DE MORTEM ET DIABOLUM 2016

14329869_1681512188838720_5365774100380918692_nDas DE MORTEM ET DIABOLUM ging im Dezember 2016 in seine zweite Runde und bildete erneut das Ende der Festivalsaison kurz vor dem Übergang ins neue Jahr. Da das K17 seine Pforten fürs Erste geschlossen hat, luden die Veranstalter diesmal in den Berliner Postbahnhof. Mit vierzehn erneut hochkarätigen Bands aus dem Black-, Death-, Doom Metal und Konsorten wurde der Berliner Stadtteil Friedrichshain am 16. und 17.12.2016 zum Fest für die Besucher aus aller Herren Länder. Ob das DMED an seinen Erfolg im Vorjahr anknüpfen kann oder diesen sogar übertrifft, bleibt abzuwarten, als sich in der winterlichen Kälte am Einlass bereits eine lange Schlange bildet. War diese erste, übrigens gut organisierte, Hürde überwunden, waren auch schon WITCH RITUAL an der Reihe, die Saiten zu bearbeiten.

Freitag, 16.12.2016

Die einheimischen WITCH RITUAL dürfen den Abend einleiten und können pünktlich mit ihrer Erstlings-EPwitch ritual (4) „Rising Doom“ loslegen. Die Band überzeugt mit einem fetten Doomeinschlag und kann sich nicht nur aufgrund der Stimmgewalt von Sängerin Lacri als Opener bewähren. Zwar herrscht im Publikum augenscheinlich noch Scheu vor den ersten Reihen, aber das Quintett legt einen einwandfreien Stoner-Doom-Metal hin, der auf die erneute musikalische Vielfalt des Festivals schließen lässt. Höflichen bis positiv überraschten Beifall können Witch Ritual allemal abstauben, bevor sie für OUTRE Platz machen.

Outre (4)Die Polen bringen nun deutlich Schwung in die Hütte und ballern ungebremst los. Egal ob es am munteren Sänger, an den furiosen Salven oder am atmosphärischen Nebel liegt – OUTRE locken nun die Zuhörer näher an die Bühne. Das erste Full Length Album der Gruppe, „Ghost Chants“, dominiert selbstverständlich den Auftritt und sorgt für Zufriedenheit unter den ersten Haareschüttlern. Im Gedächtnis bleiben OUTRE, abgesehen von so mancher freundlicher Ansage wie „Berlin, we hope you die soon!“, also auch dank ihrer dynamischen Stimmungsmache.

Egal wie häufig man die Norweger dieser Tage auf zahllosen Festivals und Konzerten zuone tail one head (9) Gesicht bekommt: Für „The Splendour Of The Trident Tyger“ haben ONE TAIL ONE HEAD aufbrausenden Jubel nach wie vor uneingeschränkt verdient. Die angesetzte Spielzeit von 45 Minuten kann zwar nicht ganz erfüllt werden, aber auch in eine halbe Stunde packen die Trondheimer zufriedenstellend viel „Ugh!“ und das Trommelfell umschmeichelnde rotzige Rhythmen. Obwohl Wehmut anlässlich der Ansage „As the organizers are stressing us, this is the last song“ herrscht, überzeugt der Auftritt von ONE TAIL ONE HEAD wie gewohnt vorbehaltlos.
Bei derartig viel Zuspruch lässt sich abschließend auch Luctus zu einer Verbeugung vor dem Publikum hinreißen, doch ein baldiges Wiedersehen ist zumindest bei einem Teil der Band mit DARVAZA am Folgetag zu erwarten.

Valkyrja (7)Skandinavisch bleibt es mit VALKYRJA. Das Logo der Schweden ist an diesem Freitag überdurchschnittlich häufig auf Shirts, Kutten und Zippern zu beobachten, weswegen es kaum verwundert, wie dicht gedrängt die Menge sich in den Konzertraum begibt. Umspielt von unterkühltem eisblauen Licht erzeugt die Band eine passend frostige Atmosphäre, die eine fast schon konträre Abwechslung zur aggressiven Hitzigkeit der Vorgänger darstellt. Die leider zunächst vorherrschenden Soundschwierigkeiten und Störgeräusche rund um die Gitarristen und den Sänger versucht das Quartett professionell zu überspielen und die Festivalbesucher verzeihen alles bereitwillig. Wider Erwarten beherrscht auch nicht das neuste Album „The Antagonist’s Fire“ die Setlist, sondern eine ausgewogene Mischung aus den drei Studioalben wird über die Bühne gefegt. Höhepunkt des Auftritts bildet der Song „Oceans To Dust“ vom „Contamination“-Album, der dem Publikum furios um die Ohren gehauen wird.

