Party San Open Air 2023

Party.San 2023 – ein weiteres Jahr in das im Zeichen von extremem Metal auf dem Flugplatz Obermehler steht. Und irgendwie ist es auch eine Art Familienfeier, denn man sieht dieselben Nasen, die in den letzten Jahren das PSOA zu einem besonderen Festival machten.

Manche Dinge ändern sich (zum Glück) nicht und so ruft auch dieses Jahr wieder Esmeralda die Freunde von Death, Black, Thrash und Grind vor die Bühne. Los geht es wie immer mit einem Willkommensgruß der Veranstalter, die sich jedes Jahr aufs Neue den Allerwertesten aufreißen, um ein grandioses Festival auf die Beine zu stellen.

Los geht es am Donnerstag der 2023er Ausgabe des PSOA mit MENTOR aus Polen. Das Quartett überzeugt als Opener mit seinem manchmal punkig anmutenden Thrashmetal und sorgt dafür das auch vor der Bühne gut was los ist.

Deutlich voller wird es danach aber für ORBIT CULTURE. Melodic Death Metal aus Schweden – das kennen wir doch schon – mag sich der ein oder andere denken, aber das Quartett bietet irgendwie einen druckvollen, erhabenen erfrischend neuen Sound, der auch beim Publikum sehr gut ankommt. Ein grandioser Auftritt der Jungs und für mich bereits eines der Highlights des Festivals – und das gerade mal mit der zweiten Band.

ANGELUS APATRIDA – Spaniens Thrash-Antwort auf die gängigen Szenegrößen liefern ab. Ich habe die Jungs schon öfter gesehen und auch wenn sich vermutlich niemals ein Silberling in meine Sammlung verirren wird, geben ANGELUS APATRIDA einfach immer 100%! Man merkt einfach, dass die Herrschaften riesigen Spaß auf der Bühne haben und die Spanier können das auch aufs Publikum übertragen.

GATECREEPER aus den USA hingegen reißen mich persönlich so überhaupt nicht vom Hocker, das sehen aber die zahlreichen Fans im Publikum (sicherlich zu Recht) komplett anders und feiern die Band gebührend.

ARCHSPIRE sind such so eine Band, die man vielleicht null auf dem Schirm hatte, aber deren technisches Geballer einen einfach umhaut. Unfassbar was die Jungs aus Kanada da so abfeuern – 45min absolut energiegeladener Death Metal. Und auch das Publikum eskaliert zu Recht bei diesem grandiosen Auftritt.

Back to the roots heißt es danach bei DESTRÖYER 666. Seit beinahe 30 Jahren gibt es die Australier schon und die alten Hasen können es immer noch. Rotziger Black Thrash fegt über den Flugplatz und bringt die Haare zum Fliegen.

TRIBULATION gehen irgendwie immer. Die Schweden sind mit ihrem Gothic Metal stilistisch vielleicht eine der eher exotischeren Bands auf dem PSOA, aber sie kommen einfach gut an. Und auch der Weggang von Jonathan hat der Band definitiv nicht geschadet. Die Songs des aktuellen Studioalbums funktionieren live hervorragend.

Der Auftritt von NILE war leider von massiven technischen Problemen getrübt. So konnten die Jungs erst mit einiger Verspätung beginnen, was natürlich auf einem Festival aufgrund der ohnehin kürzen Slots problematisch ist. Leider war dann auch der Sound alles andere als prickelnd, was dem technischem Gefrickel dann leider den Todesstoß gibt – sehr Schade.

DEICIDE hingegen ließen es einfach krachen. Die Truppe um Frontmann Glen Benton hatte richtig Bock und feuerte ein wahres Death Metal Feuerwerk ab und wurde zu Recht von den Fans hart gefeiert. Neben zahlreichen Songs des zweiten Albums „Legion“, dessen 30.ter Geburtstag gefeiert wird, gibt es natürlich auch die Klassiker „Once Upon The Cross“ oder „Scars Of The Crucifix“.

