Amok Vedar Interview

Irgendwann im Dezember letzten Jahres verschlug es mich ins Berliner Drugstore, wo an diesem Abend ein Konzert stattfinden sollte. Mit von der Partie waren neben Ferox, Hidden in the Fog eben auch AMOK VEDAR welche mir bis dato nur namentlich bekannt waren. Leider musste ich feststellen das mir in diesem Fall doch bisher tatsächlich etwas entgangen ist, denn der Liveauftritt der Berliner versetzte mich in dunkle Begeisterung und so entschloss ich mich die fünf Herren und eine Dame, etwas näher zu betrachten, denn selten hat mich eine Livepräsentation derart und regelrecht ‘umgehauen’ . Da das Black Metal Septett just in diesen Monaten ihr Debüt MCD ‘Seelenfriede’ veröffentlichten, gab und gibts also genug Grund und Anlass.

Hailz Amokvedar, ihr existiert seit 1999 und habt vor kurzem eure aktuelle MCD ‚Seelenfriede‘ veröffentlicht. Erzählt unseren Lesern doch mal mit euern eigenen Worten was ihn auf der CD erwartet und was es eventuell zu Vorgängerveröffentlichungen zu sagen gibt.
Auf der CD haben wir unser gesamtes musikalisches Spektrum verarbeitet. Wir wollten den Hörern einen Eindruck davon geben, in welche Richtungen das Komponieren von Songs bei uns geht. Das hat immer sehr verschiedene Einflüsse, je nachdem, wer mit der Anfangsidee ankommt und je nachdem, was letztendlich aus der Idee gemeinschaftlich gemacht wird. ‘Seelenfriede’ wird jedenfalls mit einem Song eingeläutet, der voll von schnellen und brachialen Knüppelparts ist und trotzdem auf ein-gängige Melodien setzt. Die Schlacht von ‘A.v.E.d.U.’ (so heißt der Song) wird dabei immer wieder von unheimlich groovigen düsteren Parts unterbrochen. Dem folgt mit ‘Psychopathic’ ein eher hymnenartiger Song, der zwar auch mächtig reinhaut, jedoch eher auf die Erzeugung schwärzester Stimmungen setzt. Der Clou in ‘Sumpf’ ist das starke Gegeneinander einer eher ruhigen und düsteren Melodie und umso gnadenloseren melodischen Knüppelparts. Mit ‘Seelenfriede’ endet die CD. Und ‘Seelenfriede’ ist eine Art Abschiedsgesang an die ganze Welt: So ruhig und melancholisch das Thema des Songs aufgenommen wird, umso mächtiger wird es nach 10 Minuten am Ende des Songs wieder verlassen. Dazwischen aber erwartet den Hörer eine Schlacht der Instrumente. ‘Seelenfriede’ ist unsere eigentlich erste Veröffentlichung. Davor gab es bei Konzerten einen stetig wachsenden Bedarf an Tonträgern, weshalb wir mal einen live-Auftritt auf CD gebannt hatten. Live ’n Loud Album hieß das ganze, wird aber von den jetzigen Aufnahmen komplett in den Schatten gestellt. Deshalb verkaufen wir diese live-CD auch nicht mehr – sie war mehr ein Tribut an unsere treue Anhängerschaft, die uns immer wieder um Nahrung für ihren CD Player angefleht hat.

Wer ist Amok Vedar, was steht dahinter und wie groß ist der Einfluss der einzelnen Bandmitglieder auf das, was euch am Ende ausmacht? Seht ihr euch als echte Einheit oder eher eine Ansammlung von Individualisten? Was bedeutet der Bandname und wie sied ihr darauf gekommen?
Wir denken, dass Amok Vedar erst durch die Vielfältigkeit der einzelnen Bandmitglieder zu dem wird, was es ist. Irgendwie ist jeder auf seine Art und Weise Individualist – aber im Proberaum werden all diese individuellen Ansichten und Einflüsse in die Musik eingebaut. Das Songwriting ist Gemeinschaftsarbeit, auch wenn am Anfang nur einer mit einer Idee ankommt. Wie diese Idee umgesetzt wird, das ist Bandsache. Und dieses gemeinschaftliche Ja oder Nein sagen zu einer Idee, und das Zusammenfügen der Parts zu einem Song – eben auch gemeinschaftlich – das macht unsere Musik aus. Hinter Amok Vedar steht nicht nur eine Person, sondern wir alle. Wie wir zu dem Na-men gekommen sind, ist so ein kleines Bandgeheimnis. Es sei nur soviel gesagt: Ziemlich viele Black Metal Bands nutzen irgendwelche lateinische Abwandlungen für ihre Bandnamen – und deshalb schied das für uns aus. AMOK versteht jeder und es ist ganz leicht mit dieser Art Musik, die wir machen, in Verbindung zu bringen. Die weitere Bedeutung (für uns) bleibt bandintern!

