Hateful Agony Interview

Die Weltherrschaft oder wenigstens Dosenpfand

Hateful Agony

Mit Hateful Agony kann Deutschland eine weitere großartige Thrash-Band vorweisen. Die Band ist seit Jahren besonders live recht aktiv. In der mittlerweile über 20-jährigen Bandgeschichte sind natürlich so einige Songs entstanden. Nach vielen Veröffentlichungen, die in Eigenregie produziert wurden, haben die Jungs im Jahre 2018 zum ersten Mal ein Album bei einem Label veröffentlicht. Tom (Trommler) stand mir Rede und Antwort für dieses Interview.

Hallo Tom, der obligatorische Einstieg ist natürlich nach der Gründungsgeschichte Eurer Band Hateful Agony zu fragen.

Wir haben uns 1997 im Auto unseres Gitarristen gegründet, da wir unzufrieden mit der musikalischen Ausrichtung und der Unprofessionalität unserer damaligen Band waren. Matt und ich wollten halt Thrash spielen. Ziel war eigentlich bloß, ein Demo aufzunehmen und mit ein paar befreundeten Musikern live zu spielen. Nach dem Demo kamen dann halt sechs Alben, zwei Europatouren und Einzelgigs mit Bands wie Tankard, Immolation, Legion Of The Damned, Flotsam And Jetsam etc. zusammen.

Seit Eurer Gründung gab es diverse Besetzungswechsel. Wenn ich das richtig recherchiert habe, bist du, Tom, das einzige Gründungsmitglied geblieben. Wie kam es dazu und ist das aktuelle Line-Up jetzt stabil? Natürlich wollen wir auch das aktuelle Line-Up kennenlernen…

Viele Leute haben eine vollkommen falsche Vorstellung davon, was es bedeutet in einer Band zu spielen. Die Meisten wissen nicht, wie viel Arbeit damit verbunden ist. Unser letzter Gitarrist kam ständig zu spät zu Proben (und ich rede hier nicht von 10 oder 20 Minuten) hat keine Konzerte organisiert, dafür ständig welche abgesagt und anstatt Werbung für Gigs zu machen Fotos von sich selbst gepostet. Du triffst halt sehr viele „Musiker“, die sich bei einer bekannteren Band ins gemachte Nest setzen wollen und sich dann relativ schnell wieder verpissen, wenn es darum geht selber etwas beizutragen. RICHIE (Vokills) ist Anfang 20 und arbeitet im Irrenhaus, trinkt alles, was er nicht selbst zahlen muss und liegt gern bekifft im Bett, um Angry Birds zu spielen. Musikalisch ist er im Punk und Thrash zuhause. TIMO (Guitar) ist Anfang 20 arbeitet in der Hasenzucht, kommt ständig zu spät, hat keine Ahnung von Thrash, hört Trivium und wurde von uns aus der Band geschmissen, da er absolut unzuverlässig ist, ein Ersatz wird gerade angelernt. KIMON (Bass) ist Mitte 20 arbeitet beim hessischen Rundfunk als Orchesterwart, trinkt mit Vorliebe Bier und Schnaps und hört alles von Running Wild bis Kreator. TOM (Drums) ist mit seinen 40 Jahren der Bandopa arbeitet als Lagerist, trinkt hauptsächlich Bier, Kaffee und Wasser, interessiert sich für Geschichte, geht skaten und hört Metal und Hardcore/Punk der 80iger.

In welcher Ecke siehst du euch eher: Old School oder New School Thrash Metal?

Für mich ist es einfach Thrash, Basta! Ich sehe keinen Unterschied zwischen vier Typen, die Thrash 1986 und Thrash 2018 gespielt haben. Das Genre war ja auch nie wirklich tot. Selbst in den verhassten 90igern gab es Bands wie Warpath, Altered Vision, Ritual Carnage, die die Fahne des Thrash hochgehalten haben. Ich selbst spiele diese Musik halt, weil ich sie liebe und damit 1989 infiziert wurde und aufgewachsen bin. Wir haben uns ja auch zu einer Zeit gegründet, als das Genre out war und wir uns einige Scheiße anhören durften, solche „alte“ Musik zu spielen. Wir wollten die Musik machen, mit der wir aufgewachsen sind, und die wir selber kaufen würden, um es auf den Punkt zu bringen.