Und wer glaubt das kann nicht fetter werden, kennt OBITUARY nicht. Die Florida-Death-Metal Helden legen nochmal eine Schippe drauf. Der Sound ist einfach überragend und OBI zeigen, das man auch ohne großes TamTam einen grandiosen Auftritt hinlegen kann. Los geht es mit „Redneck Stomp“ und dann prügelt einen das Quintett durch über drei Jahrzehnte Bandgeschichte. Die meisten Songs des Abends kommen natürlich von der aktuellen Langrille und der Song „Barely Alive“ ist grandios präsentiert, aber auch die Klassiker dürfen nicht fehlen. Mit „I’m in pain‘ und „Slowly we rot“ beenden OBITUARY einen grandiosen ersten Tag des PSOA 2023.

Am Freitag gibt es – wie auf dem PSOA so üblich – erstmal eine Ladung Grindcore, diesmal in der Art Goregrind von BRUTAL SPHINCTER. Die Sonne scheint, das Publikum ist bester Laune, Lauch und Klobürsten werden geschwenkt – so startet man hervorragend in den zweiten Festivaltag.

Es ist schon einige Jahre her, dass BE’LAKOR in Europa unterwegs waren und nun haben sie es endlich auch aufs Party.San geschafft. Die Fans wissen das zu schätzen, denn das Festivalgelände ist zu dieser frühen Stunde bereits voll! Und dass die Jungs liefern, zeigen sie auch in den gut 40 Minuten ihres Sets. Der Sound ist allererste Sahne, was den vertrackten melodischen Songs der Australier absolut in die Karten spielt. Leider ist das Set viel zu schnell vorbei – man hätte gerne noch mehr Songs gehört!

Von Australien geht es nahtlos nach Hamburg. Die Jungs von ENDSEEKER feiern ebenfalls Ihre Premiere auf dem PSOA. Musikalisch wird es allerdings deutlich rauer. Die Gitarren sägen, das Schlagzeug rumpelt und die Band hat Bock – und wie! Das überträgt sich auch auf die Fans, denn die feiern ENDSEEKER zu Recht richtig ab.

Trotz strahlendem Sonnenschein gibt es nun dreimal Black Metal – allerdings in unterschiedichen Ausprägungen. Den Reigen eröffnen die Griechen von YOTH IRIA. Der melodische Black Metal der noch relativ jungen Band weiß zu überzeugen und wird vom Publikum gut angenommen. Ein guter Auftakt.

Bei KANONENFIEBER ist es dann nochmal eine ganze Ecke voller. Sowohl auf als auch vor der Bühne. Jede Menge Stacheldraht wird ausgerollt und Sandsäcke werden verteilt, bevor Noise mit seinen (Live-)Musikern die Bühne entert. Nebenbei haben KANONENFIEBER vermutlich das größte Banner des ganzen Festivals. Die Jungs bieten eine hervorragende Show, die von Esmeralda eröffnet wird – darauf folgen dann unter anderem „Grabenlieder“ und „Feuertaufe“.

Die dritten im Bunde sind URGEHAL aus Norwegen. Die Herren widmen ihre Comebackshows dem verstorbenen Schlagzeuger Trondr Nefas und liefern eine unfassbare Show ab. Das Versprechen „This is Satanic Black Metal“ wurde definitiv erfüllt.

Mit den Dänen von ILLDISPOSED geht die Reise wieder in Richtung Todesmetall. Alt ist Sänger Bo Summer geworden, seit ich ihn das letzte Mal gesehen habe, aber Bock hat er immer noch! Und so walzen die Herrschaften einmal über das Festivalgelände und verbreiten dabei jede Menge Nackenschmerzen, wenn man sich die moschende Gemeinde so anschaut.

Beim Trio von MIDNIGHT ist die Bühne nur spärlich belegt, allerdings wissen die beiden Herrschaften an Gitarre und Bass diese sehr wohl auszufüllen. Hier wird wohl im wörtlichen Sinne jeder Meter bezahlt, den die Beiden zurücklegen. Dazu gibt es rotzigen angeschwärzten Speedmetal den das Publikum gebührend abfeiert.

Und auch DECAPITATED machen heute keine Gefangenen. Sänger Rafał ‚Rasta‘ Piotrowski hat eine unfassbare Bühnenpräsenz und der Sound ist einfach erste Sahne! Eine weitere extrem starke Band an diesem ohnehin bisher grandiosen Party.San Freitag.

