Fornhem Interview

Fornhem

Als ich das Album “Ett Fjärran Kall” von Fornhem zum ersten Mal hörte, haben diese Jungs sofort meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Ihr Stil ist ein Mix aus Black Metal und skandinavischer Folklore, abgeschmeckt mit viel Melancholie und Mystik, wie man ihn in dieser Form noch nicht zu hören bekam. Solbane, der Komponist dieses Werkes, hat sich für ein Interview bereit erklärt. Wir haben uns über die Anfänge von Fornhem unterhalten und wie es zu dieser speziellen Mischung der Musik kam. Er erzählte über die Sehnsüchte der Einsamkeit, dem langen Prozess zur Fertigstellung des Albums und vom Frust damals.

Zum Anfang erstmals vielen Dank für deine Zeit und die Möglichkeit dieses Interview zu machen!

Danke Dir für dein Interesse an unserem „Folkish Black Metal“ Projekt! Wir freuen uns über all die positiven Feedbacks, die wir zu unserem Schaffen erhalten! Wir hoffen, wir können Dir hier einiges interessantes zum Lesen liefern…

Fornhem wurde 2013 als Zwei-Mann-Band in Schweden geboren. Könnt ihr mir etwas zu den Anfängen des Projektes erzählen?

Es fing mit Vafthrudner an, als er ein Zettel in einem lokalen Musikladen aufhängte, wo er behauptete, dass er ein Sänger sei, der eine Black-Metal-Band oder -Projekt sucht. Bald darauf kam ich in den gleichen Laden und sah die Ausschreibung. Da ich sowieso auch seit einiger Zeit Black Metal spielen wollte, entschloss ich mich ihn zu kontaktieren. Vafthrudner war positiv eingestellt und so trafen wir uns in einem Pub bei uns, tranken ein paar Bierchen und redeten darüber was wir so machen könnten. Der Rest ist Geschichte, wie man so schön sagt…

Ursprünglich starteten wir mit der Idee ein komplettes Line-Up auf die Beine zu stellen, so dass wir die Möglichkeit hätten live zu spielen. Zu dieser Zeit wollten wir eigentlich eine andere Art von Black Metal machen. Wie auch immer, nichts hat sich wirklich als das Richtige für uns herausgestellt und mehr Leute für das Line-Up zu finden, gestaltete sich schwierig. Es gibt sicher einige gute Leute da draußen, aber es musste für uns halt auch persönlich mit den musikalischen Zielen passen. Da wir in keinem dieser Punkte einen Kompromiss eingehen wollten, wurde das komplette Line-Up mehr zu einem Traum. Die Musik war rauer zu der Zeit, mehr in die Richtung von Darkthrone, Mayhem und Immortal und es lief alles ziemlich gut.

Eines Tages kam ich zur Probe mit einem neuen Song, der so richtig gut war, aber überhaupt nicht mehr zum Rest passte. Der Song war zu gut um ihn einfach beiseite zu legen und ich spielte ihn Vafthrudner vor, um seine Reaktion zu sehen. Ich dachte mir, vielleicht gäbe es eine Möglichkeit den Song irgendwie anzupassen. Das war dann der Song “Fornhem”, der alles für uns verändert hatte …

Wir möchten den Zuhörer in eine Art meditativen Zustand versetzten und dies ist nicht mit kurzen Songs und schnellen Wechseln möglich.

Es scheint, als ob ihr euch stark darauf konzentriert eine sehr mystische und nordische Atmosphäre mit den Texten aber auch dem ganzen „Soundscape“ zu kreieren. Zusätzlich sind alle Songs sehr lang und weit über dem Durchschnitt der Songlängen im Black Metal. Wie kam es zu dieser Kombination?

Es ist eine Mischung aus verschiedenen Einflüssen wie unseren Persönlichkeiten, Interessen und die Musik, die wir mögen. Wir beide sind der Typ Mensch, der sich gerne Zeit nimmt, um etwas gut zu machen ohne Druck oder Stress von außen. Wir gehen Sachen gerne in unserem eigenen Tempo an und müssen nicht so schnell wie möglich ein Ergebnis sehen. Das ist mitunter auch einer der Gründe, wieso wir zum Beispiel ein Jahr lang an einem Song arbeiten können.

