Fragments of Unbecoming Interview

Der Erstling der deutschen Death Metaller FRAGMENTS OF UNBECOMING fällt schon auf Anhieb durch die erstklassige Aufmachung ins Auge. Und dieser erste positive Eindruck wird durch die enthaltenen sechs Songs sogleich bestätigt. Die Jungs zeigen hierbei eine deutliche Vorliebe für gesamte Bandbreite des schwedischen Death Metals.
Lest nun, was Sascha (Gitarre) mir zu erzählen hatte.

 

Wie seid Ihr auf den Bandnamen gekommen und worin liegt seine Bedeutung?
Man könnte jetzt anfangen über eine Namensfindung ausschweifend zu philosophieren, letztendlich war es aber so, daß wir über einen kleinen Zeitraum hinweg, nach Bandgründung, mehrere Namen zur Auswahl hatten. Jene waren teils erfunden, teils irgendwo mal gelesen oder gehört. Für „Fragments Of Unbecoming“ haben wir uns zum einen aufgrund seiner Einmaligkeit unter einem Meer aus oft sehr ähnlich klingenden Bandnamen und zum anderen aufgrund seines guten Klangs entschieden.
Zur Bedeutung kann man lediglich sagen, daß wir uns als Fragmente eines gemeinsamen musikalischen Produkts sehen, welches danach ringt, mit der Zeit an Vollständigkeit zu gewinnen und zwar in diesem Sinne, daß wir den Ergeiz haben, immer bessere Kompositionen zu schreiben. Hinzufügen müßte ich aber, daß es für meinen Geschmack sehr viel wichtiger ist, einen Bandnamen mit gutem Klang und einer optischen Zugehörigkeit (bezogen auf den grafischen Stil) zu kreieren, als irgendeine pseudointellektuelle Bedeutung von vorneherein festlegen zu müssen, um sich dann möglicherweise textlich oder musikalisch an ein Konzept zu binden. Wobei, es gibt sicherlich Fälle, bei welchen es erstaunlich gut funktioniert.

 

Wie würdet Ihr Eure Musik beschreiben?
Schwierige Frage, zumal ich kürzlich auf einer Party in einer sich um Musik drehenden Unterhaltung mit anderen gemeinsam den Konsens erzielte, daß es schwer ist, Musik zu beschreiben, ohne Vergleiche mit anderen Bands zu ziehen (speziell dann, wenn jemand beispielsweise noch nie etwas von At The Gates und Konsorten gehört hat). Zudem enden Vergleiche mit anderen Bands oft mit maßloser Selbstüberschätzung oder Verdrehung der Tatsachen. Stilistisch spielen wir wohl eindeutig skandinavischen Death-Metal, zu neunzig Prozent das Auge auf Schweden gerichtet. Dies war auch die Motivation der Bandgründung, da jeder von uns seine eigene Band hatte/oder noch hat und hier speziell Stefan und ich unsere Faszination für schwedische Bands von Anfang der neunziger bis heute ausleben wollen. Mit „Bloodred Tales“ haben wir für uns den ersten Schnitt durch diese Dekade gemacht, d.h. musikalisch ist auf dieser CD alles enthalten, was uns in dieser Zeit wichtig war und ist. Von brachialen Oldschool-Riffs über melodische Twin-Guitar-Harmonien, von langsamen Instrumentalpassagen über High-Speed-Black/Death-Metal-Attacken ist alles dabei, was unser eigenes Süppchen würzt. Guten Appetit!

 

Ist die ‚Bloodred Tales chapter 1. The crimson season‘ MCD Eure erste Veröffentlichung? Wie seid Ihr mit dem Endprodukt zufrieden? Ist der Sound so geworden, wie Ihr ihn Euch vorgestellt habt?
In der Tat ist diese MCD unser erstes Output überhaupt, da wir den Weg über ein Demotape nicht gehen wollten. Von vorneherein war klar, daß wir unseren Songs einen professionellen Sound verpassen wollten. Hierbei wäre eine Kassette soundtechnisch ein kleines Hindernis gewesen. Zudem bin ich der Ansicht, das heutzutage immer weniger Demos gekauft werden und man sich als Band mit einer MCD auch besser präsentieren kann.
Mit dem Endprodukt sind wir im großen und ganzen sehr zufrieden, sowohl von der Produktion als auch vom Optischen. Hier und da gibt es sicherlich Details, die es bei dem nächsten Release zu verbessern gilt, jedoch ist nichts natürlicher, als eine gesunde Kritik an seinem eigenen Release. Der Sound, speziell der Gitarrensound ist besser geworden, als wir uns erhofften, demnach können wir sehr zufrieden sein. Es ist zwar kein Fredman-Sound, aber das muß es auch nicht sein.

