Retaliation Interview

RetaliationIm Laufe der Jahre habe ich von einigen Bands mit dem Namen RETALIATION gehört, kann mich aber nur wage an Details zu den Bands erinnern. Die Death Metaller RETALIATION aus Deutschland haben mich aber mit ihrem Album „Seven“ schon beim ersten Hören dermaßen vom Stuhl geblasen, dass sie mir sicher in bester Erinnerung bleiben werden. Das Album ist im August über Unique Leader Records veröffentlicht worden und überzeugt durch Eigenständigkeit, Technik und Brutalität. Lest nun, was Gitarrist und Gründer Julian zu „Seven“ zu sagen hat…

Wann und wie wurde die Band gegründet?
Die Entstehung der Band geht in 2005 zurück. Ich hatte damals nach langer Zeit wieder angefangen, ein bisschen Gitarre zu spielen und wollte eine Death Metal Band im Stile meiner Vorbilder gründen. Außerdem hat es mich als Bassist immer tierisch genervt, mich anderen Gitarristen in Bands unterzuordnen. Somit rief ich das Projekt ins Leben.

Bitte stell uns die Mitglieder von RETALIATION kurz vor. Seit wann besteht
 dieses Line-Up?
An Board sind derzeit Johannes Schwarzkopf (v), Christian Schlosser (v), Heiko Heckner (b), Marc Schuhmann (d), Dennis Schneider (g) und ich – Julian Welsch (g).
Mit diesem Line-Up sind wir mehr oder minder konstant seit Spätsommer 2008 unterwegs.

Euer Drummer Marc hatte die Band zwischenzeitlich verlassen. Was war da los?
Es gab 2009 ein paar persönliche Differenzen innerhalb der Band, welche Marc zu diesem Entschluss brachten. Wir haben dann eine mehrmonatige Auszeit genommen, um uns neu zu ordnen, die Ziele zu definieren und vor allem an dem Album zu arbeiten, dessen Aufnahmen bereits im Gange waren. Dann haben wir uns schließlich aufgerafft, uns ausgesprochen und alle Probleme aus der Welt geschafft. Schlussendlich stieg Marc wieder ein, worüber wir sehr glücklich sind.

Spielt jemand von euch noch in anderen Bands oder Projekten?
Ja, Gitarrist Dennis spielt nebenbei noch bei FINAL BREATH (g) und AGONY AND SCREAM (b), Sänger Christian singt bei AGONY AND SCREAM und MASTICATION OF BRUTALITY UNCONTROLLED und Bassist Heiko nimmt ab und an Session-Live-Jobs an, was auch für mich gilt.

Warum habt ihr euch (nach der Umbenennung von Invalid Injection) für den
Bandnamen RETALIATION entschieden?
Invalid Injection war damals mehr oder minder eine Notlösung, um einen Bandnamen zu haben. Gefallen hat er mir nie, daher kam die Umbenennung eher aus der Intention heraus, einen Namen haben zu wollen, der Leuten im Gedächtnis bleibt. Hier hat sich „Retaliation“ einfach angeboten. Eine wirkliche Bedeutung dahinter gibt es nicht.

Für wie wichtig haltet ihr eure Texte und wovon handeln sie?
Die Texte sind bei uns sehr wichtig. Für Dennis und mich käme es nicht in Frage, uns Stunden über Stunden das Hirn zu zermartern, um einen neuen Song auf die Beine zu stellen, der dann letzten Endes mit irgendeinem Klischee-Humbug besungen wird. Glücklicherweise haben wir mit Johannes (v) und Heiko (b) zwei ausgezeichnete Lyriker in der Band. Heiko verarbeitet ausgezeichnet Einflüsse wie bspw. Goethes „Faust“ oder „Schöne neue Welt“, erzählt, komplettiert und stellt mehrere Sichtweisen und Dialoge in den Texten dar. Mit zwei Sängern ist es umso interessanter, diese Texte dann auf die Songs zu legen. Bestes Beispiel ist der Text von TRAGEDY OF THE SERVANT (2). Ein Blick ins Booklet wird sich hier auf jeden Fall lohnen!

