Interview mit Christof Kather ( Japanische Kampfhörspiele u.a.)

Seitdem die Grindpunks voChristof Kathern JAPANSICHE KAMPFHÖRSPIELE 2014 ihre Reunion mit dem Album „Welt ohne Werbung“ vom Stapel ließen, ist schon wieder einige Zeit ins Land gegangen. Erst vor ein paar Monaten wurde „Deutschland von Vorne II“ auf die Anhängerschaft losgelassen, das Nachfolge-Coveralbum des 2005 erschienenen gleichnamigen Werkes, welches damals noch bei Bastardized Rercords erschien. Schon seit längerer Zeit produzieren die JaKa nur noch über das hauseigene Label unundeux, das auch in der „Ruhephase“ der Band niemals stillstand und den musikalischen Untergrund des Landes mit Produktionen á la Jack Slater, Eisenvater , Phobiatic und Co. versorgte. Ich sprach mit JaKa-Trommler und Textschmieder Christof Kather, auch bekannt unter den Namen Christ of Kather, Hacker Frosch Tit, Fotsirhc Rehtak etc. Neben seinen Tätigkeiten bei JaKa und unundeux hat der Mann noch gefühlte 23 weitere Projekte am Laufen. Grund genug für ein ausgedehntes E-Mail-Tennis-Interview über Musik, Politik und den ganzen Rest.

Gleich zu Anfang: In unserer Vorrede zum Interview wurden ja auch Wutbürger, Winterkorns und Witzfiguren (D. Trump) erwähnt – einschließlich der Feststellung, dass alles irgendwie miteinander zusammenhängt. Sorgen die aktuellen Themen, welche die Lügenpresse dieser Tage beherrschen, für Kreativexplosionen im Kather-Kopf – oder ist der Textkarton eh schon so voll, dass eine Auseinandersetzung mit diesem ganzen Schwachfugsumpf deinerseits nur in Form von überzogenem Alkoholkonsum erfolgt?

Da ich nicht bei Facebook bin, weder besoffen noch überhaupt und der Textkarton tatsächlich schon randvoll ist, war ich in letzter Zeit gezwungen, einen Großteil der Fragen unserer Zeit über das Kleinst-Netzwerk unundeux zu beantworten. Es gab da zuletzt viel Klärungsbedarf. Wutbürger, Winterkorns und Witzfrisuren waren dabei weniger Thema. Tatsächlich ging es um Weltbewegenderes, wie zum Beispiel um die Frage: Sind unundeux nun rechts oder links? Gut, dass der Textkarton schon voll ist. Man stelle sich mal vor, das nächste JAKA-Album müsse sich mit derartigem Quatsch beschäftigen!

Trotz des vollen Textkartons wurde auf unundeux jüngst im Rahmen der Naziwochen dazu aufgerufen, euch (also unundeux) auf möglichst kreative Weise als Nazis bloßzustellen, damit die (also JaKa) Stoff für ein möglichst reichskonformes nächstes Album zusammenkriegen. War der Auslöser für die ganze Diskussion die eine oder andere (un)missverständliche Äußerung auf der unundeux? Hat jemand über den Labelrand geschaut und sich an „Der neue Hitler“ (siehe „Welt ohne Werbung“, Anm. d. Red.) gestoßen? Oder wurde am Ende „Bilder fressen Strom“ wieder ausgegraben und darauf das Stück „Links“ entdeckt?

„Links“ ist ja nicht rechts. Der Text von „Der neue Hitler“ könnte tatsächlich Anlass geben, sich zu fragen, ob man JAKA noch uneingeschränkt gut finden darf – wenn man diesen Text ernst nimmt. Geschrieben habe ich ihn aber aus der reinen, unschuldigen Lust am Assoziieren. Und vielleicht auch, um darauf hinzuweisen, wie bescheuert Nazivergleiche generell sind.
Obama halte ich nicht für einen neuen Hitler, sondern glaube, dass er tatsächlich so gut ist, wie anfangs alle dachten, und dass ihm halt nur die Hände gebunden sind, weil Weltpolitik – anders als er anfangs dachte – doch kein Wunschkonzert ist, und man auch als mächtigster Mann der Welt nur die Marionette eines Systems ist, welches seine menschenverachtende Politik unter einem Anti-Nazi-Mantel versteckt. Die Antideutschen, die uns jüngst schrieben, waren aber nicht aufgeschreckt worden durch irgendeinen Songtext, sondern durch den neuen Pressetext von Japanische Kampfhörspiele. Dieser relativiere die deutschen Verbrechen im Zweiten Weltkrieg, so ihr Vorwurf. Ein Stück mit Nazivergleichen, über die man tatsächlich mal ernsthaft nachdenken könnte, ist übrigens „Wir haben nicht gewusst, dass es solche Lager gibt“ vom 2007er Album „Rauchen und Yoga“. Die Nummer läuft gerade als Track des Monats im Player auf unundeux.de.

