Spectre Dragon Interview

Spectre Dragon aus Bielefeld spielen mit Nichten, wie es aufgrund der Namensgebung vielleicht denkbar wäre, Power Metal, sondern sind viel eher dem Höllenkommando unterstehende Thrash Metal- Legionäre. Der Thrash/ Death der Bielefelder lässt sich durchaus hören und stieß bereits auf positive Resonanzen. Wer Spectre Dragon dennoch nicht kennt, dem wird hier Gelegenheit gegeben im folgendem Interview ihre Bekanntschaft zu machen. Mätty, Vocalist, Gitarrist und Texter in einer Person, stand geduldig Rede und Antwort.

Hallo Mätty,
Du hättest bestimmt nicht mehr gedacht das dieses Interview zustande kommt oder? Dicke Entschuldigung erst mal für die Trödelei meinerseits. (Anm. an dieser Stelle könnte sich auch die Post dafür entschuldigen die erste Sendung der Scheibe verschlampt zu haben). Ich weiß Dir hängt es bestimmt schon zum Hals heraus, aber kannst Du der Leserschaft, bzw. für diejenigen, die Spectre Dragon nicht kennen zunächst etwas die Bandgeschichte beleuchten. Spectre Dragon haben ja als Power/Heavy Metal Band angefangen und aus dieser Zeit rührt ja auch noch der „Rollenspielname“ Spectre Dragon her …?

Mätty: Kann man so sagen. Die Band gibt es unter diesem Namen jetzt seit 1991, und am Anfang spielte man tatsächlich Power Metal, aber mit saftigen Growls und Blast-Parts vermischt. Eine Mischung also, die heute relativ verbreitet ist, damals aber echten Seltenheitswert hatte. Leider hat sich die Qualität des Materials nicht für höhere Weihen empfohlen. Irgendwann zwischen 1997 und 1998 hatten wir einige einschneidende Line Up-Änderungen, und ich übernahm neben der Klampfe das Mikro. Danach brauchten wir einige Jahre, um eine Linie zu finden, die zu der aktuellen Besetzung passte. Seit dem Einstieg von Henny in 1999 haben wir uns aber immer weiter in Richtung Thrash/ Death Metal entwickelt, was sich auf „Draconian Aeon“ (2000) bereits deutlich abzeichnete und auf „Under Hell’s Command“ (2002) weiter ausgebaut wurde. „Beyond Creation“ ist das Ergebnis der drei Jahre danach und ist ohne jeden Zweifel das beste Stück Musik, dass wir je aufgenommen haben, da wir uns noch weiter in Richtung Thrash und damit in die Richtung, die sich für uns natürlich anfühlt, entwickelt haben.

Plant ihr irgendwann euren Namen zu ändern, bei Legion Of The Damned (Ex- Occult) bspw. war dies ja nur förderlich.
Mätty: Nicht wirklich, wieso auch? Ich glaube nicht daran, dass ein Namenswechsel plötzlich den großen Durchbruch bringt. Bei Occult war es ja so, dass die Band meistens nur als die Ex-Band von Rachel gesehen wurde und schließlich aus der Not eine Tugend gemacht hat. Wir hängen an unserem Namen, auch wenn er vordergründig nicht mehr so passt. Und vielleicht ist es ja ein über kurz oder lang sogar ein Vorteil, keinen typischen Thrash-Namen zu besitzen, so sticht man vielleicht ein wenig aus der Masse heraus.

Wie alt seid ihr im Schnitt in der Band und wie sieht es mit dem musikalischen Vorleben oder Zweitbands der Mitglieder Spectre Dragons aus?
Mätty: Wir sind alle zwischen 27 und 32, also schon ganz alte Säcke, haha. Zweitbands hat eigentlich nur unser Drummer Draconiz, er ist noch bei Geist, Armageddon Inc. (alias Thy Gruesome Death) und Lasher aktiv, aber richtig engagiert zur Zeit nur bei Geist. McZ hat im Prinzip immer bei Spectre Dragon gespielt, auch, als die Band noch Acrimony hieß. Der Name von Hennys früherer Band war glaube ich Dawning Pride, und ich habe meine ersten Erfahrungen bei einer Band gemacht, bei denen einer Metal spielen wollte (ich!) und die anderen Hardcore, was einen recht bizarren Crossover zur Folge hatte. Die Band hieß peinlicherweise Excellent Accident, aber als 14-jähriger findet man sowas lustig.