 

Wo wart Ihr in Studio? Wart Ihr zufrieden, könnt Ihr es empfehlen?
Wir waren im Stellwerk Studio, ganz in unserer Nähe. Dort haben schon Bands wie Veneral Disease oder Legacy aufgenommen, somit war uns der Ingenieur nicht unbekannt und daher auch erste Wahl. Empfehlen können wir dieses Studio in jedem Fall, da die Atmosphäre sehr entspannt ist.
Man muß auch nicht innerhalb von wenigen Tagen alles komplett fertigbekommen, was sehr vorteilhaft ist, wenn jeder seiner täglichen Arbeit nachgehen muß. Somit haben wir in Ruhe über mehrere Wochen hinweg nach und nach die Songs eingespielt und abgemischt bzw. gemastert. Das Studio ist zudem sehr gut ausgerüstet und das Preis-Leistungs-Verhältnis war top, was will man also mehr.

 

Gibt es ein Textkonzept? Wovon handeln die Texte?
Ein Gesamtkonzept gibt es tatsächlich, wobei wir von jedem einzelnen Gesamttext die Hauptaussage zu einem Fragment kompensiert haben, um somit die lyrische Stimmung zu verstärken. Fügt man die einzelnen Fragmente zu einer Gesamtkomposition zusammen, so ergibt sich ein (blut) roter Faden, welcher eine zeitübergreifende Reise durch alle Stationen des Lebens, Sterbens, neuen Schaffens, etc. beschreibt. Metaphorisch ist „Crimson Season“ die zeitliche Ebene, auf welcher dies alles geschieht. Letztlich finde ich persönlich Texte, bis auf wenige Ausnahmefälle (z.B. Dan Swanö, Mikael Akerfeldt, Engelke, Ihsahn,etc.), nicht derart wichtig, zumindest nicht in gleichem Maße wie die Musik selbst. Es ist eine schöne Ergänzung und trägt logischerweise auch zu Wiedererkennung bei, aber das war´s auch schon. Deshalb Gegenfrage: Wie hoch würdest Du, prozentual gesehen, die Lyrik eines Albums mit in selbige Bewertung einbeziehen?

 

Hast Du einen Lieblingssong auf der Scheibe?
Mit Sicherheit hat jeder Song für mich seinen speziellen Reiz, das erschwert jedoch die Antwort auf die Frage. Wenn ich mich also festlegen müßte, würde ich mich für den Titeltrack „Bloodred Tales“ entscheiden. Dieser Song ist so richtig schön straight, melodisch und gleichzeitig sehr schnell und dadurch treibend. Live ist es auch einer der am besten wirkenden Songs!

 

Das Layout ist auch sehr schön geworden, wer hat es gemacht?
Vielen Dank für das Kompliment. Das Layout ist meiner Feder entsprungen. Das ist eben mein bandinterner Job, für Cover, Logo, Layout und sonstige Präsentationen möglichst ansprechend zu sorgen, wobei ich mir ein recht hohes Mindestmaß an Qualität abverlange. Daher freut es mich sehr, wenn es Leute jenseits der Musik gleichwertig positiv anspricht. Mit dem Layout bin ich auch ganz zufrieden, zumal es die Stimmung der CD visuell passend umsetzt.

 

Auf wieviele Exemplare ist die Special Edition im Pappschuber begrenzt?
Also die schwarze Version des Schubers ist auf 133 Exemplare limitiert, weiterhin gibt es eine rote SM-Lederschuberversion mit aufblasbarer Lederpeitsche (welche Befehle gibt) auf 246 Ex. lim., eine grüne Blätterbox inkl. einem Canabis-Samen auf 167 Ex. lim., dann ein absichtliche Fehlpressung mit falschem Logo auf 153 Ex. lim. und abschließend die heißbegehrte Löffelbisquit-Keksbox mit Schokodip auf 400 Ex. limitiert, wobei bereits davon ca. 50 Boxen geöffnet und angefresssen wurden, was aber den Raritätsgrad nur erhöht, da es sich hierbei jetzt um Unikate handelt.
Also im Ernst gibt es die ersten 1000 MCD´s mit diesem Pappschuber, die gilt es aber überhaupt erstmal an den Mann / die Frau zu bringen.

 

Habt Ihr schon Reaktionen auf die Scheibe bekommen?
Seit Veröffentlichung im Mai diesen Jahres gab es wirklich schon zahlreiche und ausschließlich positive, manchmal sogar überwältigende Kritiken seitens Labels, Fan- und Webzines. Auch seitens der Brief-/Email- und Livekontakte sind die Resonanzen großartig und liegen weit über unseren Erwartungen. Das stärkt natürlich die Motivation und honoriert die Arbeit. Wir werden uns aber auf gar keinen Fall auf diesen „Lorbeeren“ ausruhen und bald ein Album nachschießen.