Als Bandmitglied hat jeder von euch ein Pdeudonym. Wie wichtig sind euch diese und was bedeuten sie für euch? Wie weit geht eure Identifikation mit dem dahinterstehenden. Bezieht sich diese nur auf euer Schaffen als Band oder spielen diese Namen auch für euch als Privatpersonen eine Rolle, bzw besteht ihr gar darauf nur und ausschließlich so angesprochen zu werden?
Die Sache mit den Pseudonymen ist die: Wenn wir auf die Bühne gehen, dann beginnt die Show, dann sind wir nicht mehr die normalen Leute von nebenan. Dann bedienen wir auch sämtliche BM-Klischees. Und zu einer perfekt inszenierten Show gehört nicht nur das Corpsepainting sondern ebenso das Pseudonym. Damit machen wir klar- wenn wir auf die Bühne gehen, sind wir Amok Vedar! Die Namen sind zum einen reine Phantasienamen, die also keinen direkten Hintergrund haben oder sie verkörpern Personen aus der Mythologie, mit denen sich der Träger des Pseudonyms identifiziert. Wir lassen uns eigentlich nicht mit den Namen ansprechen, wir nutzen sie eher bei e-mail-Kontakten und so weiter.

Außer euren Namen tragt ihr eine Menge weiterer Dinge zur Schau, die allgemein als Black Metal Klischee gelten. Nehmen wir nur mal Corpsepainting oder allerlei metallenen Körper, bzw. Kleidungsschmuck. Ist es für euch nur die Bedienung eines Klischees oder mehr als das? Haben die Paintstile für euch eine besondere Bedeutung Welche Dinge verbindet ihr außerdem noch, quasi ‘untrennbar’ mit Black Metal und wo wir schonmal bei Klischees sind, darf man eurer Meinung nach als Black Metaller lachen oder Spaß am Leben haben oder ‘muss’ man zwangsläufig ein ewig griesgrämiger Mensch sein?
Also wie schon gesagt, auf der Bühne machen wir eine Show. Und diese Art Musik kommt nur dann perfekt rüber, wenn auch das Bühnenbild stimmt. Mit einem Corpsepaint können wir die Musik und damit die Show am besten vermitteln, man soll ja auch etwas fürs Auge haben! Klar sind diese Sachen Klischees, aber wenn wir auf ein BM Konzert gehen, dann erwarten wir auch diese Klischees. Das ist genau das selbe, wie bei Country-Rock die Leute mit Hut und Westernstiefeln dastehen! Man erwartet es einfach und es gehört dazu. Und bei Black Metal sind das Nieten, Corpsepainting und Pseudonyme. Es ist einfach untrennbar! Wir betrachten für uns diese Klischees aber nicht unbedingt ausschließlich als solche. Mitsamt der ‘Ausrüstung’ aus Nieten, Nägeln und Schminke verkörpern wir andere Personen, eben die Armee Amok Vedar’s, die bei Konzerten auf die Bühne marschiert und dem Publikum eine Schlacht aus feinstem Black Metal bieten will. Was die Paint-Styles angeht, da haben wir uns schon einige Gedanken gemacht. Jeder hat sehr lange herumprobiert, bis das Corpsepainting aus seinen Augen perfekt war. Im Übrigen unterscheiden sich ja unsere Styles ganz wesentlich von dem, was andere Bands machen. Das gibt uns ein Stück weit unserer eigene Identität.Trakons Style beschreibt z.B. einen Totenkopf, den Du so nirgends wo anders finden wirst. Natürlich kann man als Black Metaller auch lachen, nur eben auf der Bühne passt das nicht.

