Die Reaktionen auf den Anheizer unserer letzten Eternity CD haben gezeigt, daß nicht nur mir die Death Metaller Psycroptic positiv aufgefallen sind. ‘The Isle of Disenchantment’, die erste Veröffentlichung der Australier, kann ohne Probleme mit den Scheiben der Genre Größen konkurrieren. Lest nun, was Drummer Dave mir zu erzählen hatte.
Hallo Dave, erzähl uns mal, wie die Bandgeschichte von Psycroptic begonnen hat und was seitdem passiert ist.
Erstmal danke für das Interview. Nun, wir haben Psycroptic etwa im März 1999 ins Leben gerufen, als sich die Bands, in denen wir spielten, aufgelöst hatten. Nachdem wir eine Weile geprobt und sechs Songs geschrieben hatten, spielten wir unseren ersten Gig; das muß im Juli 1999 gewesen sein. Es war zwar ein sehr kurzes Konzert (mit ca. 25 Minuten), aber es scheint den Leuten gefallen zu haben. Das hat uns angespornt, mehr Songs zu schreiben und die Band ernster zu nehmen. Nachdem wir dann einige Shows in Hobart – das ist die Stadt, in der wir wohnen – gespielt hatten, haben wir uns überlegt, daß es an der Zeit sei, eine Veröffentlichung rauszubringen. Wir sind dann im Oktober 2000 in ein Studio hier in der Nähe gegangen und haben in fünf oder sechs Sessions auf vier Tage verteilt ‚The isle of disenchantment’ aufgenommen. Im Januar haben wir dann endlich die CDs aus dem Preßwerk erhalten und seitdem promoten wir sie, wo wir nur können.
Und wer spielt alles bei Psycroptic? Stell die Mitglieder doch mal kurz vor.
Gut, ich bin Dave, der Drummer. Ich bin 21 Jahre alt, arbeite halbtags in einem dämlichen Laden und gehe halbtags zur Schule und studiere Marketing. In meiner Freizeit beschäftige ich mich (wie wir alle) meist mit Musik (hören oder selbst machen), treffe ich mit meiner Freundin, hänge mit Kumples rum etc. Wie du siehst, bin ich verdammt langweilig, ha ha. Joe, der übrigens mein Bruder ist, spielt die Gitarre. Er ist 18, geht zur Uni, macht Musik, besäuft sich ab und zu und liest Fantasy Bücher. Cam ist der Bassist. Er ist 20, hat mit mir auf einen Tag Geburtstag (4. März) und lernt Elektriker. Er fährt mit seinem Motorrad durch die Gegend, hört Musik und ist zwei Mal die Woche total besoffen. Unser Sänger heißt Matthew und ist 21 Jahre alt. Er ist arbeitslos und lebt für die Musik. Chalky – so nennen wir ihn (ist sein Nachname) – tut ständig irgend etwas anderes, deshalb weiß ich nicht so genau, welche Hobbies er hat. Diese Woche hat er jeden Tag sechs bis sieben Stunden mit seinem Nintendo 64 gespielt… Nun, Psycroptic besteht also aus vier Typen, die nichts besseres zu tun haben, als Metal zu machen.
In welchem Teil von Australien lebt ihr? Beschreib mal die Gegend. Und wie sieht die Metal Szene dort aus? Was hältst du generell von der australischen Szene?
Wir leben in einem Staat genannt Tasmanien – und ja, der Tasmanische Teufel existiert. Es ist ein Tier von der Größe eines mittelgroßen Hundes. Nun ja, der Staat ist die Insel, die man am unteren Rand von Australien sieht, wenn man auf die Karte guckt. Tasmanien hat eine geringe Bevölkerung von etwa 420000 Leuten und wir leben in der Hauptstadt Hobart. In Tasmanien gibt es nicht viele Bands, was sicher mit den wenigen Einwohnern zusammenhängt. Die beiden Bands, die auch Veröffentlichungen rausgebracht haben, sind MSI und Intense Hammer Rage. Das sind auch die beiden einzigen Death Metal Bands, die momentan live spielen. Die Leute, die in Tasmanien Metal Fans sind, sind wahre Fans; das hat nichts mit Image oder so zu tun. Die extremeren Metal Stile sind hier unten beliebter und wir sind wohl mit allen Metal Fans aus Tasmanien befreundet (es sind nicht allzu viele). Die Metal Szene im restlichen Australien ist recht gut und es gibt einige coole Bands wie Encabulos, Alarum, Astriaal, Phychist, Alchemist, Miscreation, Devolved und natürlich einige andere.
Was macht eure Musik einzigartig; wodurch hebt ihr euch von anderen Bands ab?
