Pirate Records
Bewertung: 5/6
Spielzeit: 52:15
Songs: 12
Die Tourismusindustrie ist vor kurzem auf einen neuen Dreh gekommen, das Geschäft anzukurbeln. „Sieben neue Weltwunder“ gebe es, die, wer mitreden will, gesehen haben muß. Nicht das es sich jetzt um etwas wirklich Sensationelles handelt. Nein, es sind eher eine Handvoll lokaler Auffälligkeiten, schön über die ganze Welt verteilt, damit sich auch niemand zu kurz gekommen fühlt. Eins dieser „Wunder“, das deutsche sozusagen, liegt in der Nähe von Füssen – und als Schwarzweiß-Radierung obendrein auf dem neuen Album der EMIL BULLS! Damit nicht genug, haben diese letzteres auch noch „The southern comfort“ betitelt, was übersetzt soviel wie „bayrische Gemütlichkeit“ bedeutet. Soviel Lokalpatriotismus von einer englisch singenden Nu Metal Band, da ist man erst mal baff.
Wundert es noch jemand, daß die Fünf den Vertrag für ihr viertes Album, nach langen und erfolgreichen Major-Jahren, bei der kleinen Münchner Plattenfirma Pirate Records unterschrieben haben? Ein Neubeginn also für die ungekrönten Nu-Metal Könige der bayrischen „Haupt- und Residenzstadt“. Dabei waren sie, im direkten Vergleich mit anderen lokalen Größen wie XZEED (R.I.P.) oder den HEPTAPHOBIKS (ebenfalls R.I.P.), eigentlich nie sonderlich „Nu“: Die Rap-Einlagen gab es nur auf dem ersten Album und selbst da nur in geringen Dosen. Und im übrigen waren die EMIL BULLS für die wirklich Harten immer schon viel zu rockig, zu eingängig, zu balladesk. Immer schon mehr Nu Rock als Nu Metal. Sei‘s drum, die Gruppe vereint Klasse, Talent und Durchhaltewillen. Sie leben noch, während der große Rest (siehe z.B. oben) mit dem ganzen aufgeblasenen Hype im Orkus verschwunden ist. Losgelöst von allen Nu Metal Klischees ist „The southern comfort“ aber auch ein kleines Meisterwerk geworden. Ein funkelnder Rohdiamant, der alles enthält, was gute Rockmusik im weitesten Sinne ausmacht: Coole Riffs, meterhohe Gitarrenwände (Revenge), Emo Rock Balladen mit Ohrwurmpotential (Mongoose) und einen Sänger, der so was von gut rüberkommt. Die Mixtur stimmt einfach, und daß man auch live wieder das alte Feuer versprüht, war Anfang des Jahres im Backstage gut zu beobachten.
Gerade lese ich, wie sich Papst Benedikt den Kopf zerbricht, daß „alle Menschen eine Spur hinterlassen wollen, die bleibt. Aber was bleibt?“ Nun, die Musik der EMIL BULLS zum Beispiel, könnte man ihm antworten. Die bleibt… www.PirateRecords.de
www.EmilBulls.com
http://www.emilbulls.com/emil-bulls-media.php
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