Was treibt ihr Hobby-/Jobtechnisch neben Spectre Dragon?
Mätty: Henny und McZ sind beide Ingenieure, ich studiere darauf hin, und Draconiz macht eine Ausbildung zum Veranstaltungstechniker. Unsere Hobbies sind jetzt nicht so weltbewegend. Ich beschäftige mich eigentlich fast immer mit Musik, da ich noch für ein Metal-Magazin schreibe, ansonsten beschäftige ich mich gern mit Filmen, Bier und natürlich meiner Süßen. Die Hobbies der anderen sind Dinge wie Motorrad fahren, Sport oder am Rechner rumdaddeln. Aber ein richtiges Hobby im Sinne von Modellflugzeuge bauen oder gebrauchte Damenschlüpfer sammeln hat eigentlich keiner von uns.

Ihr kommt ja aus Bielefeld, wie ist es denn da um die Metalszene bestellt? Du bist jetzt ein „Metaltouriführer“ und musst dem Dummbeutel aus Berlin erklären, wo er in eurer Gegend hingehen sollte um vernünftig Metal hören zu können und ein gutes Bier zu bekommen etc.
Mätty: Am besten in unseren Proberaum, haha. Aber im Ernst: es gibt einen Laden namens Falkendom, wo jeden ersten Samstag im Monat eine Metalnacht ist. Desweiteren gibt es eine relativ beliebte Kneipe namens Black Rose, die man aber nicht als Szenetreffpunkt oder so beschreiben kann. Des weiteren gibt es noch ein paar Läden, in denen gelegentlich mal Konzerte oder so stattfinden, aber das ist nicht regelmäßig. So richtig viel steigt also nicht, die Leute treffen sich eher privat. Ich bin jetzt auch nicht der aktivste Szenegänger, aber irgendwie kennt man halt fast jeden und freut sich auch, die Leute mal zu treffen. Dafür gibt es aber eine einmonatige Metal-Radiosendung und einen ganzen Haufen Bands und Fans, die Infrastruktur stimmt also durchaus. Es gibt hier auch einen Metalclub, Chaos, aber da läuft glaube ich auch nicht mehr so wahnsinnig viel. Jedenfalls ist die Webpage lange nicht ge-updated worden.

Was hat es mit dem Begriff Hell Commando auf sich? Du selbst erwähntest in reinem anderen Interview man könnte das mit den Venom Legions vergleichen und es wäre noch kein Club. Plant ihr langfristig so etwas wie die moselfränkischen Hellbangers (Mitglieder sind u. a. Disaster & Metal Inquisitor) zu gründen?
Mätty: Nein, auf keinen Fall. Es würde sich dabei eher um einen Spectre Dragon-Fanclub handeln, so denn jemals Bedarf bestünde. Ich finde halt so Sachen wie exklusives Merchandise oder irgendwelche raren Aufnahmen klasse, die man dann einem bestimmten Personenkreis zur Verfügung stellen könnte. Aber da ist bislang noch gar nichts spruchreif, nur eins ist sicher: wir sind das Hell Commando! Das ist mittlerweile unser Trademark und auch sehr einprägsam, zumal es da ja auch noch diesen Tribal-mäßigen Schädel gibt, der dafür synonym steht. Eventuell ändern wir in nächster Zeit das Bandlogo, dann würden dieser Schädel sicherlich in das neue integriert. Zumindest haben wir diese Idee mal andiskutiert, so richtig fest steht da noch nichts.

Irgendwie seit ihr was die Labelsuche angeht nicht gerade mit Erfolg verwöhnt worden, ihr hattet im Vorfeld zur Veröffentlichung von „Beyond Creation“ bereits zweimal einen Plattenvertrag vorliegen, weshalb ist aus beiden nichts geworden?
Mätty: Wir haben gerade sogar den dritten verbockt, haha. Beim ersten war es so, dass sich der Labelinhaber als extrem unzuverlässig heraus gestellt hat. Er hat uns monatelang mit Versprechungen hingehalten, uns im Gegenzug aber Druck gemacht. Irgendwann hat sich der Spieß umgedreht, wir haben ihm ein Ultimatum gestellt, und er war beleidigt und hat die Zusammenarbeit beendet. Im zweiten Fall lag noch gar nichts konkret vor, es war eher eine mündliche Sache. Da hat aber das Label schlapp gemacht, bevor was daraus werden konnte. Und der Vertrag, den wir gerade gekippt haben, wäre für uns ein finanzielles Desaster gewesen. Wir hatten per Email Konditionen abgemacht, mussten aber leider feststellen, dass im Vertrag ganz andere Bedingungen standen. Da der Vertragspartner das nicht mehr ändern wollte, haben wir die Sache wieder gekippt. Labelnamen möchte ich jetzt aber nicht nennen, da ich niemanden in die Pfanne hauen will.