Ihr habt seit der Gründung regelmäßig Tonträger veröffentlicht. Auffällig ist die längere Pause zwischen „Forward Into Doom“ und dem aktuellen Album „Plastic Culture Pestilence“. Hattet ihr eine kreative Schaffenspause eingelegt?

Nein, wie du ja weißt sind wir 2014 von Violent Creek Records unter Vertrag genommen worden, die das alte Album nochmal rausbringen wollten. „Forward Into Doom“ erschien ursprünglich schon 2012 als Eigenveröffentlichung. Nach der 2. Veröffentlichung der Platte sind wir auf ausgedehnte Europa Tour gegangen und haben auch erstmal wieder neue Leute anlernen und Songs schreiben müssen. Das hat uns einige Zeit gekostet.

Wo und mit welcher Unterstützung ist die aktuelle Scheibe „Plastic Culture Pestilence“ entstanden?

Mit Sebastian Moser im Grotesque Studio, im September (Drums) und November 2017 (Guitars, Vocals, Gang Shouts, Solos, Bass).

Ich sehe keinen Unterschied zwischen vier Typen, die Thrash 1986 und Thrash 2018 gespielt haben.

Hast du interessante Geschichten von den Aufnahmen zu berichten?

Wir sind vollkommen verkatert bzw. noch gut besoffen mit drei Paletten Bier im Studio eingelaufen, da wir den Tag vorher noch in Innsbruck live gespielt haben (großartiges Konzert, toller Moshpit und vor der Tür zwei Leute, denen wir erst geholfen haben ihren Joint zu drehen und die dann mit abgebrochenen Bierflaschen aufeinander los sind. Da soll einer sagen, das Kiffen nicht aggressiv macht). Ich habe zwei Stunden im Auto gepennt und danach gleich das nächste Bier gegen die Schmerzen aufgemacht und gleich die Schlagzeugspuren in zwei Tagen eingespielt. Wäre ich nüchtern gewesen bzw. noch schlimmer, hätte ich Kaffee getrunken, wäre das Ergebnis wohl noch hektischer und schneller ausgefallen. Ich liebe Bands wie Sadus, Hellwitch, Insanity etc. Als Richie seine Vocals eingesungen hat, haben die Scheiben gewackelt. Das war sehr imposant anzusehen. Timo hat auf langsame Parts seine Solos geshreddert und auf die Schnelle irgendwelche Blues-Skalen gespielt, was total beschissen klang. Wir haben ihm geraten, es einmal andersherum zu probieren und das Ergebnis klang großartig.

Seit der Veröffentlichung von „Plastic Culture Pestilence“ sind jetzt einige Monate ins Land gezogen. Wie sind die allgemeinen Resonanzen?

Kritiken waren bis auf drei Ausnahmen alle gut bis sehr gut. Irgendwelche Kasper, die Alice In Chains mögen, haben uns verrissen, da wir ihnen zu schnell waren. Unter anderem wurde auch unsere Unkommerzialität bemängelt, haha. Wenn man bedenkt, wie viele Fans zum Beispiel Cannibal Corpse haben, ist die Meinung absolut nicht mehr zeitgemäß. In den großen Magazinen waren die Kritiken alle sehr gut. Im Legacy zum Beispiel waren wir bei den Tipps des Monats dabei, im Metal Hammer gab es eine super Kritik und Interview etc. Auf Konzerten verkaufen wir immer gut Merch. Den Leuten scheint vor allem das Cover der neuen Platte sehr gut zu gefallen.

Wie denkst du im Nachhinein über „Plastic Culture Pestilence“? Immer noch zufrieden?

Ich liebe die Produktion des Albums, da hat Basti wirklich einen tollen Job abgeliefert. Erinnert mich an die Sachen aus dem Morrissound Studio. Einige Fills von mir finde ich im Nachhinein etwas unsauber, aber bisher hat sich außer mir selbst noch niemand darüber beschwert und mit einigem Abstand findet man immer wieder mal Sachen, mit denen man nicht ganz zufrieden ist. Sollte ich irgendwann mal die aus meiner Sicht perfekte Platte abliefern, höre ich auf, haha.