Ich denke das nordische Flair kommt aus verschiedenen Einflüssen. Vafthrudner verfügt über sehr viel Wissen über die nordische Mythologie, Geschichte und der Mystik. Ich denke, dass die Texte über diese Dinge stark durch Vafthrudner´s Wissen und von Burzum beeinflusst worden sind.

So fingen wir an, mehr Mystik und mehr traditionelles aus dem alten Norden aus Vafthrudner Nachforschungen hinzu zu fügen. Gleichzeitig nahmen wir Instrumente wie akustische Gitarre, Mandoline und Psalter in die Melodien und Akkorden hinzu. Ich höre viel „Folk Music“ und Folkrock/Metal und ich mag diese Musik, da sie in ihrem Wesen zu mir spricht. Die Länge der Songs… nun ja, ich denke wir beide waren uns einig, dass bei  der epischen Art der Riffs und Chords die Songs einfach länger sein müssen. Wir möchten den Zuhörer in eine Art meditativen Zustand versetzten und dies ist nicht mit kurzen Songs und schnellen Wechseln möglich. Deshalb müssen die Songs lang sein und die Musik selber braucht viele Wiederholungen.

Wenn man eure Musik hört, bekommt man sehr stark den Eindruck, dass ihr eine Geschichte erzählt oder wie ich schon erwähnt habe, sind die Songs vergleichbar mit einer Komposition im traditionellen Sinne. Wer schreibt bei euch die Musik oder wie arbeitet ihr beide zusammen?

Die Musik schreibe ich, aber ich höre mir immer die Ideen und Wünsche von Vafthrudner an, was er gerne möchte und ich versuche immer beide Ideen zu verbinden. Zum Beispiel: wir haben ein Riff der ein bisschen nach Folk Metal klingt, dann fangen wir an darüber zu reden und probieren verschiedene Ideen aus, wie wir das Gerüst des Songs machen könnten. Ein anderes Riff ist vielleicht mehr Black Metal oder traditioneller Heavy, aber die Arbeitsweise ist immer die Gleiche. Wenn wir dann das Gerüst steht, dann nehmen wir in einer einfachen Art alles in unserem Proberaum auf. Vafthrudner geht dann nach Hause und arbeitet an den Texten und ich gehe nach Hause und arbeite am Arrangement mit mehr Gitarren und füge mehr Folk klingende Einflüsse hinzu. Wir beide hören uns die Sache dann kritisch an und suchen nach Wegen und Ideen den Song besser zu machen.

Eure Musik verbreitet eine sehr interessante nordische oder skandinavische Atmosphäre. Seid ihr eigentlich beide sehr der skandinavischen Mystik und Natur interessiert?

Irgendwie sind wir beide interessiert in den skandinavischen Mystizismus und die Natur, aber ich denke, dass Vafthrudner ein spezifischeres Interesse an diesen Dingen hat, wo ich mich mehr im Allgemeinen dafür interessiere. Ich denke auch, dass wir beide ein Interesse und Faszination der Leere und der Einsamkeit der alten Zeiten haben, ja eigentlich nicht so lange her, auch die Idee in einer kleinen Blockhütte mit nur wilder Natur und Tieren, Sternen, Mond und der Sonne als Nachbarn die meiste Zeit am Tag zu verbringen, verbindet uns. Dies hat einen gewissen Reiz auf uns, wie in den alten Tagen. Und zu dieser Einsamkeit zieht es uns hin, da wir beide auf eine Art zwei Einsiedler sind, die mehr oder weniger dazu gezwungen werden im Hier und Jetzt in einer großen und überfüllten Stadt zu leben. Vielleicht sind unsere Musik, unsere Texte und Bilder ein Weg für uns dieses Verlangen, das nicht erfüllt werden kann, auszudrücken. Wir versuchen die Löcher in uns mit unserem Schaffen zu füllen.

Im Jahr 2015 habt ihr euren Song “Fornhem” zum ersten Mal publiziert und ich habe gelesen, dass ihr eigentlich im gleichen Jahr das Album rausbringen wolltet. Wie war das Feedback und wieso hatte es dann noch zwei Jahre für das Release gebraucht?

