Atomizer Interview

Atomizer aus Australien haben mit ihrem dritten Full-Length-Album „The Only Weapon Of Choice“ einen echten Thrash/Blackmetal-Killer aufgenommen. Grund Nummer eins für ein Interview. Grund Nummer zwei: Die Herren kommen noch dieses Jahr in unsere Breiten, um ein paar Konzerte zu spielen. Und schließlich Grund Nummer drei: Sie haben genug Ahnung von guter Musik, um mit ihnen eine nette Konversation zu führen, wie Sänger Jason beweist.

Hallo Jason! Da Euch einige Leute noch nicht kennen, stell uns bitte Atomizer vor!

Atomizer wurde vor sechs Jahren gegründet…anfangs hatten wir, von den alten Bands inspiriert, bescheidenere Ziele, und mit unserem ersten Demo merkten wir, dass es Leute gibt, die unser Zeugs mögen, und als wir weitermachten, wuchs der Wunsch, dass mehr und mehr Leute unsere Musik zu hören bekommen sollten. Mittlerweile haben wir drei Alben und vier 7’’ EPs rausgebracht…unsere letzte ist eine 24 minütige Doppel-7’’, also nicht bloß eine räudige 2-Track-Geschichte, haha. Die Arbeit an unserer fünften 7’’ ist fast fertig und das wird wahrscheinlich unsere letzte EP sein…zumindest für einige Zeit.
Wir hatten etwa 80 Liveauftritte, haben in Australien und Neuseeland gespielt und werden im Oktober dieses Jahres erstmals nach Europa kommen. Das Lineup ist: Jason Healey – Bass/Vocals, Suds – Drums, Andrew Lilley – Guitar und Brent Hodgkins – Guitar.

Ich mag Euer drittes Album “The Only Weapon Of Choice” sehr. Wie waren insgesamt die Reaktionen darauf?

Das Echo war überwältigend! Natürlich gab es ein paar negative Reviews, aber ich würde nie erwarten, dass jeder mag/versteht, was wir machen. Wir werden dieses Jahr zum ersten Mal in Europa touren, also denke ich, dass wir dabei eine Resonanz bekommen, was die Fans dort drüben denken, aber diejenigen, die sich die Zeit zum Kommentieren und Reviewen genommen haben, hatten Großartiges zu sagen. Ha, ich denke allerdings, dass Leute auch nicht schreiben, bloß um zu sagen, dass sie etwas nicht mögen, also gibt es vielleicht Legionen von Leuten die so denken. Ich kann nur etwas zum Feedback sagen, das ich bekommen habe.

Bitte erzähl uns von den jüngsten Entwicklungen aus dem Atomizer-Lager!

Wir haben gerade eine Doppel-Gatefold 7’’ mit Hells Headbangers aus den USA veröffentlicht und dieselben Tracks werden zunächst als Disc II einer limitierten Digi-Pack-Version von „The Only Weapon Of Choice“ erscheinen, bevor sie als einfache MCD veröffentlich werden, das wird schon mal cool, und wir werden ein anderes Coverartwork haben. Nicht, um zu versuchen, die Leute zu bescheißen, aber ich mache das ganze Atomizer-Artwork und habe immer wieder neue Ideen für die Dinge, mag es also, verschiedene Covers für unterschiedliche Versionen der letztendlich gleichen Sache zu machen. Nun, ich denke, wenn Du CDs gegenüber Vinyl bevorzugst, bist Du ein anderer Typ Mensch, haha.
Wir arbeiten auch an drei neuen Tracks für eine 7’’ für Into The Pentagram aus Frankreich und denken schon mal ein wenig über unser viertes Album nach. Das nächste Album muss ein totaler Killer werden, also während ich es einerseits unbedingt auf den Weg bringen möchte, werde ich mir wohl auf der anderen Seite viel Zeit nehmen, da es alles überstrahlen soll, was wir bisher gemacht haben.

Stimmt es, dass Ihr dieses Jahr auch in Deutschland spielen werden? Wenn ja, welche Infos kannst Du uns dazu geben?

Ja, wir werden dieses Jahr in Deutschland spielen. Ich habe noch keine genauen Daten, aber es wird im Oktober sein. Sieht so aus, als hätten wir fünf Shows in Deutschland, und da es das größte Metalland der Welt zu sein scheint, denke ich, dass es gut verbrachte Zeit sein wird! Ich denke, dass alle, die Interesse haben, mal die Agonia Records-Seite für aktuelle Infos checken sollten. Die Tour wird mit Impiety und Vidsyn aus Norwegen sein.

Warst Du jemals in Deutschland oder Europa? Und was verbindest Du damit?

