Hypnosis Special Jan./Feb. 1999: BARON

Als nächstes will ich mir mal das Kölner Trio BARON vorknöpfen, welches in dieser Zusammensetzung seit Mitte’97 besteht. Und hast du nicht gesehenn, bekomme ich auch schon’ne Stil-Beschreibung von Storm, einem der drei Bösewichter, an den Kopf gepfeffert. „Ich sehe BARON als eine Death-Metal-Band mit diabolischem Prinzip.“ Dem kann ich unwidersprochen zustimmen. Doch will ich den Jungs nicht zu nahe treten, aber sie erinnern mich (ABLAZE #23) verflixt und zugenäht ganz stark an die morbiden Engel. Oh je, jetzt ist es raus. Aber die Band kann scheinbar gut mit dieser Parallele leben. „Wir werden recht oft mit MORBID ANGEL verglichen, was für uns ein überaus großes Kompliment ist. Wir schätzen Tray und seine Band sehr. Ich erwarte von den Kritiken nichts anderes, denn wir sind noch eine junge und frische Band. Die Fans brauchen Vergleiche, damit sie wissen, um welchen Stil es sich handelt. Wir werden definitiv unseren eigenen Weg gehen, denn es ist unsere Idee und unser Leben. Davon abgesehen sind die Kritiken sehr positiv ausgefallen, zumindest in den deutschen Zines. An dieser Stelle danke ich allen, die das so sehen.“

Kontakt zu den Fans hat die Band ja reichlich. Auf 15 Konzerte kann dieses Line-Up nun schon zurückblicken. Vom ersten Auftritt können sie berichten: „Es war wie eine Beweisprobe für uns. Um es mit ein paar Worten auszudrücken: Rebellion, Provokation, Chaos und Freude an der Zerstörung der verlorenen heiligen Lüge.“ Im weiteren Verlauf spielten BARON u.a. im Vorpogramm von VADER, IMMORTAL, DARK FUNERAL, ANGEL CORPSE, ENTRHONED, ANCIENT, BEHEMOTH, CANNIBAL CORPSE und MONSTROSITY. „Man kann es von verschiedenen Seiten betrachten. Einerseits waren die Reaktionen der Fans durchgehend positiv. Andererseits hatten wir als Opener desöfteren mit organisatorischen Problemen zu kämpfen. Aber meistens wurden wir von den großen Bands freundlich aufgenommen. Ansonsten kann man schlecht sagen, welcher Gig schlechter oder besser war. Jedes Konzert ist anders. Es spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Wichtig ist nur, daß die Band Kontrolle behält und auf alles vorbereitet ist. Egal was dazwischen kommt, man kann aus dem Negativen das Positive ziehen. Besonders in Erinnerung habe ich die Gigs mit VADER, IMMORTAL und ANCIENT.“

Bei so vielen Gigs gibt’s massenhaft Gelegenheit, sienen Stoff unters Volk zu bringen. Vielleicht wird aber manch ein Fan lieber’ne CD kaufen als ein Tape? „Heutzutage ist jeder imstande eine CD zu veröffentlichen. Gerade wenn die Musik im Trend liegt, haben es die meisten Bands sehr einfach, was auch leider sehr wertlos ist. Wir wollen uns dem Underground widmen und auf die traditionelle Art unseren Namen erkämpfen, durch ehrliche und harte Arbeit. Ein Demotape hat den Wert des Underground-Kults, da wo wir uns halt bewegen. Wer weiß, vielleicht ist das Teil in der nächsten Zeit vergriffen und somit wird es automatisch zu einer Underground-Rarität. Es hat schon seine Bedeutung. Vielleicht liegt es auch daran, daß unsere Wurzeln in den 80ern sind. Damals war es selbstverständlich, daß eine junge Band erst ein Tape draußen hatte. Es gab ja auch kaum CDs.“

Nun, unter Umständen gibt’s bald mal etwas Neues zu hören von BARON, denn das Demo ‚Reborn In Revenge‘ ist ja leider bereits ein Jahr alt. Tortzdem würde mich noch auf die Rasche die Entstehungsgeschichte interessieren. „Es wurde in den ROSENQUARZ Studios, in einem unwichtigen Kaff namens Grube aufgenommen, in Zusammenarbeit mit dem Produzenten Michael Hahn. Wir haben in nur 2 Tagen aufgenommen, am dritten Tag nur ein paar Stunden abgemischt und sind immer noch für damalige Verhältnisse zufrieden. Die Atmosphäre bei Michael war äußerst locker, und wir konnten uns beim Aufnehmen gut konzentrieren. Wir haben am letzten Tag mächtig gefeiert, eine Menge konsumiert. Auf dem Weg zum Studio gab’s einen unappetitlichen Vorfall, als unser Drummer die Kontrolle verlor und uns das Auto vollgekotzt hat. Sogar auf der Rückfahrt war die Luft nicht gerade die frischeste.. Na ja, keiner ist perfekt.“