OBSCURE SPHINX legen ohne Zweifel einen Auftritt hin, der für Aufmerksamkeit sorgt und noch lange obscure sphinx (1)nachklingen wird. Stimmen aus dem Publikum bezeichnen die Band auch noch am Folgetag als hervorstechend, speziell und als „mal was anderes“. Zu Beginn der Spielzeit der Warschauer ist der Menge davon allerdings wenig anzumerken, da es deutlich leerer vor der Bühne wird und den Zuhörern die Skepsis anzusehen ist. Nichtsdestotrotz ziehen die Polen durch die optisch sehr starke Darstellung die Blicke auf sich, was den etwas dünnen und fast schon in die Core-Richtung driftenden Gesang der Sludge-Combo etwas mildern kann. Andererseits ergänzen sich gerade die schütteren Vocals von Sängerin Wielebna mit den tief wummernden Doom-Passagen absolut großartig. Alles in allem bleiben OBSCURE SPHINX in der Tat speziell, allerdings spricht der lange Beifall am Ende des Auftritts eindeutig für sich.

Bölzer (7)Das Zweiergespann von BÖLZER betritt im Folgenden die Bühne und eingeleitet wird das Konzert mit dem Intro „Urðr„ und „The Archer“ vom aktuellen und ersten Full Length Album „Hero“. Interessant macht den Auftritt der direkte Vergleich zwischen neuen und vergleichsweise alten Songs, wie „Steppes“ von der „Soma“-EP, denen in der unmittelbaren Gegenüberstellung der Unterschied deutlich anzuhören ist. Die Stücke von dem kürzlich erschienenen Album kommen mit den neuen, fast schon ungewohnten gesanglichen Aspekten von Okoi Jones deutlich sphärischer daher und bilden mit dem tiefblauen Bühnenlicht eine bestechende Einheit. Die Menge dankt es den Schweizern mit dicht gedrängten Reihen, was für schnell ansteigende Temperaturen in der überschaubaren Halle sorgt und da muss auch Okoi mehrmals durchatmen. Die Wucht der stampfenden Drums mit der dichten Gitarrenwand können vollends überzeugen und sind ein gewaltiger musikalischer Schlag direkt ins Trommelfell.

Wer hiernach denkt, dass dieser Auftritt nicht mehr getoppt werden könne, liegt falsch, denn BATUSHKA sind an diesemBatoushka (8) Abend definitiv kein Rausschmeißer. Begleitet wird bereits die Umbaupause von lauten Rufen nach der Band und bei all dem okkulten Geklimper, das auf der Bühne aufgebaut wird, ist klar, dass der Umbau etwas mehr Zeit in Anspruch nimmt. Sogar ein eigenes Drumset wird herangekarrt und seitlich in einer Ecke platziert, was in den hinteren Reihen den Eindruck erweckt, es werde mit einem Drumcomputer aufgetreten. Aber nein, BATUSHKA brauchen wohl einfach mehr Platz, denn es wird mit einem Line-Up von acht Musikern tatsächlich voll auf der Bühne. Das ganz und gar beeindruckende gesangliche Aufgebot rattert das Album „Litourgiya“ trotz bisher nur weniger Liveauftritte professionell und routiniert hoch und runter, was die Menge fast schon ekstatisch aufnimmt. Für manch einen ist der Auftritt eine Offenbarung, für andere ist er lediglich ein übertriebenes Mitreiten auf der okkulten Welle und ein zu starkes Setzen auf optische Aspekte. Wie auch immer man es sieht, der Sound sitzt bei BATUSHKA, die Menge feiert und der erste Abend des DE MORTEM ET DIABOLUM 2016 findet einen geeigneten Abschluss.