Ihr habt doch jetzt sicherlich ein paar seriöse Anfragen von Labeln erhalten. Hat bspw. Herr Staiger aus Donzdorf bereits an die Tür geklopft?
Mätty. Klar, die namhaften Labels stehen Schlange, haha! Nein, leider ist uns noch kein Angebot ins Haus geflattert. Wir probieren es aber weiter. Wir haben ja auch gar nicht so große Ansprüche, uns würde es schon genügen, einmal bei einer CD-Produktion nicht draufzuzahlen und vielleicht mal auf Tour zu gehen. Wenn mehr draus würde, wären wir natürlich auch nicht abgeneigt, wir wären jederzeit bereit, so ausführlich wie möglich zu touren und uns für neue Platten den Arsch aufzureißen.

Lass uns nun über euer aktuelles Album „Beyond Creation“ sprechen.
Da einem beim Kauf einer CD nun mal als erstes die Verpackung ins Auge fällt, sollten wir kurz über das Layout eures Digi Packs reden, zunächst einmal Daumen hoch dafür, denn bei eurer ersten Scheibe konnte ich mit dem Vampir Artwork wirklich nicht viel anfangen…

Mätty: Das Artwork von „Under Hell’s Command“ hat tatsächlich einen trashigen Comic-Charakter, und wir haben dafür auch viel Kritik eingefahren. Aber uns gefällt es nach wie vor, und es passt meiner Meinung nach auch gut zur Platte. Das neue Cover sollte von vornherein ernsthafter werden, da auch die Texte ernsthafter sind. Das Stichwort war „Endzeit“, und das wollten wir umgesetzt haben. Ursprünglich hatte ich textlich ein Konzeptalbum geplant, aber dafür fehlte mir dann doch die Ausdauer, so dass sich nur einige Texte mit der Thematik auseinander setzen. Christian Klute (www.beyond-creation.com), der das Cover gemacht hat, fragte eines Tages bei uns an, ob wir ein Frontbildchen brauchen. Wir gaben ihm das Stichwort, den Albumtitel und ein paar grobe Ideen, und er hat in Nullkommanix dieses Artwork aus dem Hut gezaubert, das alle unsere Vorstellungen übertroffen hat. Ein Digipack war allerdings vorher schon geplant, und das Ergebnis ist absolut fantastisch.

Gut, verlassen wir die Oberfläche und dringen etwas weiter vor, Du bist nicht nur Vocalist und Gitarrist, sondern auch der Texter der Band. Wie du anderenorts erwähntest fasziniert dich die Endzeit Thematik und dies schlägt sich auch in deinen Texten nieder, könnten wir uns bitte jeden Text einzeln vornehmen.
1.Plutonium 666 (ist klar, beim Intro gibt es keinen Text) Ich muss bei dem Intro an „The Day After“ oder an das Kinder/ Jugendbuch „die Wolke“ der Autorin Pausewang. Geht es hier um einen Gau a la Tschernobyl, der ja, bedingt durch den 20. Jahrestag der Katastrophe wieder in das Bewusstsein der Menschen zurückgekehrt ist oder passt das „Kawumm“ einfach gut als Intro?

Mätty: Sowohl als auch. „Beyond Creation“ steht ja gewissermaßen für die Zerstörung all‘ dessen, was jemals erschaffen wurde. Die Menschheit ist technisch und wissenschaftlich weit fortgeschritten, kann aber leider nicht miteinander umgehen. Das führt zu permanenten Kriegen und vielleicht irgendwann zu dem Zustand, den das Cover zeigt. Dazwischen liegt vermutlich der finale Atomkrieg. Das Wort Plutonium kommt in dem kurzen Introsample ja vor, und die 666 haben wir drangehängt, weil es einfach Metal ist. Man kann es aber auch so sehen, dass die Menschheit selbst der Antichrist ist, den sie so sehr fürchtet. Schließlich zerstört sie sich konsequent selbst, dafür brauchen wir gar keinen Teufel.