Mir fiel zum Thema Nazisein-Unterstellung „Links“ ein, weil ja gerade am ganz linken Rand eine „Wenn du nicht für uns bist, musst du Nazi sein“-Mentalität gelebt und die Entscheidung darüber, wer nun rechts ist und wer nicht, auf sehr interessante Art und Weise von den selbsternannten Autoritäten mit den Antifa-Aufnähern festgelegt wird. Du kennst das Beispiel sicher: Wenn du insbes. in Gegenden, die dem linken schwarzen Block zugerechnet werden, rumläufst und eine Kufiya trägst, bist du automatisch Nazi, weil besagte Kufiya ja auch von militanten Palästinensern getragen wird, weswegen du auf jeden Fall anti-Israel und deswegen Antisemit (= Nazi) bist. Dabei war das Ding früher unverzichtbares Accessoire für jeden Spaß- und Freizeitpunk. Im Zuge dieser Diskussion fällt mir direkt Folge 7 von Kloß und Spinne ein („Bloß gut, dass Nazis böse sind!“). Kennst du die?

Nee, kenne ich nicht. Und ich habe auch gerade erst gelernt, dass man ein Palästinensertuch Kufiya nennt. Linke, die aus der jüngeren deutschen Geschichte ableiten, dass man unhinterfragt solidarisch sein muss mit allem Amerikanischen und Israelischen, und dass andererseits alle Deutschen noch verabscheuungswürdiger sind als die die Juden ins Meer treiben wollenden Araber, denken etwas zu einfach. Wer sich radikal auf eine Seite schlägt und keine Unterschiede mehr macht bei der Betrachtung der Gegenseite, ist dumm. Da du mir hier eine Plattform bietest, die etwas öffentlicher ist als die unundeuxsche, und weil wir das Interview per Mail führen, will ich die Gelegenheit nutzen, das Ganze aufs Oberlehrerhafteste und so detailiert auszuführen, wie es das Thema gebietet. Darf ich?

Gib’s ihm!

