Supreme Chaos Records
Bewertung: 5/6
Spielzeit: 73:22
Songs: 10
Bei Labels, welche den Begriff Post-Black Metal verwenden, bin ich immer etwas voreingenommen. Was bedeutet dieser Begriff? Soll das Post eine besonders technische, kalte und moderne Variante des Black Metals bezeichnen? Oder ist damit eher eine Analogie zu einer generellen Weiterentwickelung einer Lehre gemeint, wie dies zum Beispiel beim Post-Strukturalismus zu finden ist?
Nichts desto trotzt scheint der Begriff in gewisser Weise für die Band Agrypnie und ihrem neusten Album 16(485) angebracht zu sein.
Agrypnie, welches als Auffangbecken für die musikalische Essenz nach der Auflösung von Nocte Obducta fungierte, hat mittlerweile seinen ganz eigenen Weg eingeschlagen und dies im aktuellen Werkt perfektioniert.
Bei einer Laufzeit von mehr als 70 Minuten ist die Balance zwischen Komplexität und Abwechslung, Eingängigkeit und Hörbarkeit nicht leicht zu wahren. Dies hat Agrypnie jedoch außerordentlich gut geschafft. So sind immer wieder neue Elemente in den einzelnen Liedern zu finden, die Melodien werden oft singulär und nicht repetitiv eingesetzt und die Atmosphäre wird in weichen Übergängen von Verzweiflung hin zu Aggression, von Morbidität zur Leere überführt.
Das Schlagzeug ist dank einem biologischen Drummer sehr organisch ausgefallen und bietet sauber gespielte Beats mit einigen komplexen Passagen, welche insbesondere bei den eher „ambiental“ klingenden Gitarrenpassagen an Stärke gewinnt.
Doch gibt es auch ein paar Schwachpunkte, welche das Album in meinen Augen von einem Meilenstein trennt. So ist hin und wieder eine Länge in dem Album zu finden wie sich auch beim Gesang eine gewisse Eintönigkeit einzuschleichen droht. Es fehlt mir an der Ausreizung eines theatralischen Aspekts, an einer besseren Betonung der einzelnen Gesangspassagen und den (sehr gut gelungenen) Textstellen. Hier schafft es Alboin von der Berliner Kombo Geist im Titeltrack „16(485) / Brücke aus Glas“ als Gastsänger genau diese fehlenden Akzente zu setzen – womit das Lied auch zum stärksten Stück des Albums zu zählen ist.
Leider konnte ich Agrypnie noch nicht live sehen, denn hier wird die Band wohl genau jenes Quäntchen fehlendes Potential entfalten können, welches ich auf der CD noch vermisse. Ähnlich erging es mir beim Vergleich der CD-Aufnahmen und den Liveauftritten von Bands wie Geist, Todtgelichter oder KrateiN.
Dennoch eine CD, welche in jedes (progressive) Black Metal Regal gehört und eine Bestätigung dafür, dass sich der Black Metal ähnlich wie der Post-Rock zu noch ungeahnten Feldern bewegen wird.
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