Diese Truppe ist schon seit 1999 am Start und hat soeben ein bemerkenswertes Album unters Volk gebracht. Das schmucke Teil nennt sich „Invisible Walls“ und bietet packenden Melodic Metal mit Niveau. Die Mucke von DESTINATION’S CALLING steht in der Tradition der großen Helden des melodischen Stahls, klingt jedoch zu keiner Sekunde wie eine lahme Kopie. Das sollte doch als Grund für ein Interview ausreichen, oder?!?
Gitarrist Markus nahm die Interview-Herausforderung tapfer an und stellte sich meiner Armada von grenzdebilen Fragen.
Und ihr, liebe Leser, verschlingt jetzt dieses Interview. Mit jetzt meine ich JETZT!!
Dann laß‘ uns mal loslegen. Fangen wir mit den üblichen Standardfragen an: Wer seid ihr, woher kommt ihr und wie seid ihr zusammengekommen?
Wir sind Destination’s Calling und kommen grob gesagt aus dem Großraum Würzburg. Die jetzige Formation um unseren Sänger/Gitarrist Christian Gräter, Schlagzeuger Christian Frank, Bassisten Steffen Singler und meiner Wenigkeit Gitarrist Markus Göller ist seit
4-5 Jahren aktiv.
Der Kern der Band, also der Christian Gräter und ich machen schon seit 1999 zusammen Musik und im Laufe der Jahre haben wir dann die anderen beiden aufgesammelt…
Und noch ’ne Standardfrage hinterher: Wie sieht euer musikalischer Werdegang aus? Wann habt ihr den Metal für euch entdeckt und wann habt ihr angefangen, selber ein Instrument zu spielen?
Bei mir ist das eigentlich ne ganz lustige Anekdote. Ich hab als kleiner Pimpf immer an Familienfesten mit ner Wasserflasche bewaffnet die damaligen Hits, wie z.B. Life is life zum Besten gegeben. Dann, mit 9 Jahren, bekam ich meine erste Akustik-Klampfe geschenkt und legte sofort eifrig los. Damals waren es vor allem Guns ’n‘ Roses, die mich ziemlich in ihren Bann gezogen haben.
Mit 12 Jahren, hab’ ich mir dann ne E-Gitarre mit Miniverstärker gekauft und dann gabs kein Halten mehr. Zuerst Metallica, später dann Stratovarius, Dream Theater, Queensryche. Ja und dann mit 15-16 rum die ersten Banderfahrungen und ab 1999 dann mit DC.
Bei den anderen verlief das alles ähnlich. Die hatten alle ihr „Aha“-Erlebnis in der Kindheit (also, bezogen auf die Musik…) und gingen dann ihren musikalischen Weg.
Ihr habt gerade ein formidables Album veröffentlicht, über das Du sicher ganz viel zu erzählen hast…
Na klar…also das aktuelle Album „Invisible Walls“ kann ich jedem nur wärmstens empfehlen.
Nee, Spaß beiseite…Wir sind auch alle sehr, sehr zufrieden mit dem Album, weil es einfach eine runde Sache ist: die Songs drücken mit ihrer Energie und ihrem Sound genau das aus, was wir wollen. NICHT den typischen Hammerfall/Helloween/Gamma Ray-Trademarks blind zu folgen, sondern sich auch auf die alten Helden aus den 80ern zu besinnen. Remember Queensryche, etc. Zudem hat die CD durchaus eigenen Charme und …
…Charakter, der sich hinter nichts verstecken muss. Wir haben lange an dem Konzept getüftelt und auch viel Wert auf die Aussagen gelegt.
Also „Operation: Eigenständigkeit“ ist euch auf jeden Fall gelungen, es fiel mir beim Verfassen des Reviews außerordentlich schwer, einen hundertprozentig passenden Vergleich zu finden. Ist euch eigentlich klar, daß ihr damit das Leben der Rezensenten unnötig erschwert?
Genau unsere Absicht!!!
