El Ojo de la Bruja Interview

DAS AUGE DER HEXE

Vor einiger Zeit bin ich auf die mexikanische Radio-/Podcasts-Show „El Ojo de la Bruja“ gestoßen. Hier werden regelmäßig nicht nur die üblichen Mainstream Acts, sondern zu großen Teilen auch unbekanntere Bands gefeatured. Darüberhinaus befasst sich die Show mit diversen okkulten und mythischen Themen. Für eine kleine Vorstellung in unserem Podcast habe ich kurzerhand den Moderator Israel kontaktiert. Die sich daraus entwickelnde Korrespondenz gewährte mir jedoch Einblicke in sein persönliches Engagement und den Hintergrund dieser Radioshow, welche an dieser Stelle etwas ausführliche Beachtung finden soll.

Wir haben beschlossen Metal Musik zusammen mit mit Geschichten, Legenden, Horror, Mythologie und Okkultismus-Themen in einer Sendung zu vermischen.

Aufgefallen ist mir El Ojo de la Bruja ursprünglich durch den Umstand, dass in der Sendung regelmäßig Bands von Black Sunset/MDD gespielt wurden. Ich war also neugierig, wer da im fernen Mexiko auch deutschen Underground Bands eine Plattform bietet. Schnell fand ich Gefallen an der Show und wollte sie in einer unserer kommenden Eternity-Podcast-Folgen vorstellen. Da die Website zur Sendung nur Infos in spanisch bereithält, entschied ich mich den Moderator und Produzenten Israel einfach direkt zu kontaktieren, um ihm ein paar Informationen zu entlocken.

Hallo Israel, ich finde deinen Podcast großartig! Es wäre prima, wenn du mir ein paar Fragen beantworten könntest, um unseren Lesern etwas mehr über dich und deine Sendung zu verraten. Wenn ich das richtig sehe, dann kommst du aus Mexiko?

Hi Kai, vielen Dank für dein Interesse und das du unsere Show euren Lesern und Hörern des Eternity-Metal-Podcasts vorstellen willst. Ja, ich bin in Mexiko-City geboren, habe allerdings 10 Jahre lang in Europa gelebt. Ich habe in Madrid Journalismus studiert, dort meinen Master gemacht und bin dann später nach Barcelona gezogen. Erst im Dezember letzten Jahres kehrte ich aus persönlichen und familiären Gründen nach Mexiko-City zurück.

Es scheint sich bei deinem Podcast eigentlich um eine Radioshow auf 94,1 FM Ciudad de México UAM zu handeln, was ist das für ein Sender?

UAM Radio ist der Radiosender von einer der 3 wichtigsten Universitäten in ganz Mexiko. Es ist ein sehr pluralistischer Radiosender und gehört nicht zu dem Typ, der nur die größten Hits spielt, wie man sie im Grunde überall hören kann. Bei UAM gibt es Platz für sehr viele musikalische Nischen und Genres, aber auch für Radiosendungen, die sich mit  Literatur, Sexualität, Geschichte, Horror, Mythologie und Wissenschaft beschäftigen. Ich würde sagen, dass UAM Radio zu 70 % Musik spielt und der Rest durch die von mir erwähnten Themen gefüllt wird.

 

„El Ojo de la Bruja“ ist also in erster Linie eine Radiosendung, die später als Podcast zur Verfügung gestellt wird? Oder siehst du es eher als Podcast, der glücklicherweise auch als Radioshow ausgestrahlt werden kann?

