Dead Days 2018, Kulturbahnhof Jena

Dead Days 2018Das Line-Up der „Dead Days“ in Jena sah sehr vielversprechend aus: 2 Tage Todesblei sollten die letzte Show der Thüringer Band Rogash um Erik, der das ganze auf die Beine stellte, umrahmen. Präsentiert wurde es vom Party.San Open Air und wurde dabei unterstützt von Cudgel und War-Anthem Records. Ein Garant also für eine hochkarätige überwiegend Death-Metal-lastige Mischung und ein Wiedersehen mit vielen bekannten Gleichgesinnten.

Also ab nach Thüringen in den Kulturbahnhof Jena, eine tolle Location, die sich, wie der Name schon sagt, in einem alten stillgelegten Bahnhof befindet. In der großen Vorhalle haben sich schon etliche Besucher versammelt und es gibt zahlreiche bequeme Sitzgelegenheiten, aus denen man sich nur schwer wieder losreißen möchte. Der Veranstaltungssaal nebenan ist schon gut gefüllt, es wird vorausschauend so sein, dass im Schnitt 200 Leute da sind, Samstag mehr als Freitag. Die Bar im hinteren Teil des Saales wirkt einladend und die Crew ist wunderbar flink und freundlich, auch wenn es mal etwas stressiger ist. So was muss man einfach mal lobend erwähnen, da es leider nicht selbstverständlich ist. Als Pfandmarken dienen Plektren und ich bin mir sicher, dass der ein oder andere seinen Pfand am Ende des Abends nicht eingelöst hat, eine schöne Idee!

Los geht es mit den sympathischen Jungs von Warforger aus Leipzig und ihrem schön dreckigen Thrash. Man spürt die Spielfreude, das musikalische Können und das harmonische Zusammenspiel der Musiker. Sie springen für Goatfuck ein, die durch Besetzungswechsel heute hier nicht spielen können. Gäste beklagen hier und da, dass der Sound etwas zu leise ist und das Jenaer Publikum bildet leider einen großen Abstand zur Bühne. Es scheint noch im Winterschlaf zu sein.

Die Pause nutzen viele, um in der geräumigen Vorhalle ihre Lunge mit Nikotin zu „erfrischen“, was bei den eisigen Temperaturen doch recht angenehm ist, wenn man sich nicht den eisigen Winden draußen ausliefern muss. Kurzes Intermezzo an der Bar und schon geht’s weiter mit Wound aus Hessen, die eine mächtig angeschwärzte schwedische Walze der alten Schule im Gepäck haben und das wird nicht der einzige Schwedentod am Wochenende sein. Wound machen einfach mal Laune und spätestens jetzt dürfte dem letzten Metaller im Saal der Schnee vom Pelz geschüttelt worden sein. In diesem Jahr jedoch sind keine weiteren Auftritte von Wound geplant, man legt eine kleine Kreativpause ein, aber keine Sorge: Es wird weiter gehen!

Incarceration machen ihrem Namen keine Ehre, denn hier und heute werden keine Gefangenen gemacht! Sie vermöbeln das wintermüde Jenaer Publikum so dermaßen, dass sie tatsächlich Bewegung in die ersten Reihen bringen können. Gegründet in Brasilien, schaffen sie es, dieses brasilianische Temperament und Feuer auf die Bühne zu bringen und das zu zweit! Da Silva, genannt „Duracell“, macht seinem Spitznamen alle Ehre und zeigt eine unwahrscheinliche Präsenz, spätestens nach dem 2. Song vermisst keiner mehr irgendwelche Mitmusiker, denn er füllt die Bühne allein aus. „Chaos“ pur! Drummer Michael feiert heute seinen 30. Geburtstag, Grund genug, zu später Stunde die Whiskypulle kreisen zu lassen und böse Zungen behaupten, die späten Gäste von Freitagnacht wirkten am frühen Samstagabend etwas übermüdet und gerädert ;)

Völlig durchgeschwitzt geht der Großteil der Anwesenden erst einmal aus dem Saal um Luft zu schnappen, denn was hier am Tag 1 geboten wird, ist ein richtig fettes Paket und alles passt wunderbar zusammen. Eine große Hausnummer im dunkel-bösen Todesbleisektor und nicht nur in Schwabenländle sind ohne Frage Revel in Flesh, die am heutigen Freitag als Headliner die Bühne entern. Die Meute ist langsam munter geworden oder der Pegel tut seinen Teil, jedenfalls regt man sich und feiert die Horde, die eine geniale Liveband ist, gut ab. Solider Old-School-Schwedentod der obersten Güte spaltet die Schädel, ein schöner Abriss und schon ist dieser kurzweilige 1. Tag zu Ende.