Wir hören ja selbst auch die Melodic Mucke und sind oft angekotzt von den hunderttausenden von Clons. Wir haben zwar das Rad nicht neu erfunden, aber an Deiner Reaktion kann man ja gut sehen, dass wir auf dem 100% richtigen Weg sind.
Mit wem seid ihr denn schon alles verglichen worden?
Also, bei den bisherigen Reviews zu „Invisible Walls“ hatten alle Rezensenten so ihre Probleme. Es gab allerdings auch schon vergleiche mit: Edguy, Queensryche, Kamelot, Dream Theater, Nocturnal Rites, Fates Warning, Gamma Ray…
Von allem ein bisschen…
Schaut man auf eurer Bandseite nach den Faves der einzelnen Mitglieder, so stößt man auf klassischen Melodic Metal und progressivere Kisten wie Dream Theater. Eure Mucke spiegelt das ja recht gut wieder. Nun finde ich, daß ihr auch eine satte Kelle 80er-
AOR an Bord habt. Hört ihr sowas auch privat oder ist das eher Zufall?
Also bei mir persönlich ist das dann wohl eher unter „Zufall“ einzuordnen. Bei den anderen größten Teils auch. Wahrscheinlich haben wir’s einfach im Blut.
Also habt ihr nicht die Plattensammlungen eurer Eltern durchforstet und dabei Scheiben von Asia, Journey und (vor allem) Magnum gefunden?
Nee, nee, da hätte ich dann wohl eher Sachen wie Reinhard Mey, usw. gefunden. Na, das wäre doch mal ne Mischung, oder?! Vielleicht sollte ich mir wirklich mal was von den obigen Bands zulegen, wenn die so gut klingen wie wir…
Hahaha…Dann fang‘ mal mit „On A Storyteller’s Night“ von Magnum an!!
Aber weiter im Text: Wie entstehen bei euch die Songs? Klassisch im Proberaum? Oder brütet ihr die Dinger im Kopf aus?
Teils, teils. Manche Ideen sind echte Proberaum-Songs. Da dudeln wir dann irgendein Riff oder auch nur ein Solo. Und zwei Minuten später grooved das Teil schon ordentlich. Natürlich sind die Songs dann noch lange nicht aufnahmebereit. Diese Basic-Tracks werden dann nochmal zu Hause auf dem PC aufgenommen und schon ein wenig vorproduziert.
Es gibt aber auch Songs, die fast komplett zu Hause entstehen und dann geht’s per mp3 zu den anderen Kollegen und jeder meckert ein bisschen rum . Natürlich müssen diese Lieder auch erstmal den Proberaumtest bestehen. Denn ein Lied muss auch dort funktionieren, ohne den ganzen technischen SchnickSchnack am PC. Das muss kesseln mit 2 Gitarren, ‚nem Bass und den Drums….
Euer Artwork sieht richtig schick aus und wirkt sehr professionell. Sag‘ mal was dazu!
Ja, wir sind auch mächtig stolz darauf. Das rundet die Scheibe gut ab und macht auch `nen guten Eyecatching-effekt. Wir haben dafür ja den schwedischen Künstler Carl-André Beckston (Monowasp) engagiert. Wir bekamen eine Bewerbungsmappe von ihm in die Hände und waren total baff. Der Kerl hat’s echt drauf und hat ja in der Vergangenheit auch schon mit Größen wie Edguy gearbeitet. Bei unserem Cover hat er versucht die unsichtbaren Mauern um diesen zerbrechlichen Frauenkörper anzuordnen, um dadurch eine möglichst beklemmende Atmosphäre zu schaffen. Ist ihm ja auch sehr gut gelungen, oder?! Die Innenseiten hat dann unser Sänger Chris gezaubert, wobei er sich an dem Frontcover orientiert hat.
Es gibt also eine Verbindung zwischen Cover-Motiv und den Inhalten der Songs?
