Japanische Kampfhörspiele + World Downfall + Brecht, 29.01.2016, Köln-Ehrenfeld

Es kommt dieser Tage nicht häufig vor, dass sich die JaKa ein Stelldichein vor Publikum und sogar Fans geben. Diese Tatsache, gepaart mit dem Umstand, dass die Location sich wahrlich nicht durch Größe auszeichnet, führte dazu, dass das Konzert tatsächlich, wenn auch erst kurz vor dem Konzertdatum selbst, ausverkauft war. Für diejenigen, die eine Karte ergattert hatten, wartete zum fairen Eintrittspreis von 8 Euro ein fulminanter Abend voller Grind, Punk, Metal und Kettenfett.
Den Einstieg des Abends machte die relativ junge Grind-Kapelle BRECHT aus Wermelskirchen.

BrechtDankbarerweise ist der Opener-Slot an diesem Abend relativ, denn der Ballroom ist gerappelt voll, so dass die typische Publikumsknappheit für die erste Band hier ausfällt. Brecht legen sich auch von Anfang an stark ins Zeug und servieren feinen Grind, der trotz vollständig unverständlicher Texte auch bei der Zuhörerschaft großen Anklang findet. In den vorderen Reihen ist man denn auch nicht verhalten und lässt sich von dem immer wieder die Bühne verlassenden Sänger Kris (gleichzeitig übrigens auch der Gitarrist der erfolgversprechenden Hardcore-Formation Kannibal Krach) zu Songs wie „Tag für Tag“, „Henker“ und „Virus“ zum Abgehen animieren. Der überraschend gute Sound sorgt dafür, dass die im Saal Anwesenden ein gutes Stück Brecht um die Ohren geprügelt bekommen, auch wenn Sie sich hinten am Tresen befinden. So wünscht man sich Opener an Konzertabenden!

Weiter geht es mit WORLD DOWNFALL aus Köln. Die gibt es schon World Downfallwesentlich länger als Brecht; aber wer meint, dass sie deswegen auch besser sein müssten, irrt, und zwar gewaltig. Selbstverständlich ist Musik immer Geschmackssache, aber gerade der Hörer, der weder die eine noch die andere Band zuvor kannte, wundert sich doch über den vergleichsweise stümperhaften Gesang, den Sänger Lohm sich aus dem Hals würgt. Klar, manchmal hat man auch einfach einen schlechten Tag, aber wer den Vergleich mit Studioaufnahmen von World Downfall nicht scheut, erkennt schnell, dass hinsichtlich der Stimme schon immer Abstriche gemacht wurden. Klingt so zwar rotziger, muss man aber mögen. Gefühlt wird der Ballroom jedenfalls etwas leerer, während sich die Band durch „Beyond Salvation“, „Reality is W.Y.L.“und Konsorten bolzt.

JaKaSchließlich war es Zeit für JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE. Stimmung und Pogo vor der Bühne waren urplötzlich und wesentlich rabiater wieder da – und das auch zu Recht. Denn nach all den Jahren des Existierens, Aufgelöst-Seins und Wieder-Durchstartens haben die Bandmitglieder zwar partiell weniger oder grauere Haare sowie dickere Bäuche, aber keinesfalls weniger Spielspaß, zumindest nicht sicht- oder hörbar. Auch Geburtstagskind Markus „Bony“ Hoff erweckt nicht den Anschein, als würde er sein Wiegenfest lieber bei Kaffee und Kuchen im Spießer-Wohnzimmer verbringen. Stattdessen beweisen die JaKa mit allzeit aktuellen Songs wie „Verpackt in Plastik“, „Verrat am Metal“ und „Zieh‘ die Jacke falschrum an“, dass sie immer noch eine zeitgemäße und wichtige Band sind – gerade in einer Zeit, da die durchgestylten Poser auf so vielen Ebenen des Metal zu triumphieren drohen. Aber auch Musik aus jüngeren Tagen fehlt bei diesem Auftritt nicht: das vielfach erwartete „Der neue Hitler“ erschallt ebenso wie, für einige Überraschung sorgend, das FLEISCHMANN-Cover „Hölle“, gesanglich vorgetragen von Herrn Andreas Hoffmann, eigentlich Sänger bei „DER_WARRIOR“ (in dieser Form auch auf der „Deutschland von Vorne II“ zu hören). Nach einer gefühlten Stunde, die ausreichte, um sowohl die Band als auch die vorderen pogenden Reihen ordentlich ins Schwitzen zu bringen, war’s das dann auch erstmal. Und das wahrscheinlich auch für länger, da nunmehr der Hinweis „Machen neue Platte, bitte nicht stören!“ auf ihrer Webseite prangt. Gut, vorher nochmal gelauscht zu haben.

Ein Dank geht an M.Weigand (www.cxc.info) für das Bereitstellen der Bilder

https://brecht.bandcamp.com/releases

http://www.worlddownfall.de

http://japanischekampfhoerspiele.de/

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