Das Gerücht ging schon früher am Freitag durch die Menge – MANTAR müssen ihren Gig krankheitsbedingt spontan absagen. Und so kam es dann leider auch. Das Bremer Duo war nicht vor Ort, stattdessen wurden GRAVE MIASMA, eigentlich letzte Band im Zelt auf die Hauptbühne geladen. Für die Fans sowie die Band sicherlich eine grandiose Chance, leider gab es zu Beginn des Sets einige technische Probleme und ich muss ehrlich gestehen, mich haben die Londoner leider nicht abgeholt.

DYING FETUS hingegen zündeten wie eine Rakete. Von den ersten Tönen war klar – der Wind steht auf Zerstörung. In der Stunde Spielzeit, die den Amerikanern zu Verfügung stand, gab es voll einen auf die 12! Alleine schon zu „The Boys are back in town“ auf die Bühne zu marschieren hat was – und dann „One Shot, one kill“ als Opener direkt gefolgt von „Subject to a beating“ – ganz großes Kino! Und natürlich dürfen auch „Grotesque impalement“ und „Wrong one to fuck with“ nicht fehlen. Würdige Headlinershow – oh wait – da kommt ja noch jemand!

HYPOCRISY sind der Freitagsheadliner. Zuletzt war Peter Tägtgren 2019 zu Gast. Nachdem alles umgebaut und bereit ist, geht es mit „Fractured Millenium“ auch direkt in die Vollen. Zumindest in der Theorie. Leider ist der Sound während der ersten Songs doch sehr breiig und man erkennt die Titel erst nach geraumer Zeit. Der Gesang ist kaum zu hören, dafür dröhnen Schlagzeug und Bass viel zu dominant. Immerhin, es wird nach den ersten 3-4 Songs besser, aber es gab definitiv Bands mit besserem Sound heute. Die Songauswahl ist okay, allerdings hat man das Gefühl, dass da der ein oder andere Klassiker fehlt. Ich hätte sehr gerne „Slaves to the parasite“ gehört. Aber immerhin – „Fire in the sky“, „The final chapter“ und „Roswell 47” sind aber am Start, das versöhnt.

Der Samstag beginnt mit Sonnenschein und ATOMWINTER auf der Mainstage. Ein solider Opener, der den anwesenden Fans mit Todesmetall einheizt. So kommen die Knochen am dritten Festivaltag in Schwung.

Weiter geht es mit FROZEN SOUL aus den USA. Auch hier gibt es Death Metal auf die Ohren, allerdings rollt hier die Walze im besten BOLT THROWER Stil über das Publikum hinweg. Dazwischen unterhält Frontmann Chad das Publikum und man merkt, dass FROZEN SOUL richtig Bock haben und hier alles geben.

Es folgt ein thematischer Umschwung, als SPECTRAL WOUND die Bühne entern. Schwarzmetall steht nun auf der Speisekarte und dass den Kanadiern ein gewisser Ruf vorauseilt, lässt sich leicht am gut gefüllten Infield erkennen. Und diesem werden die Herren auch absolut gerecht. Rumpeliger Black Metal, der absolut zündet. Grandioser Auftritt!

Ein erneuter Umschwung führt zu SKITSYSTEM. Crust Punk steht nun bei den Schweden auf dem Programm. Dem Publikum gefällt es – mir leider nicht, aber so gibt es eine Pause, der Tag ist ja schließlich noch lang.

ELLENDE hingegen sind wieder genau meine Kragenweite! Düster, depressiv, schwarzmetallisch! Dazu versteckt sich die Sonne noch hinter Wolken und es beginnt zu regnen – das nennt man dann wohl Atmosphäre! L.G. nutzt das konsequent und zelebriert einen unvergesslichen Auftritt! Pünktlich zum Ende verziehen sich dann auch die Wolken.

Bei SKINLESS wird es nicht nur durch die Sonne heiß auf Bühne. Auch der reichliche Einsatz von Flammentonnen und einer Flammenwand vor dem Schlagzeug heizen hier gehörig ein. Das passt aber hervorragend zum Brutal Death Metal, den die Nordamerikaner hier abziehen. Zwischendurch stellt Frontmann Webber auch noch seine Deutschkenntnisse unter Beweis in dem er „Mein Hut der hat drei Ecken“ anstimmt und dabei seinen Cowboyhut zieht.

