Dark Fortress Interview

Die Landshuter Black Metal Formation Dark Fortress vermag es, mich bereits seit ihrem Debütalbum „Tales From Eternal Dusk“ aus dem Jahre 2000 zu begeistern und faszinieren. Dieser Tage erschien mittlerweile ihr viertes Album mit dem verheißungsvollen Titel „Séance“, welches es ob des nochmaligen grandiosen Qualitätssprungs, der Originalität und der Experimentierfreude der Band, welche den typisch (recht nordisch geprägten) schwarzmetallischen Sound in keinster Weise verwässert, vermochte, mich in mittlerweile wochenlange Euphorie zu versetzen. Höchste Zeit, Gitarrist V Santura endlich einmal gründlich auf den Zahn zu fühlen.

Auch wenn „Séance“ mittlerweile Euer viertes offizielles Album ist, dürfte der Name Dark Fortress vielen Lesern noch unbekannt sein, deshal erzähle doch zu Beginn einfach einmal etwas über die Band und die Leute/Persönlichkeiten, die dahinter stehen.
Dark Fortress existieren bereits seit 1994, Bandgründer ist unser Gitarrist Asvargr. Über die Jahre hinweg gab es natürlich einige Besetzungswechsel, so dass außer Asvargr nur noch Azathoth (vocals) von der Urbesetzung in der Band ist. Seit etwa fünf Jahren ist das Line Up aber völlig konstant und besteht, neben Asvargr und Azathoth, aus Paymon (Keyboards), Draug (Bass), Seraph (Drums) und mir. Ich denke, dass jedes Bandmitglied eine ziemlich individuelle Persönlichkeit besitzt und teilweise ist es nicht so leicht mit uns auszukommen, aber irgendwie sind wir seit Jahren eine funktionierende Einheit, die, was Kreativität betrifft, an einem Strang zieht und es ist unser Ziel düstere, emotionale und morbide Musik zu schaffen.

Vergleicht man „Séance“ mit Euren bisherigen Alben, so hat sich vieles entwickelt: ihr präsentiert Euch soundmäßig in einem wesentlich moderneren (vielleicht gar klinischeren) Gewand als bisher, und geht generell wesentlich experimenteller zu Werke, bzw. habt Eurer Musik eine neue Komplexität und Tiefe verliehen. Wie kam es zu dieser Evolution? Welchen Einflüssen oder musikalisch-künstlerischen Ideen ist dies geschuldet?
“Séance“ ist nun das zweite Album, das wir selbst produziert haben, und wir sind mittlerweile viel besser in der Lage (auch noch im Vergleich zu unserem Vorgängeralbum) unsere Visionen, was z.B. Sound und Produktion an sich betrifft umzusetzen. Eigentlich wäre mir für „Stab Wounds“ schon etwa der Sound, den wir nun mit „Séance“ erschaffen haben vorgeschwebt, damals haben meine Erfahrungen als Tontechniker aber vielleicht einfach noch nicht ausgereicht, um diese Vision so gut umzusetzen. Ich denke, dass wir mit „Stab Wounds“ einiges an Selbstbewusstsein gewonnen haben, und somit war es für uns eine natürliche Entwicklung mit „Séance“ Grenzen zu überschreiten, was wir zuvor in diesem Maße vielleicht noch nicht gewagt haben. Wir sind dieses mal einfach unseren eigenen Weg gegangen ohne uns um Konventionen (man darf im Black Metal dieses oder jenes tun oder nicht tun…), zu scheren. Ich glaube nicht, dass es konkret neue spezielle Einflüsse für „Séance“ gegeben hat, die wir nicht auch schon früher gehabt hätten, sondern dass wir einfach viel eigenständiger und origineller ans Werk gegangen sind.

