HELLFIRE FEST VOL. 2

detailGroup_188749Thrash Metal der alten Schule ist seit einigen Jahren wieder ziemlich angesagt. Die Helden der 80er (Exodus, Testament und Co.) sind wieder richtig dick im Geschäft, außerdem hat sich eine neue Generation von Überschall-Thrashern angeschickt, das Ruder zu übernehmen. Zu den prominentesten Vertretern dieser neuen Generation zählen MUNICIPAL WASTE, denen die jungen Thrash-Fans mittlerweile aus der Hand fressen. Trotz der laufenden EM und einer niederdrückenden Bullenhitze finden sich am 25. Juni zahlreiche Fans im Bi Nuu ein, um ihre Helden zu feiern. Das Konzert findet im Rahmen des zweiten HELLFIRE FESTs statt und ist bereits im Vorfeld restlos ausverkauft.

Um sieben Uhr ist Einlass, also hat man erst einmal ein Stündchen, um das Merch in Augenschein zu nehmen. Die Preise bewegen sich in einem vertretbaren Rahmen (20 Euro für ein Shirt, 15 für ein Basecap, 40 für einen Kapuzenpulli, 12 für eine CD) und die Shirt-Motive machen echt was her. Als besonders gefragt entpuppt sich an diesem Abend ein Shirt, auf dem sich Donald Trump mit `ner Knarre den Schädel wegpustet (cooler Backprint: „The Only Walls We Build Are Walls Of Death“). Ihre Einstellung gegenüber diesem Herren werden MUNICIPAL WASTE später noch auf der Bühne mit einer klaren Ansage („Fuck Donald Trump!“) und einem speziellen Song („I Wanna Kill Donald Trump“) zum Ausdruck bringen.

Die beiden Vorgruppen (TRACER und REACTORY) verkaufen ihr (ebenfalls sehr hübsches) Merch `nen ganzen Zacken billiger (12 Euro für ein Shirt). Solche Aktionen werden ja häufig vom Headliner unterbunden, weil man befürchtet, dass die Support-Bands dadurch mehr Merch verkaufen könnten als die Hauptband. Von solchem Unfug halten MUNICIPAL WASTE offenbar nichts, was ich sehr sympathisch finde.

Kurz nach acht geht es mit den Lokalhelden TRACER los, die sich nach einer längeren Auszeit reformiert haben. Tracer 2Die zum Quintett angewachsene Band hat inzwischen einen richtigen Frontmann an Bord, macht aber ansonsten einfach dort weiter, wo sie 2010 aufgehört hat. Musikalisch und frisurentechnisch wird zu hundert Prozent dem Thrash der 80er gefrönt, alle Weiterentwicklungen nach 1989 werden geflissentlich ignoriert. Was man als innovationsfixierter Nörgler durchaus unoriginell finden darf, macht in der Praxis richtig viel Spaß. Die Jungs posen, als ob es kein Morgen gäbe und feuern einen Knaller nach dem anderen ins sich gerade aufwärmende Publikum. Zu Songs wie „Thrash Is King“ und „Metal Snake“ bilden sich ein erster Moshpit, der schon zaghaft andeutet, was später bei MUNICIPAL WASTE noch abgehen wird. Höhepunkt des Sets ist das sauber runtergebretterte Exodus-Cover „Piranha“, bei dem die Stimmungskurve nochmal ein Stück nach oben klettert.

Reactory 1Als Nächstes kommen REACTORY, die ebenfalls aus Berlin stammen, auf die Bühne. Das Quartett mit ausgeprägter Vorliebe für die Nebenwirkungen von Nukleartechnologie spielt Songs von seinem gefeierten Longplayer „High On Radiation“, aber auch alten Demo-Stuff („Drop The Bomb“) und noch Unveröffentlichtes vom kommenden Album „Heavy“ (erscheint am 1. Juli). Die Band hat das Publikum gut im Griff und die Meute feiert ausgelassen im Pit.

Eine alte Regel besagt, dass man den Erfolg einer Thrash-Band anhand der Größe und der Intensität ihrer Moshpits bemessenMW 2 kann. Nach dieser Regel hätten MUNICIPAL WASTE alte Hasen wie Slayer und Anthrax längst abgehängt. Von der ersten Sekunde des Openers „Unleash The Bastards“ an fliegen im Sekundentakt Stagediver durch die Luft und die Leute toben, wie man es sonst nur aus den Videomitschnitten ganz früher US-Hardcore-Konzerte kennt. Das durch die Bank sehr junge Publikum (das Durchschnittsalter dürfte bei ca. 22 Jahren liegen) geht bei ausnahmslos jeder der kurzen Highspeed-Eruptionen voll mit und verwandelt den Saal über eine Stunde lang in einen brodelnden Hexenkessel. Ryan Waste und Co. sind bestens aufgelegt und feuern so ziemlich alle Hits der Band („Terror Shark“, „Black Ice“, „Sadistic Magician“, „The Art Of Partying“, „Headbanger Face Rip“, „Mind Eraser“) ins rasende Publikum. Erstaunlich ist, dass trotz mangelnder Abwechslung (die Songs ähneln sich doch sehr) niemals Langeweile aufkommt. Am Ende des Abends sieht man jedenfalls nur glückliche Gesichter.

Napalm Death werden im August alle Hände voll zu tun haben, wenn sie diese Glanzleistung beim dritten HELLFIRE FEST noch toppen wollen.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*