In euren Infomaterialien und auch auf der Web Site stößt man immer wieder auf die Bezeichnung ‘Black und Gothic Metal’ Inwiefern verträgt sich das eigentlich miteinander? Auf der einen Seite traditionsbewusstes Black Metal Denken und auf der anderen das miteinbringen des Gothic Bestandteils, der ja eigentlich eher ‘moderneren Einflüssen’ zuzuschieben ist. Nicht wenige ‘Die Hard’ Black Metaller verabscheuen derartige Symbiosen ja und verleihen ihrer Abscheu durchaus auch mit Begriffen wie ‘Gothic Schwuchteln’ oder ähnlichem Ausdruck und sprechen Leuten die einen anderen Bezug dazu haben sogar ab, überhaupt Black Metal zu sein, bzw die Berechtigung sich Black Metal zu nennen. tangiert euch sowas überhaupt?
Also wir denken da schon sehr viel drüber nach – es gibt auch innerhalb der Band unterschiedliche Meinungen. Einige von uns wollen das Gothic aus dieser Bezeichnung grundlegend raushaben, eben aus deinen aufgeführten Gründen. Auf der anderen Seite wurden wir früher immer wieder damit konfrontiert: Das ist kein Black Metal, was ihr macht, das wurde uns jedenfalls immer gesagt. Fakt ist so viel: Wir haben starke Gothic Einflüsse, das kommt schon allein daher, was die unterschiedlichen Musiker ursprünglich an Musik machen wollten. Wir haben ebenso auch Klassik Einflüsse. Trakon studiert schließlich Musik an der UdK und in der Klassik sind musikalisch gesehen viele interessante Dinge passiert. Primär machen wir aber Black Metal, mit all diesen Einflüssen. Wir haben einfach keinen Bock, all diese Einflüsse weg zu lassen. Sie gehören zu uns und machen ganz wesentlich den Sound von Amok Vedar aus. Aber dadurch klingt es eben anders, als bei vielen anderen BM Bands. Wir legen sehr viel Wert auf unsere Melodieführungen und wir legen ebenso viel Wert auf mächtige Orchestrale Begleitungen des Keyboards. Wir wollen keine Musik spielen, in der die Keyboards eigentlich nur mit einem Finger gespielt werden müssen, es soll anspruchsvoll sein und auch noch mächtig klingen. Und weil wir wollten, dass unser Publikum weiß, was auf sie zukommt, haben wir es eben Black und Gothic Metal genannt. Aber wie gesagt: unsere Meinungen gehen da auseinander. Vielleicht wird es bald ‘atmosphärischer Black Metal’ heißen. Wir wollen halt nur klarstellen, dass unsere Musik nicht reiner Black Metal ist, sondern auch von anderen musikalischen Einflüssen unterwandert ist. Wir glauben auch, dass sich unser Publikum aus mehreren Schichten zusammensetzt. Das sind auf der einen Seite die puren Black Metaller, auf der anderen Seite aber auch Leute, die eher aus der Dark Metal oder Gothic Szene kommen. Unsere Musik vermittelt schließlich düstere Stimmungen und das ist doch eine Sache, die all die Leute aus diesen verschiedenen Szenen verbindet. Also, wie Du siehst, das ist ein Dauerbrenner, wenn wir darüber diskutieren. Am besten, die Leute hören sich es einfach an, was wir machen, dann sollen sie selbst urteilen.

