Napalm Records
Bewertung: 5/6
Spielzeit: 45:58
Songs: 6
Mehr als 30 Grad im Schatten, kurze Röcke und des Nachts macht sich ein geradezu mediterranes Lebensgefühl auf den Strassen breit. Dieser Jahrhundertsommer ist nicht gerade die ideale Jahreszeit für Black Metal. Dennoch vermögen es Kampfar mich mit „Kvass“ zu begeistern. Das dritte Full-length Album der Norweger kommt zwar mit nur sechs Tracks daher, diese haben es aber wahrlich in sich. Gleich der erste Song, „Lyktemenn“, beginnt mit einem geradezu hypnotischen Riff und steigert sich mit den nach und nach hinzukommenden Instrumenten, bevor dann spätestens mit dem einsetzenden Gesang eine eisige und hasserfülltes Stimmung losbricht, die sich gewaschen hat. Während sich der erste Song noch im gehobenen Midtempo Bereich bewegt geht ab dem zweiten dann gleich eine Ecke schneller zu. Hier sind die Riffs zwar nicht mehr ganz so prägnant, dafür tragen die Gitarren aber ein paar schöne Melodien und die Breaks sind auch geil. Hier gibt es dann auch erstmals ganz dezenten Keyboardeinsatz. Mit dem folgenden, einzigen englischsprachigen Track „Ravenheart“ haben Kampfar eine echte Black Metal Hymne geschaffen. Nach verhaltenem Beginn mit ein bischen Keyboardgeklimper wird heftigst in die Saiten gegriffen und der Gesang fordert förmlich zum mitgrölen heraus – wenn man beim Mattenschwingen denn dazu kommt. Hier muss ich aber kritisch anmerken, dass die Lyrics ein zweischneidiges Schwert sind. Zwar denke ich, dass der Song durchaus todernst gemeint ist, aber irgendwie macht sich bei mir Belustigung ob der gebotenen Klischees breit. „Dark winds, black winds, ice winds, embraced by the blood of ravenhearts“, gehts noch? Aber Schwamm drüber, die musikalischen Qualitäten von „Ravenheart“ sind jedenfalls ¸ber jeden Zweifel erhaben und ich höre es mir trotzdem mit dem Lautstärkeregler am Anschlag an. Danach gibt es dann aber einen kleinen Tiefpunkt mit „Ildverden“. Das längste Lied ist auch gleichzeitig das schwächste. Mir fehlen hier einfach die Höhepunkte. Die Norweger machen diesen kleinen Durchhänger mit den beiden abschliessenden „Hat og Avind“ und „Gaman av Drömmer“ aber wieder wett. Abschliessend bleibt feststustellen, dass „Kvass“ ein wirklich bärenstarkes Black Metal Album darstellt, welches sich vor allem durch seinen rasiermesserscharfen Gitarrensound und einige Ohrwurmriffs und Melodien auszeichnet. Zudem gefällt mir der Gesang richtig gut, zugleich verständlich aber auch fies und rauh. Bis auf ein oder zwei Ausnahmen gibt es auch keine Keyboards, die alles andere mit Bombast zukleistern. Das haben Kampfar garnicht nötig, denn für solche Schummeleien haben sie einfach viel zu gute Songs. Ein Album, das auf jeden überflüssigen Schnickschnack verzichtet und dabei eisig und böse daherkommt. Black Metal für Erwachsene.
www.kampfar.com
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