Ja, klar…aber das ist ja auch immer sehr, sehr subjektiv. Für uns war das Cover mit dem Konzept des Albums stimmig. Die Verbindung bezieht sich hierbei hauptsächlich auf den Titeltrack „Invisible Walls“, wobei man sicherlich auch noch mehr Zusammenhänge finden würde. Aber schlussendlich steht ja der Fakt, dass das ein geiles Cover ist und sich jeder selbst davon ein Bild machen kann.
Wie entstehen die Lyrics? Wovon laßt ihr euch inspirieren?
Hmm…den Haupteinfluss bietet eigentlich das alltägliche Leben, wobei manchmal auch ein einzelner, prägnanter Satz oder ein Wort den Anstoss für einen Text geben kann. Der Titel Invisible Walls z.B. hat schon ca. 2 Jahre auf dem Buckel. Und uns war klar, dass wir daraus auf alle Fälle etwas machen würden. Nur ist es ja auch so, dass man Liedtexte oder auch Songs nicht erzwingen kann und deshalb auch mal schnell einige Zeit vergeht, bis die Inspiration wieder aufgegriffen wird.
Wie sieht’s mit Live-Aktivitäten aus? Was habt ihr bisher an Gigs absolviert und was steht in absehbarer Zeit an?
In der Vergangenheit hatten wir glücklicherweise oftmals die Möglichkeit auch mit größeren Bands zu spielen und die bisherigen Highlights waren sicherlich die Teilnahme am Keep it True 3 (mit Helstar, Sacred Steel, usw.), diverse Konzerte mit Freedom Call, Brainstorm, Ektomorf, Majesty, Vision Divine, Grave, Disbelief, Dew-scented, Die Apokalyptischen Reitern, etc….
Natürlich wollen wir auch die neue Platte live promoten und haben Anfang Oktober zwei Österreich-Gigs gespielt und werden im Verlauf dieses Jahres auch noch ein paar mal zu hören sein. Unser Augenmerk liegt vor allem auch auf der nächsten Festivalsaison und weiteren Club-Gigs im kommenden Jahr.
Die genannten Bands klingen ja sehr unterschiedlich. Wie seid ihr bei den Leuten angekommen? Vision Divine und Dew-Scented sprechen ja nicht unbedingt ein ähnliches Publikum an….
Bisher hatten wir da eigentlich nie Probleme. Es gab auch immer nur positive Resonanzen. Natürlich braucht man bei einem Death Metal-Publikum etwas länger bis das Eis schmilzt aber letztendlich haben wir sie noch alle rumgekriegt…
Gibt es ein Publikum, vor dem ihr Schiß hättet? Nehmen wir als Beispiel Slayer, deren Vorbands werden in schönster Regelmäßigkeit mit Bechern und Abfall beworfen…
Nö, Schiß hätten wir sicherlich nicht. Lampenfieber wahrscheinlich, aber Schiß nicht. Man muss das ja auch so sehen, wenn im Publikum zwischen den ganzen Becher- und Abfallwerfern nur ein oder zwei Leute sind, denen unsere Mucke gefällt, dann haben wir gewonnen, oder?!
Das nenn‘ ich mal ’ne gute Einstellung!!
Was sagst Du zur Entwicklung der Metal-Szene in den letzten Jahren? Die Szene der 80er hast Du vermutlich nicht wirklich mitgekriegt, oder?
Nee, nee, da war ich noch zu jung. Und rückwirkend habe ich mir nur das rausgepickt was mir so richtig gut gefallen hat (Queensryche, Helloween, Accept, Judas Priest…).