Wenn Du zurückblickst: Wie würdest Du die Evolution von Dark Fortress beginnend beim „Rebirth Of The Dark Age“ Demo 1996 bis heute beschreiben und auch bewerten. Welches sind die markantesten Veränderungen und Stationen, wo liegen die Stärken und Schwächen der einzelnen Veröffentlichungen?
Tja, ich würde das verdammte „Rebirth…“ Tape eigentlich gerne mal hören. Ich bin seit einer halben Dekade in dieser Band, aber Azathoth will nicht mit den Masterbändern rausrücken, weil er sie anscheinend so schlecht findet, haha. Also kein Kommentar zu unserem ersten Demo. Vielleicht ist es ja voll die Offenbarung, nur wird mir diese Offenbarung vorenthalten… Somit ist die Mini von ´97 die erste Veröffentlichung, die ich wirklich kommentieren kann. Ich habe ehrlich gesagt keinen Bock, wieder was über die Hintergründe zu erzählen, sondern möchte mich lediglich auf die Musik von „Towards Immortality“ beschränken. Man merkt schon, dass die Bandbesetzung und die Umstände damals einfach völlig anders waren als heute, trotzdem gefällt mir das Teil, da es in jedem Fall eine einzigartige Atmosphäre besitzt, was vielleicht auch am strangen Sound liegt (die Gitarren klingen teilweise fast wie Keyboards).
Es verging einiges an Zeit bis dann das Debutalbum „Tales from Eternal Dusk“ im Sommer 2000 aufgenommen wurde. Mittlerweile waren Crom (mein Vorgänger an der Gitarre) und Asvargr die Hauptsongwriter und die Musik auf „Tales…“ war teilweise sehr stark von schwedischen Bands der Marke Dissection oder Unanimated beeinflusst, auch wenn einige „norwegischere“ Elemente enthalten waren. Jedenfalls war „Tales…“ eigentlich ein gutes, sehr melodisches Black Metal Album, das meiner Meinung nach aber teilweise einfach zu „nett“ geklungen hat und noch nicht sonderlich eigenständig war, was aber nicht unbedingt ein Ziel von Dark Fortress war.
Nach den Aufnahmen zu „Tales…“ ist Crom jedoch aus der Band ausgestiegen und mit ihm der damalige Drummer Charon. Dark Fortress stand damals fast vor dem aus, da es nicht unbedingt leicht ist, gute Ersatzleute zu finden und es dauerte auch ca. ein halbes Jahr bis Seraph und ich in die Band einstiegen. Zusammen haben wir daraufhin „Profane Genocidal Creations“ geschrieben, was im Nachhinein wohl das schwächste Album der Bandgeschichte ist. Auf „Profane…“ sind zwar haufenweise gute Ideen enthalten, nur sind die Songs teilweise etwas aneinandergewürfelt, da wir die Songs zu einem großen Teil auch zusammen auf Bandproben geschrieben und ausgejammt haben, was zwar bis zu einem gewissen Grad eine gut Herangehensweise ist, aber die Gefahr in sich trägt, dass den Songs eine klare Linie und Struktur fehlt, da haufenweise Kompromisse gemacht werden, wenn sechs Leute gleichzeitig an einem Song rumdoktorn, was im Endeffekt dazu führt, dass niemand richtig zufrieden ist.
Wir haben „Profane…“ quasi gebraucht, um als Band wieder zusammenzuwachsen und haben aus den Fehlern gelernt.
Somit war es uns auch möglich nach „Profane…“ mit „Stab Wounds“ eine extrem große Steigerung in jeder Hinsicht hinzulegen. Auf „Stab Wounds“ sind die Songs völlig auskomponiert und das ganze Album folgt einem roten Faden und ist in sich einfach stimmig, wodurch wir als Band einen großen Sprung nach vorne gemacht haben. Außerdem haben wir erst mit „Stab Wounds“ wirklich unseren Bandsound gefunden, den wir mit „Séance“ nun teilweise fast schon wieder zerstört haben… Ok, das ist reichlich übertrieben ausgedrückt, denn wir haben mit „Séance“ sicherlich keinen Stilbruch begangen. Wir sind aber einfach origineller und eigenständiger geworden und für mich ist „Séance“ definitiv der bisherige Höhepunkt unserer Bandgeschichte, da das Album noch intensiver und stimmiger ist als die Vorgänger, wenn auch vielleicht etwas sperriger.