Ich war noch nie in Europa…nun, es ist schwer, eine Assoziation einem ganzen Kontinent zuzuordnen, aber was Metal betrifft, muß es das Tor zur Hölle sein, nicht wahr? Australien hat nicht das, was man ein massives Interesse an Metal nennen würde…besonders für die eher 80er-Jahre beeinflussten Sachen. Es ist also ziemlich überwältigend, sich vorzustellen, dass Ihr Festivals wie Wacken mit über 50 000 Leuten habt! Ha, ich denke, es wird auch eine gute Gelegenheit sein, ein paar nette Vinyl-Veröffentlichungen zu kaufen, die wir hier nicht allzu oft haben.
Auch vom historischen Gesichtspunkt her ist Europa interessant. Ich denke nicht, dass wir in dieser Hinsicht viel zu sehen bekommen, aber allein die Atmosphäre einiger dieser „uralten“ Städte zu erleben wird einladend sein. Wenn ich bedenke, dass das meiste, was im zivilisierten Australien existiert, nicht älter als 150 Jahre ist, scheint es ein recht bescheidener Vergleich zu sein.

Sprechen wir mal allgemein über Atomizer. Meiner Ansicht nach hat Eure Musik einen sehr deutlichen Bezug zu „traditionellen“ Thrash- und Blackmetal-Bands wie Venom, Bathory, Motörhead und Sodom. Stimmst Du dem zu? Was ist Deiner Meinung nach der „Spirit“ der Band?

Es ist zum größten Teil rifforientierte Musik und auch wenn Venom, Sodom und Bathory ältere Bands sind, so wurden sie, wie wir, von Motörhead beeinflusst, deshalb ist es ziemlich eindeutig, dass es da eine Beziehung oder Konsistenz gibt. Venom sind zweifellos eine meiner Lieblingsbands, ebenso wie Motörhead, also ist es wohl unvermeidbar, dass manches, was sie machen, auf mich und meine Band abfärbt. Daneben haben all die Bands, die Du erwähnst ziemlich traditionelle Songstrukturen und das ist etwas, was wir auch mit den Songs auf „The Only Weapon…“ verwirklichen wollten. Ob wir das auch in Zukunft noch tun werden, wird sich zeigen, aber ich denke Du musst einfach einen bestimmten Weg einschlagen, auch dann, wenn es darauf hinausläuft, dass Du merkst, dass es nicht der ist, auf dem Du bleiben willst.
Was ich aber hier noch sagen sollte ist, dass wir nicht herumsitzen und versuchen, den Bands die wir mögen nachzueifern oder sie zu kopieren. Das ist etwas, was ich wirklich hasse! Ich behaupte nicht, Atomizer seien absolut einzigartig, aber unsere Songs sind nicht geschrieben worden, um das zu kopieren, was Bathory oder Ähnliche gemacht haben. Das ist in meinen Augen Schwachsinn.

Was ist Deine Hauptinspiration – Bücher, Filme etc.?

Für mich sind es Filme und Bücher. Die Musik kommt beim Spielen…ich mag es, mit spontanen Ideen zu arbeiten und zu schauen, wohin sie sich entwickeln. Was die Texte angeht, sind es immer Filme und Bücher…auch Dinge, die Leute sagen, können mich zu einem Song inspirieren. Ich sehe mich nicht als jemanden, der versucht, etwas zu schreiben, was andere bereits geschrieben haben. Natürlich können einige der Themen ähnlich sein, aber über Krieg zu schreiben und das Wort „Krieg“ in Deinen Songs zu haben, das sind zwei komplett verschiedene Dinge. Der Krieg als Idee durchdringt alles…es ist mehr oder weniger das Ergebnis eines Konfliktes und überall, wo eine Entscheidung getroffen werden muss, bedeutet das Konflikt. „The Only Weapon…“ handelte vor allem von Kriegsführung – keine Feier oder Ablehnung davon – eher schon von Themen oder Szenarios die in Kriegen wie dem Vietnam- oder dem Ersten Weltkrieg existierten. Ich wollte genau das tun und auf die Ergebnisse bin ich ziemlich stolz. Auf dem „Songs Of Slaughter…“-Release habe ich mehr über die japanische Kriegsführung und bestimmte Kampagnen geschrieben, die von Soldaten aus diesem Land ausgeführt wurden. Wir hatten einen Song namens „Unit 731“ auf unserem zweiten Album und der handelte auch von diesem Teil der Erde. Tyrannei und Unterdrückung sind interessante Themen für mich.

Ihr scheint eine ziemlich anormale Faszination für den Krieg zu haben, nicht wahr? In der Tat hört sich „The Only Weapon of Choice“ in meinen Ohren wie der Soundtrack zu einem Krieg an. Woher kommt diese Faszination?