Danke. Wer Klischees breittritt – wobei egal ist, ob es solche sind, die er selbst für wahr hält, oder welche, denen aufzusitzen er dem Gegner unterstellt – verfestigt sie. So, wie Political Correctness neben der Rede- und Meinungsfreiheit vor allem die Selbstreflexion behindert, schaffen Klischees vermeintliche Wahrheiten, die nur das System der gegenseitigen Schuldzuweisung unterstützen. Meiner Meinung nach ist ein wirklicher Linker einer, der die Schwachen und Entrechteten verteidigt gegen die Herrschenden, welche sich das Recht nehmen, die Wahrheiten und die Gesetze zu definieren, mit denen sie andere unterdrücken. Egal wo. Vor allem sollte ein Linker aber genauer hinschauen und nicht so verantwortungslos über einen Kamm scheren. Jedenfalls, wenn ihm tatsächlich an einem friedlicheren Miteinander der Menschen gelegen ist! Wer das Alle-ins-Meer-Klischee bemüht, baut genauso mit am Feindbild Islam wie Thilo Sarrazin, die Pegida oder der auf der anderen Seite derselben Medaille polternde Henryk M. Broder, den die Möchtegern-Linken verehren für seine sehr verkürzten Darstellungen. Wer gefährdet tatsächlich die Existenz Israels? Ist es wirklich so, dass ausnahmslos alle Palästinenser den Juden den Tod wünschen, weswegen es schon okay ist, wenn man sie unterschiedslos und zu Tausenden wegbombt und ihre Lebensgrundlage gleich mit? Oder bringt vielleicht auch die an konstruktiven Lösungen ganz und gar nicht interessierte israelische Politik den Staat in Gefahr, weil sie den nicht von ungefähr kommenden Hass schürt und den gegnerischen Terrororganisationen dadurch Zulauf beschert? Wenn man israelischen Links-Intellektuellen zuhört, kommt man schnell zu dem Schluss, dass die diese Sache ganz anders sehen als die, die hierzulande meinen, dass man Israel vor jeglicher Kritik schützen müsse. Diese selbsternannten Philosemiten haben mehr gemeinsam mit den israelischen Rechten. Was für die einzige Demokratie westlicher Prägung im Nahen Osten gilt, gilt aus meiner Sicht im Großen auch für den Westen insgesamt. Auch da sollte man sich mal fragen, woher die antiwestlichen Ressentiments kommen, und ob die Suche nach vernünftigen Lösungen dem Selbsterhalt nicht dienlicher wäre angesichts der demographischen Verhältnisse. Damit das hier keiner falsch versteht: Ich bin nicht gegen den Westen, nicht gegen Demokratie, nicht gegen Wohlstand oder Israel. Ich bin gegen Verblendung. Das krankmachende System des totalen Überflusses, in dem wir leben, und die dafür nötige Ausbeutung der ganzen Welt waren schon immer genauso Thema der linken JAKA wie die Verlogenheit derjenigen, die sich auf der Seite der Guten und Gerechten wähnen, während sie von Ungerechtigkeiten nutznießen, die auf Rassismus und Faschismus beruhen. „Wir sind die Guten“ ist ja eine faschistische Haltung. Und ein solches Selbstbild lässt sich gegen Kritiker natürlich am besten mit der Nazi- oder Antisemitismus-Keule verteidigen. Eine Waffe zu wählen, die ablenkt von den Parallelen, welche zwischen dem eigenen Lebensstil und den alten Naziideologien bestehen, liegt ja nahe. Da behaupten dann welche, die sich links nennen, dass, wer den Kapitalismus kritisiert, automatisch das Klischee des Finanzjudentums befeuern würde. Dieses Klischee befeuern aber gerade sie selbst durch Nennung desselben. Und sie merken dabei nicht, dass sie sich mit derart bekloppten Unterstellungen zu Instrumenten von Mächten machen, die ein anständiger Linker eigentlich bekämpfen oder wenigstens kritisieren sollte, um sie in Schranken zu weisen; damit sie neben vielen anderen nicht auch noch sich selbst schaden. Deswegen heißt die neue, alte Losung: Wer nicht kritisiert, der irrt. Und: Kampf den Klischees! Wohingegen das Verbreiten neuer, positiver Klischees vielleicht gar nicht verkehrt wäre. Zum Beispiel das der helfenden, hirnlosen, dafür herzlichen Hippie-Deutschen. Zu verlieren gäbe es dabei nichts. Und, wer weiß, vielleicht würde sich auch der eine oder andere Nazi davon anstecken lassen und den Platz aufgeben, den ihm die gängigen Stereotypen immer und immer wieder aufs Neue zuweisen.

„Nazis zu Hippies“… sozusagen das „Schwerter zu Pflugscharen“ unserer Zeit. Dem hab‘ ich erstmal nichts hinzuzufügen; wer Rückfragen hat, wird dir sicher auch fürderhin elektronische Liebesbriefe via unundeux schreiben. Zu „Kloß und Spinne“ schick‘ ich dir ’nen Link, könnte dir gefallen. Apropos elektronische Briefe und unundeux: Wieso sind die Newsletter-Plätze da eigentlich limitiert (auf derzeit 501 Stück)? Macht ihr absichtlich einen auf elitär oder ist es einfach image-schädigend, wenn zu viele Leute gleichzeitig nicht-werbefreie Post von euch erhalten, weil sie den geistigen Spagat zwischen „Welt ohne Werbung“ und dem auf der Label-Webseite offen bekundeten Ziel „Profitmaximierung“ nicht hinkriegen?