2. Burning Red Eyes: Geht es hier tatsächlich um das Omen, da der Name Damian ja auch explizit im Text erwähnt wird oder habe ich mich verhört?
Mätty: Nein, eher nicht. Namen wie Damian oder auch Adrian werden ja sehr gerne an den Antichristen vergeben. In dem Text geht es um jemanden, der sich der Verführung hingibt, letztendlich aber von ihr verraten wird. Die Sache ist exemplarisch mit Dämonen dargestellt, kann sich aber auf alle Bereiche des Lebens beziehen. Meiner Meinung nach führt der Weg des geringsten Widerstandes über kurz oder lang zu immer größeren Problemen.

3. Under Hell’s Command
Mätty: Das ist so ein ganz stumpfer Metaltext, der nichts weiter aussagt als: wir kommen, wir sehen, wir siegen. Ein bisschen Selbstvertrauen muss man ja auch mal zeigen, haha.

4. Feeding The Brood: Bei diesem Text musste ich spontan an Alien denken. Hat Dich die Reihe zu diesem Text inspiriert, vielleicht sogar der letzte Film Alien v.s. Predator oder hat der Text in Wahrheit einen Realitätsbezug, sind vielleicht auch die Menschen gemeint? (Anm. solche wirren Hirngespinste entstehen, wenn Schreiberlinge zuviel Kaffee konsumieren und trotz Übermüdung „auf Teufel komm raus“ „kreativ“ sein wollen)
Mätty: Mit Alien als Film hat das eigentlich nichts zu tun, eher mit Verschwörungstheorien. Es geht um die Legende von der außerirdischen Rasse, die im Erdenkern brütet und auf den Tag wartet, an dem sie zahlreich genug ist, um die Erde zu erobern. Ich interessiere mich sehr für Verschwörungstheorien und finde es interessant, wieviel Mühe sich die Leute geben, ihre Geschichten glaubwürdig zu machen. Besonders nach dem WTC-Anschlag überschlugen sich die Verschwörungstheorien förmlich. Da gab es irgendwo im Netz ein Bild von einem 20 Dollar-Schein, der, wenn er richtig gefaltet wird, die brennenden Twin Towers zeigt. Des weiteren befindet sich auf dem 1 Dollar-Schein die Illuminatenpyramide mit dem Auge. Das ist doch faszinierend, oder?!

5. Masterplan
Mätty: Die Fortsetzung von ‚Feeding The Brood‘. Hier wird praktisch der Plan ausgetüftelt, wie die Erde am besten unterworfen wird. Die passende Jahreszahl habe ich auch gleich mit geliefert, das wird nämlich bestimmt im Jahre 2975 passieren. Und zwar, weil die Quersumme die Illuminatenzahl 23 ergibt. Immer, wenn irgend etwas Gravierendes in der Menschheitsgechichte passiert, taucht laut den Verfechtern bestimmter Legenden die Zahl 23 auf. Wieder das Beispiel Twin Towers: was ergibt 11+9+2+1 (11.9.2001)? Richtig, 23!

6. Blood Addicted
Ein Text über die Tatsache, dass die Menschen einfach nicht friedlich miteinander umgehen können. Es gibt immer irgendwo Krieg oder zumindest ein paar Scharmützel. Das ist doch völlig krank. Die Menschheit ist süchtig nach Blut, und zwar nach dem Blut von ihresgleichen.

7. Soul Harvest
Mätty: Der einzige Text von Henny, den ich selbst nur interpretieren kann. Ich würde den Sinn des Textes darin sehen, dass man sein Leben lebt und eines Tages einfach vom groben Schnitter geholt wird. Also ist es ratsam, die paar Jahre, die man hat, zu nutzen. Die alte Frage nach dem Sinn des Lebens also. Ich weiß nicht, ob Henny das auch so sieht, aber ich fühle mich mit der Interpretation wohl. Schließlich muss ich das ja auch singen.

8. Providence
Mätty: Es geht um einen alten blinden Mann, der seherische Fähigkeiten hat, von seinen Mitmenschen aber nicht ernst genommen wird. Und zwar solange, bis das Prophezeite eintrifft. Doch dann ist es bereits zu spät. Vielleicht ist ja manchmal ratsam, nicht mit Gewalt an seiner Meinung fest zu halten, sondern über seinen Ego-Schatten zu springen. Wieder ein typisches Problem des Homo Sapiens.