Ich sehe es eher als eine Radiosendung, denn so habe ich es von Anfang an konzipiert. Ich denke auch, aber vielleicht irre ich mich, dass ein reiner Podcast mehr „Talk“ zum Inhalt hat. Also zumindest bei denen, die ich kenne ist es so, dass ein oder zwei Leute über ein Thema reden und Meinungen austauschen. Alles über den Talk hinaus ist bei den meisten Podcasts eher Nebensache und Ergänzung.
Bei El Ojo de la Bruja geht es aber mehr um Musik, vor allem um extremen Metal. Hier sind die Redebeiträge und Themen nur die Ergänzung und eher Nebensache. Lass mich das Konzept unserer Show erklären: Wir haben beschlossen Metal Musik zusammen mit Themen wie Geschichten, Legenden, Horror, Mythologie und Okkultismus in einer Sendung zu vermischen. Warum? Weil sie sich perfekt kombinieren lassen.
In der Sendung gibt es für die Themen abseits der Musik eine eigene Rubrik namens „La Galería Nocturna“ („Die Nachtgalerie“, zu Ehren der von Rod Serling in den 70er Jahren geschaffenen Fernsehsendung). Jede Woche geht es darin um ein anderes Thema aus den angesprochenen Bereichen. Zum Beispiel über die Ursprünge von Vampiren oder Werwölfen. Manchmal lesen wir auch Geschichten und mexikanische Legenden, die sich um Geister drehen, oder Geschichten über den Pakt mit dem Teufel. Da Mexiko diesbezüglich ziemlich morbide ist, sind die Themen nahezu unerschöpflich.  Bisweilen widmen wir  uns auch bestimmten Dämonen, bösen Göttern, verbotenen Kulten, oder lesen einfach nur einige Geschichten von Schriftstellern wie HP Lovecraft, Edgar Allan Poe u.a.

… niemand in Mexiko versteht was sie dort sagt. Doch alle glauben, dass sie verflucht ist, oder in dem Intro etwas unheimliches beschwört …“

Das klingt jetzt vielleicht, als würde ich die ganze Sendung über wie ein Papagei reden und es gäbe gar keine Musik. Aber Tatsache ist, dass wir anderthalb Stunden für die Radiosendung haben, und davon beträgt der gesprochene Teil höchstens 10 oder 12 Minuten. Außer in “La Galería Nocturna“, gibt es kaum gesprochene Beiträge, wenn man mal von den Informationen über die jeweilige Band die gespielt wird, ihre Herkunft und ob es gerade ein neues Album gibt, absieht.
Natürlich sind all diese lustigen Horror-Themen, Dämonologie und so weiter wichtig für die Sendung, weil sie den thematischen Rahmen vorgeben (wir verwenden sogar einige Samples aus alten mexikanischen Horrorfilmen in der Abmoderation einiger Songs). Aber das Herzstück der Radiosendung ist die Musik.

Jetzt habe ich vor Aufregung so viel über die Radioshow geredet, ich hoffe es ist nicht zu lang. Aber wenn ich schonmal dabei bin, will ich noch ein paar Sachen erzählen, vielleicht findest du sie ja witzig: In einigen Intros zur Sendung nutzen wir ja den Effekt eines „Radio-Sender-Suchlaufs“ bei welchem dann im Hintergrund irgendein Song, der nichts mit Metal zu tun hat verzerrt läuft (…das kommt mir irgendwie bekannt vor – Anm. Kai). Das kann irgendein internationaler Song oder auch ein mexikanisches Lied sein, allerdings bezieht sich der Titel, oder der Text immer auf das jeweilige Thema des Abends in „La Galería Nocturna“. Kurioserweise ist das bisher nur wenigen Leuten aufgefallen.

 

Und zuletzt noch etwas, was niemand weiß: Seit September 2019, als die aktuelle Staffel der Radiosendung begann, verwenden wir neue Intros. In diesen hört man im Hintergrund bisweilen die Stimme einer Frau, so als ob sie einen Zauberspruch vor sich her murmelt. Mit der richtigen Musik im Hintergrund und den entsprechenden Effekten klingt es verdammt gruselig, aber Tatsache ist: Das Ganze ist nur ein Joke!
Du musst wissen, in Mexiko sind die Menschen ultrakatholisch, und dieser Glaube lässt sie manchmal alles fürchten, angreifen und kritisieren, was sie nicht verstehen oder wissen – und so reagieren sie auch auf  diese Intros.
Die Stimme ist in Wirklichkeit aber die Stimme meiner Frau. Sie ist in Sarajevo geboren und spricht viele Sprachen. Also bat ich sie um Hilfe bei der Übersetzung einiger mexikanischer Kinderlieder, z.B. „Caminito de la Escuela“ (Kleiner Weg zur Schule) oder „El Ratón Vaquero“ (Die Cowboy Maus) ins Serbokroatische. Dann bat ich sie, einige Zeilen daraus so zu sprechen und aufzunehmen, als wäre sie eine Hexe. Das Ergebnis ist verblüffend, denn niemand in Mexiko versteht, was sie dort sagt. Doch alle glauben, dass sie verflucht ist, oder in dem Intro etwas unheimliches beschwört – Hahaha!