Geistige Spagate gibt es eine ganze Menge zu bewältigen. Auch für uns. Zum Glück geht es weder bei unundeux, noch bei JAKA um Erfolg, weswegen man hier nicht vorgeben muss, für „das Richtige“ oder gegen „das Falsche“ zu sein. Hier regieren freies Denken und freies Draufloslabern, immer neues Abwägen. Viele sagen, Erfolg gäbe dem, der ihn hat, Recht. Nicht zu erfolgreich zu sein ist mir, der ich nicht in Kategorien wie Richtig und Falsch denke, also ein Anliegen. Deswegen die Begrenzung der Newsletter-Abonnements und meine Abneigung gegen Facebook.

Verstehe. Beim Thema Erfolg möchte ich mir einen kleinen Abstecher zu DAS OLDSCHOOLFORMAT DER ZUKUNFT (Projekt von Christ of Kather und Markus Maria Hoff aus dem Jahr 2012, Anm. d. Red.) erlauben, welches deinem Wunsch nach Nicht-zu-erfolgreich-Sein ja entsprechen dürfte, zumindest nach den Aussagen von Bony und dir aus einem Stormbringer-Interview, in dem ihr über mangelhafte Verkaufszahlen ningelt. Laut unundeux wiederum ist das Ding ein Nicht-Schlecht-Seller. Und wenn man dann wieder der Bandcamp-Seite glauben darf, gibt’s die Scheibe aber auch nur 100mal, wobei sie immer noch über mehrere Kanäle bestellbar ist. Seid ihr also (auch) über die wenigen (bezahlten) Downloads enttäuscht gewesen? Und daran anknüpfend: Woran misst du den Erfolg, den du vertragen kannst?

Insgesamt wurden vom Oldschoolformat 1000 Stück produziert. 100 davon gingen an Bandcamp. Der unundeux-Bestseller ist das JAKA-Album „Bilder fressen Strom“ mit 4500 Exemplaren – die LPs mitgezählt. Das Album ist aber wohlgemerkt schon fünf Jahre alt. Von Erfolg kann man da also nicht wirklich sprechen – und JAKA ist dabei ja auch noch das Zugpferd bei unundeux! Zu ningeln gibts da nicht wirklich was. JAKA könnten ganz sicher erfolgreicher sein, wenn sie mehr touren würden, sich von professionellen Marketingstrategen beraten ließen, ihre Geschicke in die Hände von Leuten legten, die sich „mit etwas auskennen“. Man müsste also die eigene Spielfaulheit besiegen. Man müsste Verpflichtungen eingehen und Termine einhalten. Das, was einem soviel Freude bereitet, würde entwertet werden, so wie es bei Untergrund-Acts grundsätzlich geschieht, sobald sie gehoben, aufbereitet und dem Mainstream zugeführt werden. Das klingt jetzt natürlich naiv bis romantisch. Aber nur in den Ohren derer, die keine Künstler sind oder denken, dass Kunst erst eine Berechtigung hat, wenn sie auch eine entsprechende Anzahl von Käufern findet.

Über diese Thematik habt ihr euch ja schon in „Verrat am Metal“ ausgetobt. Übrigens eines meiner JaKa-Lieblingsstücke, dass zumindest in meinem privaten Umfeld zu wenige Leute kennen – vor allem diejenigen, die sich immer so darüber beklagen, wie sehr „große“ Bands und dazu gehörende Veranstaltungen wie Wacken und Co. im Sumpf kommerzieller Tristesse versinken. Dein Statement bildet dennoch eine schöne Überleitung zu meiner nächsten Frage. Eure Live-Auftritte sind ja ziemlich spärlich gesäht. Woran liegt das? Ist es tatsächlich nur die oben erwähnte Spielfaulheit, kriegt ihr aus beruflichen und familiären Gründen (kleinere) Touren nicht mehr gestemmt oder will euch einfach kaum noch jemand buchen und sei es nur deshalb, weil alle immer noch wegen 2011 beleidigt sind?

