„De Mortem et Diabolum“ Festivalbericht

11218077_1470272739962667_6858792773295897854_nAls 2015 bereits rasant auf sein Ende zusteuerte, die Festivalsaison schon als abgehakt galt und die Gedanken sich allmählich auf die Veranstaltungen von 2016 zu konzentrieren begannen, lockte Berlin nochmals mit einem neu entstandenen Black-Metal-Event. Mit hochkarätigen Bands wie MGŁA, NECROS CHRISTOS oder BLAZE OF PERDITION war den Veranstaltern eine Mischung gelungen, welche die zur Zeit beliebtesten Strömungen im Black Metal einfing und für eine gut gefüllte Halle sorgte. Somit fand im Friedrichshainer Club K17 am 18. und 19. Dezember das erste DE MORTEM ET DIABOLUM statt und verschaffte ein paar Hundert Besuchern einen frühzeitigen schwarzmetallischen Jahresabschluss.

Freitag, 18.12.

Am ersten Festivaltag öffnete das K17 bereits gegen 16:00 Uhr seine Pforten und dementsprechend war die Örtlichkeit zu Beginn noch spärlich gefüllt. An dieser Stelle allerdings ein paar Worte zum Veranstaltungsort: das K17 sticht hinsichtlich seiner Lage und Aufteilung definitiv aus der Masse der Locations heraus. Mit Sitzgelegenheiten, zwei Bars, dem Essensangebot und der dazwischen mittig gelegenen Konzerthalle war das Ganze überaus gut auszuhalten. Gerne wieder!

Aber nun zur ersten Band: Pünktlich um 17:20 beginnen die Berliner von MDCLXVI die Klampfen zu schwingen. Die Bühnenpräsenz der jungen Band lässt zu wünschen übrig, aber was im Gegensatz dazu aus den Boxen schallt, ist weitaus besser, als das uninteressante Auftreten vermuten lässt. Es wird stets die Nähe zum Publikum gesucht und sich auch immer brav für jeden Beifall bedankt. Als Opener waren MDCLXVI nicht schlecht, aber dennoch überdeutlich aus dem 0815-Topf zusammengerührt.

Weiter geht es mit KALMEN, die 2015 ihr erstes Full-Length-Album auf den Markt brachten. Der stimmungsvolleKalmen-1 Doomeinschlag kann überzeugen und sorgt für sich schnell füllende Reihen vor der Bühne. Der psychedelische Touch, der einen Hinweis darauf gibt, warum die Band ihre Musik als „Spiritual Black Metal“ bezeichnet, sorgt ebenso für Zustimmung. Zum Ende des Auftritts hin steigert sich die Band nochmals erheblich und macht Lust auf mehr.

Erneut kommen an diesem Abend mit ESSENZ Berliner zum Zug. Die Halle wird in rotes Licht getaucht und die Stimmung ist perfekt. Obwohl der Gesang am Anfang komplett weg und folgend größtenteils zu leise ist, können gerade die hallenden Vocals in Verbindung mit dem grollenden Bass vollends überzeugen. ESSENZ komplettieren ihr Konzert mit einem Cover von Freezing Moon und der durchweg gute Auftritt wird mit ersten Schreien nach einer Zugabe quittiert. Da sich bereits Zeitprobleme ankündigen, kann keine Zugabe gewährt werden und ESSENZ beenden das Konzert sogar vor ihrer anberaumten Zeitspanne.

Drowned-2Eine etwas schnellere Gangart legen nun DROWNED an den Tag. Die Band sorgt für die ersten Death-Einflüsse des Festivals und nebelt die Halle außerdem ordentlich ein. Der Auftritt löst zwar keine Begeisterungsstürme aus, sorgt aber bei einigen Passagen für kollektives Kopfnicken. Auch das Grotesque-Cover „Ripped From The Cross“ kann überzeugen.

Bei dem Auftritt von HETROERTZEN ist der Zeitplan bereits gesprengt und es stellt sich im Hinblickhetroertzen-dmed-2 auf den Headliner MGŁA die Frage, ob und wie dies aufgeholt werden kann. Dennoch sorgen die Chilenen oder respektive Schweden von HETROERTZEN mit einem stimmigen Orgelintro, gespickt mit dem okkulten Einmaleins (Kerzen, Kelche, rituelle Einstimmung etc.), für einen guten Einstieg. Insbesondere das feurige Geknüppel des Drummers, der niemals müde zu werden scheint, soll an dieser Stelle erwähnt werden. Obwohl die Band zum Schluss nochmal alles gibt, bleibt der Auftritt leider etwas eintönig.