Das ist wirklich eine großartige Geschichte. Die Sache mit den unterschiedlichen „Hintergrundmusiken“ während dieses „Sende-Suchlauf“ Effekts haben wir kurioserweise in unserem Podcast-Intro auch. Aber zurück zu eurer Show. Die Sendung wird also zuerst im Radio ausgestrahlt?

Ja, so ist im Grunde unsere Arbeitsweise. Wir senden jeden Dienstag live um 22:30 Uhr Mexico City-Zeit (05:30 Uhr in Deutschland). Samstag wird die Sendung dann zur gleichen Zeit nochmal wiederholt. Sonntags laden wir die Sendung dann als Podcast hoch, damit die Leute sie online hören,  oder die komplette Epsiode herunterladen können.

Seit wann betreibst du diese Show? Es gibt bisher immerhin schon 152 Episoden, Respekt!

Ich habe „El Ojo de la Bruja“ (was auf Deutsch wohl so etwas heisst wie  „Das Auge der Hexe“, hehe) im Februar 2015 gestartet und ein Ende ist bisher noch nicht in Sicht.
Begonnen habe ich damit also schon in Barcelona. Es gibt da diesen Radiosender namens Boca Radio, dort habe ich einige Sendungen gemacht (zwischen 20 oder 30 Episoden), aber irgendwann habe ich festgestellt, dass das Konzept von „El Ojo…“ nicht wirklich zu diesem Radiosender passt. Der Sender hat mehr einen sozialen und politischen Themen Schwerpunkt, was eher weniger unser Ding ist.
Dann dachte ich über die Möglichkeit nach, die Sendung von Barcelona nach Mexiko zu „exportieren“. Das war nicht leicht, denn durch die mexikanische Mentalität steht man hier dem Metal im Allgemeinen ziemlich verschlossen und negativ gegenüber.
Aber UAM Radio, unser derzeitiger Sender, gab uns dennoch die Chance, nachdem sie unser Konzept gelesen und einige der älteren Sendungen gehört haben. Am 11. Oktober 2016 war die Jagd dann endlich eröffnet und wir gingen in Mexiko-City auf Sendung. Die allererste Staffel war eine Auswahl von 13 Episoden, die ursprünglich zwar bereits über Boca Radio ausgestrahlt wurden, aber von uns für UAM Radio adaptiert wurden.

Israel, vielen Dank für diesen kurzweiligen Einblick in deine Radio/Podcast Show. Viele Grüße auch an deine Frau, die Nummer mit den in serbokroatisch vorgetragenen mexikanischen Kinderliedern gefällt mir ausgesprochen gut – haha. Ich hoffe sie bekommt deswegen nicht irgendwann Probleme, weil eure Hörer Albträume bekommen :)
Möchtest du noch ein paar abschließende Worte sagen?

Ich danke dir vielmals! Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass mir dieses Interview sehr viel bedeutet.  Diese Radioshow von Grund auf, ohne jegliches Budget, selbst aufzubauen, und nun die Tatsache, dass jemand der in der internationalen Metal-Szene involviert ist denkt, dass dies auch für Leute fernab von Mexiko interessant sein könnte, ist eine großartige Erfüllung für mich! Ich habe keine Worte, dir für diese Gelegenheit zu danken. Ich freue mich darauf, den Podcast zu hören und das Interview zu sehen und eventuell auch ein paar neugierige Leser des Eternitys als Hörer meiner Show begrüßen zu dürfen.

 


El Ojo de la Bruja | Folge 156 vom 16. Februar 2020


 


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