaris Tour kann eigentlich nur sagenhaft gut werden, da Bands top, Clubs top und wahrscheinlich das beste und grösste Zielpublikum dass wir je hatten. Cool, wir sehen uns dann in Köln! :-)

Wir es neues Merchandise für die Tour geben? Logo Patch wäre cool.

Sicher! Patches hoffentlich auch.

Welches waren eure bisherigen Gig-Highlights oder -Flops bisher und warum?

Da gab es einige Tops – Am meisten Spass macht es generell, wenn man bereits ein paar Konzerte der Tour hinter sich hat, und alles ganz automatisch ganz natürlich abläuft – Da muss man dann auch nicht mehr viel überlegen beim spielen und kriegt auch mit, wie das Publikum reagiert. Ob man vor 5 oder 500 Leuten spielt, spielt dabei keine Rolle, das Gefühl ist dasselbe.

Wie ist die Metal-Szene in Zürich und in der Schweiz allgemein aufgestellt (Bands, Fans, Clubs, Magazine)? Habt ihr Bandempfehlungen aus dem Underground für uns?

Die Szene ist nicht sehr gross, man kennt sich meistens gut, und wir sind mit einigen Bands aus der Region seit Jahren gut befreundet. Reine „Metal“-Clubs gibt es höchstens einen, das Z7 in Pratteln, das ist aber etwas weit weg für uns. In Zürich gibt es so 1-2 Bars, wo man sich ab und zu trifft.

Ein paar Band-Empfehlungen:

Omophagia – sind bei Unique Leader Records, dem führenden reinen Deathmetal Label weltweit

Defaced – Deathmetal auf sehr hohem Level

Sulphur Sun – Für Fans von Gorguts etc.

Last words? Irgendwas, was ich noch hätte fragen sollen?

Danke für das Interview – „Illuminance“ ist seit November 2017 überall erhältlich, wo es noch CD’s gibt, und auch online bei Spotify, Apple Music etc.

https://www.facebook.com/virvum/

https://virvum.bandcamp.com/album/illuminance

Fotos: Ciprian Ursu (?)

(Artikel aus Eternity #23)