Zuletzt ist uns zu Ohren gekommen, dass das Gerücht umgeht, JAKA seien inzwischen zu teuer. Kein Witz! Ich sage es deswegen hier mal klipp und klar: JAKA kosten nur so zwischen 1000 und 1500 Euro. Kommt halt drauf an, wie weit die Anreise ist. Neulich haben wir auf einer Geburtstagsfeier in Leipzig auch für noch weniger gespielt. Trotz langer Anreise. Wir konnten das aber mit einem Stadtbummel und einem Besuch bei unserem T-Shirt-Drucker Maik in Gera verbinden. Ansonsten erklären sich unsere wenigen Auftritte noch mit der Faulheit, selbst Konzerte zu organisieren. JAKA spielen immer nur auf Anfrage und nehmen auch da nicht jedes Angebot an. Das liegt dann aber weniger an der Höhe der angebotenen Gage als an anderen Gründen. In zu kleinen Clubs mit zu schlechten Anlagen vor zu wenig Leuten macht es einfach keinen Spaß zu spielen – bei Geburtstagsfeiern ist das natürlich was anderes. Die einzige Tour, die JAKA mal gespielt haben, war die mit Macabre 2009. Sie ging nur über 7 Tage und hat uns bestätigt, was wir vorher schon geahnt hatten: Sich den Lebensunterhalt mit ehrlicher Arbeit zu verdienen, ist auf jeden Fall viel weniger nervig.

Wegen der Aktion in Leipzig bin ich eh immer noch sauer! Dieser Fabian und seine Kollegen kennen mich zwar nicht und haben mich vermutlich auch deswegen nicht eingeladen, und außerdem war ich gar nicht in der Stadt, aber trotzdem! Spaß beiseite: Klingt nun echt nicht nach einer unstemmbaren Summe, gerade für (auch kleinere) Festivals. Ich hatte bisher erst einmal das Vergnügen, euch live zu sehen – das war auf dem Summer Breeze 2008, morgens um 11, extra Wecker gestellt und so. Aber das Summer Breeze hat natürlich genügend Kohle und auch keinen Mangel an Besuchern. Wenn du „zu kleine Clubs“ sagst: Wo ist denn da bei euch die Untergrenze? Und gilt nicht auch bei euch der Grundsatz: Lieber weniger Leute, die aber sichtlich Spaß an der Sache haben, als einen Haufen desinteressiert herumstehender Zweibeiner, die nur den kargen Sauerstoff in der Bude wegatmen?

So 300 Leute sind, glaube ich, das Optimum. Wenn 50 von denen vorne abgehen, super. Gerne spielen wir in Städten mit bunterem Publikum, wie Berlin, Wien oder im Osten Deutschlands. Nazis sind uns da auf unseren Konzerten übrigens noch nicht begegnet. In München war mal einer. Da haben die Veranstalter das Konzert so lange unterbrochen, bis der gegangen war. Fand ich ein bisschen übertrieben. Das Stück „Punker Polente“ ist danach entstanden. Aufs Münchner Feierwerk lasse ich dennoch nichts kommen. Ist zwar genauso metalszenemäßig wie das Ruhrgebiet – also nicht so bunt jetzt – aber Metal ist ja auch was Feines. Woher weißt du, dass der Gastgeber Fabian heißt? Kennt ihr euch doch?

Nee, das haben die JaKa höchstselbst auf ihrer Webseite verkündet. Da war auch von viel Pfeffi die Rede. Musste mal gucken, steht immer noch da. :-)Schreit dann ja geradezu nach Wiederholung! Wir haben hier den einen oder anderen feinen Keller, der eine Heimsuchung wert wäre. Wie handhabt ihr euch und eure Groupies denn abseits des reinen Live-Geschehens, wenn ihr irgendwo auftretet? Sind das eher so Rein-Raus-Aktionen (ohne bildliche Hintergedanken!) oder pflegt ihr auch den intellektuellen Austausch mit dem Publikum vor und nach dem Auftritt, auch wenn kein alkoholhaltiges Mundwasser im Spiel ist?

