Nomad Interview

Das aktuelle Album der bis dato relativ unbekannten Polen Nomad, „The Devilish Whirl“, sprüht nur so von Originalität, Ideenreichtum und Spielfreude. Es ist schier unglaublich, was die sechs Jungens da auf der Basis traditionellen Death Metals zustande gebracht haben. Ich will mich hier nicht weiter mit Erklärungen aufhalten, sondern verweise auf das in E#14 erschienene Review. Sänger Bleyzabel stellte sich bereitwillig meinen Fragen. Lesen und kaufen!

Hi! Zunächst wäre das obligatorische Ritual der Vorstellung der Band für den Leser hinter uns zu bringen. Erzähle alles über Nomad, das Du willst.
Nomad wurde 1994 gegründet. Wir haben bis jetzt drei Tonträger aufgenommen. Der erste war das „Disorder“  Demo ‘96, dann kam „The Tail of Substance“ (‘97), welches im MCFormat in einer Auflage von 1000 Stück von uns selbst veröffentlicht wurde. 1998 haben wir vier Songs aufgenommen, um unser nächstes Album, „The Devilish Whirl“, zu promoten, und haben einen Vertrag über zwei Alben bei dem polnischen Label Novum Vox Mortis unterzeichnet. Unser derzeitiges Lineup ist: Patrick  lead guitar, Herman  bass, Nameless  guitar, Rodzyn  drums, Bleyzabel  vocals und Christian  vocals, der nach seiner Abwesenheit auf dem letzten Album zurückgekehrt ist. Derzeit arbeiten wir an neuen Songs und suchen nach einem neuen Label, denn Novum Vox Mortis ließ uns draußen in der Kälte stehen.

Was waren die Gründe 1994 Nomad zu gründen, und haben Mitglieder von Nomad bereits vorher in anderen Bands gespielt?
Der Hauptgrund war der Wille zu spielen, und unsere eigene Musik zu kreieren. Das Datum ist an dieser Stelle unwichtig, denke ich, kein Jahr davor oder danach hätte irgendetwas geändert. Sicher, die Musik selbst entwickelt sich sehr schnell, und das, was Bands in unserer heutigen Metalszene machen, ist nicht immer populär und akzeptiert. Die Sache ist die, daß jeder, der eine Band hat, seine Vorstellung der Welt zeigen will, oder einfach eine gute Zeit haben. Diese zwei Dinge passen zu uns, denn Metal ist unser Lebensalltag und wir entwickeln uns stetig musikalisch und kreativ weiter. Was frühere Aktivitäten angeht, so haben ich und Herman in einer Band namens Putrefaction gespielt. Wir haben ein Rehearsal Tape aufgenommen und ein paar Konzerte gespielt, aber unglücklicherweise, ging die Band auseinander.

„Nomad“ ist ein recht untypischer Name für eine Death Metal Band. Wie seid ihr auf die Idee gekommen, diesen Begriff zu verwenden, und was bedeutet Euch dieser Name?
Ich denke jeder Name ist gut für eine Death Metal Band, solange er von allen Bandmitgliedern akzeptiert wird. Christian hat sich diesen Namen ausgedacht, und er bedeutet für uns eine permanente Wanderschaft durch die Welt der Klänge, die Suche nach dem eigenen Weg eines jeden und Befreiung durch verbalen Kampf  auch mit sich selbst.

Warum habt Ihr einen zweiten Sänger in der Band? Das ist nicht gerade üblich…
Das war eine sehr spontane Sache. Wir haben einander schon seit Jahren gekannt, und hätten uns in zwei Bands aufsplitten können, die sich nur durch den Sänger unterscheiden, aber das wäre eine dumme Situation gewesen. Man muß wissen, daß es im Umkreis unserer Stadt nicht viele Leute gab, die brutale Musik spielen wollten, das ist der Grund.

Was kannst Du mir über Euer Demo „Disorder“ erzählen? Wie hat es geklungen, unter welchen Vorraussetzungen ist es entstanden, wie waren die Reaktionen etc.?
Es ist unser Debüt, und war unsere erste Studioerfahrung. Der Sound ist nicht differenziert genug. Das ganze wurde auf einem 8SpurRekorder aufgenommen, und wir wußten nicht, wie unser Sound klingen sollte. Ich mag die Songs aber immer noch, und wir wollen drei bis vier rearrangierte Songs von „Disorder“ neu aufnehmen. Die Reaktionen waren wirklich überraschend, und „Disorder“ bekam viele positive Kritiken.