Viele Black Metal Bands kapseln sich selbst vom Rest der Metal Szene regelrecht ab. Die einen wollen nicht mal mehr was mit Death Metallern zu haben, andere stecken die Kreise in denen sie sich bewegen noch viel elitärer ab. Ihr selbst habt aber schon einige Konzerte mit ‘stilfremden’ Bands zusammen gespielt. Denkt ihr da einfach freier oder nehmt ihr einfach nur jede Gelegenheit mit, um Live spielen zu können. Was haltet ihr davon wenn Bands, Musiker oder Fans den Black Metal zur ‚Elite‘ und somit über alle anderen Dinge erheben?
Es gibt Musikformen, die sind mit Black Metal eigentlich unvereinbar. Dazu gehören ganz sicher Hardcore Bands. Das Problem liegt weniger in den unterschiedlichen Ansichten als in den unterschiedlichen Stimmungen der Musik und im Publikum, dass sich untereinander nicht versteht. Das Problem liegt wieder in der Show: Wenn du zu einem Black Metal Event gehst, dann hast du einfach keinen Bock auf Hardcore Bands, du hast keinen Bock auf Spass sondern du willst den puren Hass zu hören bekommen! Und wenn du zu einem Death Metal Event gehst, dann willst du keine Keyboards hören und keine Schminke sehen. Das ist das Problem. Warum es bei Death Metal Bands nun trotzdem bei uns so oft zu Kooperationen gekommen ist, liegt daran, dass viele Veranstalter auf einen musikalischen Mix setzen. Und uns geht es auch darum, so oft wie möglich zu spielen. Wenn die Bands also halbwegs im erträglichen Bereich sind, dann spielen wir auch mit Death Metallern. Im Übrigen ist das auch eine Art Herausforderung für uns. Es ist nämlich viel schwerer, vor diesem Publikum zu spielen, als vor unserem eigenen. Death Metaller finden uns schon aus Prinzip Scheiße. Wenn wir sie dann aber trotzdem überzeugen können, wie z.B. neulich im K17, dann erschliessen wir uns ja vielleicht sogar neue Publikumskreise und auch Death Metaller kapieren, dass der wahre Hass nur durch Black Metal ausgedrückt werden kann. Fazit: Es macht nicht unbedingt so viel Spass, vor Death Metallern zu spielen. Aber es gehört zum Geschäft, weil viele Veranstalter die Problematik zwischen diesen beiden Szenen noch nicht verstanden haben.
Auf Deine Frage, was wir von einem elitären Denken in der BM Szene halten, können wir nur soviel sagen, dass ein Beschränken auf puren Black Metal nach unserer Ansicht erhebliche Kreativitätseinbussen nach sich zieht. Gerade im Death Metal Bereich gibt es sehr sehr gute Musiker, von denen sich so manche Black Metal Bands was abgucken sollten.

Nachfolgend zwei Aussagen, bzw. Slogans, die mal als Synonym für BM standen oder noch stehen und sicher den ein oder anderen Black Metaller geprägt haben, oder immer noch prägen. Welche von beiden ist die für euch näherliegenste? a) Black Metal ist Krieg b) lay down your soul to the god rock’n’roll [Venom]
Black Metal ist eine Art von Krieg, entsteht im Kopf, wird geführt mit Instrumenten für den God of Metal.

Ein Thema das gerade im Black Metal immer wieder auftaucht ist eine zu beobachtende Politisierung der Szene. Nun gibt es da zwei unerbitterte Fraktionen von Black Metallern. Die einen die da sagen, dass eine nationale Ausrichtung schon immer Bestandteil des Black Metal war und ist, ganz einfach weil Black Metal neben einem elitären Grundgedanken auch Misantrophie beeinhaltet und somit ist eine NS angelehnte Szene nur die logische Konsequenz. Dann wiederum gibt es die andere Fraktion die ebenso beinhart dahinstellt, dass eine derartige Politisierung im BM nichts zu suchen hat. Die Black Metal als eine Art Freiheit verstehen und für die jegliche politische Tendenzen nur den Tod der Sache bedeutet. So beschuldigen die einen die anderen am Niedergang des BM beteiligt und sogar hauptschuldig zu sein. Wie seht ihr das und wo positioniert ihr euch, wenn denn für euch überhaupt eine Veranlassung besteht euch positionieren zu müssen.
Wir machen diese Musik, weil wir sie einfach nur genial finden und das hat für uns keine politische Haltung zur Folge. Sicher, in der Black Metal Szene gibt es diese beiden Positionierungen, aber vielleicht nimmt man das auch ganz anders wahr, weil man immer dazu neigt, an den Extrempolen eine ganze Bewegung festzumachen. Vielleicht existieren ja diese Extrempole gar nicht in dieser Form. Wir haben eigentlich eher die Erfahrung gemacht, dass die Leute auf unseren Konzerten eher von der Musik fasziniert sind. Eigentlich wäre es schade, wenn diese Musik durch eine Politisierung zu sehr eingeengt wird. Wenn Leute Politik machen wollen, dann sollen sie eine Partei gründen! Aber die Bühne ist ein Platz für Show und Musik und das ist unsere Sache, nichts anderes! Unabhängig von den verschiedenen Fraktionen, die du aufgezeigt hast, können wir für uns nur sagen, das wir unpolitisch sind. Musik hat für uns nichts mit Politik zu tun.