9. The Sky Turns Black
Ein weiterer Anti-Kriegssong, aber mit besonderem Augenmerk darauf, dass die Verantwortlichen gemütlich in ihren Bunkern sitzen, während das gemeine Volk sich gegenseitig das Hirn rausschießt. Fairerweise sollten Kriege heutzutage als Zweikämpfe zwischen Regierungschefs ausgetragen werden, aber die Herren Politiker ziehen es ja vor, ihr Volk und ihre komplette Wirtschaft zugrunde zu richten.

10. The Thing In Area 6: Klingt irgendwie nach Rosswell, Area 51…
Vielleicht ein bisschen. Das ist einer der Songs, der in die Endzeitthematik fällt. Darin geht es um die „Verbotene Zone“. Aber dort befindet sich nicht die Atombombe wie in „Planet der Affen“, sondern eine degenerierte Kreatur, die jeden bestialisch quält und anschließend frisst, der sich in ihre Nähe wagt. Jedenfalls sagen das die Gerüchte. Schließlich ist noch keiner aus der ‚Area 6‘ zurück gekehrt, um einen Erfahrungsbericht abzugeben…

11. …To The Cellar
Mätty: Ein Horrorsong ohne irgendwelche Hintergedanken. Etwas lockt und lauert im Keller dieses alten Hauses. Wie in Horrorfilmen üblich, geht natürlich jeder rein, obwohl der Zuschauer nur denkt: Du Idiot, fahr nach Hause, trink ein Bier und freu dich des Lebens. Die Quittung folgt natürlich auf dem Fuße. Wir haben schon darüber nachgedacht, ein Video zu dem Song zu drehen. Vielleicht kriegen wir das ja wirklich mal auf den Schirm.

12. Out Of Spite
Mätty: Darum geht es wirklich um den WTC-Anschlag, und zwar aus Sicht der Terroristen. Einerseits stellt der amerikanische Lifestyle für muslimische Fundamentalisten so ziemlich das Schlimmste dar, was es gibt, andererseits wurde der Nahe Osten (und noch viele andere Gebiete) von den USA jahrzehntelang unterdrückt und bekämpft, meist wegen Öl. Nimm mal den Irak: erst verkaufen die USA Waffen dorthin, dann nehmen sie den Staat ganz heroisch auseinander. Bei dieser Doppelmoral musste irgendwann die Quittung kommen, das hätten genau so gut Vietnamesen oder irgendwer anders sein können. Leider hat es aber wieder nur Privatpersonen getroffen, die mit der ganzen Sache nichts zu tun hatten. Trotzdem sollten sich mehr Leute mit beiden Seiten der Medaille auseinander setzen, dann würden die Meinungen wesentlich differenzierter ausfallen. Einen Krieg mit den USA hätte der Nahe Osten verloren (obwohl sicherlich nicht jeder dort die Anschläge gut heißt), also kam nur Terrorismus in Frage. Damit will ich aber nicht sagen, dass ich diese Art von Gewalt begrüße, ich kann sie nur nachvollziehen.

13. Thrash Metal Legions, sozusagen ein Tributsong
Mätty: Absolut. Ich stehe auf solche Sachen, wenn andere Bands zitiert werden. Damit kann ich meine Haupteinflüsse heraus streichen und habe automatisch einen coolen Text. Was will man mehr?! Dennoch habe ich einen Fehler gemacht: eine Band wird versehentlich doppelt zitiert, und zwar Living Death. Der Chorus sagt aus, dass wir uns einen eigenen Platz in der Thrash-Geschichte erhoffen. In solchen Geschichtsbüchern möchte ich gerne einen Eintrag haben!

