October Tide „A thin shell“ 5/6

Candlelight Records
Bewertung: 5/6
Spielzeit: 42:15
Songs: 7

Fast komplett runderneuert ist die Besetzung, die „A thin shell“ eingespielt hat. Nach 11 Jahren, die seit dem letzten October Tide-Rundling „Grey dawn“ vergangen sind, auch kein Wunder. Lediglich Fredrik Norman, der ehemalige Katatonia-Gitarrist – der October Tide Mitte der Neunziger zusammen mit dem Katatonia-Sänger Jonas Renkse gegründet hat – ist noch von damals dabei. Aber Musiker in Schweden zu finden, ist ja keine Herausforderung, so dass zwei Kollegen von In Mourning (speziell Vocalist Tobias stellt sich als Gewinn heraus) und zwei eher unbekanntere Mitstreiter das Line-Up vervollständigen. Bei der Beschreibung von „A thin shell“ kommt man nicht umhin, die frühere Band von Fredrik als Vergleich heranzuziehen. Wer sich die älteren Alben von Katatonia zugelegt hat, kann auch hier zugreifen. Mit Klasse transportieren October Tide Verzweiflung, Schmerz und Traurigkeit, ohne nur in einen labbrigen Sud aus Melancholie abzutauchen. Trotz aller feiner Melodien und Emotionen oder progressiv scheinenden Ausflügen, die immer wieder eingeflochten werden, kommt das kraftvolle Element nicht zu kurz. Besonders dominant sticht hier der bereits positiv erwähnte Tobias mit seinen inbrünstigen Schreien, intensivem Grollen oder doch auch mal melancholischem Gesang hervor, der zusammen mit einer nie müde werdenen Rhythmus-Sektion den sieben langen Songs den richtigen Kick gibt. Nicht vergessen werden sollen dabei die scheinbar geschickt fallen gelassenen Gitarrenleads. Die Beschreibung Doom, die im Zusammenhang mit October Tide immer wieder fällt, greift in meinen Ohren zu kurz. In ihren mächtigen Momenen kreuzt die Band zumindest in gedrosselten Death Metal-Gefilden. Von dort aus steuert sie auch immer mal wieder akustische Inseln oder bedächtigere Atolle an, die tatsächlich auch von doomigen Gewässern umgeben sind. Auch zwei andere Bands aus Schweden habe ich im Ohr, wenn ich October Tide lausche. Zum einen – wenn die Parallelen auch gering sind – Opeth und zum anderen – schon deutlich klarer – Midtempo-orientierte, hymnische Edge of Sanity. Denn stampfende Passagen wie in „The dividing line“ oder „Fragile“ hätten sich damals auf „Purgatory afterglow“ gut zwischen „Twilight“ und „Blood-colored“ gemacht. Rundum ein starkes Album!

http://octobertide.net/

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*