Hateful AgonyIhr hattet für die Aufnahmen Gastauftritte diverser Musiker. Wer kam auf die Idee und wie lief das über die Bühne?

Das war meine Idee. Wir laden ja oft mal Freunde oder Idole von uns für Gastauftritte auf einem Album ein. Burkhard von Hate Squad arbeitet auch bei unserem Label und ich kenn Hate Squad seit man damals ihr Demotape bei EMP bestellen konnte. Ich habe Burkhards Tourstories im Rock Hard gelesen und diverse Hate Squad CDs bei mir im Regal stehen. Da lag es nahe ihn mal zu fragen. Chris Zenk von Erosion/Minotaur habe ich im Netz kennen gelernt. Ich glaube, ich habe 1993-1994 keine Veröffentlichung öfter angehört, als die dritte Erosion. Wir wollten ihn eigentlich schon für unsere „Carnivore“-Coverversion von der „Forward Into Doom“ Platte als Gastsänger haben, da hatte er aber leider keine Zeit. Als wir das erste Mal „Eternal Punishment“ im Proberaum spielten, dachte ich: „Mensch das Ding klingt ja wie ein alter Erosion Song“. Da lag es nahe ihn einfach mal zu fragen und Rainer, der auf der „Thoughts“ CD von Erosion zu hören ist, hat das Ganze aufgenommen. Das war für mich wie ein Weihnachtsgeschenk, als ich den Track das erste Mal hörte, haha. Chris brüllt immer noch wie ein Hafenarbeiter, der seine Frau beim Fremdgehen erwischt. Den Poltergeist Sänger hab ich im Netz kennen gelernt und eine gemeinsame Bekannte hat ihn auf ein Konzert von uns mitgeschleppt. Ich liebe gerade die erste Poltergeist und da bei dem ganzen Gebrüll noch eine melodische Nuance fehlte, fragte ich ihn einfach.

Ihr habt in Deutschland einen relativ guten Namen in der Thrash-Szene und eine eingeschweißte Fangemeinde. Wie sieht es im Ausland mit der Fangemeinde und Auftrittsmöglichkeiten aus?

Gut, du kannst als Thrash-Band in so ziemlich jedem Land auftreten ohne Angst haben zu müssen, dass nur drei Leute kommen, außer wenn Voi Vod in der Stadt sind, was uns leider in Hamburg und Amsterdam passiert ist, haha. Problem sind halt eher die Mitmusiker. Wenn du da so ne DIVA dabei hast, die immer jammert und der alles zu viel wird, hast du dann auch schnell Stunk und schlechte Laune dabei. Ich spiel überall für Spritgeld und Bier, ist mir scheißegal – ich kann‘s auch kaum erwarten, mich wieder in einen Van zu setzen und jeden Tag woanders aufzutreten. Immer noch besser als jeden Tag acht Stunden in irgendeiner Fabrik zu sein, umgeben von Vollhonks, die nur Interesse an Fußball und ihrem Auto haben und die Weltsicht der Bildzeitung ungefiltert übernehmen.

Wie oft probt ihr zusammen und wie läuft das Songwriting bei Euch ab?

Wir proben leider nur noch einmal in der Woche, da wir alle in verschiedenen Teilen Deutschlands wohnen und arbeiten. Das ganze dauert meist 2-4 Stunden. Beim Songwriting bringt jeder seine Riffs, Lyrics und Ideen ein und ich füge das Ganze dann wie ein Puzzle zusammen.

Worüber handeln eure Texte?

Alles was meine Gedankenwelt beschäftigt und zur Musik passt: Horror Filme, Geschichte, Sozialkritisches, Massenmörder. Zusammengefasst: Die Schattenseiten der menschlichen Existenz bzw. Psyche. Die Texte sind mir sehr wichtig, ich bin mit Bands wie Nuclear Assault, Sacred Reich, Dead Kennedys, M.D.C. aufgewachsen, wo die textliche Seite genauso wichtig war wie die Musik. Wenn mir bei diversen Bands die Texte zu blöd sind, hör ich es mir gar nicht erst an.

In wie weit hat das Cover einen Zusammenhang mit den Tracks?

