Mit seinem Erstlingswerk „Black Metal: Evolution Of The Cult“ löste Dayal Patterson kurzerhand das betagte „Lords Of Chaos“ als Grundlagenwerk für alle Black-Metal-Interessierten ab. Dass sich aber auch auf hunderten von Seiten nicht die gesamte Historie des Genres niederschreiben lässt, weiß auch der Autor. Ausgelegt auf gleich mehrere Werke, legte Patterson wenig später mit „Black Metal: The Cult Never Dies Vol. 1“ nach. „Black Metal: Into The Abyss“ ist nun das mittlerweile dritte Werk des ambitionierten Großprojekts.
Anders als der erste Band stützt sich „Black Metal: Into The Abyss“ aber nicht auf vor Informationen strotzende, von Patterson verfasste und chronologisch geordnete Fließtexte, sondern allein auf dessen Interviews mit einigen ausgewählten Künstlern. So werden einigen Black-Metal-Bands – insgesamt 21 an der Zahl – diverse Anekdoten entlockt. Nag (Tsjuder) ist sich nicht zu schade, einen dezent verächtlichen Kommentar über den norwegischen Treffpunkt der Black Metal-Szene – das Kultlokal Elm Street – abzulassen und die dortigen Zusammentreffen als bloßes „Schaulaufen“ abzutun.
Ravn (1349) verliert ein paar Worte über seine Intention, mit seiner Band den klassischen Sound der zweiten Welle wieder aufflammen zu lassen und über die gemeinsame Arbeit mit Tom G. Warrior. V’gandr (Helheim) zieht hingegen sogar nahezu ein Resümee der gesamten Bandkarriere. Selbst szeneintern zuweilen als Sonderlinge abgestempelte Truppen wie Loits und Psychonaut 4 kommen hier zu Wort.
Aufgemacht in klassischer Fanzine-Optik gibt Patterson mit diversen Protagonisten aus dem Black-Metal-Sektor einen weiteren detaillierten Überblick und weiß dabei aus seinen Gesprächspartnern so manche interessante Geschichte heraus zu kitzeln. Er lässt seine Interviewpartner die unterschiedlichsten Sichtweisen und Schaffensintentionen offenlegen und blickt hinter deren metaphysische Konstrukte und philosophische Überzeugungen, die er mit seinem profunden Wissen und journalistischer Neugier anschaulich zu Tage fördert.
„Black Metal: Into The Abyss“ eröffnet wieder einmal einen gekonnten und noch tieferen Einblick in die Wesenheit des Black Metal in vielen seiner Facetten. Aber eben nicht in allen. Auch mit dem insgesamt dritten Buch ist die Genregeschichte noch keinesfalls auserzählt. Vollmundig kündigt Patterson deshalb bereits im Vorwort an, dass – wie erwartet – mit einem „Black Metal: The Cult Never Dies Vol. 2“ zu rechnen sein darf.
Und angesichts der Tatsache, dass es wohl kaum jemand wie Patterson versteht, den dunklen Artgenossen des Genres so feinfühlig auf den Zahn zu fühlen, ohne dabei vor lauter Aufklärungsdrang die mythischen Legendenkonstrukte einzureißen, dürfen wir uns darauf freuen.
ISBN-Nr.: 978-3936878370, Verlag: Index Verlag, 300 Seiten
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