Woraus bezieht ihr eure Inspirationen für eure Musik. Ihr wohnt alle in Berlin. Nicht wenige BM Bands schöpfen ihre Inspiration aus dem Umfeld in dem sie leben, was nicht selten abgeschiedenen Gegenden sind, wo oftmals Wald und Natur als Urquell herhalten müssen. Ich meine in den verlassenen Gegenden Skandinaviens lässt sich das einigermaßen glaubwürdig aufrecht erhalten, bei der Vielzahl thüringischer BM Bands wird das ebenso versucht, obwohl dort sicher niemand ohne fließend Wasser und fernab jeglicher Zivilisation irgendwo im Wald lebt – auch wenn viele Bands aus der Gegend dieses Bild gerne vermitteln möchten. Aber hier im urbanen Schmelztiegel von Autolärm, betonierten Wohngebieten, verschiedenen Kulturen und Schule, Job und Streß ???
Also erstmal vom Prinzip her: Gerade in einer so grossen Stadt wie Berlin kann man sich erst richtig einsam fühlen, unter all den Menschen, die man nicht kennt und die man zum großen Teil auch gar nicht kennen will! Aber was unsere Inspiration für die Musik angeht kann man eigentlich nicht sagen, dass das die Quelle jeglicher musikalischen Schöpfung ist. Einige von uns halten es sogar fraglich, ob man überhaupt eine Inspiration für die Musik braucht. Wenn man diese Art Musik macht, dann ist ganz einfach die Seele ein Stück geschwärzt und man sieht alles aus dieser Perspektive. Das reicht, um einen starken Wunsch danach zu haben, dunkle und harte Musik zu machen. Das einzige, was wir brauchen, ist die stimmungsvolle Beleuchtung im Proberaum. Wir kommen einfach bei hellem Neonlicht nicht voran und haben uns deshalb dunkle und farbige Lampen eingebaut jetzt sieht unser Proberaum so aus wie unsere Seelen von innen und das ist genug Voraussetzung, um unsere Musik zu machen.

Ihr habt eure Texte bisher bis auf, soweit ich weiß, eine Ausnahme, immer in deutsch verfasst. Warum? Denkt ihr, dass dies eine Sprache ist in der sich bestimmte Dinge besser ausdrücken lassen oder ist das gar nicht beabsichtigt und hat sich im Grunde bisher immer nur ‚zufällig‘ so ergeben, oder liegt es einfach nur an mangelnden Englischkenntnissen? Wie wichtig sind euch die Texte in Relation zur Musik und welche Themen verarbeitet ihr darin?
Es liegt ganz sicher nicht an mangelnden Englischkenntnissen oder dergleichen. Aber mal ganz ehrlich: Wir machen eine Musik des Todes, eine Art Abschiedsgesang, welche Sprache passt dazu wohl besser als das Deutsche? Kaum eine andere Sprache klingt derart brutal. Und ausserdem ist es eine Art Herausforderung. Wenn man sich nämlich mal viele der englischen Texte anschaut, dann stellt man schnell fest, dass das alles ganz schön peinlich klingt. Es ist nach unserer Ansicht viel schwieriger, einen deutschen Text zu schreiben, der nicht nur gut klingt sondern auch nicht lächerlich wirkt.
Der einzige englische Text ist der zu Psychopathic dazu muss man sagen, dass dieser Song der zweite ist, den wir überhaupt geschrieben haben, er ist also sehr, sehr alt! Und damals waren wir uns noch nicht ganz im Klaren, wie wir das mit der Sprache machen. Wenn Du so willst, hat sich also Psycho zufällig ergeben. Die anderen Texte in deutsch sind Konzept. Mit einer Sache hast Du allerdings recht: Wir sind der Ansicht, dass man bestimmte Dinge in Deutsch besser ausdrücken kann. Es gibt einfach perfekte Worte im Deutschen für Dinge, die man in anderen Sprachen sehr kompliziert umschreiben muss. Was die Relation der Texte zur Musik angeht, da gibt es unterschiedliche Meinungen. Diejenigen, die die Texte schreiben (allen voran Hordas), legen natürlich sehr viel Wert darauf. Mitunter entstehen bei uns die Songs erst nach den Texten, so kann die Musik perfekt auf die Stimmungen des Textes angepasst werden. Ein gutes Beispiel dafür ist ‘Seelenfriede’, wo die Symbiose aus Text und Musik nach unserer Meinung sehr gelungen ist, die textlich aggressiven Parts werden von aggressiver Musik begleitet, wohingegen die melancholisch düsteren Parts bis ins Detail (und gerade am Ende) mit deutlich theatralischeren und mystischeren Parts unterlegt werden. Auf der anderen Seite gibt es aber auch die Meinungen in der Band, dass der Text ein eher unwesentliches Element ist – nach dem Motto: Wer versteht den schon bei dieser Musik. Die Lyrics sind aus dieser Perspektive hauptsächlich ein rhythmisches musikalisches Mittel. Aber eins steht fest: Hinter jedem unserer Texte steckt die Seele desjenigen, der ihn geschrieben hat. Rein inhaltlich sind die Texte stark verschieden, das ist ja auch kein Wunder, da jeder, der bei uns Texte schreibt, seine eigene Sicht hat und auch seine eigenen Gedanken verarbeitet. Hordas rechnet in vielen Texten mit Leuten ab, die sich ihm in den Weg gestellt haben. Daneben gibt es aber auch Texte, die sich mit Religion auseinandersetzen und auch schlicht Beschreibungen von Seelenzuständen. Neuerdings verarbeiten wir auch die Stimmung des Songs in den Texten, also andersherum als oben beschrieben. So haben wir in ‘Schwarze Flut’ mit einer Beschreibung der Bewegung von Wassermassen alles gesagt, was an Melodie, Mystik und Aggression im Song steckt.