Mit „We are the mighty IMPIETY“ steigen die Herrschaften aus Singapur in ihr Set ein. Was nun folgt ist eine Mischung aus Black, Death und Thrash Metal über dem ein massiv verzerrter Gesang liegt. Besonders abwechslungsreich ist das Ganze leider nicht und dann wohl doch eher was für die eingefleischten Fans.

IMMOLATION konnten relativ kurzfristig als Ersatz für VITAL REMAINS gewonnen werden und die machen ihre Sache – wie immer – auch sehr gut. Ohne viel Geschnörkel gibt es fetten Death Metal auf die Ohren. Die Jungs haben reichlich Spass auf der Bühne und die Möglichkeit, Robert Vigna beim Klampfen zuzuschauen, ist auch immer wieder ein Genuss.

ENDSTILLE haben nach bald 10 Jahren Pause ein neues Album namens „DetoNation“ am Start und entern damit die Mainstage des PSOA. Ins Set starten sie jedoch mit „Dominanz“, das aber irgendwie dumpf daherkommt und auch technische Probleme machen den Kielern zu schaffen. Dadurch geht insgesamt der Fluss verloren und eine gewisse Unruhe und Unsicherheit macht sich bei Sänger Zingultus breit. Irgendwie bekommen ENDSTILLE trotz Klassikern wie „Frühlingserwachen“ nicht mehr so richtig die Kurve und es bleibt ein eher mittelmäßiger Auftritt.

BORKNAGAR hingegen zaubern bereits in den ersten Minuten einen unfassbar satten Sound aus den Lautsprechern und werden vom Publikum auch entsprechend dafür gefeiert. Mit „The fire that burns“ leiten die Norweger in ein unfassbar grandioses Set ein, welches neben Songs des aktuellen Albums „True North“ auch Stücke des grandiosen Vorgängers „Winter Thrice“ beinhaltet. Aber auch von „The Olden Domain“ und dem 2000er Album „Quintessence“ spielen die Herrschaften Songs. Der Klargesang kann sich sehr gut durchsetzen und so schwelgen Musiker und Fans durch einen dichten Klangteppich, der unter anderem bei „Voices“ zur Geltung kommt! Unfassbar gut!

KATAKLYSM bezeichnen ihren Stil gerne als Northern Hyperblast und das gibt es nun auf die Lauscher! Schneller kompromissloser unverschnörkelter Death Metal. Neben Songs vom neuen Album gibt es auch die Klassiker wie „The ambassador of pain“ oder „In shadows & dust“. Maurizio und seine Kollegen pflügen wie die Wildsau übers Party.San und verprügeln mit „As I slither“ oder „Serenity in fire“ gefühlt alle Anwesenden. Zu guter Letzt gibt es mit dem letzten Song  „The black sheep“ noch den Security-Stresstest, bei dem die Herren im Graben noch ordentlich was zu tun bekommen.

Mit ENSLAVED gibt es ein ganz dickes Highlight zum Abschluss des 2023er Party.San. Die Frage „wie viele Songs passen in einen Headliner Slot von 75 Minuten?“ beantworten die Norweger mit „Sechs!“. Die spielen nämlich ihr „Vikingligr Veldi” in Gänze und ziehen damit sukzessive das Publikum in ihren Bann. Völlig unaufgeregt zelebrieren sie ihr bald 30 Jahre altes Debütalbum – das aber mit einer derartigen Intensität, dass einem whne weiteres klar wird warum ENLSAVED den heutigen Headliner geben. Nach einer guten Stunde verschwinden die Herren dann zum Ende dieser fünf Stücke umfassenden Platte von der Bühne, geben sich dann aber nochmal die Ehre und beenden Ihr Set mit dem Opener von „Eld“ „793 (Slaget om Lindisfarne)“. DAS war unfassbar episch!

Danke Party.San – es war mal wieder ein Fest! Auf ein Neues dann 2024! Bereits angekündigt sind unter anderem BEHEMOTH, ENTHRONED, LEGION OF THE DAMNED, SODOM und ANAAL NATHRAKH!

https://party-san.de/bands-2024

 

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