Master – Vindictive Miscreant Tour 2018, 4.10.2018, Backstage München

Auch wenn Master nie der große kommerzielle Erfolg gelang, so sind sie mit Sicherheit jedem Death-Metal-Fan ein Begriff – und werden zurecht zu den Mitbegründern des Genres gezählt. Seit nunmehr 35 Jahren machen die Mannen um Wahl-Tschechen Paul Speckmann die Lande unsicher. Im Rahmen ihrer „Vindictive Miscreant“ Tour haben sie dieses Jahr auch am 4. Oktober im Münchner Backstage Club Halt gemacht.

Eröffnet wird der Abend durch Infex. Das Trio aus dem Erzgebirge versucht das Publikum mit modernem Death Metal in seinen Bann zu ziehen. Das funktioniert vor allem bei den jüngeren Gästen. Da es noch relativ früh am Abend ist, sind die Reihen im Club aber auch noch sehr licht. Der Applaus fällt aber durchaus wohlwollend aus, Infex können den Auftritt also durchaus als Erfolg verbuchen.

Als einzige Nicht-Death-Band fallen Camelio im heutigen Line-Up positiv auf. Der Sound, den die Band als Black-Stoner Rock-bezeichnet, stellt einen angenehmen Kontrast zum restlichen Abend da: getragen, melancholisch, klassisch-rockig. Die Band hat zu Anfang zwar ein paar technische Schwierigkeiten, diese werden aber mit einigen Witzen, natürlich zum Thema Oktoberfest, überspielt, und sind, angesichts des hervorragenden Sets, schnell vergessen. Streckenweise erinnert der Sound ein bisschen an Satyricon zu „Black Crow On A Tombstone“ – Zeiten, jedoch stets mit einer ganz eigenen Note.

Als nächstes betreten Scars die Bühne und das mit einem frischen Album im Gepäck! Dem Publikum wird eine Mischung aus Death und Thrash geboten, das Alles aber stets melodisch gehalten. Musikalisch erinnert die Mixtur etwas an neue Testament. Obwohl die Darbietung sympathisch ist, will der Funke nicht so ganz überspringen, davon lassen sich Scars aber nicht beeindrucken und ziehen die Show motiviert durch.

Nach mehreren Stunden des Wartens ist es endlich soweit: Master! Paul, der zuvor schon am Merchandisestand anzutreffen war, und Konsorten betreten die Bühne. Man merkt hier eindeutig, dass der Großteil der Menge nur wegen dieser Band hier ist. Das erste Mal an diesem Abend ist wirklich jeder bei der Sache. Mit einem flüssigen, abwechslungsreichen Lauf durch die nunmehr über 30-jährige Bandgeschichte wirkte das Publikum gänzlich zufrieden. Speckmann lockert die Stimmung immer wieder mit scherzhaften Ansagen auf und gönnt sich regelmäßige Pausen, um dem Konsum von Jack Daniels zu frönen, dem Alkohol hat er offensichtlich vor Beginn der Show schon gut zugesprochen. Durch seine langjährige Bühnenerfahrung hat Speckmann aber kein Problem damit, seine Band zielsicher durch den mittlerweile späten Abend zu navigieren. Auch das Publikum lässt sich von der guten Stimmung des Frontmanns mitreißen, es wird gemosht und getrunken. Nach einer knackigen Setlist, die nur wenige Wünsche offenließ, verlassen Master gegen 12 Uhr die Bühne, eine Zugabe gibt es dann nicht mehr, was sicherlich auch mit der Uhrzeit zu tun hatte.

Dem Münchner Konzertgänger ist das Backstage natürlich ein Begriff, die Atmosphäre in der kleinsten Halle, dem Club, bietet sich für Old-School-Konzerte hervorragend an und ist somit auch für eine Band wie Master sehr passend. Die Band konnte hier beweisen, dass sie trotz 35-jähriger Bandgeschichte es immer noch verstehen, das Publikum zu unterhalten. Schön wäre es gewesen, wenn etwas mehr Leute ihren Weg ins Backstage gefunden hätten, 18 Euro sind in Anbetracht des Gebotenen und des generellen Preisniveaus in München ein fairer Preis.

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