Ihr habt mit Desyderia eine fähige und dazu noch überaus attraktive Frau am Bass. Nirgendwo steht, dass Frauen weniger gut Instrumente bedienen können als Männer, nirgendwo steht dass Frauen keinen Metal machen dürfen und unter den Metal hörenden Leuten ist der weibliche Anteil ebenso nicht gerade gering wie, ich denke. Deswegen meine Frage direkt an Desyderia: Weshalb, denkst du, ist der weibliche Anteil selbst musizierender Frauen im Metal in Relation gesehen so gering? Liegt es an typischen machomäßigen Vorurteilen männlicher Kollegen, die keine weiblichen Bandmitgleider in der Band wollen? Oder eher daran, dass Frauen, selbst wenn sie wesentlich mehr Potential haben, oft nur als schmückendes ‘Beiwerk’ zur Schau getragen werden? Oder denkst du, dass es mindestens genausoviel musizierende Frauen gibt, diese sich aber im Gegensatz zu dir nicht bei Bands vorstellen, sondern lieber für sich im stillen Kämmerchen allein vor sich hinspielen. Ein anderes Phänomen ist, dass Frauen bei vielen Bands früher oftmals das eben schon erwähnte, schmückende Beiwerk waren und im Hintergrund trällerten, dann irgendwann plötzlich eine Unmenge von Bands Keyboarderinnen hatten und in den letzten 1-2 Jahren die Zahl der Keyboarderinnen abnahm und nun vor allem in Undergroundbands doch vermehrt öfter Bassistinnen auftauchen. Oder denkst du über soetwas gar nicht weiter nach und bist gar der Meinung, dass derartige Fragen eigentlich nur einem Mann einfallen können?
Warum der Anteil der Frauen im Metalbereich so gering ist, läßt sich schon erklären. Für viele Mädels ist diese Musik einfach nur Krach. Ihnen fehlt das musikalische Verständnis. Ich bin sicher, dass jemand, der sich mit klassischer Musik auskennt, sich besser in Black Metal reinhören kann als wenn er nur den Einheitsbrei aus dem Radio mit Strophe, Refrain, Strophe hört. Ich habe auch nicht von einem Tag auf den anderen Black Metal gehört. Ich habe aber immer düstere Musik gemacht und schließlich habe ich auch immer extremere Musik hören wollen. Wenn man sich einmal an die Musik herangetraut hat, sich reingehört hat und beginnt, die Musik zu begreifen, dann fängt man ganz automatisch an, sie zu lieben. Für mich sind Black, Death und Gothic Metal neben der Klassik die einzigen Musikrichtungen, bei denen es noch Virtuosen an den Instrumenten gibt und die Leute im Publikum noch wirklich Ahnung von Musik haben, sie können sich auch wenn sie kein Instrument spielen, über einzelne Passagen oder Soli unterhalten und einschätzen ob ein Drummer Temposchwankungen hat oder nicht!!!
In meinem Freundeskreis sind verhältnismässig viele Musikerinnen, die beispielsweise auf Black Metal, Goth Metal oder Hardcore Metal stehen und selbst in Bands spielen. Das liegt natürlich daran, das ich sie durch die Musik kennen gelernt habe. Natürlich habe ich schon schlechte Erfahrungen mit Bands gemacht, in denen nur Musiker waren. Als ich mich einmal bei einer Dark Metal – Band als Bassistin bewarb, bekam ich erst gar keine Antwort, habe dann über Umwege erfahren, dass sie Frauen in der Band stören würden. Ausserdem dachten sie, ich will was von einem der Gitarristen. Was für ein Schwachsinn! Bei Amok Vedar hatte ich einen schweren Einstieg. Die Skepsis gegenüber Frauen in der Musik ist weit verbreitet. Zudem hatte wieder mal irgendwer Scheiß über mich erzählt, den die Jungs erst mal glaubten. Wahrscheinlich können sich Black Metaller nicht vorstellen, dass auch Frauen auf diese Musik stehen und vor allem, sie auch spielen wollen. Sie waren aber wegen eines bald anstehenden Gigs auf mich angewiesen und haben in der Zeit gemerkt, was ich wirklich will, nämlich düstere, schnelle Musik machen. Es war nicht einfach für mich, mich zu beweisen, ich hatte nur vier Wochen Zeit, um alle Songs draufzukriegen, mein Abi lief nebenbei und ich wußte nie, was die Jungs über mich denken. Wenn Frauen statt Schlagzeug zu spielen lieber singen oder Klavier spielen liegt das sicherlich daran, das ihnen von ihren Eltern eingetrichtert wird, dass sie zum Gesangs- oder Klavierunterricht gehen sollen. Kaum eine kommt dann auf die Idee, lieber Bass oder Schlagzeug zu spielen. Wie gesagt, es fehlt auch oft an Interesse an der Musik oder aber man sagt sich ‘das kann ich ja eh nicht’. Ich kann und will hier aber keiner Frau Mut machen, jetzt endlich ein Instrument in die Hand zu nehmen und abzurocken. Entweder du bist so oder eben nicht. Und wenn du so bist, kommst du schon von allein drauf.