Egal, wie auch immer, die Band ist noch immer heil zu Hause angekommen. Was waren denn so ihre Gedanken, als sie den Recorder zum ersten Mal mit dem Tape fütterten? „Eigentlich konnten wir es nicht lgaueb, daß wir es in 2 Tagen zu so einer Leistung gebracht haben. Wir waren ultra-begeistert und haben uns das Demo so oft reingezogen, bis wir kotzen mußten. Aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt zu kotzen.“ Das möchte ich allerdings auch schwer hoffen. Aber mal weg von dieser profanen Art der Entäußerung hin zum Künstlerischen. Warum donnern die Jungs nun todmetallisch daher? „Von meiner Seite aus kann ich mich im Leben sehr gut durch diese Musikrichtung äußern und entwickeln. Wahrscheinlich ist es das Einzige, was ich wirklich im Leben beherrsche. Diese Musik ist für mich sowas wie eine Berufung.“

Man sieht, Storm hat triftige Gründe. Jedoch, hat er auch Einflüsse? „Das muß nicht unbedingt nur auf Musik beschränkt sein, weil es viele andere Sachen gibt, die ich total respektiere und vor denen ich sehr große Achtung habe, aber auch Dinge, die ich verabscheue. Positiv wie negativ. Die Musik ist natürlich das Prinzip für die Ursache. Es sind auch viele Bands und Musiker, die mich auf meinem Weg beeinflußt haben. Ich ziehe mir so ziemlich alles rein, was gut abgeht. Von KISS über LAIBACH bis zu der derbsten Metal-Combo des 20. Jh. Vorausgesetzt es ist metallisch oder spiegelt die extreme Art wider.“ Was sich schließlich auch in Storms Texten niederschlägt. „In ihnen beschäftige ich mich mit der spirituellen und okkulten Seite des Lebens. Mit den verborgenen, dunklen Abgründen unserer Seelen. Um es tiefer auszudrücken, die Ordnung des Chaos, unser verdammtes universelles System. Die Frage der Sache und Widersache. Es ist schon ein lustiges Spektakel hier auf der Erde. Die Texte spiegeln unsere Musik wider und definieren sie. Wir haben keine Botschaft, vertreten aber unseren Standpunkt und dessen Meinung.“ Die Band bringt’s auf den Punkt, da sollte sich doch wenigstens eine Firma dafür erwärmen. „Ja, es gibt diverse Labels, die an uns interessiert sind. Ich will niemanden nennen, denn wir haben noch keinen Pakt unterschrieben. Wir sind äußerst vorsichtig, was Verträge angeht, denn verkaufen kann man sich sehr schnell. Aber es gibt noch ein paar korrekte Labels, die von der Musik überzeugt sind.“

Ein wirklich ergiebiges Thema, das läßt sich gleich noch weiter ausbauen. Label und Bands, die Death-Metal-Szene allgemein…Was denkt Storm darüber? „Sie ist gut organisiert, es gibt immer mehr Leute, die viel Beitrag leisten, und sehr viele Maniacs, die ziemlich besessen dabei sind. Ob sich die Lage stabilisieren wird und viele bestehen bleiben, hängt natürlich von der Überzeugung der gesamten Szene ab. Bedenke doch, daß es erst seit wenigen Jahren wieder richtig zur Sache geht (neue Bands, Fanzines, Distros, Labels). Die, die mit der entsprechenden Einstellung an die Sache rangehen, werden überleben, auch wenn sie zurückstecken müssen. Der Rest, wie z.B. Trendies, identitätslose Copy-Bands und kommerzielle geldgierige Organisationen, sorgen für die Vernichtung, und damit werden sie sich selbst platt machen. Gerade Labels, die jeden Scheiß unter Vertrag nehmen, Leute macht eure Ohren auf! Wir sind hier nicht im Disney-Land. Es geht mir nicht um Leute, die mit der Musik vielleicht Geld verdienen, sondern um die, die um jeden Preis daraus Profit schlagen wollen – sie sind sowieso verloren.“ Dieses Untergangsszenario dürfte für BARON ausgeschlossen sein, dagegen steht ihr ehrliches Engagement und sicher auch dieser oder jener Traum, der noch verwirklicht werden soll. „So verträumt sehe ich das gar nicht. Die Lage der Band ist sehr positiv und realistisch, auf jeden Fall soll unsere Musik am Leben erhalten bleiben, unsere Ideen umgesetzt werden. Wenn wir dabei bleiben, werden wir unsere Früchte ernten.“ Da können wir uns also auf einen Kreuzzug von BARON durch die Metal-Szene gefaßt machen. „Auf jeden Fall wollen wir die Fans mit Veröffentlichungen beglücken. Den Rest bringt die Zeit mit sich.“ Zum Beispiel auch das Ende dieses Interviews. Was gibt es noch was zu sagen? Unterstützt die Szene, laßt euch keinen Müll andrehen.“

Leider haben auch BARON es nur noch zu einem weiteren Demo im Jahre 2003 gebracht und sind dann in den weiten des Metal-Undergrounds untergegangen und nie wieder aufgetaucht…

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