Ich stimme Dir nicht darin zu, dass die Faszination anormal ist, es ist wie alles, für das sich jemand interessiert, und dass der Krieg als solcher einen massiven Einfluss auf die Leute hat und seine Effekte/Ergebnisse so weit reichen, macht es zu solch einem reizenden Thema. Ich behaupte nicht, ein Experte zu sein…keineswegs, aber ich dachte, es wäre wichtig für mich, Texte auf der Basis von Erfahrungen zu schreiben, die Menschen im Vietnamkrieg gemacht haben. Mitglieder meiner Familie kämpften im Ersten und Zweiten Weltkrieg sowie im Vietnamkrieg, und es ist etwas, das eine massive Menge von Australiern traf. Natürlich habe ich meine eigene Neigung/Interpretation über die Themen wiedergegeben, aber es gefällt mir, dass Du entlang solcher Linen über das Album denkst. Wir haben die Songs so geordnet, dass sie einen bestimmten Fluss haben und einer bestimmten Kurve folgen. Dennoch: Ich weiß heute noch nicht, ob ich noch mehr Songs über Krieg schreiben werde, also ist es alles andere als ein absolut vorherrschendes Interesse.

Die Texte sind ziemlich hart und rau…auf „When I Die I Wanna Die Violently“ preist Du einen spektakulären, gewaltsamen Tod. Wie ernst ist es Dir damit? Sind die Texte ein Ausdruck dessen, was Du wirklich denkst und fühlst oder reflektieren sie nur eine momentane Stimmung beim Schreiben?

Vieles von dem, was ich schreibe, ist metaphorisch, und das könnte hier gelten. Eigentlich habe ich keine Eile, das Land der Lebenden zu verlassen, aber wenn meine Zeit kommt, warum sollte ich dann nicht auf etwas hoffen, das ein wenig interessanter ist? Ist es besser, schlafend und in Frieden zu sterben, oder ist es wünschbar, bei einem Flugzeugabsturz unterzugehen, wo Du konzentriert, alarmiert, vollgepumpt mit Adrenalin und allzu bewusst bist, was Dich erwartet? Das ist die Frage, die dieser Song stellt.

Erzähl uns von Australien, Deiner Heimat. Wie ist die australische Metal-Szene? Mit welchen australischen Bands habt Ihr Kontakt? Magst Du den Ort?

A: Wir leben im Süden, in Melbourne, und Australien ist okay. Als Metalband ist es ziemlich scheiße, weil es keine massive Unterstützungsbasis gibt, vor allem nicht für diejenigen, die eher oldschool sind. Die Australier scheinen eher begeistert zu sein, wenn eine australische Band schwedischen, melodischen Metal spielt, als wenn eine australische Band das Zeug spielt, das wir spielen. Aber ich will nicht klagen…wir spielen nun mal, was wir spielen wollen, nicht weil wir von jemandem Zustimmung haben wollen.

Atomizer als Band macht seine eigene Sache. Es gibt nicht viele Bands wie uns hier, und da ist keine wirkliche Verbindung zwischen vielen Bands in der extremen Metal-Szene. Viele der Bands hier arbeiten tendenziell gegeneinander…das Ergebnis der Isolation, denke ich mir.

Es gibt Dinge an Australien, die ich mag, und Dinge, die ich hasse. Eine solche Reaktion hast Du in Bezug auf jeden Ort. Wenn ich nicht all mein Leben hier verbracht hätte, könnte ich das hier besser mit einem anderen Ort vergleichen, aber das ist nicht der Fall. Sieht so aus, als hätte ich Deine Frage in jeder Hinsicht nicht beantworten können, haha.

Womit verdient Ihr Euern Lebensunterhalt? Verdient Ihr genug mit der Band oder müsst Ihr daneben noch arbeiten?

A: Wir haben alle Vollzeitjobs. Das einzige was Atomizer macht, ist Geld zu verschlingen, haha.

Auf den Bildern, die ich gesehen habe, habt Ihr ein ziemlich „traditionelles“ Metal-Outfit – Leder, Nieten, Patronengurte. Wie wichtig ist das für Dich? Hast Du Probleme mit kurzhaarigen Leuten, die sich selbst Metaller nennen?

A: Es kümmert mich wirklich nicht, wie sich die Leute nennen. Ich denke dennoch, Image ist für eine Band wichtig, aber das, was die Leute „metallisch“ macht, ist etwas in ihnen drin, nicht der Aufputz, den sie tragen. Ich denke, dass Patronengurte und der Rest anderen ähnlich gestrickte Seelen zeigen, wo eine Band herkommt, aber es ist alles andere als zwingend. Es fühlt sich für mich gut an, lange Haare, Patronengute und so weiter zu tragen. Es ist mir eigentlich egal was andere Leute machen, auch wenn ich denke, dass es mich inspiriert, wenn ich ein Album wie INRI höre und mir bewusst mache, wie nekro Sarkophargo damals draufwaren. Überzeugung ist der Schlüssel…das ist die ultimative Kraft, von der jede Band angetrieben wird.