Mit etwa halbstündiger Verspätung startet dann der Headliner des Abends. Die Perfektionisten von MGŁA lassen sich wie gewohnt nicht die Zeit für einen ausgiebigen Soundcheck nehmen und wie sehr sich dies lohnt, zeigen Mgla-2sie immer wieder aufs neue. Dennoch steckt den Polen, die in diesem Jahr vielfach ihr neues Album „Exercises In Futility“ darboten, hörbar der Zeitdruck im Nacken. Das Tempo vieler Songs ist, wohl aufgrund der geringen Zeit, fast bis zur Unkenntlichkeit erhöht. Die Melodien sind dadurch verwaschen, aber der Druck und die Kraft steigert sich natürlich immens, was ein durchaus interessantes Hörerlebnis ergibt. Trotzdem: die Songs derart verzerrt dargeboten zu bekommen, hinterlässt einen faden Beigeschmack. Die Menge dankt der Band nichtsdestotrotz einfach alles mit Beifallsstürmen. Insbesondere der gelungene Mix aus alten Werken (beispielsweise Songs von „Mdłości“ und „Further Down The Nest“) und neuen Stücken soll hier erwähnt werden. Pünktlich um Mitternacht legen MGŁA dennoch die Instrumente nieder und kommen somit nicht annähernd auf ihre angesetzte einstündige Spielzeit. Fragt man Stimmen aus dem Publikum, sind viele insbesondere für den Headliner angereist und somit zurecht enttäuscht, dass der Slot gekürzt werden musste.

Samstag, 19.12.

Den zweiten Tag des Festivals leiten SERPENTS LAIR aus Dänemark ein. Kurz vor 17:00 ist die Halle noch geschlossen und schnell kommt die leise Vorahnung auf, dass das Zeitfenster wieder gesprengt werden könnte. Auffallend ist auch der über Nacht angebrachte Umbaupausenvorhang. Doch die Dänen stürmen wenige Minuten nach Öffnung der Halle pünktlich die Bühne. Eine atmosphärische Dissonanz bestimmt den Auftritt der maskierten Musiker und mit einer mitreißenden Dichte im Stil von Ascension legen SERPENTS LAIR vierzig intensive Minuten aufs Parkett. Ein verblüffend großartiges Konzert.

Es folgen die Freiburger von NARVIK, die sich für ein paar altbewährte Schweineköpfe als Bühnendekoration entschiedenNarvik-2 haben. Aber auch abgesehen von einer netten Show hat die Band einiges zu bieten. Das hohe Tempo in Verbindung mit vielen rockigen Breaks kann überzeugen und obwohl noch ein wenig am Sound korrigiert wird, reihen NARVIK sich problemlos in die bisher ausnahmslos soliden Auftritte des Festivals ein.

BlazeOfPerdition-1Weiter geht es mit BLAZE OF PERDITION, die ein wenig verspätet die Bühne betreten. Ein sympathisches „Fuck that, we’re ready“ seitens der Band beendet den Soundcheck und die Polen legen los. 2013 verlor die Band bei einem Unfall mit dem Tourbus ihren Bassisten und Sänger Sonneillon trug schwere Verletzungen davon, weswegen die Band zur Zeit mit Session-Musikern unterwegs ist. Dennoch sprengen BLAZE OF PERDITION die Erwartungen und zeigen mit der Darbietung ihres neusten Albums „Near Death Revelations“, wie sie die Tragödie als Offenbarung zu nutzen wissen. Leider beenden die Polen ihren Auftritt circa zehn Minuten früher.