Nach der Hälfte des Festivals bleibt auch Zeit für ein kurzes Resümee. Dieses wird von der mehr oder weniger nüchternen Feststellung angeführt, dass die Bierpreise ein großes Loch in das Portemonnaie reißen werden und auch die Getränkeauswahl an sich etwas dürftig zu sein scheint. Die Mitarbeiter an der Bar lassen sich in ihrer Gemütlichkeit ebenfalls nicht stören und sobald die letzte Saite verklungen ist, müssen auch schon die Zelte abgebrochen werden. Da letztendlich aber jeder den gewünschten Grad an Blutalkohol erreicht haben sollte, sollen an dieser Stelle keine Erbsen gezählt werden. Die Stimmung ist super, die Location gut gewählt, die Bandauswahl großartig und das Programm lief auch wie am Schnürchen. Alles in allem ein guter Auftakt!

Samstag, 17.12.2016

Technische Probleme leiten den zweiten Tag des DE MORTEM ET DIABOLUM ein und auf die Schnelle wird die Running Order um eine Stunde nach hinten verschoben. Die überwiegende Mehrheit sollte diese Nachricht über die sozialen Netzwerke erreicht haben, sodass niemand vor den geschlossenen Toren des Postbahnhofs frieren musste. Auch das Versprechen, dass keine Band ihr Set kürzen müsse, beruhigt die Gemüter und so mancher wird über eine Stunde länger im Bett sehr froh gewesen sein. Also alles kein Problem und es kann mit aktualisierter Running Order um 16:15 Uhr losgehen.

Thorybos (2)THORYBOS erhalten nun die undankbare Aufgabe, die noch vom gestrigen Abend müden und vernebelten Gehirnwindungen freizupoltern. Hierfür ist der harsche Black-Death-Metal allerdings hervorragend geeignet und mit Hilfe einiger treuer Fans in der ersten Reihe rütteln und schütteln die Mecklenburger so manchen Geist wach. Für mindestens ein Jahr bleibt der Auftritt nun auch die letzte Möglichkeit, das Gespann live zu erleben, da die Band im November ankündigte, eine Pause einzulegen. Nichtsdestotrotz sind auch THORYBOS eine der Bands, die ein neues Album im Gepäck haben, was zusätzlich ein Grund sein dürfte, warum die Fürsprecher der Truppe so euphorisch die erste Reihe auseinander nehmen. THORYBOS können außerdem mit einem Cover von Black Witcherys „Darkness Attack“ aufwarten, was die Gangart dieses Festivaltages zu prägen scheint: es wird heftig, es wird dunkel, es wird offensiv!

DEATHROW bestätigen diesen Eindruck sogleich und obwohl der Sound insgesamt schlichtweg zu leise geraten ist,Deathrow (1) insbesondere was die Vocals anbelangt, bringt die Band einiges an Schlagkraft mit in den Postbahnhof. Sie sind somit ein mehr als würdiger Ersatz für CULT OF ERINYES, die wenige Wochen vor dem Festival ihren Auftritt absagen mussten. Das Soloprojekt von Thorns, beispielsweise auch bekannt als Mann hinter DARVAZA, wird auf dem DE MORTEM ET DIABOLUM unterstützt von Livemusikern. Das Gespann kann mit einem herrlich thrashigen Sound übergreifendes Kopfnicken auslösen.

Albez Duz (3)Überraschenderweise herrschen bei ALBEZ DUZ eher lichte Reihen vor, aber beim Auftritt der Berliner versammelt sich dennoch eine Schar von treuen Fans. ALBEZ DUZ scheuen sich nicht vor ihren langen Songs und haben beispielsweise auch das neunminütige Stück „Servants Of Light“ im Aufgebot. Die stimmlich sehr starke Truppe macht nicht nur schleppende und psychedelische Parts sondern auch schlichtweg Schlaghosen wieder salonfähig. Langsam aber sicher spielen die Berliner sich also in die Herzen der Zuhörerschaft. So wird sogar der Aufforderung, die Hände in die Luft zu heben, von manch einem grimmig dreinblickenden Schwarzmetaller Folge geleistet

Wer gut aufgepasst hat, wird bei DARVAZA schnell ein paar bekannte Gesichter auf der Bühne Darvaza (7)entdeckt haben, denn die Band ist ein Konglomerat aus DEATHROW und ONE TAIL ONE HEAD. Die Combo aus Italien und Skandinavien powert sich mit Live-Unterstützung so richtig aus und lässt die Halle wieder brechend voll werden. Die erst kürzlich erschienene EP „The Silver Chalice“ wird gut aufgenommen und die Truppe bringt die Stimmung zum Überkochen. Gen Ende scheint die Stimme von Wrath zwar langsam nachzulassen, aber die Menge an Fäusten in der Luft lässt nur einen Schluss zu: das Publikum ist mehr als zufrieden.