Das Cover steht halt für die negativen Auswüchse unserer Zeit, Korruption, Geldgier, Konformität, Gedankenkontrolle, Umweltverschmutzung etc. Die Welt ist sozusagen das Schachbrett der Mächtigen und wir sind ihre Figuren. Jeder versucht rücksichtslos seine eigenen Interessen durchzudrücken. Da die Songs größtenteils thematisch in dieselbe Kerbe schlagen, passt das wie die Faust aufs Auge. Der Visuelle, musikalische und lyrische Aspekt ergänzen einander.

Was wollt ihr mit dem Titel „Plastic Culture Pestilence“ ausdrücken?

Da geht es um die Verlogenheit unserer Zeit. Jeder versucht sich selbst in einem möglichst guten Licht zu präsentieren, sei es in den sozialen Netzwerken, im Job, Familie etc. Aber alles ist aufgesetzt, nicht mehr echt. Plastik sozusagen. Musik, I-Phone Tussis, Lifestyle-Blödsinn, Arbeiten um zu konsumieren und danach auf‘s Abstellgleis in irgendein Heim, Gleichschaltung in Schulen, Medien und am Arbeitsplatz, banale oberflächliche Unterhaltung und Sportereignisse, um von der Realität und unangenehmen politischen Entscheidungen abzulenken. Panem et Circenses. Georg Orwells 1984 wird Realität.

Warum sollte man sich eher eure Scheibe kaufen, als eine Neuerscheinung von „alten & großen“ Thrash Bands, welche ja im Moment relativ ordentlich abliefern? Was hebt euch von den Bands ab?

Ich denke, diese Bands haben schon genug Geld. Metallica zum Beispiel ist eine Firma mit eigenen Mitarbeitern. Da kann man ruhig auch mal ein paar Underground Bands unterstützen. Wir brauchen auch mal neue Socken. Außerdem müssen Underground Bands sich oft noch beweisen und bessere CDs und Liveshows abliefern um Anerkennung zu ernten, als die großen Acts, deswegen denke ich, ist die Qualität im Underground höher als bei etablierten Acts. Wir kämpfen um jeden einzelnen Hörer.
Was uns abhebt, ist wahrscheinlich, dass es für uns kein Beruf ist und wir uns nicht Einflüssen von außen beugen müssen, zum Beispiel von irgendwelche Label- oder Managervorgaben. Jungs schreibt doch mal ne Ballade, hahahaha. Wir sind auch nach wie vor selbst Fans und ich gehe, ehrlich gesagt, lieber auf die kleinen Konzerte als die Großen.

Haltet ihr heutzutage Samplerbeiträge noch für sinnvoll?

So lange man dafür nicht zahlen muss, finde ich es super. Du hast als Hörer schon gleich einen guten Überblick über einen Haufen Bands. Wir haben schon eine Broken Bones Coverversion für einen Punk-Tribute-Sampler aufgenommen und einen Mutilator Covertrack für einen Südamerika-Tribute-Sampler. Wir waren auch mit unseren eigenen Tracks schon auf diversen Thrash-Compilations vertreten, von manchen wusste ich selber auch nichts und habe sie erst nach einiger Recherche im Netz gefunden.

Ihr seid bei dem relativ neuen Label Violent Creek Records unter Vertrag. Wie kam das zustande und seid ihr mit der Zusammenarbeit zufrieden?

Ich hab denen halt einfach mal nen Track von uns geschickt, woraufhin nach einer kompletten CD von uns gefragt wurde. Also hab ich ihnen unsere „Forward Into Doom“ CD zukommen lassen woraufhin sie mich fragten ob wir Bock auf eine offizielle Veröffentlichung hätten. Woraufhin ich vor Freude erstmal durchs Dach gesprungen bin! Wer sagt da schon Nein?? Das Label leistet großartige Arbeit, wir mussten halt an einige Sachen erst noch lernen da es für uns neu war und wir ja vorher nur Eigenproduktionen die wir selbst vertrieben haben veröffentlichten. Menschlich passt das auch gut zusammen. Ich bin zufrieden ja.

Euer aktuelles Album erschien auch auf Vinyl. Wie steht ihr zu dem derzeitigem „Vinyl-Boom“?

