Ahhhh, es ist Halloween! Um den semi-originellen Kostümen und den ebenso wenig erfinderischen Sprüchen kleiner Kinder zu entgehen, flüchtete man an diesem Abend ins Hamburger Logo. Dort hatten sich Ihsahn mit ihrem aktuellen Album „Àmr“ einquartiert. Als Support mit ins Boot geholt wurden Astrosaur und Ne Obliviscaris. Wenn auch unter dem Label progressiver Musik vereint, so haben sich doch sehr unterschiedliche Sounds auf dieser Tour zusammengefunden.
Das Publikum tröpfelt nach und nach in die Location und auch hier haben sich doch ein paar dem Feiertag gemäß herausgeputzt – natürlich schwarzmetallisch mit Corpsepaint oder ähnlichem. Astrosaur eröffnen das Konzert. Vor der noch etwas ausgedünnten Menge entfalten sich kosmische Landschaften. Zwischen den Songs wird keine Pause eingelegt und so wirkt das Set wie ein einziges, langes Stück, in das man versinkt. Doch die Band klingt nicht nur einfach nach Post Rock, sondern die Band setzt dem Hörer immer wieder wohl platzierte Blastbeat-Parts und Breakdowns ins Ohr. So richtig Stimmung will trotzdem nicht aufkommen und nach der knappen halben Stunde fragt man sich, ob die drei Musiker als Support für Long Distance Calling oder Leprous nicht besser aufgehoben gewesen wären.
Dass Ne Obliviscaris im Lande waren, ist noch gar nicht so lange her, doch die Hamburger dürsten nach mehr, das merkt man. Es ist voller und die Leute sind ausgelassener. Kein Wunder, die Australier liefern eine energetische Show ab, in die man Fäuste reckend und singend mit einstimmt. Die Songs sind ausgetüftelt lang – trotzdem werden nur fünf Songs gespielt. Die cleanen und gescreamten Vocals der beiden Sänger ergänzen sich gut und natürlich stiehlt die Geige (gespielt von einem der Sänger) den anderen Musikern ein bisschen die Show. Zu „Libera (Part I) – Saturnine Spheres“ steigt der Musiker ins Publikum und soliert gut gelaunt auf der Violine vor sich hin. Diese Inszenierung als moderner Paganini wirkt aber alles andere als hochgestochenen-virtuos, sondern im Gegenteil sehr sympathisch. Das nächste Mal dürfen Ne Obliviscaris gerne wieder Headliner sein!
Ihsahn bringen zu Anfang gleich drei Songs vom neuen Album. Schon hier merkt man, dass die Synthesizer den Unterschied im Soundgewand ausmachen. Danach wendet man sich langsam aber sicher noch progressiveren Gefilden zu. „Hiber“ ist da der erste Höhepunkt. Durch den lauten Sound sind die Songs live nicht immer so leicht bekömmlich. Da kommt Ihsahns „Do You Like 80’s Music?“-Ansage und das von einem klassischen Heavy-Metal-Riff getragene „Until I Too Dissolve“ zur Halbzeit gerade richtig. Das Publikum ist wieder ein bisschen verhaltener, wenn auch der Alkohol-Pegel steigt. Einige wollen dann doch einen Pit eröffnen, aber da sind die Umstehenden resolut. So resolut, dass es zu einer kurzen Rangelei kommt, in die Ihsahn von der Bühne mit beschwichtigender Handbewegung eingreift. Passenderweise werden die Songs nun härter. Die Emperor’sche Ader scheint häufiger durch, was mit Headbangen quittiert wird.
Vielleicht ist es der schon fortgeschrittene Abend, aber am Ende des Sets ist man schon ziemlich geplättet und während der drei Zugaben, lichten sich die Reihen. Dennoch kommt mit „The Grave“ der vielleicht interessanteste Song zum Schluss: Schwere, fast funeral-doomige Gitarren, Saxophon-Samples und wummernder Bass vom Synthesizer.
Fazit: Es war ein sehr abwechslungsreiches, gutes Konzert, doch der Beigeschmack der Länge trübt das Erlebnis.
Fotos: Marcus Buehler