Shadows of Paragon „Through the Valley Within“

Eigenproduktion
Bewertung: Ohne Wertung
Spielzeit: 47:24
Songs: 13

Nun ist das in einigen Metal-Mags kontrovers diskutierte (wenn nicht gar ganz verschwiegene) Album „Through the Valley Within“ der christlichen, schwedischen „Black“ Metal Band Shadows of Paragon bei mir eingetrudelt. Ich möchte dabei nicht in das Horn der Anderen blasen und die Sache etwas kontroverser und differenzierter angehen. Daher enthalte ich mich auch einer Punktangabe bei diesem Album.

Der christliche „Black“ Metal hat seit Jahren einen immer größeren Zulauf, dabei insbesondere in den skandinavischen Ländern. Dies ist eine klassische Reaktion auf die ursprüngliche Intention des Black Metals wie auch eine Folge der Popularisierung des Genres in der generellen Musikszene.

Die Bands sind dabei meist recht belanglos in ihrem musikalischen Schaffen, unterscheiden sich damit aber auch nicht von großen Teilen der aktuellen Black Metal Produktionen.

Manche Redakteure implizierten, dass sich Christentum wegen einer angeblich „lebensbejahenden Ideologie“ per se nicht mit der musikalischen Essenz des Black Metals verbinden lasse. Dem möchte ich hier einmal vehement widersprechen. So ist das Christentum, genauso wie z.B. der Islam, eine dezidiert Lebensverneinende Religion in ihrer theologischen Grundessenz, da das diesseitige Leben nur als Übergangsstadium und Prüfung für das Jenseits erschaffen wurde. Diese Religion ist eng verwoben mit dem Tod und dem Todeskult, wie es besonders in Spanien und den ehemaligen spanischen Kolonien zu sehen ist. Dieser Todeskult, diese Sehnsucht nach dem Jenseits ist ein Merkmal, welcher diametral zu einem lebensbejahenden Kult steht. Daraus resultiere auch die klassischen Dinge wie Selbstgeißelung und Askese, welche den radikaleren Kreisen des Christentums inhärent sind. Schon Nietzsche hat das Christentum als eine tödliche Gefahr entlarvt und umfangreich dargelegt, wie sich das Christentum als Gegenposition zu dem lebensbejahenden, rauschhaften dyonischen Prinzip positionierte. Der Antipode zu solch einer Idee des kollektiven Jenseitsstrebens war der Satanismus, der aus Skeptizismus und Ketzerei entstand. Doch das Argument mancher Kollegen, das der Satanismus nicht eine Ideologie oder Theologie sei und daher dessen Essenz dem Black Metal näher sei als das Christentum läuft für mich (als dezidierter Atheist und dem suizidalen Black Metal zugeneigt) ins Leere. Denn auch gerade der Satanismus arbeitet mit Ideologien und transferiert viele Fragmente der christlichen Theologie vom Jenseits ins Diesseits bzw. bezieht sich auf die klassischen Bilder der Hölle des Mittelalters. Eine Interaktion zwischen diesen beiden Elementen ist ursächlich.

Auch ist das Leiden Christi ein Kernelement des Christentums und dieses Leiden beinhaltet keinerlei lebensbejahende Elemente, da durch die Selbstgeißelung und die Wiederholung des erlittenen Schmerzes eine Transzendenz angestrebt wird, wie es auch in manch satanischen Ritualen der Fall ist.
Aus dieser Perspektive kann man daher diese Band und diese Szene des christlichen „Black Metal“ nicht kritisieren, ohne sich selber den Ast abzusägen, auf dem man sitzt. Am Ende bliebe nur der melancholische, depressive wie auch Ich-bezogene Black Metal als Kernelement der Musik übrig und alle anderen Gattungen wären „Ketzereien“ an der eigentlichen Essenz.

Doch kommen wir nach dieser umfangreichen Einleitung zur Band selber. Shadows of Paragon sind auf jeden Fall die musikalisch führende Band dieses christlichen Genre. So bieten Sie sauber gespielten Black Metal mit Death- Einschlag, wie er klassischerweise aus den skandinavischen Ländern in den letzten Jahren zu erwarten war. Keine Überflieger, aber auch nicht in den unteren Schubladen anzusiedeln. Also gewissermaßen ein gediegenes Mittelfeld. Es werden Erinnerungen an Dark Funeral wach, wobei Shadows of Paragon durch die zeitweise Betonung des Death- Metals wie dem Einsatz von einem Piano sich von diesem Vergleich wieder entfernen. Was das Album aber auszeichnet sind die ausgefeilten Texte (ja, auch wenn diese Texte christlich sind, sind diese Texte doch sprachlich um längen poetischer und dichter als das Meiste, was in dem sonstigen Black Metal Untergrund mit der Kindergarten Wald- und Wiesen Lyrik zu finden ist!) sowie eine sehr schön gestaltete Digipack- Version des Albums. Für eine Eigenproduktion sicherlich beachtlich. Die Gitarren werden mal rasend schnell, mal eher mit einem druckvollen Midtempo „bedient“, wobei das Schlagzeug meist den rasenden Part mit häufigen Einsatz der Double Base untermalt. Der Gesang changiert zwischen klassisch rauen „Gekreische“ wie auch Death- Growls als zweite Stimmuntermalung. Die Melodieführung der Leadgitarre ist traditionell und eher unspektakulär.

Am Ende kann man zusammenfassen, dass dieses Album in einem klassischen Black Metal Musikregal sicherlich nichts zu suchen hat, aber gleichzeitig die Differenzierung der Szene sehr gut reflektiert. Auch die entstandenen Kontroversen führen hoffentlich zu manch einer Selbstreflexion und zu der Erkenntnis, was Black Metal einst bedeutete – individuelle Auseinandersetzung mit den Themen Tod, Schmerz, Leiden und Suizid sowie eine Verneinung der herrschenden Gesellschaftszustände, ohne ins Politische abzudriften.

http://www.myspace.com/shadowsofparagon

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