Schattenvald – …Und ewig dauert der Berg… 4/6

SchattenvaldSchattenpfade

Bewertung: 4/6 -> Find‘ ich gut!

Tracks 6

Spieldauer: 39:06

Schattenvald aus Oberfranken treiben seit 20 Jahren ihr Unwesen im deutschen Black-Metal-Untergrund, und ich habe bis heute noch nichts von ihnen gehört. Höchste Zeit, das zu ändern. Mit der auf insgesamt 250 Exemplare limitierten EP „…Und ewig dauert der Berg…“ auf dem Plattenteller kann es also losgehen.

Seite A umfasst zwei Songs, von denen der Namensgeber der EP an erster Stelle steht und auch direkt ohne großes Geplänkel losdrischt. Sehr schnell fällt dem Hörer die Vielschichtigkeit auf, mit der bei Komposition zu Werke gegangen wurde. Zahlreiche Tonspuren greifen ineinander und verleihen den ersten Momenten des Songs einen geradezu künstlerisch-verschnörkelten Anstrich, hinter dem der Black-Metal-Grundtenor mitunter deutlich in den Hintergrund rückt. Im Laufe der 15 Minuten, die auf den Opener aufgewendet wurden, wechseln Tempo und beherrschendes Klangeschema mehrfach, was die Vielschichtigkeit untermauert, das Hörerlebnis aber nicht gerade vereinfacht. Kurz gesagt: der Song dauert vielleicht nicht ganz so lang wie der Berg, verlangt aber dennoch, dass man Zeit investiert und sich, eventuell auch während mehrerer Plattendurchläufe, darauf einlässt.

Mit „Der Unhold schmaust ganz ungestört“, dem zweiten Song der A-Seite, fühlt man sich ein wenig, als würde man einer vertonten Volkssage mit fränkischer Mundart lauschen – aber genau so ist das wohl auch gedacht. Nach einer Weile gemahnt die Komposition ein bisschen an ruhige Eisregen-Songs aus besseren Tagen. Insgesamt sehr gelungen!

Was sich auf Seite A an aufwändiger und zum Teil kristallklarer Produktion findet, geht Seite B leider völlig ab. Im Platten-Inlay heißt es dazu: „Aufgenommen wurde […] mit einem alten 4-Spur-Rekorder, um die Aufnahmen absichtlich roh und unfertig wirken zu lassen.“ Nun ja, in dieser Hinsicht war das Unternehmen ein Erfolg, auch wenn sich durch den partiell sehr breiigen und schiefen Sound durchaus erahnen lässt, wie das Ganze „in schön“ klingen könnte. So aber geht nicht nur das, was an sich an Verwendung von fränkischem Dialekt aus dem Inlay herauslesen lässt, klanglich komplett verloren –  auch das übrige Potential der Songs verpufft größtenteils in der Unhörbarkeit. Eine Ausnahme bildet „Ausklang“ – aber das mag auch daran liegen, dass hier nicht mehr gesungen wird.

Wegen der zahlreichen guten und interessanten Ansätze landet die EP bei vier Punkten. Schade, dass hier nicht auf einheitlich hohem Niveau gearbeitet wurde. Aber auch das ist eben Kunst.

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