Euer Album „SEVEN“ ist seit vier Monaten draußen. Wie waren die Reaktionen?
Oh, die Reaktionen waren sehr gut! Es macht großen Spaß, Reviews der Platte zu lesen oder Feedback von der Szene zu bekommen. Es waren auch einige Reviews dabei, die uns haben schmunzeln lassen. Einer hat in einem Online-Review z. B. den Clean-Gesang auf der Platte kritisiert. Das könnte vielleicht einer der Gründe gewesen sein, weshalb wir noch nie Clean-Gesang verwendet haben. (lacht)

Hättet ihr gern noch etwas geändert oder seid ihr auch heute noch 
zufrieden mit der Scheibe?
Natürlich hört man immer hier und da mal einen Ton der eigenen Line, den man ein bisschen schöner hätte spielen können, einen Hintergrundakkord, den man irgendwie vergessen hat einzuspielen usw, aber alles in allem sind wir schon sehr zufrieden mit dem Album. Viele Dinge, die man gar nicht offensichtlich wahr nimmt, sind während der Aufnahme erst entstanden. Für mich sind die Songs so wie sie aufgenommen sind, abgeschlossen.

RetaliationBitte ein paar Worte zu jedem Song auf „SEVEN“?
HOPE OF ZION, der Opener knallt gleich ohne Intro und pseudo-episches Getue auf die Zwölf. Es ist ein Song, auf den wir sehr stolz sind, da er einer der drei Songs der Platte ist, die alles vereinen, was uns ausmacht.
Es geht weiter mit TRAGEDY OF THE SERVANT, ein vergleichsweise alter Song, der bereits seit 2007 existiert. Es handelt sich um eine thrashige, melodische Nummer, die in Sachen Technik etwas zurückhaltend wirken wird.
WRATH DEFIED ist der erste Song, den ich damals zusammen mit Dennis geschrieben habe. Er war lange Zeit das Aushängeschild unseres neuen Stils und hat beim Schreiben einen Haufen Zeit gefressen.
THE TRANSIENCE OF EXISTENCE ist einer der neuesten Songs und gleichzeitig auch ein technisch sehr anspruchsvolles Stück. Es wird viel mit Takten und Melodien gespielt. Rein hören lohnt!
DISRUPTED COMPREHENSION war einer der Gründe für den Line-Up-Wechsel damals in 2008. Es handelt sich um einen brutalen, schnellen Song, der gewisse technische Fähigkeiten in der Umsetzung voraussetzt.
TEXTURES OF SIN ist ein Instrumental, bei welchem wir wenig Wert auf Livetauglichkeit gelegt haben. Hier sind einige coole Soli und Wendungen verbaut, die in ihrem Aufbau sogar relativ unüblich für Dennis und mich sind.
OMINIOUS GREED könnte eigentlich auch direkt RETALIATION heißen. Es handelt sich um einen hektischen, melodischen, sehr technischen und verworrenen Song, der wie auch HOZ (1) und TTOE (4) all das vereint, was die Band rüber bringen möchte: Nämlich einen modernen, technisch anspruchsvollen Stil zu präsentieren, der sich locker an Szenegrößen messen lässt.
AN ANCIENT WISDOM ist eine Nummer, bei der wieder etwas zurück gefahren wird. Es ist ein Durchschnittstrack, der die Veränderungen zwischen TOTS (2) und OG (7) dokumentiert und ein ausgewogenes Stück präsentiert. UNSYMPATHETIC geht ebenfalls in das Jahr 2007 zurück. Eine kurze, schnelle, heftige Nummer, die sich nicht mit Melodien, Breakdowns etc. aufhält, sondern klar macht, wie wir auch klingen können.
Den Abschluss bietet THE RISE OF ZION – eine hochtechnische, neoklassisch angehauchte Anti-Ballade, die von der ersten bis zur letzten Sekunde nochmal effektiv klar macht, warum der Hörer sich nicht für Pagan Metal Platte XY, sondern für Unterfrankens krassesten Export entschieden hat. :)

Wo habt ihr das Album aufgenommen?
Das Album haben wir bei Dennis aufgenommen. Er hat sich daheim im Laufe der letzten anderthalb Jahre ein Homestudio (Mainblast Studios) eingerichtet, in dem er zur Zeit die halbe lokale Szene aufnimmt. Seine Fähigkeiten sind in der vergleichsweise kurzen Zeit meiner Meinung nach wirklich bemerkenswert angestiegen.

Gemastert wurde in den Iguana Studios. Warum dort?
Nun, wir wollten einfach extern von jemandem mastern lassen, der bereits mit Bands zusammen gearbeitet hat, die grob in dieser Sparte Musik unterwegs sind. Da Necrophagist und Deadborn jedem ein Begriff sind und Christoph Brandes einfach ein absolut sympathischer Mensch ist, haben wir uns letzten Endes für seine Schmiede entschieden und sind mit dem Ergebnis natürlich vollauf zufrieden.