Erzähl mal etwas über die Songs von „Séance“. Magst Du die einzelnen Titel musikalisch und inhaltlich kommentieren bzw. erläutern?
“Séance“ ist generell ein Konzeptalbum, sprich alle Lyrics behandeln eine ähnliche Thematik, jedoch von verschiedenen Seiten. Der Titel „Séance“ beschreibt eigentlich recht treffend, um was es bei dem Album geht, nämlich um Erfahrungen mit paranormalen Existenzen. Die Texte sind allesamt aus der Perspektive einer paranormalen Existenz geschrieben. Alle Texte auf „Séance“ stellen den direkten Kontrast zwischen dem Diesseits und dem Jenseits dar. Die Schwächen des menschlichen Daseins werden deutlich aufgezeigt: Ignoranz, Arroganz und falsche Illusionen! Dem gegenüber steht das Endgültige: der Tod! All diese verschiedenen paranormalen Existenzen haben ihre individuellen Erfahrungen gemacht und Entwicklungen durchgemacht und bei dieser „Séance“ werden all diese Erfahrungen und die damit verbundenen Leidenswege individuell beleuchtet.
Hier ein kurzer Kommentar zu den einzelnen Songs:
01 Ghastly Indoctrination
Einer meiner absoluten Lieblingssongs, da dies so ziemlich das kälteste und rabenschwärzeste Stück Musik ist, dass wir je verbrochen haben. Außerdem beinhaltet der Song einige normalerweise fast nicht miteinander kombinierbare Gegensätze, worauf ich sehr stolz bin: Das Stück ist gleichzeitig rasendschnell und trotzdem wahnsinnig langsam und getragen. Seraph knüppelt sich einen ab, dass er fast vom Drumhocker fällt, alles ist unglaublich schnell, trotzdem wirkt die ganze Musik aufgrund der sehr getragenen und beinahe elegischen Melodieführung sehr langsam. Außerdem ist das Stück gleichzeitig mega aggressiv und trotzdem sehr sphärisch, atmosphärisch und mystisch, was sich normalerweise nur sehr schwer miteinander vereinbaren lässt.
In den Strophen stammen die Vocals übrigens von Seraph, womit er sich meiner Meinung nach selbst übertroffen hat.
Vom Songwriting her generell ein sehr ungewöhnliches Stück, vor allem wird einem fast gar nicht bewusst, dass bei dem kompletten Stück von vorne bis hinten ohne Pause eine durchgehende Leadgitarre läuft, was ich noch nie bei irgendeinem anderen Song so konsequent gehört habe.
02 CataWomb
Unser „Hit“, wenn man so will. Sicherlich eine der eingängigsten und abwechslungsreichsten Nummern, aber auch vielleicht der „gewöhnlichste“ Song. Der Song beinhaltet fast sämtliche Elemente, für die Dark Fortress stehen, nämlich aggressive, melodische und atmosphärische Parts, High Speed Geknüppel und langsame, groovige Passagen, weshalb sich der Song einfach auch am besten für Samplerbeiträge etc. anbietet.
03 Requiem Grotesque
Der Song hat eine sehr ungewöhnliche Struktur, denn er ist eigentlich zweigeteilt, besteht quasi aus einem A- und einem B-Teil. Teil A ist ziemlich vertrackt mit diversen Taktwechseln und bündelt emotional eine tiefgründige Wut, ein verzweifeltes Aufbäumen gegen sein Schicksal. Der B-Teil ist dagegen sehr einfach gehalten und depressiv und besitzt diese geniale, aber ganz simple Leadgitarre von Asvargr, an der ich mich einfach nicht satt hören kann, da sie mir ein ums andere Mal kalte Schauer den Rücken runter jagt.