Ich bin ja noch ein Kind der Vinyl Generation, deswegen habe ich mich auch wahnsinnig gefreut, als wir die Option auf eine Vinyl-Veröffentlichung erhielten. Es war schon ein magisches Gefühl mal Vinyl von der eigenen Band in der Hand zu halten noch dazu mit Gastsängern von Bands, mit denen ich aufgewachsen bin. Der derzeitige Vinyl-Boom ist angeblich schon dieses Jahr an der Spitze angekommen. Das nächste große Ding werden wohl Kassetten. Ich fände es schade, wenn es wirklich nur ein kurzlebiges Revival geworden wäre.

Wie lief die kleine aber feine Tour im Jahr 2018?

Gut, vor allem in Nürnberg und Tschechien war viel los. Wir waren zwar nach 5 Tagen alle krank, da wir im selben Van fuhren, haben uns aber wacker geschlagen. Über die Tour kann ich ein Buch schreiben, von zahnlosen Groupies, riesigen Hornissen bis hin zu Obdachlosen die uns abstechen wollten, war alles dabei.

Wieviel Konzerte habt ihr in eurer Bandgeschichte schon hinter euch?

Dürften an die 300 gewesen sein.

Welches war euer bester/größter Gig?

Unser bester Gig war in der Glockenbachwerkstatt 2005, ein alter Punkschuppen in München, wir hätten mit Saidian und ner Schülerband spielen sollen. Saidian hatten abgesagt, weil sie zu professionell für Punkschuppen und Behringer-Verstärker waren. Also blieben nur noch wir und die Schülerband. Ich hatte überhaupt keinen Bock auf den Gig. Die Schülerband erfüllte dann auch alle Clichés, kurze Haare, Zahnspangen und Nirvana und Metallica Coverversionen. Als wir auf die Bühne gingen, fingen unsere Fans sofort an zu pogen und zu stagediven, die 15-18 Jährigen, welche wegen der Schülerband gekommen waren, schauten sich das 3 Songs lang an und machten dann mit. Das war nur noch ein Knäuel von Leuten, mir plumpste ein Stagediver ins Schlagzeug, Völkel (ein Kumpel von uns, der auf Wrestling steht) stellte ne Leiter auf die Bühne und machte von der obersten Stufe ein Salto ins Publikum während mir wieder die Leiter ins Schlagzeug fiel. Die Mikros wurden dauernd umgeschubst, unsere Gitarristen bekamen Stiefel von Leuten in die Fresse, die von den Monitorboxen sprangen und der Schweiß tropfte von der Decke. „Good friendly violent fun“ halt. Der größte Gig bisher war auf dem Sticky Fingers Festival vor 850 Leuten mit Bands wie Agnostic Front, Pro-Pain und Soulfly.

Welches war das übelste Konzert?

Erbietas Bar Schweiz, weil kein Schwein da war, noch nicht mal der Veranstalter und irgend ’ne Stadt am Chiemsee, wo wir 2 mal gespielt haben und auch nur 4 – 8 Leute auftauchten.

Wie kommen im Durchschnitt eure Songs live an?

Sehr gut – früher war es noch wilder aber seit fünf bis sechs Jahren geht halt irgendwie eine andere Art von Mensch auf Metalkonzerte, alles irgendwie recht spießig geworden. Die Leute bangen zwar und es gibt Pits, aber das dauernd Diver auf die Bühne und in die Instrumente fliegen sehe ich nur noch selten. Komischerweise ist das nicht nur bei uns der Fall. Die Zeiten in denen du auf Thrash oder Hardcore Konzerten fast keine Frau vor der Bühne gesehen hast, weil es einfach zu extrem war, sind wohl vorbei. Heute wird halt mehr gefilmt als abgegangen.

Was habt ihr vor, während und nach eurem ersten Gig gefühlt?

Das ist jetzt 20 Jahre her, schwer das wieder zu rekapitulieren. Wir hatten damals ne Sodom und ne Destruction Coverversion im Set und der Michi von Secrets Of The Moon hat noch Gitarre gespielt. Die Leute haben geheadbangt und das Betonohr (Münchner Szeneurgestein) hat uns ein Lob ausgesprochen: „Mensch das klingt ja wie 1985“. Wir waren am Tag vorher saufen, haben uns aber anscheinend doch amtlich geschlagen.

Was hältst du von der derzeitigen deutsche Thrash-Metal-Szene und hat sich alles eher zum Guten oder Schlechten in den letzten paar Jahren gewandelt?

