Bewertung: 5/6 Mächtig
Songs: 12
Spieldauer: 57:51
Northern Oak kommen entgegen dem, was man aus ihrem Namen schließen könnte, nicht etwa aus Skandinavien, sondern aus England, genauer gesagt aus Sheffield, South Yorkshire. Seit 2006 spielen sie ihre Musik im Vereinigten Königreich, die sich laut eigener Beschreibung anhört wie „Jethro Tull, gespielt von extremen Metal-Fans, die allem von Pink Floyd bis Emperor etwas abgewinnen können“. Na, dann schauen wir mal.
Eines lässt schon der Opener „The Dark of Midsummer“ vermuten: Hier wird es beim Hören nicht so schnell langweilig.
Eine sehr abwechslungsreiche Kombination aus Gitarre, Keyboard, Geige, Flöten und wechselhaftem Gesang geht ziemlich direkt ins Ohr und macht Lust auf mehr. Der zweite Song, „Marston Moor“ heimelt mit den ausgefeilten Flöten-und Geigenparts ziemlich russisch-paganistisch an (was auch gefällt) – und spätestens beim dritten Song „Gaia“ fällt auch der Groschen, warum es sich bei Northern Oak um eine Progessive Folk Metal Band handelt: Die überaus melodischen Basslines, die sich mit fetten Gitarrenriffs und dem weiterhin virtuosen Flötenspiel zu diesem Schmankerl zusammentun, sollten nun auch den letzten Skeptiker überzeugen.
Der Rest des Albums zeichnet sich ebenfalls durch Abwechslungs- und Einfallsreichtum aus. Die Songs unterscheiden sich in Tempo, Aufbau und Einsatz des instrumentellen Repertoires, so dass man als Zuhörer immer gespannt ist, was als nächstes kommt. Auch der Gesang bleibt durchgängig frisch und abwechslungsreich. Es verwundert ein wenig, dass das Outro des Albums tatsächlich „Outro“ heißt, obwohl Sänger Martin hier nochmal den Weg des Hörers durch das Albums Revue passieren lässt und daran appelliert, die Vergänglichkeit des Daseins nicht zum Anlass zu nehmen, sich selbst hängen zu lassen. Aber vielleicht war hier einfach die Kreativität alle. Dennoch: Einen vergleichbaren Hörspaß hatte ich persönlich zuletzt bei Solstafírs „Svartir Sandar“.
Eine leichte Diskrepanz fällt beim direkten Vergleich von Artwork und Band selbst auf: Während sich ersteres in deutlicher Pagan-Manier präsentiert, kommt zweitgenannte in optischer Hinsicht geradezu normal daher. Aber auch das stört nicht im Geringsten, denn befellte, bemalte und beschmutze Bühnenoutfits können zwar manchmal cool sein, sind jedoch in den einschlägigen Kreisen so sehr zum Usus geworden, dass man als Band eher auffällt, wenn man das nicht mitmacht. Zum Beispiel so wie Northern Oak.
Auch wenn die Band das Maul mit „klingt wie Jethro Tull, von Metallern eingespielt“ (s.o.) eventuell ein bisschen vollgenommen hat, liegt mit „Of Roots and Flesh“ ein wirklich starkes Album vor, an dem auch Hörer außerhalb der Pagan-und Folkmetal-Liebhaber ihre Freude haben werden.
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