Du spielst neben dem Gesang auch Bass…wann und warum hast Du mit damit angefangen und wer ist in Deinen Augen der größte Bassist?

Ich habe vor etwa 14 Jahren angefangen, war aber nicht immer so motiviert, wie ich seit dem Beginn von Atomizer bin. Um ehrlich zu sein, spiele ich zwar selbst gerne Bass, kann mich aber wenig für den Fähigkeiten anderer Leute begeistern, die das tun. Insgesamt denke ich, dass Skoll von Ulver etc. einer der interessanteren Bassisten moderner Zeiten war. Die Leute nennen immer Lemmy…aber Lemmy spielt Bass wie eine Rhythmusgitarre…das finde ich nicht so interessant. Ha, Cronos’ Basssolo in „1000 Days In Sodom“ ist ein Klassiker! Ich mag Gitarristen lieber als Bassisten. Ich würde eher über Trey Azagthoths Leadgitarrenspiel sprechen als über irgendeinen Bassisten, ha ha.

Hast Du vor Atomizer in irgendwelchen Bands gespielt?

Nichts, was erwähnenswert wäre. Atomizer ist die einzige Band, in der ich gespielt habe die auch nur annähernd zu etwas gebracht hat.

Welche Alben hörst Du Dir zurzeit an? Magst Du generell auch andere Musik als Metal?

Während ich dies beantwortete, habe ich mir „The Fifth Moon“ von Pentacle angehört, was ein wirklich eindrucksvolles Album/MLP ist, und im Moment die Sarcofargo/Necrovore Split-LP. „INRI“ ist ein absoluter Klassiker. Ich bin an neueren Bands interessiert, aber ich denke, dass das alte Zeugs immer das sein wird, was vor allem mein Blut pumpen lässt. „Emperors Return“, „Satanic Rites“…solche Veröffentlichungen. Was nichtmetallisches Zeugs angeht, mag ich eine Menge „kick ass“-Rock n’Roll. Ich mag Gitarrenmusik und besonders Bands, die von AC/DC beeinflusst sind, solches Zeugs. Wenn es catchy und voller Überzeugung ist, dann werde ich mich wahrscheinlich dafür interessieren. Ich mag auch ein bisschen Ambient/Industrial-Zeugs, aber das ist nicht wirklich viel.

Nenn bitte Deine drei Lieblingsalben aller Zeiten!

1. Reign in Blood – Slayer
2. Altars Of Madness – Morbid Angel
3. Emperors Return – Celtic Frost

Aber wer weiß, ich ändere darüber immer mal wieder meine Meinung…nun ja, die ersten beiden ändern sich nicht wirklich, aber es gibt so viele geniale Alben. Es könnte manchmal auch „Dirty Deeds“ von AC/DC sein, „World Downfall“ von Terrorizer, „Ritual“ von Masters Hammer, „Black Metal“ von Venom…es gibt so viele gute Alben, da ist es schwer, die besten zu nennen.

Stell Dir vor, Du könntest mit irgendeiner Band zu einem beliebigen Zeitpunkt ihrer Karriere spielen. Wer und wann würde das sein?

Das ist so schwer, sich die Antwort vorzustellen, ohne daran zu denken, dass es in der Realität total scheiße sein könnte, mit einer absolut unsterblichen Band zu spielen! Ich denke, für Slayer auf der „Reign in Blood“-Tour Vorband zu sein wäre ziemlich geil gewesen, auch wenn ich hier den Schwarzseher gebe mit dem Kommentar, dass es wirklich nichts bedeutet, mit anderen Bands zu spielen, wenn es keine Verbindung zu diesen Bands gibt. Ich fand es immer komisch, wenn Leute sagen: „Ich würde töten, um mit Band X oder Wem-auch-immer zu spielen“, wenn Du keine Verbindung zu ihnen hast, außer auf der gleichen Bühne zu stehen wie Deine „Helden“. Tatsächlich kannst Du ja mehr mit der Band gemeinsam haben, die dort am Abend zuvor gespielt hat, ha ha. Aber, um es auf den Punkt zu bringen: Slayer auf der RIB-Tour.

Die letzten Worte gehören Dir…

Danke für die Unterstützung von Atomizer! Kommt auf jeden Fall wenn wir in Europa sind! Schaut unter www.agoniarecords.com nach Details zur Tour. Kontaktiert uns unter www.atomizer.net.

www.atomizer.net
www.agoniarecords.com

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