Wir verstehen uns mit den älteren Bands besser, da sie oft wesentlich authentischer sind als die Jungen. Viele von den Neuen haben sich gar nicht richtig mit der Musik beschäftigt, wenn du die auf Dark Angel oder Rigor Mortis ansprichst, bekommst du als Antwort höchstens: „Den Film hab ich, glaub ich, schonmal gesehen.“ Neulich stand einer vor mir und hat mich gefragt, ob ich schon ne Karte für Metallica und Ghost hätte. Bei vielen hat man den Eindruck, dass sie ihre Bands nicht aus Liebe der Musik wegen gegründet haben, sondern als Karriereoption. Die Zeiten, wo man gemeinsam Backstage vor dem Gig getrunken und über Klassiker und Underground Tipps schwadroniert hat, scheinen vorbei zu sein. Heute wird auf‘s IPhone geglotzt und die Gitarre geputzt. Diverse Gagenforderungen und Catering-Listen gehen auch als Realsatire durch. Zum Guten: Auf jeden Fall, dass man wieder mit vollen Häusern rechnen kann, auch bei reinen Thrash-Veranstaltungen. Dass es wieder Labels gibt die Thrash Bands signen. Alte Hasen zum Teil wieder tolle Platten machen und gerade Länder wie Griechenland oder Italien großartige Szenen mit tollen Newcomern bieten, die sich auch mit der Musik beschäftigt haben die sie spielen. Zum Schlechten: Zu viele JUZ-Rockstars und Egodeppen und durch solche Sachen, wie die Wacken Beiträge im Fernsehen Big 4 DVD etc. viele Spießer mit Wochenen-Heavy-Metal-Verkleidung, die sich über pogende und headbangende Fans aufregen und anscheinend aufs Konzert gekommen sind, um ihre Handykamera der Band zu präsentieren. Leute die alles umsonst haben wollen – Merch, Eintritt etc. alles ist zu teuer, aber dann aufs Rockavaria oder Rock Am Ring gehen wofür sie anscheinend doch Geld zu haben scheinen.

Bist du von Downloadseiten – Foren – Blogs bzw. boomenden Streamingseiten oder Youtube eher abgeturnt oder begeistert?

Nutz ich selber gerne, wenn es meine eigene Band betrifft finde ich es allerdings ganz schröcklllliiiiccchhh. Spaß beiseite. Ist halt leider ein Teil unsere Zeit geworden. Ich nutze solche Sachen allerdings nur zum reinhören und kaufe dann das Produkt oder geh zu nem Kumpel, der die CD von der Band hat und tape die mir, wenn die Produktion zu modern ist, haha. Ich trade nach wie vor auch gern, dadurch haben sich schon langjährige Freundschaften um den ganzen Globus ergeben. Immer wieder schön wenn man die Leute dann auch auf Festivals mal persönlich kennen lernt.

Steht ihr in Kontakt zu anderen Thrash Bands?

Nein, wozu?? Wir spielen immer alleine bei uns im Keller. Aber ich habe gehört, dass Violent Night, Erosion, Hate Squad, Intruder, Sacrificial Blood, Exarsis, Chronosphere, Ratos De Porao, Suicidal Angels, Released Anger, Stagewar, Shotgun, Conflicted ganz dufte Typen sind, die tolle LaLa machen.

Fanzines: Lieber gedruckt oder online, und warum?

Den Laptop nehme ich ungern mit auf‘s Klo.

Was sind deine Träume in Bezug auf die Band?

Die Weltherrschaft oder wenigstens Dosenpfand.

Was können wir in naher Zukunft und was auf lange Sicht von der Band erwarten?

Gute Frage, ich hoffe wir spielen nächstes Jahr einige größere Open-Airs, Anfragen sind raus. Außerdem für 2019 haufenweise Auslandskonzerte und ein Beitrag für nen Death-Tribute-Sampler.

Jetzt kannst du noch ein paar Schlussworte loswerden:

Wir werden sehen, sprach der Blinde und fiel in den Abgrund vor dem er stand.

Hateful Agony

hatefulagony.de
facebook.com/hatefulagonythrash

Fotos: Band

 

Interview aus Eternity Nr. 24