Ein Jahr später habt Ihr dann Euer erstes Album „The Tail of Substance“ aufgenommen, das im MCFormat veröffentlicht wurde. Nocheinmal: Wie hat es geklungen etc.?
Das Material, das wir aufnahmen, entstand sehr schnell. Wir hatten Probleme mit unserem Drummer, und ein zweiter Gitarrist kam hinzu. Der Sound ist sehr rauh und roh. Ich bin mit dem Drumsound sehr unzufrieden, wir wollten unsere Musik lebendiger klingen lassen, als auf dem Demo. Dieses Album half uns, mehr Fans und viele größere Magazine und Zines zu erreichen. Die Music auf „The Tail of Substance“ ist brutaler Metal mit vielen, vieleicht innovativen, auf jeden Fall aber eigenen, Ideen. Ich kann ganz sicher sagen, daß es originell ist. Das Album enthält zehn Songs und drei Intros, insgesamt hat es eine Spielzeit von etwa 45 Minuten.

Wie seid Ihr mit Novum Vox Mortis in Kontakt gekommen?
1998 haben wir vier Tracks aufgenommen, um „The Devilish Whirl“ zu promoten. Herman gab sie Novum Vox Mortis, sie waren interessiert, was dann zur Vertragsunterzeichnung führte.

Seid Ihr zufrieden mit der Arbeit, die Novum Vox Mortis für Euch leisten?
Derzeit haben wir kein Label, denn Novum Vox Mortis existiert nicht mehr. Soweit ich weiß, haben sie uns nur auswärts promoted; durch die Versendung von 500 Promo CDs. Unglücklicherweise stellten sie danach ihre Promotionaktivitäten ein, und es besteht derzeit die Situation, daß hier in Polen nur eine Handvoll Leute „The Devilish Whirl“ gehört hat. Ich habe zwar ein paar Radiointervies gegeben, aber wenn wir den Kram live spielen, kennen ihn nur wenige Leute.

„The Devilish Whirl“ ist ein sehr fremdartiges Album, denke ich. Es ist auf jeden Fall kein typischer Death Metal. Wie würdet Ihr selbst Euren Stil beschreiben?
Da stimme ich Dir zu, denn wir wollten hauptsächlich nach neuen Ideen suchen und experimentieren, was auch in Zukunft beibehalten wird. Wir haben bereits jetzt schon wieder jede Menge neue Ideen. Ich überlasse es den Journalisten, unseren Stil zu beschreiben, denn wenn ich unsere Musik als „Momadic Brutal Hell Metal“ bezeichne, nimmt mich niemand ernst. Wir sind Verfechter des musikalischen Ausdrucks, was natürlich nicht immer von der Presse akzeptiert wird. Ich wurde einmal gefragt, ob wir keine Angst hätten, daß unsere Musik eines Tages für andere vollkommen unverständlich, unzugänglich sei. Da zeigt sich einmal wieder: viel geben bedeutet nicht unbedingt viel zu bekommen.

Was denkst Du darüber, Metal in verschiedene Stile zu unterteilen? Ist das notwendig?
Metal hat für mich unbegrenzte Möglichkeiten, er ist offen für jede erdenkliche Interpretation. Ich denke, daß eine gute Metal Band in der Lage ist, andere Stile aufzugreifen, diesen Spuren zu folgen, und das dann auch umzusetzen. Was mich angeht, so finde ich diese Unterscheidung notwendig, so weiß ich was ich ungefähr erwarten kann, wenn ich die CD in meinen Player stecke, und wenn ich gerade in diesem Augenblick eine bestimmte Musik Art hören will. Andererseits gibt es wahrscheinlich keine Band, die exakt diesen Vorgaben folgt, denn wer legt sie wirklich fest?

Was kannst Du mir über die bisherigen Reaktionen erzählen?
Im großen und ganzen sind sie in Ordnung. Sie sind positiv. Manchmal bekommen wir soviele Komplimente, daß wir erröten, hihi. Im Ernst: die Leute, die Nomad seit den Anfängen kennen, können unsere Entwicklung perfekt nachvollziehen, und verstehen, daß wir in der Lage sind zu überraschen. Es gab sogar die Meinung, Nomad hätten ihren eigenen Stil gefunden!

Was sind Eure musikalischen Einflüsse?
Ich werde jetzt nicht all die Bands aufzählen, die wir hören, und die uns inspiriert haben es würde zu viel Raum in Anspruch nehmen. Wir hören grundsätzlich jede Art von Musik, vom brutalen Metal bis hin zu klassischer Musik, Soundtracks, Rock und Jazz. Wir mögen jede Art von Musik, so sie aufrichtig und inspirierend ist.