Textlich bildet dieser Song übrigens eine kleine Ausnahme, da es in diesem Song nicht um eine bereits verstorbene Seele geht, sondern um die Horrorvorstellung, lebendig eingegraben zu werden und im Sarg aufzuwachen. Die Vocals sind quasi ein first Take, und klingen so extrem und authentisch, da sich Azathoth bei diesem ersten Take wirklich völlig in die Musik und in die Lyrics reingesteigert hat. Vor allem die Zeile „is this your god’s paradise?!“ klingt auch nach dem hundertsten Hördurchlauf noch absolut abartig und verzweifelt.
04 While They Sleep
“While They Sleep“ schließt nahtlos an „Requiem Grotesque“ an und ist abgesehen von „Incide“ das ungewöhnlichste und experimentellste Stück auf „Séance“. Ziel war es mit ganz eigenen Mitteln eine „Philosophem“-mäßige Stimmung aufzubauen. Der Mittelteil ist sehr minimalistisch und percussionlastig und beinahe hypnotisch, erst ganz am Ende des Songs platzt noch mal eine Gitarrenwand rein, was aber im Kontrast zum Songverlauf umso heftiger wirkt.
05 To Harvest The Artifacts of Mockery
Der primitivste, straighteste Song auf „Séance“. Eigentlich purer necro Black Metal und an dieser Stelle des Albums äußerst wichtig um die Balance aus abgefahrenen und eingängigen Elementen zu halten. Könnte live ein Killer werden.
06 Poltergeist
Ebenfalls eine ziemlich geradlinige, aggressive Up Tempo Nummer. In den Strophen fast schon mit dreckig rotziger Rock’n Roll Attitüde. Nach dem Knüppelpart kommt übrigens mein persönliches Riff des Jahrtausends! Kein Riff, sondern eine Exekution!!!
07 R4volution:Vanity
Bei uns innerhalb der Band der umstrittenste Song, hätte es fast nicht aufs Album geschafft. Sehr langsam und schleppend, hat aber sehr coole sehr Black Metal untypische Riffs, klingt für mich wie die perfekte Mischung aus Black Sabbath, Thorns und Morbid Angel.
08 Incide
Definitiv das gewagteste und ungewöhnlichste Stück. „Incide“ stammt von Morian, mit dem Seraph und ich in der Band Noneuclid zocken. Morian lebt seit einigen Jahren in Rotterdam, wo er sich als freischaffender (klassischer) Komponist mittlerweile einen sehr guten Ruf aufgebaut hat, stammt aber ursprünglich auch aus unserer Heimatstadt Landshut.
Wie weit man „Incide“ eigentlich noch als „Musik“ bezeichnen kann sei zwar jedem selbst überlassen, aber emotional ist „Incide“ einfach nur abartig, krass und völlig verfault  und passt somit perfekt auf dieses Album. „Incide“ ist eigentlich wie ein aufwendiger Crossfade zwischen „REvolution:Vanity“ und „Shardfigures“, da alle drei Stücke nahtlos in einander übergehen. Das Streichensemble ist übrigens echt, keine Synthies wie bereits in irgendeinem Review fälschlicherweise behauptet. Wir haben die verdammten Streicher immerhin zwei Tage lang aufgenommen und noch mal so lange editiert, somit von der Produktionszeit fast das aufwendigste Stück.
09 Shardfigures
Ein sehr emotionaler Song, sehr depressiv und schleppend bzw. groovend, jedoch mit beinahe „schönen“ melodischen Gitarrenleads. Einer meiner absoluten Faves.
10 Insomnia
Hätte so auch auf „Stab Wounds“ stehen können. Ein sehr kompakter, melancholischer Song, trotzdem treibend und mit geilen Melodien und einem kurzen, sehr ungewöhnlichen jazzigen Zwischenpart.

