Mimosis Interview

MimosisDie Death Metal Band Mimosis wurde 2004 in der Mensa der Universität Leipzig gegründet. Es folgten diverse Besetzungswechsel, zahlreiche Auftritte, ein Demo („Mimosification“) und Ende 2008 die Veröffentlichung der noch aktuellen und vielseits gelobten  MCD „I am the Grave“. Die Songs der Scheibe setzen sich sofort in den Gehörgängen fest, obwohl die Musik der Sachsen sehr facettenreich ist. Und da kürzlich ein neuer Drummer gefunden wurde, stehen Mimosis in den Startlöchern für kommende Aktionen. Also habe ich Bassist Matthias kurzerhand ein paar Fragen zukommen lassen.

Hallo Mimosis, stellt Euch bitte mal kurz vor.

Wir sind Mimosis aus Leipzig Rock City und seit mittlerweile 5 Jahren und 2 CDs gibt es uns. Zwischendurch gab es einige Besetzungswechsel, die uns leider immer wieder aufgehalten haben, aber seit Lars als neuer Drummer dabei ist, sind wir endlich wieder komplett und können hoffentlich bald auf die Bühne.

Was denkt ihr heute über Euer erstes Demo „Mimosification“? Was hättet ihr rückblickend anders gemacht? Wie waren die Reaktionen auf die Scheibe?

Zufällig haben wir bei der letzten Probe, seit Längerem mal wieder, ein paar Songs von der Scheibe angehört und festgestellt: die rocken immer noch.

Ich glaube, für ein erstes Demo war „Mimosification“ gar nicht schlecht. Unser Songwriting und unsere spielerischen Fähigkeiten waren damals noch nicht so weit wie jetzt und da noch unser alter Sänger Witte auf der Scheibe zu hören ist, inkl. des längsten Growls der Death Metal Geschichte (idolum essenti), repräsentiert es Mimosis von heute nicht mehr wirklich, deswegen machen wir davon auch keine Neuauflage. Seit der neuen Scheibe spielen wir auch nur noch einen Song von der alten.

Wir haben „Mimosification“ damals auch gar nicht an die Presse verschickt, weil wir erst eine richtig gute Scheibe machen wollten, mit der man anfängt, uns wahrzunehmen. Die CDs wurden auf Konzerten verkauft und es gab keinen, der nach dem Hören sein Geld zurück haben wollte. Ich denke mal, die Reaktionen waren also gut. :)

Eure aktuelle MCD „I am the grave“ habt Ihr im Kick The Flame Studio aufgenommen. Wie ist es dort abgelaufen und würdet ihr dort wieder hingehen?

Was uns ins KTF-Studio gezogen hat, ist natürlich, dass Andy durch Disillusion und seine Produzententätigkeit für viele andere Bands Erfahrung damit hat, wie Metal klingen muss, er wirklich ein sehr guter Musiker ist und die Aufnahmen nicht nur als Geldquelle betrachtet, sondern mit Leidenschaft dabei ist. Für uns war es das erste Mal in einem professionellen Studio und wir haben dadurch vieles gelernt – auch, dass wir beim nächsten Mal einiges anders angehen müssen. Auf manches waren wir nicht gut vorbereitet und haben dadurch Zeit verschenkt, in der man dafür lieber noch ein paar Takes mehr hätte spielen können, die dann noch besser klingen. Ich denke, hingehen würden wir schon gern wieder, am liebsten gleich morgen, allerdings sind die Aufnahmen auch immer eine ganz schön teure Geschichte, so dass wir überlegen, wie wir möglichst viel auch in Eigenregie machen können.

Woher stammt das Cover bzw. die Idee?

Unser ehemaliger Schlagzeuger, Nick, fotografiert sehr viel und das ursprüngliche Foto des Kopfes stammt von ihm. Er hat es dann gemeinsam mit Henri Selbmann von der deutschen Gesellschaft für Gebrauchsgrafik als Cover gestaltet und ich finde, dass es wirklich richtig gut aussieht. Mir persönlich hat es sogar so gut gefallen, dass ich es jetzt immer auf meinem Oberarm herumtrage… Andere Werke von Henri und Nick kann man auf www.exilenoire.com bzw. www.colorcampaign.de bewundern.

Bitte ein paar Worte zu jedem der fünf Songs.

„Art.Kill.Frequency“ spielen wir auch live gern als ersten Song, da er dem Zuhörer gleich zu Beginn einen fetten Stahlträger vor´s Gesicht knallt und ihm dann, nachdem er sich langsam wieder vom Boden erhoben hat, die anderen Elemente des Mimosis-Sounds vorstellt: zarte Melodien, Grooves, einen unkonventionellen und abwechslungsreichen Liedaufbau und mit dem Klargesang auch einen klitzekleinen Blick über den Death-Metal-Tellerrand.

Von „Wish you were dead“ war zuerst der Schluss da und die Neugier, wie all die Metaller im Publikum reagieren werden, wenn wir auf einmal herzschmerzballadeske Töne von uns geben. Der Rest des Songs ist dann als Hinführung auf die traurige Kuschelstimmung entstanden – bevor du endlich in Ruhe deinen letzten Atem aushauchen kannst (man stelle sich dazu einen einzigen Blutfaden vor, der aus dem Mundwinkel läuft), musst du erst von einem ICE überrollt, einem Wrestler wieder hingestellt werden, nur damit er dich dann wieder so richtig aufmischen kann und vor eine gaanz langsam fahrende Dampfwalze legt. Das Ganze in unterschiedlicher Reihenfolge immer wieder, bis du wirklich nur noch aufgeben willst, dann bekommst du zum Sterben auch eine nette Ballade zu hören.

