Hard Stuff: Trends und Herkunft

Trends im Metal gibt es schon eine geraume Zeit. Das ist auch ganz normal, irgendwie, da eine interessante Mucke zuerst begeisterte Käufer, danach auch begeisterte Nachahmer  findet, und sobald die Labels, besonders jetzt die mit dem etwas dickeren Geldbeutel, merken, daß da der eine oder andere Rubel rollt, auch einen gewissen Overkill von Releases, die meist weit unter dem Durchschnitt liegen. Auch dies ist aber irgendwo normal. Was ich bescheuert finde, ist die scheinbare Wichtigkeit von Herkunft und Nation. Diese kann sich von Stil zu Stil ändern.

Deathmetal beispielsweise war damals am erfolgreichsten, wenn er aus Schweden oder Florida stammte. Blackmetal dagegen mußte, sollte er ‚true‘ sein, aus Norwegen kommen. Merkwürdigerweise hat sich die Metalaudience derzeit ziemlich stark auf Skandinavien, besonders eben Norwegen und Schweden vesteift. Alles, was derzeit aus den Elchländern herüberschwappt, wird euphorisch als der totale Kult abgefeiert, egal was immer das auch ist, egal ob es originell ist, Hauptsache, es ist skandinavisch, und mindestens 5 der vier Bandmitglieder spielen auch schon in ca 666 anderen Bands eine mehr oder weniger tragende Rolle. Das ging los mit Melodic Death. Klar kam das Zeug aus Schweden, Dark Tranquillity und At The Gates haben das schon ewig gemacht, als es dann mal ‚in‘ wurde.

Dann ging das los mit „True“-Metal. Da war’s schon das erste mal komisch. Seit Hammerfall ist diese Band scheinbar der Inbegriff dieser Musik, die deutsche Bands wie Helloween und Running Wild schon spielten , als die genannten Elchjäger noch im Sandkasten gebuddelt haben. Innovativ ? Nein, hier wird  der neuen Metallergeneration ein Aufguß der ‚alten Zeiten‘ präsentiert.

Ein anderer Trend, dem besonders die Skandis frönen, ist der achtziger Thrash, ein Musizierstil, der damals besonders in Germoney Meilensteine setzte. Nun lärmen Guillotine, Cranium, Nifelheim, Nocturnal Breed, Bewitched und wie sie alle heißen in teutonischer Mideighties-weise, und werden vergöttert. Dabei sind fast alle Riffs, obwohl die Mucke natürlich irgendwo geil ist, geklaut. Schaut man dann noch in die Bandinfos, so findet man diese Leute in noch mindestens 3 anderen Bands, wobei besonders der Name Dimmu Borgir ziemlich oft auftaucht. Dabei zeigt es sich auch, daß heutzutage ein Image immer wichtiger ist, als die Musik.

Es ist mir schlichtweg unverständlich, daß man auf der einen Seite den misanthropischen, niemals lachenden „Satanisten“ mimt, weil man in einer Black Metal Band spielt, auf der anderen Seite das Sex-Drugs-and Rock’n’Roll-Partyanimal darstellt, weil man in einer Achtziger-Retro-Band ist, und in wieder einer anderen Band mit noch einem anderen Outfit antritt. Was hat das, verdammt noch mal, mit Identität zu tun? Und ist das irgendwie innovativ, sich hinzustellen, und sich die Klamotten überzustreifen, DIE DIE ANVISIERTE KÄUFERSCHICHT ERWARTET?

Klar, wenn man eine Band hat, und möchte mal etwas völlig stilfremdes schreiben, ist es schon legitim, da ein Nebenprojekt aufzuziehen, um seine musikalische Kreativität mal in andere Bahnen fließen zu lassen. Wäre doch irgendwie Quatsch, Platten herauszubringen, wo 3 Songs Blackmetal, 2 Songs Deathmetal, 3 Thrashsongs, 1 True-Metal-Song und noch ein Grind-Track vertreten sind, da die verschiedenen Stile oft auch verschiedene Produktionen benötigen.

Ganz ‚cool‘ finde ich natürlich die Leute, die drei Bands haben, welche völlig gleich, oder zumindest so ähnlich klingen, daß die Songs ohne weiteres kompatibel wären. Dann wird der Markt noch extra mit MCD’s und Demo-Rerelease-CDs zugebombt (ich rede hier nicht von der Limbonic-Art-Demo-CD, denn das Material dort ist mit sauberem Sound neu aufgenommen, und nicht so ein Scheiß wie „wir nehmen jetzt die alten verratzten Masters und zocken mal schnell damit Kohle“), daß der Mainstreamkäufer schon nicht mehr weiß, wo ihm der Kopf steht, und so schon gar nicht auf die Idee kommt, den UG anzuchecken, da seine Ersparnisse kaum für die Releases seiner drei Lieblingsbands reichen.

Somit hat er dann im Schrank 2000 CD’s , die alle völlig ähnlich klingen, auch ganz nett. Stellt sich schon die Frage der Art der musikalischen Berieselung nicht, wie bei Leuten, bei denen es im Musikalienschrank von den Aardvarks bis ZZ-Top geht (Du siehst, Guido, es hat sich letzthin doch noch einer gefunden, der diese Formulierung verwendet,haha). Auch ist diese Achtziger-Headbanger-Attitüde der Skandis auch irgendwo verfehlt, denn man kann zwar die Musik, aber niemals das Feeling zurückholen. Dazu braucht es etwas mehr, als eine All-Star-Boygroup, die jedem Trend hinterherhechelt.

Schaut mal in den Underground, Leute. Da gibt’s noch jede Menge Feeling….und zwar ehrliches!

Maik Godau 35 Artikel

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