THE COMMITTEE zeigen im Folgenden zum einen wie sehr sie eine Halle zum kochen bringen TheCommittee-2können und zum anderen aber auch, dass man sicherlich nicht von jedem musikalischen Trend gleich begeistert sein muss. Die Aufsteiger mit dem internationalen Line-Up haben mit ihrem 2014er Album „Power Through Unity“ definitiv für Aufsehen gesorgt und können auch an diesem Abend durchaus „einheitlich“ zum kollektiven Kopfnicken bewegen. So manche Geste für das Publikum hätte die Band sich allerdings getrost sparen können, da diese den Auftritt im Nachhinein überschattet. Außerdem ist die Eingängigkeit der Songs schlichtweg Geschmackssache und kann nicht ausnahmslos überzeugen. Nicht zuletzt irritiert der zusätzliche, nur selten zu Wort kommende Sänger mit der dekorativen Sense ein wenig, aber die Menge schwingt jedenfalls begeistert die Matten.

Necros Christos-1NECROS CHRISTOS geben sich als nächstes alle Mühe, mit einem dröhnenden Bass die Trommelfelle platzen zu lassen und sind vom ersten bis zum letzten Ton die lauteste Band des Festivals. Begeistert aufgenommen wird unter anderem der Song „Christ Was Not of Goatborn Blood“ vom ersten Album. Nicht zuletzt können aber auch ausgewählte Stücke vom neusten Werk „Nine Graves“ für Furore sorgen. Die Setlist gibt also alle Klassiker her und trifft den Geschmack der Zuhörerschaft. Schon vor dem eigentlichen Headliner des Abends spielen NECROS CHRISTOS sich also mit ihrem gekonnten Black/Death-Gemisch zum Highlight hinauf.

Mit wiederum fast einstündiger Verspätung startet nach den Berlinern die letzte Band des Abends. TROB-3RUINS OF BEVERAST aus Aachen tauchen die Halle erneut in rotes Licht und können mit ihrem typischen tiefen, doomigen Sound aufwarten. Weitaus schonender für das Trommelfell haben RUINS OF BEVERAST unter anderem Songs von „Blood Vaults“ im Gepäck und scheuen sich auch nicht vor ihren langen Stücken. Kaum überraschend ist der Fakt, dass die Aachener im Gegensatz zu den Headlinern am Freitag ihr Set komplett durchziehen können. Nach dem Hammer von NECROS CHRISTOS mutet das atmosphärische Gemisch der Band allerdings allzu sehr wie ein Rausschmeißer an und kann nicht vorbehaltlos zünden.

Zusammenfassend war das DE MORTEM ET DIABOLUM musikalisch und soundtechnisch erste Sahne und jede Kritik daran wäre als Meckern auf hohem Niveau zu bezeichnen. Ein großer Wermutstropfen ist allerdings der wohl viel zu eng anberaumte Zeitplan, der an beiden Tagen gesprengt wurde. An sich ist dies kein Problem, niemand stört sich an einem überzogenen Zeitmanagement. Dass ein Soundcheck nicht zu knapp ausfallen sollte, ist auch vollkommen klar. Allerdings wird der Umstand ärgerlich, wenn er zulasten der Spielzeit von Bands geht und das war zumindest am Freitag bei MGŁA überdeutlich der Fall. Natürlich, man kennt die Regelungen und dass diese an Werktagen strikter sind, ist sicher. Aber dennoch: sehr schade! Die Preise waren weiterhin moderat und dass bei einem vollen Haus auch mal ein paar Minuten Wartezeit an der Bar zustande kamen, soll hier nicht negativ angelastet werden. Mitunter fraglich ist allerdings das spontan anmutende Umschwenken auf die Möglichkeit, für beide Festivaltage Tagestickets zu erwerben, obwohl dies wenige Tage zuvor noch vehement abgelehnt wurde. Dass die Veranstaltung ansonsten aber wie geschmiert von statten ging, liegt nicht zuletzt sicherlich auch daran, dass die Involvierten auf viele Jahre Erfahrung in Sachen Festival zurückgreifen können. Dies kam dem ersten DE MORTEM ET DIABOLUM ohne Frage sehr zugute. Die wenigen Kritikpunkte sollen uns allerdings nicht daran hindern, mit Freude auf das zweite Festival von Tod und Teufel in Berlin zu warten, welches jetzt bereits mit Bands wie OUTRE oder ALBEZ DUZ aufwarten kann. Möge der nächste Winter kommen!

Einen besonderen Dank geht an Photophobia für das Bereitstellen der Fotos. Mehr gibt es unter folgendem Link: http://photophobia.eu/

https://www.facebook.com/dmed666

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