Ich hoffe, daß unsere Musik einzigartig klingt, bin aber nicht derjenige, der das zu entscheiden hat. Dafür ist der Hörer zuständig. Falls man uns also für einzigartig und eigenständig halten sollte, könnte es daran liegen, daß wir privat alle möglichen Stile hören. Ich zum Beispiel höre mehr den heftigen Kram wie Nile, Immortal, Hate Eternal, Angelcorpse, Deeds of Flesh, Satryicon und etliche andere. Joe liebt Iced Earth, Rhapsody, Blind Guardian, Dying Fetus und progressive Musik wie Planet X und Dream Theatre. Cam ist sozusagen der Black Metaller der Band und hört auch Opeth, Dissection, Bethlehem und ähnliche Bands. Chalky hört eine ganze Bandbreite Musik von Dying Fetus über die Beatles, Lividity und Jeff Buckley. Ich denke, daß man diese Stilvielfalt in unserer Musik hören kann. Wir wollen auch nicht wie irgendeine andere Band klingen.
‚The Isle of disenchantment’ ist eure erste Veröffentlichung. Warum habt ihr gleich ein komplettes Album eingespielt und nicht erst ein Demotape mit vier Songs oder so rausgebracht?
Nun, es ist unsere erste Veröffentlichung aber wir hatten von unseren vorigen Bands schon etwas Studioerfahrung. Allerdings waren wir trotzdem sehr nervös. Wir wollten außerdem ein marktfähiges Produkt. Wir hatten vor, den Kram einzuspielen und dann anhand des Endprodukts zu entscheiden, wie wir es veröffentlichen werden. Und als wir die fertigen Songs dann hörten, waren wir so zufrieden, daß wir sie den Hörern auch in möglichst ansprechender Form präsentieren wollten. Bei dem Preisvergleich stellte sich dann heraus, daß die CDs nicht teurer sind, also haben wir uns für die CD Version entschieden. Und da wir selbst lieber ein Album statt ein Demo oder eine EP kaufen, dachten wir, daß andere auch so entscheiden würden.
Womit ihr sicher auch Recht hattet. Wir waren denn die Reaktionen auf die Scheibe?
Das Feedback war bisher sehr gut. Wir haben tonnenweise gute Reviews bekommen und konnten auch schon einige wenige Interviews beantworten. Wir haben auch viele Briefe und e-mail von begeisterten Hörern bekommen; einige wollten sogar, daß wir die CD signieren (ha ha, wahrscheinlich, damit sie unsere Unterschrift fälschen können, um Geld von unseren Konten abzuheben). Nein, die Reaktionen waren wirklich gut, was uns sehr gefreut hat.
In welchem Studio habt ihr aufgenommen?
Wir haben die CD in dem Red Planet Studio in Hobart eingespielt. Das ist sicher die beste Aufnahmemöglichkeit in Tasmanien. Stew Long, der Typ von dem Studio, war ein netter Typ und wir hatten viel Spaß dort. Die ganze Aktion (aufnehmen, mixen und mastern) hat etwa 26 Stunden gedauert, was wir auf sechs-Stunden-Blöcke an zwei Wochenenden aufgeteilt haben. Wir sind ziemlich zufrieden mit dem Resultat, aber wir werden einiges nächstes Mal besser machen. Wir haben uns auch neues, besseres Equipment angeschaft und werden dann wahrscheinlich irgendwann 2002 was neues aufnehmen.
Habt ihr euch mit dem Album schon bei Labels beworben?
Wir haben vielen Labels eine CD geschickt und den meisten scheint sie auch gefallen zu haben. Ein Label hat großes Interesse gezeigt, meinte aber, daß sie momentan schon zu viele Death Metal Veröffentlichungen hätten. Einige andere sagten, daß unser Stil mo-mentan nicht ins Programm passen würde. Ich denke, die Labels wollen einfach kein Risiko eingehen, wenn sie Newcomer unter Vertrag nehmen. Ist ja auch verständlich bei dem Betrag, den man investieren muß. Aber ich hoffe, daß wir einen Vertrag bekommen werden. Momentan freuen wir uns darüber, daß uns so viele Labels beim Vertrieb der Scheibe helfen. Dissident Records aus Australien haben uns zum Beispiel schon sehr geholfen, da sie die Scheibe in Australien und in einige andere internationale Länder verkaufen. Ansonsten werden wir uns natürlich weiterhin um die Promotion kümmern.
Bitte erzähl uns etwas über die einzelnen Songs auf ‚The Isle of Disenchantment’.
Zuerst muß ich erwähnen, daß alle Texte von Chalky geschrieben werden und daß jeder Text eine andere Story erzählt. Unsere Texte basieren auf Phantasie, aber einige wenige sind von Chalkys Erfahrungen inspiriert. Ich werde die Songs mal kurz erklären.
‚Carnival of vulgarity’ handelt davon, in einem Alptraum in einer Stadt, die verrückt geworden ist, gefangen zu sein.
‚The sword of uncreation’ handelt von der Mission, ein ganz besonderes Schwert, daß die Welt zerstören kann, zu einem bösen Anführer zu bringen.
‚Condemned by discontent’ erzählt von einem Mann, der sich von einem Zauberer austricksen läßt, weil er zu gierig und zu dumm ist.
‚Netherworld reality’ handelt von jemandem, der herausfindet, daß er schon tot ist.
‚The isle of disenchantment’ handelt von einer Insel und deren Einwohner (13 Dämonen), die sich nachts Menschen holen, um ihr Lager aus menschlichen Knochen zu bauen.
‚Of dull eyes bore’ ist eine Theorie über eine Verschwörung von Außerirdischen.