Ihr seid bei UNIQUE LEADER RECORDS unter Vertag. Wie läuft die Zusammenarbeit? Seid ihr zufrieden?
Grundsätzlich sind wir mit der Zusammenarbeit zufrieden. Es birgt natürlich ein paar Hürden, sich nie persönlich gesehen zu haben, rein über englisch zu kommunizieren und in der Korrespondenz noch die Zeitverschiebung zu haben, falls es um dringende Dinge geht.

Wer war für das Artwork verantwortlich?
Das Artwork wurde zu einhundert Prozent von Sänger Christian übernommen, der neben seinem Gesang auch noch fast sämtliche lokalen Bands mit Logos, T-Shirt Designs, Myspace-Layout etc. versorgt.

Was denkt ihr heute über eure 2008er EP ‚ENTICING‘?
Das war damals eine ganz spontane Aktion von mir im Alleingang. Innerhalb von zwei Monaten habe ich das Ding geschrieben und aufgenommen. Ich denke, dafür ist es okay. Wir verkaufen derzeit die letzten Restbestände online und auf Konzerten und ob es eine Nachpressung geben wird, ist fraglich.
Die EP ist damals eingeschlagen wie eine Bombe. Irgendwie stand jeder zu der Zeit auf Melodic Death Metal mit jeder Menge Blastbeats. Wenn ich gewusst hätte, wie sich das entwickelt, hätte ich mir wohl mehr Mühe bei der Aufnahme gegeben. (lacht)

Spielt ihr die Songs noch auf Konzerten?
Einen der Songs – DISILLUSED LIFE spielen wir hin und wieder noch auf Konzerten. Es ist eine coole Nummer, die immer gerne gesehen und gehört wird.

Wie entstehen bei euch neue Songs?
Eigentlich immer nach demselben Prinzip. Ich schreibe einen Song auf Guitar Pro (Programm) und bastle so lange daran rum, bis ich nicht mehr weiter komme. Dann treffe ich mich mit Dennis, wir nehmen das ganze Ding wieder auseinander und innerhalb weniger Sessions entsteht hier etwas, was mit dem vorigen Song meist nicht mehr viel gemeinsam hat. Sobald der Song steht, wird er an die anderen Mitglieder geschickt, Marc baut sich auf der Vorgabe eine Drumline, der Song wird im Proberaum arrangiert und schließlich kommt noch ein Text auf das Stück.

Habt ihr schon neue Songs bzw. Pläne fürs kommende Album?
Natürlich. Dennis und ich hängen derzeit voll im Songwriting der kommenden Platte. Wirklich fertig ist noch keines der Stücke. Je nachdem, wie sich die Arbeit gestaltet, werden wir vielleicht sogar vor dem nächsten Album noch eine EP platzieren. Das sind aber nur Spekulationen.

Welche Zukunftspläne habt ihr sonst noch?
Auf großen Festivals spielen, einen privaten Tour-Jet mit Back-Banner von Unique Leader geschenkt bekommen, länger in den Charts bleiben als Britney Spears und größere Villen als Hulk Hogan besitzen.

Und wie sehen eure Wünsche fürs nächste Jahr aus?
Es gibt einige Festivals, die auf unserer Wunschliste stehen. Darüber hinaus würde ich gerne die kommende Scheibe noch im nächsten Jahr abschließen und aufnehmen.

Was unterscheidet eure Musik von der anderer Death Metal Bands?
Ich denke, auf jeden Fall die Vielfalt der Songs und die Tatsache, dass es unmöglich ist, die aktuelle CD durchzuhören und spontan zu behaupten „Moment, das klingt ja wie XY!“. In dieser Szene gibt es eine Menge Bands, die 0 % auf Innovation geben, was ich sehr schade finde. Lass es alleine den Willen sein, etwas zu schaffen, was über den Rand herausgeht, der unsere Musik vom Rest unterscheidet.

Ihr habt zusammen mit einigen anderen Bands ein Unterforum bei
 mainblast.de. Wie kam es dazu?
Mainblast war ursprünglich mal meine Idee. Wir haben 2007 eine lokale Musik-Community gegründet, welche in regelmäßigen Abständen Konzerte organisiert und lokalen Bands die Möglichkeit bietet, sich online auszutauschen, mitzuteilen und kennenzulernen. Mittlerweile haben wir eine Menge aktiver Musiker und Gruppen auch von weiter weg auf diesem Board, auch wenn wir nur noch selten Konzerte veranstalten.

Ein paar abschließende Worte an unsere Leser?
Leute, unterstützt junge Bands, in dem ihr euch die Alben kauft, wenn sie euch gefallen!
Vielen Dank für das Interview, vielen Dank fürs Lesen. Wir sehen uns auf einem unserer nächsten Konzerte!

http://www.myspace.com/retaliationdeath
http://www.uniqueleader.com/

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