Bony verspricht den Leuten gegen Ende jeder Show immer, dass wir danach noch dableiben zum Saufen. Machen wir aber fast nie. Wenn doch, geht das meist sehr zu Lasten des guten Bildes, welches die Fans zuvor von uns gehabt haben. Intellektuelle Gespräche finden vor allem vor den Auftritten statt. Am Merchstand. Zu dem Zeitpunkt bin ich stets nüchtern. Auf Alkohol kann ich nämlich nicht trommeln. Groupies sind nicht so ein Thema. Die meisten von uns sind verheiratet und haben Kinder. Der Schlagzeuger von Fotos hat mal gesagt, als er eine JAKA-Show in Hamburg besucht hat: Wenn du mal nicht fremdgehen willst, dann besuchst du am besten ein Metalkonzert. Er meinte damit wohl, dass Mädchen, die auf Metal stehen, nicht so attraktiv sind wie die, von denen die Fotos sich wünschen, dass sie auf sie stünden. Oder der Benno ist schwul und meinte die männlichen Besucher … oder uns?! Ich muss ihn das nochmal fragen.

Hehe. Meine Freundin wurde auf einem Konzert der mächtigen Kassierer (die machen zwar kein Metal, aber egal) auch mal entgeistert gefragt, was sie da eigentlich wolle, da sie doch eine Frau und zudem hübsch sei. Wie dem auch sei: Gut zu wissen. Mit Fragen vorher zu euch kommen und etwaige postkonzertale Besäufnisse als nicht garantierten Bonus begreifen! Mal abseits der JaKa, bevor wir auf die zurückkommen: Gibt es eines deiner anderen Projekte (Fake Idyll, Mädchendreck, Titi Niti…) auch mal live zu sehen? Zumindest im Falle Fake Idyll hast du in einem Interview von 2014 gesagt, dass Auftritte nicht geplant seien, aber vielleicht hat sich das ja mittlerweile geändert.

Gerade haben wir angefangen, an einem neuen JAKA-Album zu arbeiten. Und da wir mit JAKA gegen Jahresende noch eine Show mit Debauchery spielen, müssen wir auch das Set noch einmal proben. Da bleibt dann wenig Zeit für das Einstudieren anderer Projekte. Mit JAKA spielen wir live ab und zu mal ein Stück aus diesen, wie zum Beispiel den Superhit „Bombt die Dritte Welt weg“ vom schon erwähnten Oldschoolformat der Zukunft. Der Promoter der Naziband Frei.Wild Wolf-Rüdiger Mühlmann findet das Stück ja nicht so gut, weil wir dessen Aussage angeblich von den Dead Kennedys geklaut hätten. Jetzt habe ich erfahren, dass die Dead Kennedys ihr „Kill the poor“ ihrerseits geklaut haben von Baudelaire. Ist ja auch egal. Besagtes Stück ist auf jeden Fall wieder sehr aktuell, deswegen haben wir es ins Liveset aufgenommen. Dies trifft auf Stücke von Fake Idyll natürlich nicht zu. Deswegen besteht wenig Hoffnung, dass man auch Stücke dieses Projekts einmal live erleben kann. Beziehungsweise erst, wenn die Welt sich wieder beruhigt hat und Messages in Popsongs wieder überflüssig werden. Ohne jetzt wieder auf die Nazischeiße kommen zu wollen. Ich halte Frei.Wild nicht für eine Naziband. Nur für ähnlich primitiv wie Böhse Onkelz, bei denen sie viele dumme Ideen klauen.

Rein intuitiv hätte ich „Kill the poor“ ja Vlad Țepeș (den meisten wahrscheinlich eher bekannt unter dem Namen „Dracula“) zugeschrieben, der historischen Überlieferungen zufolge auch einen eher radikalen Umgang mit seinen finanziell minderbemittelten Untertanen pflegte (OK, mit den anderen auch und mit Ausländern sowieso, aber darum ging es ja gerade gar nicht). Was Onkelz und Frei.Wild angeht, so langweilt mich persönlich dieses „Nazi oder nicht“ mittlerweile nur noch. Diskussionen darüber sind meistens so effektiv, als würde man einem Zeugen Jehovas erklären wollen, dass es neben seiner Weltanschauung auch noch andere geben kann bzw. darf. Aber: „Neues JAKA-Album“ ist schon wieder ein gutes Stichwort. Mehrmals wurde bereits betont, dass mit einem solchen „erst“ 2017 zu rechnen sei, weil ihr es (Zitat) „dieses Mal richtig vorbereiten, anstatt wie sonst aus der Hüfte schießen“ wollt. Wie darf man sich diese Vorbereitung im Vergleich zum sonstigen Procedere vorstellen – und was erhofft ihr euch für das Endergebnis davon?