‚Psycroptipath’ handelt von einem Wahnsinnigen, der Menschen umbringt, nachdem er Musik gehört hat.
‚Beneath the ground we dwell’ erzählt von einer Rasse, die unter der Erde lebt, und eine Invasion der Oberfläche plant, weil die Menschen ihre Umwelt vernachlässigen.
Und zuletzt ‚The labyrinth’ macht deutlich, was es bedeutet, in der Ewigkeit gefangen zu sein. Das ist wirklich nur eine sehr kurze Zusammenfassung der Texte von mir. Um die Texte richtig beurteilen zu können, muß man sie komplett lesen. Ich denke, daß Chalky großartige Texte schreibt. Musikalisch gesehen würde ich sagen, daß Songs wie ‚Of dull eyes borne’, ‚Psycroptipath’, ‚Carnival of vulgarity’ und ‚Condemned by discontent’ unseren Stil am besten repräsentieren.
Was hört ihr persönlich für Musik? Wovon fühlt ihr euch beeinflußt?
Zunächst sind wir von allen Genres des Metals beein-lußt; besonders natürlich von Death und Black Metal. Jeder von uns hört alle möglichen Stile. Bands, die sich bei uns allen in den Sammlungen finden, sind zum Bei-spiel Slayer, Metallica (alte), Iron Mai-den, Emperor, Dimmu Borgir, Immortal, Cannibal Corpse, Dying Fetus, Nile, Satyricon etc. Jeder von uns hat etwa 600 und mehr CDs und nochmal soviel Kram auf Tape.
Interessierst du dich für Bücher, Filme oder andere Arten von Kunst?
Momentan lese ich die ‚Wheel of time’ Serie von Robert Jordan. Das ist wirklich cool. Ich bin bei dem vierten Buch und Joe bei dem achten. Da wir im selben Haus wohnen, kann ich mir die Bücher bei ihm leihen. Und muß ihn ständig ermahnen, daß er mit nicht erzählt, was als nächstes passiert, ha ha. Aber abgesehen davon lese ich eigentlich nicht so viel Fantasy oder Science Fiction sondern eher Metal Mags und Fanzines. Ins Kino gehe ich auch nicht oft, aber ich brenne darauf, den Herrn der Ringe zu sehen, weil ich sehr gespannt bin, wie sie dieses großartige Buch umgesetzt haben.
Erinnerst du dich an euren besten und schlechtesten Gig?
Das beste Konzert war mit Sicherheit die Release-Party der CD in Hobart, wo wir richtig abgefeiert wurden und auch eine gute Show geliefert haben. Der schlechteste war vor ein paar Wochen. Es wurde kaum Werbung gemacht, das heißt, es waren kaum Besucher dort. Dann hat mein Drumkit dort nicht richtig hingepaßt und die PA war zum kotzen (wir klingen im Proberaum besser als mit dieser PA) und schließlich hat auch noch Joes Gitarren-Amp vorübergehend den Geist aufgegeben. Alles, was schief gehen konnte, ging schief. So gesehen war es ganz gut, daß nicht so viele Leute dort waren.
Was plant ihr für die Zukunft?
Natürlich weiter Metal machen; und wir hoffen, daß Psycroptic irgendwo unter Vertrag genommen wird, so daß unsere CDs überall erhältlich sein werden. Dabei geht es nicht um Geld oder um unsere Egos; wir wollen nur, daß die Freaks unsere CDs bekommen, wenn sie unsere Musik mögen.
Was denkst du über:
– Religion:
Die größte Verschwendung von Zeit, Geld und menschlichem Intellekt auf dieser Erde
– Vinyl:
Vinyl ist cool. Ich kaufe all meine Lieblingsalben auf CD und Vinyl.
– Drogen:
Nicht so mein Ding, ich bevorzuge Alkohol. Harte Drogen sind Mist, aber ab und zu Dope rauchen ist okay. Ich mache es zwar nicht, aber ich finde es okay, weil es einen nicht kaputt macht. Ich habe für Leute, die harte Drogen nehmen, gar nichts übrig.
– Internet:
Das Internet ist großartig! Man bekommt schnell Infos und kann mit Leuten aus aller Welt in Kontakt treten. Es hat uns auch bei der Werbung für unsere CD sehr geholfen.
– Australien:
Australien ist wunderschön – kommt her und besucht uns! So viele nette Menschen und interessante Klima-zonen (Tasmanien hat ein relativ kaltes Klima – heute hat es auf dem Berg über unserer Stadt geschneit und oben in Queensland ist es heiß). Es ist einfach cool hier.
Die letzten Worte gehören dir.
Danke für das Interview, Katja. Eternity sieht wirklich cool aus – lesen kann ich es ja leider nicht, ha ha. Wer sich für Psycroptic interessiert, sollte mal auf unserer Homepage vorbei schauen www.geocities.com/psycroptic. Schreiben könnt ihr an psycroptic@hotmail.com oder Psycroptic, 70 Lochner St, West Hobart, Tas 7000, Australia.
Ok, that’s all from me, stay metal everyone!!!
Interview aus Eternity #20
www.psycroptic.com
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