Aber ich bin jetzt immerhin auch schon knapp 15 Jahre im „Business“ und auch in dieser relativ kurzen Zeit hat sich vieles verändert. Ich will nicht sagen, das alles nur schlechter wurde…
Man betrachtet nur mal die Vielzahl junger Kids im Alter von 13-16 Jahren, die zu den Konzerten gehen. Aber natürlich gibt es Tendenzen, die sehr beunruhigend sind. Wenn man mal von den ganzen Schubladen und True Metallern absieht, nimmt ja auch die Gewaltbereitschaft auf vielen Konzerten zu. Ich verurteile auch radikale Strömungen, vor allem im Black Metal-Bereich. Wobei ich nicht alle über einen Kamm scheren möchte…
Wobei die Toleranz gegenüber rechten Spinnern wirklich stark zugenommen hat, gerade im Black Metal…
Genau hier ist auch einer meiner Ansatzpunkte. Meiner Meinung nach dürften rechte Gesinnungen nie geduldet werden und ihnen auch keine Plattform zur Verbreitung ihrer Scheiße gegeben werden.
Der Power Metal/ Melodic Metal-Sektor ist davon ja komplett verschont geblieben. Kannst Du Dir erklären, warum das so ist?
Immerhin ist das „Über-Krieger“-Image, das Bands wie Manowar verbreiten, gar nicht soooo weit von den Szenarien vieler Black Metal-Bands entfernt…
Also die Tatsache, dass der Power Metal/ Melodic Metal-Sektor davon verschont blieb, liegt denke ich darin begründet, dass die Musik im Allgemeinen weniger aggressiv als der schwarze Sektor ist. Dementsprechend löst sie potentiell nicht nur weniger negative Emotionen aus, noch zieht sie Hörer mit hohem Aggressionspotential in ihren Bann. Das wäre meine spontane Erklärung hierzu….
Und zum Thema „Manowar“ kann ich mich nur einem Zitat von Vito von J.B.O. anschließen: „Ich denke, außer J.B.O. ist Manowar die einzig andere Comedy-Metal Band“.
Da ist mehr Pathos dahinter, als extreme Ideologie.
Auf jeden Fall.
Allerdings war Black Metal ursprünglich (also zu Zeiten von Venom und Bathory) auch nur Unterhaltung und nicht wirklich ernst gemeint. Aber vielleicht hören Nazis keinen Power Metal, weil sie keinen Kastratengesang vertragen….Apropos Kastratengesang: Davon gibt’s bei euch ja nichts zu hören. War die Entscheidung für „gemäßigtere“ Tonlagen eine bewusst getroffene?
Nein, eine von der Natur auferlegte…Hahaha…
Nee, wie ich oben schon erwähnt habe, gibt’s hunderttausend Helloween-Clons, die das machen (ja, und manche nicht mal schlecht). Aber für uns war es wichtig, dass wir die Scheibe auch noch nach nem halben Jahr in Ruhe anhören können. Sprich: Die Tonlage von Chris hat was angenehmes und wir werden sehr oft darauf angesprochen und bekommen auch deutlich positives Feedback
Was sagst Du, wenn ich Dir erzähle, daß „Invisible Walls“ fast schon mehr Chill- als Headbang-Qualitäten hat?
Dann lautet meine Antwort: Trapped in Silence, Sinthetic, Turning Away und Destination’s Calling. Ich denke, die Scheibe hat sowohl Chill- als auch Headbanger-Qualitäten und das ist auch was uns so gut gefällt an der Scheibe. Es ist für jeden was dabei. Neulich hat ein Hardcore-Fan die CD gekauft und ist total happy damit, ein anderes mal die Sekretärin im Geschäft. Will sagen durch die Abwechslung erreichen wir auch mehr Leute.
Juuuut, ich denke, wir sind so gut wie durch. Jetzt hau‘ mal noch ein paar coole „Famous Last Words“ raus!!
Ja, da bedanke ich mich erstmal recht herzlich für das Interview und zum guten Schluss:
Ach, wie schön ist Panama und zieht Euch unsere neue CD „Invisible Walls“ rein. See you!!!
See you!! Wäre schön, wenn ihr mal in Berlin zocken würdet…
Ok, wir geben uns Mühe…Beste Grüße und bis dann!!
Da dieses Interview eh schon extrem lang ist, verzichte ich auf ein Schlusswort. Check out DESTINATION’S CALLING!! Jetzt!! Ich meine JETZT!!!
www.destinationscalling.de
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