In welchen Punkten stimmst Du der CD Rezension (siehe Reviews) eurer Scheibe zu und wo denkst Du anders? Was ist das Beknackteste (abgesehen von diesem Interview) was Du je über eure Band lesen musstest?
Mätty: Wow, ich rezensiere die Rezension. Das habe ich auch noch nicht gehabt, haha. Zunächst würde ich ‚Burning Red Eyes‘ nicht unbedingt als Midtempo-Song kategorisieren, da steckt schon ne Menge Highspeed drin. Dafür stimme ich absolut zu, dass man Draconiz‘ Spiel seine Black Metal-Roots anhört. Deine Kategorisierung der Leads finde ich auch interessant, denn Hennys und mein Spiel sind eigentlich ziemlich unterschiedlich. Henny spielt sehr weich und gebunden, wogegen mein Stil kantig, fast schon hölzern ist. Insgesamt passt das Review schon ganz gut. Die unpassendsten Vergleiche wurden bei ‚Under Hell’s Command‘ getroffen. Einer verglich die Scheibe mal mit Running Wild, wogegen uns ein anderer als die deutschen Defleshed verkaufen wollte. Ist zwar nett gemeint, hilft aber niemandem, weil es einfach falsch ist und potentielle Käufer auf eine falsche Fährte führt.

Im Metal ist es manchmal wie in der Geschichte selbst. Auf “Revolution” folgt “Restauration” oder anders, wenn es Tendenzen gibt, die versuchen den Metal nachhaltig zu verändern (und aus meiner Sicht nicht immer zum Besseren) oder von außen zu infiltrieren, werden die Konservativen Kräfte wach und es gibt meist eine Gegenbewegung, zum Glück! Wie siehst Du die Sache und was hältst Du von Metalcore? Denkst Du auch das zur Zeit eine Thrash Metal Renaissance in der Luft liegt?
Mätty: Ich sehe das auch so. Es ist doch so, dass nur ab und zu wirklich neue Sachen kommen, eigentlich ist das Musikgeschäft lediglich Rotationen unterworfen. Gegen MetalCore habe ich nix, ich mag einige Bands aus dem Bereich sogar recht gerne. Mir fehlt nur manchmal die Nachvollziehbarkeit, die Passagen, die wirklich Begeisterung wecken. Letztendlich machen diese Bands aber auch nichts anderes als alte Death Metal-Bands, nur ein bisschen aufgemöbelt und mit einer Hardcore-Attitüde vermischt. Wenn wir einen anderen Namen und ein leicht geändertes Auftreten hätten, könnten wir mit unserer Musik auch in dieser Szene erfolgreich sein, davon bin ich überzeugt. Nur wollen wir das nicht, wer will schon seine Ideale verkaufen? Aber an das große Thrash-Revival glaube ich nicht. Es gibt viele neue Bands, aber die meisten haben keine nennenswerten Erfolge. Wenn man an Dew-Scented oder so denkt, fällt schnell auf, wie nah solche Bands am Death Metal sind, und das macht wohl einen Teil des Erfolgs aus. Richtig klassische Thrash-Bands sind wenig erfolgreich, abgesehen von den alten Helden.

Ich werde Dir mal einfach ein paar Bands an den Kopf schmeißen und es wäre nett, wenn Du jeweils einen kurzen Kommentar abgeben würdest, also los geht es mit dem „Thrash Attack“!
Exodus

Mätty: Götter, Part I. Tolles neues Album und verdiente Veteranen. Die alten Säcke haben noch Feuer im Arsch!

Testament
Mätty: Götter, Part II. „The Gathering“ ist für mich das beste Thrash-Album überhaupt. Ich warte mal die Reunion-Scheibe ab. Wenn das mal gut geht…

Destruction
Von denen mag ich interessanterweise die ersten beiden Reunion-Alben am liebsten, obwohl auch einige ältere Sachen nicht zu verachten sind. Meine Lieblingsscheibe ist trotzdem „The Antichrist“.

Sodom
Haben immer ihr Ding durch gezogen, ohne sich anzubiedern und erleben gerade verdientermaßen einen weiteren Frühling. Mein Favorit ist „Tapping The Vein“, aber bis auf „Masquerade In Blood“ und „‚Til Death Do Us Unite“ gefallen mir eigentlich alle Scheiben der Band.

Kreator
Mätty: Nach „Coma Of Souls“ war ich dem Thrash endgültig verfallen. Von denen liebe ich sogar das experimentelle Zeug, „Endorama“ ist ne tolle Platte. Und die Band ist heute immer noch gut, obwohl ich mich an Gitarrist Sami nicht gewöhnen kann. Vielleicht auch, weil ich Waltari richtig scheiße finde.

