Dawn of Dreams Interview

Die österreichischen Gothic Metaller Dawn of Dreams haben mit ‘Eidolon’ ein wahrhaft bezauberndes Album veröffentlicht. Grund genug, den Jungs ein paar Fragen zu stellen.

Besteht Dawn of dreams nur aus Euch beiden oder ist der Session Drum-mer Robert mittlerweile festes Mitglied der Band?
Nein, Robert Baum war ausschließlich bei den Aufnahmen zu ‚Eidolon‘ mit dabei. Er ist grundsätzlich nur Drummer bei der polnischen Gothic-Band Undish und für uns sowieso unerreichbar. Wir sind inzwischen nach einiger Zeit aber wieder zu Dritt, da wir eine Gitarristin (Alrun Lunger) aufgenommen haben. Sie bringt endlich frischen Wind mit in die Band. Wir sind schon ganz gespannt, wie sich unser Stil entwickeln wird, weil sie sehr von progressiven Gitarristen beeinflusst ist und noch dazu am MGI (Münchner Gitarren Institut) ihr Handwerk lernt. Davor hatten wir einige Zeit lang einen Bassisten, Bruno Bassi, der uns dann doch aber nach einigem Hin und Her verlassen hat, um sich seinem anderen Bandprojekt zu widmen.

Stellt Euch bitte kurz (oder gerne etwas länger) vor.
Gegründet haben wir die Band im April 1994; damals noch als ‚Stable Stench‘. Ein paar Aufnahmen kann man sich unter www.mp3.com/stablestench/ anhören. Dann im November 1995 haben wir uns von Bassist und Drummer gelöst und haben den Namen in Dawn of Dreams geändert. Schon nach einem Monat hatten wir unser erstes Demo fertig, später dann eine Promo-MC, die an Candlelight verschickt wurde und drei Wochen später, am 1. April den Plattenvertrag in Händen. Bei Candlelight Records haben wir in den folgenden Jahren zwei Alben veröffentlicht: ‚Amber‘ 1997 und ‚fragments‘ 1998. In Eigenregie haben wir in den folgenden Jahren ein paar Promos aufgenommen – unter anderem auch die EP ‚Songs of Love and Pain‘. Durch ein Interview für das polnische Morbid Noizz Magazin sind wir dann schlußendlich an diese Firma gekommen, die uns die Aufnahmen zu ‚Eidolon‘ ermöglicht hat. Mit einer längeren Verzögerung ist nun ‚Eidolon‘ auch auf dem Weltmarkt erschienen und wird von Hammer Müzik vertrieben.

Erzählt mal etwas über Eure ersten Alben.
Beide Alben – ‚Amber‘, als auch ‚fragments‘ – haben wir in gleicher Besetzung und im gleichen Studio aufgenommen. Interessant finde ich, dass obwohl wir uns für das zweite Album mehr Zeit gelassen haben (8 Monate), dieses die weitaus schlechteren Reaktionen geerntet hat als unser Debüt, das wir in gerade mal 3 Wochen geschrieben und in 48 Stunden aufgenommen haben. ‚Amber‘ war noch sehr von Tiamat, Amorphis und anderen Bands beeinflusst, die uns damals gefallen haben. Mit ‚fragments‘ dagegen wollten wir ein Album kreieren, dass sich vor allem durch ein höheren kompositorisches Niveau auszeichnet. Eigentlich haben wir das auch geschafft, aber es war wohl stilistisch schon weit von unserem Debüt entfernt und wurde somit nicht den Erwartungen von Fans und Presse gerecht.

Die ersten beiden Alben sind über Candlelight Rec. erschienen. Wie hat die Zusammenarbeit mit Ihnen funktioniert?
Anfänglich entwickelte sich die Zusammenarbeit mit Candlelight ganz gut, doch später war sie sehr einseitig und ehrlich gesagt anstrengend. Um alles musste man betteln, zig Mal anrufen und nachfragen und dann wurde es erst recht wieder vergessen. Anfangs hatten wir wegen Hammer Müzik unsere Bedenken, da wir noch nie etwas von diesem Label gehört hatten (obwohl es immerhin das größte Independent-Label in der Türkei ist), aber die haben sich schnell verflüchtigt. Bis jetzt haben wir alles prompt und zur beiderseitigen Zufriedenheit erledigen können und wir werden auch laufend in aktuelle Entwicklungen bezüglich Verkauf etc. miteinbezogen. Auf dass es so bleibt!

Wenn Ihr die alten Songs mit den neuen vergleicht, worin unterscheiden sie sich? Wie hat sich Euer Stil entwickelt?
Wenn man es genau nimmt, dann ist ‚Eidolon’ nicht wirklich ein Album mit ausschließlich neuen Songs: der älteste Song stammt nämlich aus 1996, der neueste aus 2000. Ich selber habe bemerkt, dass wir etwas sorgsamer mit dem Einsatz der Synthesizer umgehen. Außerdem ist das ‚Eidolon‘-Material um einige Ecken härter als alles, was wir früher geschrieben haben. Was mich selber völlig überrascht ist, dass die neuesten Songs für unser nächstes Album wieder ganz anders klingen; aber die entwickeln sich ja noch.