Gibt es ein bestimmtes Ziel, auf das ihr hinarbeitet, oder wollt ihr in erster Linie nur Musik machen und alles andere ergibt sich Schritt für Schritt so wie es eben kommt?
Prinzipiell kann man unser Ziel damit beschreiben, dass wir professioneller werden wollen. Wir stellen dabei nicht nur immer größere musikalische Ansprüche an uns selber, sondern versuchen auch, bei einem professionellem Label unterzukommen. Ein paar halbe und ganze Angebote haben wir, nun gilt es zu schauen, was daraus wird. Daraus erhoffen wir uns nicht nur wesentlich professionellere Aufnahmen als die von ‘Seelenfriede’, sondern wir wollen dadurch auch zu einem professionellem Management kommen. D.h., wir wollen richtig viele Konzerte spielen und eine halbwegs professionelle Plattenfirma wird da auch ihre Connections haben. Wir wollen weiter kommen und nicht ewig auf der Stelle treten. Aber natürlich geht es uns in erster Linie darum, Musik zu machen.

Welche 3 Dinge würdet ihr auf eine einsame Insel mitnehmen?
Unsere Instrumente, unsere Frauen und Bier!

Was wollt ihr unseren Lesern darüber hinaus noch mitteilen, dies ist der Platz hierfür – any last words ?
Ihr da draussen: Unterstützt den Underground wo es nur geht! An alle Labels: Amok Vedar ist ambitioniert, jung und unverbraucht und braucht einen Plattendeal!
Kontakt: Lars Lehmann, Rudowerstr. 125, 12351 Berlin

Interview aus Eternity #21

www.amokvedar.de

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