 

Seid Ihr auf der Suche nach einem Plattenvertrag oder wollt Ihr Euch Eure Unabhängigkeit bewahren?
Das eine schließt das andere meiner Meinung nach nicht unbedingt aus, sofern man sich ein richtiges Label sucht oder sich ein entsprechendes Label anbietet. Ersteres ist bis dato noch bei weitem nicht ausreichend geschehen. Wir sind auch nicht dem Zwang verfallen, in jedem Fall ein Label haben zu müssen, unser nächstes Album würden wir auch ohne Zweifel ohne Label aufnehmen und veröffentlichen. Sicherlich wäre es aber angenehm, weitreichender unterstützt werden zu können, denn von guter Labelarbeit kann eine Band sicherlich nur profitieren. Realistisch gesehen gibt es aber erst seit 3 Monaten überhaupt etwas Hörbares von einer vorher nie gehörten Band und somit muß man einfach mal abwarten, was die Zeit so bringt.

 

Wie ist die Szene bei Euch in der Gegend? Was haltet Ihr allgemein vom sogenannten Underground?
Die Szene hier in der Gegend ist nicht übergroß, bringt aber doch beachtliche Bands hervor. Als da wären: Veneral Disease, Necrophagist, Legacy, etc. Man kennt sich untereinander recht gut und so entsteht wohl auch eine kleine Szene mit ihren Anhängern. Ab und an gibt es auch kleinere Konzerte, welche relativ gut besucht sind. Allgemein finde ich den Underground schon sehr wichtig , aber mehr als Institution/gegenseitiger Support und nicht als eine Einstellung. Für mich bedeutet Underground nicht, daß sich irgendwelche Möchtegernmusiker zusammentun, im Keller belanglose „Musik“ mit dem Kassettenrecorder aufnehmen und dann behaupten, daß nur derartige Ergüsse der wahre Underground sei. Die Musik muß primitiv und der Sound räudig sein. Es gibt eben zuviele Bands, welche aus ihrer politischen Einstellung eine musikalische Darbietung mutieren lassen, was aber (fast) immer in die Hose geht.
Underground bedeutet für mich eine gegenseitige Unterstützung 1) der Bands untereinander, 2) von Bands und Magazinen, 3) von Konzertveranstaltern und Bands….gänzlich sollte der Underground (politisch) unabhängig sein und seine Entwicklung selbst bestimmen, hierbei wächst mal eine Szene, eine andere geht dahin. Außerdem verläßt eine Band auch nicht unbedingt ihre Undergroundbindung, wenn sie einen Plattenvertrag unterschriebt, das ist völliger Schwachsinn. Man könnte Euch ja auch Fragen, ob Ihr keinen Bock mehr auf Underground habt, weil Euer Heft von einem farbigen Titelblatt geschmückt wird, wiederrum völliger Schwachsinn. Im Endeffekt wird viel zu viel sinnlos über diesen Begriff diskutiert, wer jetzt dazu gehört und wer nicht, wessen Einstellung dem Schema widerspricht und welche er stattdessen haben müßte, etc. letztlich ist diese Diskussion so gähnend langweilig und wird nur allzuoft von sinnlosen Pseudointelektuellen überschattet.

 

Ihr habt bei dem „In Death We Trust“ ein Farewell-Festival zu Ehren des verstorbenen Chuck Schuldiner mitgespielt. Erzählt mal, wie es war.
Es war auf jeden Fall eine große Ehre, gleich sein zweites Konzert auf einem derart wichtigen Festival mit großen Bands spielen zu dürfen, obwohl wir zum damaligen Zeitpunkt nichtmal eine CD, sondern lediglich eine Promo zu verzeichnen hatten. Die Stimmung war klasse und es hat gerockt vor einem derartigen Publikum zu spielen, auch wenn der Anlaß ein sehr trauriger war. Dennoch finde ich die Institution an sich großartig und da es nicht die einzige Benefiz-Veranstaltung für Chuck Schuldiner war, bleibt zu hoffen, daß sich wenigstens die finanzielle Lage der Schuldiners gebessert hat, auch wenn das wahrscheinlich wenig Trost ist.

 

Ist eine Langrille in Planung? Habt Ihr schon neue Songs? Und wie klingen sie im Vergleich zu der MCD?
Ein Full-Length-Album ist für Anfang nächsten Jahres angesetzt und so ca. 70 % der Songs sind auch schon fertig und können zumindest live gespielt werden. Viel verändert hat sich nicht, wir haben konsequenterweise da weitergemacht wo Bloodred Tales aufhört, sind weder vom Gaspedal runter noch haben wir uns auf eine Richtung beschränkt. Instrumentale werden auch wieder ihren Platz finden, alles weitere dann im Frühjahr 2003!

 

Wie sehen Eure Zukunftspläne darüber hinaus aus?
In erster Linie hat natürlich das Songwriting oberste Prämisse, ansonsten werden wir live spielen (Daten ab August auf der Homepage www.fragmentsofunbecoming.com) und uns auf die Suche nach einem passenden Label machen. Time will tell.

 

Die abschließenden Worte gehören Euch.
Nun gut, thanx für das Interview und die Unterstützung seitens des Eternity-Mags. Wenn jemand neugierig auf die CD geworden ist, kann er gerne lächerliche 8.- Euro auf die Reise schicken an:
Fragments Of Unbecoming [Adresse entfernt – siehe Website]

www.fragmentsofunbecoming.com

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