Samstag geht’s wieder pünktlich um 20 Uhr los. Endseeker spielen vor sehr gut gefülltem Hause. Die Hamburger, die keinesfalls mehr Undergroundstatus haben, sind kein Lückenfüller, denn so etwas gibt es an diesem Wochenende nicht! Die Jungs, live einfach immer eine Macht, sind gut drauf, Lenny, macht seine gewohnten Ansagen und zieht jeden mit seinem Mienenspiel wieder ganz tief rein in dieses großartige Old-School-Set. Die Gäste vor der Bühne lassen auch heute unverständlicherweise eine große Lücke zur Bühne und was des einen Leid, des anderen Tanzbereich, oder wie war das gleich? Die „Papparazzis“ jedenfalls haben feinste Arbeitsbedingungen ;)

Mit guten Bedingungen geht es bei Kali Yuga weiter. Christian gibt heute seinen Einstand als neuer Fronter und nach anfänglichen Unsicherheiten klappt es doch ganz gut in Grützers Fußstapfen zu treten, die zugegebenermaßen einen noch recht großen Schatten werfen. Dennoch ist Kali Yuga eine Band, deren Präsenz nicht allein vom Sänger abhängt, sind doch die Musiker allesamt gestanden, musikalisch gereift und sehr gut aufeinander abgestimmt. Das spürt und hört man einfach. Christian gibt sein Bestes am Mikro und versucht das Gähn…äh Jenaer Publikum zu animieren mit dem Spruch, dass er nicht so weit spuckt wie sein Vorgänger – außer ein paar Schmunzlern im Publikum jedoch mit nur mäßigem Erfolg. Schade, denn man hat ihre Livegigs schon ganz anders erlebt. Leider ist der Regler am Gesang auch zu leise, so dass man doch genauer hinhören muss. Das Gute ist aber, dass die Jungs uns nach langer Liveabstinenz erhalten bleiben, sie basteln auch schon an neuen Songs nach dem Motto: Totgesagte leben länger!

Schwedentod der alten Schule die Wievielte? Sag noch mal jemand, der Schwedentod wird langweilig – Blödsinn, davon bekommt man nie genug. Dank des durchweg guten Sounds, bis auf ein paar Lautstärkedefizite hier und da übers Wochenende verteilt, kriegt man auch von Lifeless eine gehörige Portion Todesblei im feinen Soundgewand ab, was will man mehr? Die Dortmunder stehen seit 2004 auf der Bühne und bieten heute überwiegend den Querschnitt ihrer letzten beiden Alben.

Ein sehr brutaler Abriss und eine gute Überleitung in die nun folgende Farewell Show der Mannen um Erik, denn Rogash feiern heute nach 10-jährigem Bestehen ihren Abschied. Gründe dafür gibt es genug, man ist sehr engagiert in der Szene und auch die Bandmitglieder haben nicht nur eine Band noch am Start. Der Abschied soll mit einem lauten Knall zelebriert werden und genau dazu lud man Freunde, Weggefährten und befreundete Bands in den Kulturbahnhof ein nach dem Motto: „Wenn´s am schönsten ist, soll man aufhören“ So empfinden es jedenfalls die meisten Anwesenden, waren Rogash doch bis zum Schluss sehr präsent und lieferten auch live immer gut ab. In rotes Licht mit sehr viel Nebel getaucht stehen sie auf der Bühne, der Saal ist jetzt richtig voll und Lücken in den vorderen Reihen sind nicht mehr auszumachen. Alle feiern gemeinsam und tatsächlich gibt es hier die meiste Bewegung des gesamten Wochenendes. Wehmütig wird es, als die letzten Takte verklingen. Nach einer emotionalen Abschieds- und Dankesrede wird verkündet, dass Rogash die gesamte Bandkasse zu gleichen Teilen an das Projekt „Meere ohne Plastik“ des Nabu Bundesverband und an „Klimawald.de – Pflanz deinen eigenen Baum“ spenden werden, das letzte Merch geht heute für einem Fünfer pro Teil über den Tisch, so kann man sich noch mal eindecken und was Gutes ist dabei auch getan.

Mit einem lachenden und einem weinendem Auge tritt man den Heimweg ins tiefverschneite Umland an, in Gedanken dem sehr schönen und gut durchorganisierten Wochenende nachhängend. Vielleicht denkt man ja über eine Fortsetzung mit diesem Konzept nach, denn das ging auf. Die Zahlen stimmten und das Haus war sehr gut gefüllt. Vielen Dank an Erik und allen Beteiligten für dieses wahrlich würdige Abschiedswochenende.

Bilder

https://www.facebook.com/events/358770714574556/

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