 Vlad Tepes war vor allem voll der Türkenhasser, weil dessen Vater ihn zusammen mit seinem Bruder Sultan Moped ll als Faustpfand für seine Loyalität den Osmanen gegenüber hat überlassen müssen und er, Vlad, im Gegensatz zu seinem Bruder voll fies behandelt worden war vom Sultan. Neues JAKA-Album: Im Gegensatz zu sonst, wo wir immer erstmal Material aufgenommen und daraus dann Songs gemacht haben, wollen wir diese dieses Mal schreiben, bevor wir sie aufnehmen. Ob wir das wohl schaffen? Wahrscheinlich genauso wenig wie noch bis 2017 zu warten mit der Fertigstellung des neuen Albums. Bei aller Spiel- und Booking-Faulheit – eine Output-Faulheit kann man uns ja nicht vorwerfen.

Richtig, zumal dieses Jahr erst „Deutschland von vorne II“ erschienen ist. Ihr habt ja überhaupt eine gewisse JAPANISCHE_KAMPFHOERSPIELEAffinität für Cover, oder? Mir liegt hier zwar gerade keine komplette Liste vor, aber im Laufe der Jahre sind schon einige Songs anderer Kapellen und Solisten von euch vermöbelt worden, oft nicht gerade zu deren Nachteil (Beispiele: „Menschenverachtende Untergrundmusik“, „Ich verachte euch wegen eurer Kleinkunst zutiefst“ oder zuletzt auch „Brüder“ von Rummelsnuff). Gibt es bestimmte Kriterien, nach denen Coversongs bei euch ausgewählt werden, wird demokratisch darüber abgestimmt oder rotzt nur einer ’ne Idee raus und dann wird geguckt, was daraus wird?

Da nennst du ja jetzt genau die Stücke, die wir eben nicht besser hinbekommen haben! Von Tocotronic hätte man damals was ganz anderes covern sollen. Auch von Fanny van Dannen war „Menschenverachtende Untergrundmusik“ das am naheliegendste Stück und damit die schlechteste Wahl. Auf „Deutschland von vorne ll“ ist die Auswahl wesentlich viel besser, finde ich. Und die Platte ist überhaupt hörbarer. Auch das Stück von Rummelsnuff, welches ich im Original aber auch sehr gut finde. Vor allem profitiert „Deutschland von vorne ll“ aber von den ganzen Gastsängern. Dafür, dass Entscheidungen demokratisch gefällt werden könnten, fallen diese bei JAKA immer zu schnell. „Deutschland von vorne ll“ ist also ganz zufällig so gut geworden.

Da sieht man mal wieder, dass die Geschmäcker verschieden sind. Ich finde sowohl Tocotronic als auch Fanny van Dannen nämlich eigentlich ziemlich scheiße, weswegen mir eure Coverversionen dann um so mehr imponiert haben. Okay, dann hätten wir für dieses Mal auch alles, glaube ich. Zum Abschluss noch eine Frage, die nix mit irgendwas zu tun hat und die ich an dich weiterreichen möchte, weil ich sowohl sie als auch die Antwort, die der ursprünglich gefragte Mensch (Thomas „The Dressman“ Gottschalk) gab, so herrlich bescheuert fand: Wie würde es klingen, wenn Deutschland ein Musikstück wäre? Und jetzt sag‘ nicht: Wie „Deutsche“ von JaKa. Das wäre zu einfach!

Zur Zeit wie „Imagine“ von John Lennon.

Da isser wieder, der Hippie von oben! ;-) In diesem Sinne: Vielen Dank für deine Zeit und deine Gedanken! Wir sehen uns dann Ende Januar am Merch-Stand im Sonic Ballroom. Ich muss eh mal wieder nach Kölle, Linsensuppe bei Nimet essen. Bietet sich also an. Mach’s gut und auf bald!

 

http://www.japanischekampfhoerspiele.de/

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