Metallica
Mätty: Waren in den ersten Metal-Jahren meine Götter, aber aus nachvollziehbaren Gründen kann ich heutzutage nicht mehr viel mit der Band anfangen. Ich gehöre auch nicht zu den Leuten, die immer wieder gespannt auf einen neue Platte warten, ich glaube eh nicht mehr an einen Meilenstein.

Slayer
Mätty: Die sollten keine Platten mehr machen, sondern einfach nur noch mit Klassikershow auf Tour gehen. Obwohl ich sie mag, gehören sie für mich persönlich nicht zu den wichtigsten Bands.

Dark Angel
Mätty: Die schon eher. „Darkness Descends“ ist für mich deutlich besser als „Reign In Blood“, weil viel brutaler und ungezügelter. Die ersten beiden Alben sind klasse, die anderen beiden ganz okay. Don Doty hätte dabei bleiben müssen.

Desaster
Mätty: Eine weitere gute Band, an der ich besonders die Attitüde schätze. „Angelwhore“ finde ich aber leider extrem schwach. Obwohl ich die Band mag, war sie nie ein großer Einfluss auf mich.

Legion Of The Damned
Ich bin seit Ewigkeiten Occult-Fan und finde das unrühmliche Ende der Band schade. Aber mit „Malevolent Rapture“ ist den Junges ein starkes Album gelungen, und ich hoffe, dass noch viele weitere folgen werden.

Witchery
Die ersten beiden Platten und die EP waren super, aber mittlerweile hat die Band ihr Pulver verschossen. Was mal ein Spaßprojekt mit viel Power war, ist jetzt ein weiteres Sideproject, das die Musiker viel zu ernst nehmen. Hey, bei Witchery muss einfach der Spaß im Vordergrund stehen!

Wie sehen die Zukünftigen Pläne Spectre Dragons aus, ist momentan Touren angesagt oder schreibt ihr bereits Songs für das nachfolgende Album, das ja wahrscheinlich noch dieses Jahr erscheinen wird? Könntest Du bereits ein paar Titel oder Arbeitstitel enthüllen?
Mätty: Mit Auftritten ist momentan leider nicht viel, obwohl wir gerne würden. Das nächste Album kommt auf keinen Fall vor 2007, und zwar wahrscheinlich erst in der Mitte. Dafür schreiben wir schon fleißig Songs. Die ersten Stücke heißen „The Angel Makers Of Nagyrev“ (einfach mal auf www.serienkiller.de nachschauen, eine wirklich krasse und ungewöhnliche Geschichte!), „Rotten Air“, „The Fist Of God“, „No Friends Of Mine“ sowie ein Track mit dem Arbeitstitel „Dying“. Wir haben gerade den sechsten Song musikalisch fertig gestellt, und der wird vermutlich „My Will Be Done“ heißen.

Wird Spectre Dragon stilistisch dem Death/ Thrash, bzw. Eigentlich eher Thrash/Death treu bleiben oder kannst Du/ihr euch vorstellen noch weiter in Richtung Thrash Metal zu gehen und die DM Einflüsse zu minimieren?
Mätty: Wir werden uns auf jeden Fall weiter entwickeln. Thrash ist ab jetzt unsere Basis, von der wir ausgehen und auf die man uns zurück führen kann. Aber wir werden in alle Richtungen weiter gehen. Die Scheibe wird musikalisch ein wenig experimenteller, aber wir werden es nicht damit übertreiben. Wir wollen die Basis behalten, unseren Horizont erweitern und einfach immer besser werden. „Beyond Creation“ kann noch getoppt werden, und das ist unser Antrieb.

Wo und wann kann man euch diesen Sommer auf den Bühnenbrettern sehen?
Mätty: Bisher leider noch gar nicht. Wer uns aber buchen will, kann das gerne tun unter contact@spectredragon.com. Für Spritgeld, genug Bier und was zu Futtern legen wir jeden Laden in Schutt und Asche!

Okay, vielen Dank für das Interview. Es folgt die Möglichkeit sich an die Fans/Leser zu richten.
Mätty: Ich habe zu danken für dieses ausführliche Interview! Wir haben in den letzten Monaten viel positives Feedback von allen Seiten erhalten, dafür ein riesiges Dankeschön. Wer uns noch nicht kennt: auf unserer Homepage www.spectredragon.com findet Ihr Downloads. Bestellt Euch ne CD und trinkt ein Pils auf unser Wohl. Join The Hell Commando!

www.spectredragon.com

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