„Ashen“ ist dagegen eher rockig und fast schon fröhlich – wir fanden es schön, wenn man dadurch aus der Stimmung von „Wish …“ gerissen wird. Es ist der beste Mimosis-Song zum Autofahren.

„Mimosificated“ handelt davon, was eure Freundinnen erleben, wenn ihr sie bei einem Mimosiskonzert zu lange aus den Augen lasst… es ist der älteste Song auf der CD und auch der einfachste und wahrscheinlich eingängigste.

Die Scheibe „I am the Grave“ ist irgendwann zu Ende und deswegen heißt der letzte Song „I was the grave“. Auf der neuen Nevermore-Scheibe singt Warrel Dane witzigerweise die Textzeile „I am the grave“. Bei uns ist es ein Zitat der wichtigsten Figur eines Schriftstellers, dessen Werke Fred und ich der Reihe nach verschlungen haben. Das letzte Riff hatte etwas so hymnenhaftes, dass wir es unbedingt ausbauen und ein Orchester und einen Chor dazubasteln mussten, bei dem einige „Stars“ von bekannten Leipziger Bands mitsangen. Der Chor hat bei uns schon fast so was wie Tradition – auf „Mimosification“ gab es einen Song namens „Like a slayer“, der eine Hommage an einen ähnlich lautenden großen Hit einer eher unbekannten amerikanischen Sängerin ist – in diesem Song hatten wir schon einmal alle Leute unseres Probehauses zusammengetrommelt und einen dreistimmigen Chor singen lassen.

Das Feedback der Presse zu „I am the grave“ scheint ziemlich gut ausgefallen zu sein. Seid ihr zufrieden? Wie sieht es mit den Verkäufen aus?

Man selbst hat ja wahrscheinlich immer ein eher gespaltenes Verhältnis zur eigenen CD – auf der einen Seite ist man davon überzeugt, weil man ja genau diese Songs schreiben wollte und genau diese Musik liebt, auf der anderen Seite erinnert man sich an jede Unsauberkeit und hört immer wieder genau das, was man im Nachhinein vielleicht doch noch ein kleines bisschen anders gemacht hätte. Aber immer, wenn ich sie mal höre, sind die Zweifel wie weggeblasen, und ich denke:„doch, die CD fetzt“ und es macht Spaß, sie zu hören.

Als Band mit unserem Bekanntheitsgrad verkauft man den allergrößten Teil der CDs bei Konzerten und nachdem wir im Studio waren konnten wir nur zweimal spielen, dann stieg Nick aus und wir haben mehr als ein Jahr damit verbracht, einen neuen Schlagzeuger zu suchen. Ne Goldene Schallplatte konnten wir uns quasi noch nicht verdienen. Umso mehr sind wir heiß darauf, mit Lars endlich loszulegen und zu rocken, so oft es geht.

Wovon handeln Eure Texte?

Die Frage gebe ich an Chris weiter:
Hmm, das ist immer sehr schwierig zu beschreiben, aber ich versuche einfach die richtigen Worte zu finden:
Klischeebehaftet müsste ich jetzt antworten: Es geht um Tod, Satan und ganz viel blutrünstiges Zeug. Ähm ja, fast…
Die Texte beziehen sich eher auf den Grundcharakter unserer Musik. Man könnte also die lyrische Skizze der Werke als eine Art schizophrenes Prosa des Gedichtes bezeichnen, in einfachen Worten:

Wir spielen auf der einen Seite geballerte Deathmetalriffs mit Dritteweltkriegscharakter, auf der anderen Seite eine Hommage an die alten Götter der Metalgeschichte, gepaart mit der moderne im core(igen) Sinne, abgeschmeckt mit der Würze rollender Riffs, die einer Herde rennenden Getieres gleicht, und zu guter Letzt dekoriert ist mit den sanften Klängen, die die Wüste schlafen lässt.

So ungefähr muss man sich die in den Texten dargestellte Weltanschauung vorstellen. Ist in der einen Sekunde die Welt am Erblühen, so wird sie schon mit dem nächsten Vers zu Boden geschmettert und und versinkt im ewigen Chaos. Fühlt sich der Geist rein und beschützt an, zerfrisst ihn mit dem nächsten Gedanken das Ungeziefer, der Wahnsinn, den man sich selbst schafft.

Ich versuche den Alltag, jeden Gedanken, den man sich nur erdenken kann, aus mir unbekannten Blickwinkeln zu betrachten. Das Ganze wird dann unterstützt durch die grandiosen Recherchen meiner Bandkollegen, und dadurch gespickt hier und da mit Zitaten von Größen der Literaturgeschichte wie auf „I am the grave“, oder dem thematischen Aufhänger alter Göttersagen. Ich hoffe, es ist halbwegs herausgekommen was sich in den Texten so abspielt ;-)

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3 Kommentare

  1. eine Selbstüberschätzung des KURZHAARIGEN Bassers.Ist das wirklich noch true?

  2. Ein Flarsch! Und noch dazu einer, der nicht auf smessen antwortet… der Kollias will wissen, ob du kommst! Spielt auch einen Blast für dich, aber nur Pseudo.

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