Grundsätzlich war die Resonanz auf den Song eher minimal. Wir haben ihn auf unserem Youtube Channel rausgebracht, aber wir hatten eigentlich kein Publikum. Aber nach einiger Zeit hatten wir plötzlich Glück! Zur Zeit ist es wirklich nicht einfach das überlange „Business“ komplett zu verstehen. Für Bands wie wir, die praktisch unbekannt in der digitalen Welt sind und die aufnehmen und produzieren, egal wie gut es ist, braucht es eine gewisse Zeit, um sich für einen Release vorzubereiten. Zu dieser Zeit hatten wir das Album mehr oder weniger schon fertig in unseren Köpfen. Wir wollten den Song “Fornhem” als eine Art Vorgeschmack für unsere anderen Songs verwenden. Leider wollte uns keine Plattenfirma die Zeit, das Geld und den Raum für die Aufnahmen der anderen Songs in der Qualität von diesem Song geben. Also haben wir konsequent alle anderen Songs selber aufgenommen und versuchten so die Aufmerksamkeit der Plattenfirmen auf das fertige Album zu ziehen.  Das alles klingt jetzt sehr negativ und frustrierend. War es auch in dieser Zeit, aber wenn wir jetzt auf diesen Prozess zurückblicken, sehen wir etwas Positives, denn wir hatten die Zeit, mehr an unseren Songs zu arbeiten. Wir waren mehr als glücklich, als wir am Ende die Aufmerksamkeit von Thor von Trollmusic bekamen. Er ist wirklich professionell und produzierte ein fertiges Produkt, das sogar unsere Vorstellung übertraf.

Gab es einen Grund wieso es auch zwei Jahre gedauert hat, bis ihr den ersten Song veröffentlicht habt?

Also wie ich schon vorher schon gesagt habe, haben wir ja mit einer völlig anderen Richtung Black Metal angefangen. Es ging alles gut und wir waren auch überzeugt vom Resultat und natürlich trve! Aber als ich dann an dieser Bandprobe mit der neuen Idee für einen Song ankam,  war Vaftrhudner Feuer und Flamme mit der Idee und wollte sogar ein neues Projekt mehr melodisch, atmosphärisch und meditativ starten. Ich war nicht einverstanden damit, weil es irgendwie der gleiche Stil und das gleich Projekt für mich war. Nach einigen Wochen hitzigen Diskussionen und in sich hineinhören, entschlossen wir uns den alten Stil aufzugeben. Wir brauchten ungefähr zwei bis drei Monate um den Song fertig zu machen und dann buchten wir ein lokales Aufnahmestudio und einen Soundengineer und haben den Track aufgenommen. Nach einer intensiven Zeit des Mixings (da sind in etwa 10 Gitarren auf dieser Aufnahme!), hatten wir endlich das Resultat, das wir wollten. Dann haben wir den Song auf YouTube raufgeladen, so schnell wir konnten! Für eine gleichgültige Welt! Haha! Bis zu dem Tag, als wir von Lightfox177 angefragt wurden, ob er den Song auf seinem Kanal publizieren kann. Wir wussten nur wenig über seinen Channel, aber der Song hat eine große Aufmerksamkeit genossen vom Publikum und es gab uns Hoffnung und Energie für die Plattenfirma zu suchen und weiter an den anderen Songs zu arbeiten…

Bis zum Release vom Album “Ett Fjärran Fall” gab es eigentlich nicht viel Geschriebenes über euch, aber jetzt ist da plötzlich eine große Resonanz. Wie ist das für euch?

Solange es nichts über uns zu sagen gab, gab es auch nichts, was man hätte promoten können. Jetzt, nach der Veröffentlichung des Albums, haben wir etwas zu erzählen und diese Informationen dürfen auch verteilt werden.

Wie geht es weiter? Habt ihr schon Zukunftspläne?

Unsere Hauptpläne sind zu üben und neue Songs einzustudieren und auch etwas anderes zu kreieren. Hoffentlich werden dann die neuen Songs in ein neues Album einfließen. Niemand weiß was passieren wird, keiner von uns allen…

https://fornhem.bandcamp.com/releases

Foto: Fornhem/Trollmusic