Wenn Du jemanden, der noch nie einen einzigen Ton von Nomad gehört hat, überzeugen müßtest, euer neues Album zu kaufen, was würdest Du ihm erzählen?
Ich bin nicht gut darin, Werbung zu machen, speziell wenn es darum geht, mich selbst anzupreisen. Ich würde ihm sagen, daß Nomads Musik etwas ganz spezielles ist, das jeder Metalmaniac kennen sollte. Kreativität und Kompromißlosigkeit  das ist unser Leitmotto. Wir sind aufrichtig in unserer Botschaft. Wir versuchen unsere Musik originell klingen zu lassen und sie direkt aus unseren Herzen fließen zu lassen, das gleiche gilt für unsere Texte. Ich bin nicht dafür, bewußt irgendein „Produkt“ zu schaffen. Ich denke keiner wird von unserer Musik enttäuscht sein.

Wie wichtig sind Euch die Texte?
Als Sänger sind mir die Texte sehr wichtig. Ich muß mich schließlich mit ihnen identifizieren können. Ich bin ein Texter von ihnen und ich schreibe nicht über Dinge, die mich nicht interessieren.

Was kannst Du mir über den Typen erzählen, der das Artwork entworfen hat? Es ist wirklich großartig! Hat das Frontcover eine spezielle Bedeutung für Dich?
Der Mann, der das Artwork entworfen hat, ist derselbe, der einst unser Publisher war. Ich muß also nicht weiter ausführen, daß ich derzeit keine allzu hohe Meinung von ihm habe. Aber ich stimme Dir zu, daß er großartige Arbeit geleistet hat, er ist ein professioneller Grafikkünstler. Sicher hat das Frontcover eine tiefere Bedeutung für mich. Es ist ein exaktes Abbild meiner Texte.

Was kannst Du uns über die polnische MetalSzene erzählen? Magst Du sie? Wie ist Euer Status darin?
Unsere Szene entwickelt sich immer weiter. Heutzutage unterzeichnen immer mehr polnische Bands Verträge mit ausländischen Labels. Der Underground wird immer professioneller und nimmt seine Arbeit sehr ernst. Es gibt eine Konkurrenz untereinander. Das betrifft nicht nur Bands, sondern z.B. auch Zines. Ich habe keine Ahnung wie unser Status in der Szene ist. Ich denke Musik ist Kunst, und kein Sport.

Gibt es genug Möglichkeiten, Konzerte zu veranstalten? Ich habe gelesen, daß Ihr eine Tour durch Polen gemacht habt. Erzähle mir mehr darüber. Wie waren die Reaktionen der Fans etc.?
Was das angeht, unterscheidet sich Polen nicht allzusehr von anderen Ländern. Nach der Veröffentlichung von „The Tail of Substance“ 1998 haben wir eine Tour zusammen mit Christ Agony, Lux Occulta, Hate und Heresy gespielt, und ein paar andere Gigs. Im Mai 2000 haben wir unser Album „The Devilish Whirl“ promoted, zusammen mit Behemoth und Devilyn. Die Atmosphäre war absolut großartig, das Publikum ebenso, es gibt also keinen Grund, sich zu beschweren. Im Juni spielten wir in der Slowakei (zusammen mit Ethelyn), aber es gab so gut wie kein Publikum. Das Konzert selbst war aber OK. Es gab sehr unterschiedliches Publikum, in manchen Städten sind die Leute total ausgerastet, in anderen standen sie einfach nur da, und haben zugehört.

Was können wir in Zukunft von Nomad erwarten? Gibt es bereits irgendwelche konkreten Pläne?
Ich denke wir werden Euch mit unserem neuen Album überraschen. Es wird noch lebendigere, erfrischendere, brutalere Musik sein. Ich habe allerdings noch keine Ahnung, wie sich die Situation mit dem Publisher entwickeln wird. Wir sind aber optimistisch, und für weitere musikalische Aktivitäten motiviert. Ich denke, vor uns liegt jede Menge Arbeit, wir haben immer noch viel zu lernen, und hart an uns zu arbeiten. Ich will hier noch erwähnen, daß wir neben Nomad auch an unserem Sideproject namens Nija arbeiten.

Gibt es noch irgendetwas, das ich vergessen habe zu fragen, das Du den Lesern mitteilen willst? Last Words.
Es war ein interessantes Interview und sehr erschöpfend, denke ich. Vielen Dank für Eure Unterstützung und die Möglichkeit auf den Seiten des Eternity präsentiert zu werden. Höllische Grüße an alle Leser! Ich ermutige Euch, euch mit der Musik Nomads bekannt zu machen. Don’t let anybody to forbid you anything!!!!! Bleyzabel

http://www.nomad-band.com/

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