Euer aktuelles Album ‚Eidolon‘ habt Ihr in Polen im Alcatraz Studio eingespielt. Welche Erfahrungen habt Ihr dort gemacht und seid Ihr mit dem Sound zufrieden?
Die Aufnahmen zu ‚Eidolon‘ waren wohl das Konfuseste, an dem wir je teilgenommen haben. Das Studio war nämlich kurz vor unserer Ankunft in ein anderes Gebäude umgezogen und es wurde noch während unserer Arbeit fertiggebaut. Ein heilloses Durcheinander, das unseren Produzenten Piotr Witkowski fast zum Wahnsinn getrieben hat. Dennoch haben wir es geschafft alles aufzunehmen und können voll und ganz zufrieden sein.

Wer hat das Artwork für das Booklet gemacht? Ist sehr stimmungsvoll geworden.
Der Grafiker, der für das Artwork verantwortlich ist, heißt Grzegorz Freliga und kommt auch aus Polen. Er hat schon für einige Bands Cover gestaltet und da er einen ganz eigenen Stil hat, der gut zu unserer Musik passt, haben wir uns für ihn entschieden.

Wie bezeichnet Ihr selbst Eure Musik?
Das ist eine schwierig zu beantwortende Frage. Wir vermischen viele Stilrichtungen miteinander und es fällt schwer, sich festzulegen. Für Doom sind wir zu schnell, für Gothic zu hart und für reinen (Death) Metal zu keyboardlastig. Die Antwort wird wohl irgendwo dazwischen liegen. Inzwischen wissen wir sehr gut, dass wir in keine diese Schubladen wirklich reinpassen.

Wovon lasst Ihr Euch beeinflussen (musikalisch und textlich)?
Ich würde nicht sagen, dass wir uns zwischenzeitlich wirklich von anderen Künstlern beeinflussen lassen. Klar spiegeln sich Sachen, die wir gerade gerne hören in Ideen wieder, vieles was wir hören passt aber nicht in den Klang von Dawn of Dreams und wird daher nicht wirklich verwendet. Ralph und ich haben sehr unterschiedliche Geschmäcker und somit man kann kaum behaupten, dass unsere Band wie eine Mischung aus Nile und Tool klingt.

Mit welchen Themen beschäftigt Ihr Euch in den Texten?
Der Titel unser selbst produzierten EP spiegelt die Thematik von ‚Eidolon’ sehr deutlich wieder: ‚Songs of Love and Pain’.. In der Zeit nach dem Abschied von Candlelight hatten wir viel Zeit für uns selbst. Anderen Dinge waren dann wieder wichtiger als die Band, die aus dem Mittelpunkt wich und die ganzen über die Jahre verstreuten Erfahrungen haben das Material von ‚Eidolon’ geprägt.

Wie entsteht bei Euch ein neuer Song?
Im Laufe der Jahre hat sich gezeigt, dass wir sehr spontan komponieren. Es kommt fast nie vor, dass jemand in den Proberaum kommt und eine Idee mitbringt, die sich dann zu einem ganzen Song entwickelt. Das Interessanteste schaffen wir sowieso, wenn wir drauflos jammen, das alles aufnehmen und dann das Tape nach den besten Ideen durchsuchen und diese dann ausbauen.

Wie sehen Eure Zukunftspläne aus?
Eines der wichtigsten Ziele, das wir uns gesetzt haben ist, mehr Auftritte zu absolvieren – und das als ganze Band, also mit Bassisten und Schlagzeuger. Ein weiteres Ziel ist es, noch mindestens eine Platte zu veröffentlichen. Wir haben schon so viele Songs für ‚out of the moment’ (so soll sie heißen), die allesamt wunderbar klingen, dass wir sie unbedingt publik machen wollen.

Kennt Ihr die deutsche Band ‚Dawn of Dreams‘? Hat Euch diese Namensgleichheit schon Probleme verursacht?
Na ja. Das Übelste an der ganzen Geschichte um den Bandnamen war, dass sehr viele unserer Fans sich deren Scheibe gekauft haben, weil sie dachten, wir hätten uns endlich mit einem neuen Album zurückgemeldet. Denen dann zu erklären, das ganze sei eine Verwechslung – und das so oft – war doch bedrückend und frustrierend. Dass die anderen Dawn of Dreams an ihrem Bandnamen festhielten, obwohl sie von uns und unseren Veröffentlichungen wussten, fanden wir ziemlich unfair.

Spielt Ihr Eure Konzerte mit dem Session Drummer oder kommen die Drums vom Band (bzw. vom Keyboard)? Was kann man sonst von Euren Konzerten erwarten, habt Ihr eine besondere Show?
Wir haben bis jetzt nicht viele Konzerte spielen können; diese haben wir immer zu zweit bestritten. Alle Auftritte waren in kleinem Rahmen gehalten, was eine gewisse familiäre Atmosphäre aufkommen ließ. Es ist aber an der Zeit, endlich auf größeren Bühnen aufzutreten – das dann ohne Drumcomputer.

Sind Eure alten Veröffentlichungen noch erhältlich?
Soweit wir wissen, ist das einzige Album, das aus der Produktion genommen wurde ‚fragments‘. Alle anderen Platten sollten noch erhältlich sein.

Last words.
Vielen Dank für das Interview. Vielleicht ergibt sich für uns die Gelegenheit, auch mal nach Deutschland für ein paar Gigs zu kommen und unser neues Material vorzustellen. Bis dahin empfehle ich jedem, der uns noch nicht kennt, in ‚Eidolon‘ oder in die Songs und Samples unter: www.mp3.com/dawnofdreams/ bzw. auf unserer Homepage reinzuhören.
www.dawnofdreams.net

Interview aus Eternity #20

www.hammermuzik.com

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