Insomnium „One For Sorrow“ 6/6

Century Media
Bewertung: 6/6 – > Tipp!
Spielzeit: 53:46
Songs: 10

Nicht ganz unerwartet, aber doch ohne große Aufregung und Promotiongedöns legen INSOMNIUM ihr fünftes Album vor und bringen damit einen heißen Anwärter auf den Titel ‚Album des Jahres‘ ins Rennen. Nach dem recht langen, aber zu keiner Zeit langweiligen Introtrack „Inertia“, entfalten die Finnen die volle Spannweite ihres musikalischen Könnens mit „Through the Shadows“. Ein sehr melodischer Anfang, getragen von Leadgitarre und dann bricht der Death Metal durch. Über Riffs die durch Tapping und Hammer-Ons gleichzeitig knallhart und einprägsam harmonisch sind grunzt Bassist Niilo Sevänen tief und gurgelnd los. Im Chorus offenbart sich dann die kleine, aber feine Neuerung auf „One For Sorrow“, denn zum Growling mischt sich Klargesang, was es in dieser Art noch auf keinem INSOMNIUM Album gab. Dabei sticht der Gesang jedoch nicht unangenehm hervor, sondern reiht sich ausgezeichnet in den Rest des Sounds.

Herrlicher Melo-Death ist auch der folgende Song, „Song of the Blackest Bird“, der ordentliches Hit-Potential besitzt. Die Spannungskurve ist perfekt erarbeitet, mit Steigerung, Einbruch und allem Drum und Dran. Ein siebeneinhalb Minuten Lied so interessant zu gestalten müssen andere Bands erst einmal nachmachen. Und das ganz ohne den zuvor erwähnten Klargesang. Das machen INSOMNIUM nämlich außerordentlich geschickt, denn im Gegensatz zu anderen Melodic Death Bands bedienen die Finnen sich äußerst sparsam des Stilmittels der clean Vocals. So umgeht die Band die Gefahr des Nervfaktors und auch das bekannte Schema Strophe – Growls, Chorus – Klargesang kommt hier nur begrenzt zum Einsatz. Zudem steht der Klargesang nie völlig alleine im Raum, die Growlstimme ist immer mit dabei, je nach Stimmung und Thematik mal lauter, mal leiser. Ebenso wird es übrigens auch mit den Orchestersamples gehalten. So ist auch der Brecher „Only One who waits“ ein Ohrenschmaus, der sich sofort ins Gehirn einbrennt und trotzdem nach dem 100. Mal Anhören noch Spaß macht.

Was die Kraft und Spannung von „One For Sorrow“ auch über die volle Länge von fast einer Stunde Spielzeit anhalten lässt sind die wenigen Ruhemomente. Auch wenn die Grundgeschwindigkeit zumeist (oberes) Mid-Tempo ist, gibt es nur vereinzelt ruhigere Passagen, aber eben nie besonders lange anhaltend. Einzige Ausnahme ist der Instrumentaltrack „Decoherence“, der die klassische Ballade ersetzt, durch seine dichte Atmosphäre aber die Grundenergie des Albums aufrecht erhält. Textlich ist das Album sehr gute Metal Kost. Ähnlich wie die instrumentale Ebene zwischen Hart und Melodie schwankt um zu einer atmosphärischen Einheit zu verschmilzt, so wechseln auch die einzelnen Songtexte zwischen Schwermut und Hoffnung. Mal heißt es, man solle sein Bestes geben, selbst wenn man sich leer und erschöpft fühlt, mehr kann man nicht tun („Through the Shadows“), mal beschäftigt sich ein Lied mit dem Thema der Einsamkeit, des Allein-Gelassen-Fühlens („Only one who waits“). Generell sind die Lyrics sehr düster gehalten, dabei auf hohem Niveau, man könnte sie auch als vertonte Gedichte sehen. All die genannten Elemente vereinen sich auch im letzten, namensspendenden Track „One For Sorrow“, welcher den perfekten Abschluss eines grandiosen Albums darstellt. Die Finnen zeigen mit ihrem 2011er Werk, dass sie zu den großen der Melodic Death Metal Szene gehören. Pflichtkauf für jeden Metalfan!

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