Dead Congregation (3)Mit DEAD CONGREGATION wird es wieder etwas ruhiger im Postbahnhof, aber trotzdem bleibt es vor der Bühne dicht gedrängt. Die Griechen haben schleppenden Death Metal im Gepäck, der düsterer und grollender nicht sein könnte. Hitze macht sich erneut breit, als DEAD CONGREGATION ihre neue EP „Sombre Doom“ aus den Boxen ertönen lassen. Nach dem eher hektischen Black Metal von DARVAZA ist das Grollen der Griechen eine willkommene Ergänzung, was auch das Publikum gut aufnimmt.

Für viele sind sie nun das absolute Highlight des Festivals: Die Urgesteine von ARCHGOAT. SoAchgoat (4) macht sich auch langsam Ungeduld breit, weil das Gespann sich die Zeit für einen ausgedehnten Soundcheck nimmt. Als die Finnen dann endlich die Bühne betreten, wehen die Haare, Fäuste werden in die Luft geschwungen und es kommt sogar zu einem kleinen Miniaturmoshpit. Den Coolnessfaktor weiß Lord Angelslayer auch noch mit Bravour zu steigern, indem er vollkommen unbeeindruckt mit Glimmstengel im Mundwinkel ins Mikro gröhlt. Hinsichtlich der Setlist ist von allem was dabei. Von „Hammer Of Satan“ vom Debütalbum über „Lord Of The Void“ bis hin zu „Apotheosis Of Lucifer“ und somit alles, was das Archgoatherz begehrt.. Ein etwas verwaschener Sound kostet den Auftritt ein paar Punkte, aber trotzdem kristallisieren ARCHGOAT sich wie erwartet als eines der Highlights des Festivals heraus.

Winterfylleth (1)Im Gegensatz zu BATUSHKA am Vortag kommt WINTERFYLLETH nun unverdienterweise die Rolle des Rausschmeißers zu: Schon vor Beginn des Auftritts leert sich die Halle zusehends. Die Briten können zwar den harten Kern noch von sich begeistern, aber ein neuer Song, der das erste mal live gespielt wird, bekommt dennoch nicht die Aufmerksamkeit, die er verdient. Trotzdem spielt die Band einwandfrei und es bleibt nur die Frage, ob ARCHGOAT schlichtweg die Gehörgänge so vereinnahmt hat, dass keine Kapazität mehr in den Köpfen für eine weitere Band herrscht. So geht mit WINTERFYLLETH das zweite DE MORTEM ET DIABOLUM seinem Ende entgegen.

Das DE MORTEM ET DIABOLUM war zusammenfassend ein Festival der neuen Veröffentlichungen: Ein Großteil der Bands hatte erst kürzlich erschienene neue Platten und EP’s im Aufgebot, was die Auftritte und die Gesamtheit des Festivals nochmal zusätzlich interessant machte. Insgesamt entwickelt sich das DMED zu einem Pflichtprogramm zum Jahresende, denn die Bandauswahl war erneut top, die Organisation ohne Kritikpunkte und die Stimmung einwandfrei. Dementsprechend lautet das Fazit seitens der Veranstalter nach dem zweiten DE MORTEM ET DIABOLUM glücklicherweise, dass es eine weitere Fortsetzung des Festivals geben wird. Im Hinblick auf das Festivalwochenende in Berlin kann die Reaktion auf diese Neuigkeit nur klipp und klar „großartig!“ lauten. Mit bisher bestätigten Bands wie KRATER verspricht auch 2017 erneut Großes in Berlin. Bis zum nächsten Mal!

Updates gibt’s hier:

https://www.facebook.com/dmed666/

Und weitere Bilder hier:

https://www.facebook.com/126585394046723/photos/?tab=album&album_id=1300298373342080

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