Wie entstehen bei euch die Songs? Wie sieht der kreative Prozess des Songschreibens bei euch aus?
Bei Séance waren die meisten Texte vor der Musik fertig, sprich die Texte hatten durchaus einen erheblichen Einfluss auf die Kompositionen. Das komplette Textkonzept stammt von Azathoth, die meisten Songs von mir, aber auch nach wie vor Einiges von Asvargr. Ich schreibe meine Songs mittlerweile fast komplett zu Hause, da ich dort, wenn ich Ideen habe und in der richtigen Stimmung bin, eben wirklich konzentriert arbeiten kann. Auch entstehen in der persönlichen Isolation und Abgeschiedenheit in der Regel die tiefgründigeren Ideen als auf einer Jamsession im Proberaum. Ich nehme meine Ideen auch in der Regel sofort auf, programmiere rough die Drumlinien dazu und mache schon einige Keyboardarrangements. Die Details, wie bestimmte Basslines oder Drumfills etc. entstehen dann aber zusammen auf Proben.

Welchen Stellenwert haben die Texte für Euch?
Einen ziemlich hohen. Unser höchstes Ziel ist es mit einem Album ein Gesamtkunstwerk zu schaffen, bei der die Musik, die Texte und das Artwork eine Einheit bilden.

Was bedeutet Musik für dein Leben?
Musik ist meine Passion und mittlerweile auch mein Beruf, was ganz bestimmt nicht bedeutet, dass irgendwer von uns auch nur ansatzweise von Dark Fortress leben könnte. Die Musik ist ein lebenswichtiges Ventil für mich um diverse Emotionen zu kanalisieren, außerdem braucht doch jeder Mensch gewissermaßen eine Tätigkeit, in der er aufgehen kann, in der er alles andere für eine gewisse Zeit vergessen kann. Insofern ist Musik meine Droge.

Seraph und Du seid ja auch noch nebenbei bei Projekt Lazarus engagiert, das auf der Homepage als „musikalische Bühnenperformances mit Skulpturen und neu entwickelten Instrumenten“ beschrieben wird. Was kann ich mir darunter vorstellen, was gibt es darüber inhaltlich und musikalisch zu sagen?
Projekt Lazarus liegt momentan aus Zeitgründen auf Eis. Eigentlich war das eine coole Sache und ein richtig geiles Konzept. Ein Freund von uns, Ralf Fischer, Grafikdesigner und Künstler hat in der jüngeren Vergangenheit einige Musikskulpturen entworfen, sprich Skulpturen, die neben einer ästhetischen, künstlerischen Seite eben auch einen funktionellen Charakter besitzen, also ziemlich abgefahrene Teile, auf denen man Musik machen kann. Seraph und ich haben z.B. auf einer Kunstvernissage gespielt. Die Musik stilistisch zu beschreiben ist beinahe unmöglich. Einiges hat auf Improvisation aufgebaut, generell war der Sound ziemlich archaisch und percussionlastig. Ein Part aus so einer Performance hat es sogar auf „Séance“ geschafft, fast der komplette Song „While They Sleep“ basiert auf Ideen, die wir bei Projekt Lazarus hatten. Übrigens, eines dieser Instrumente von Ralf Fischer, nämlich die „Maske“, ein Teil das aussieht wie eine Art Teufelsmaske, mit zwei fetten Stahlseiten, wurde auf „Séance“ verewigt, nämlich eben bei „While They Sleep“ und am Schluss von „Poltergeist“.

Was gibt es über die beiden anderen „Nebenbeschäftigungen“ The Shroud und Noneuclid zu sagen?
The Shroud, mein Baby, ist tot, denke ich. Sehr traurig, denn The Shroud war meine erste Band und ich habe sehr viel Herzblut reingesteckt, aber irgendwie gehört The Shroud wohl endgültig zur Vergangenheit und Dark Fortress haben einfach oberste Priorität. Naja, mit geilen Musikern, die Zeit und Bock darauf hätten, könnte ich noch mal schwach werden… The Shroud bestand übrigens aus Seraph, Draug und mir, Dark Fortress hat The Shroud also einfach aufgefressen! Musikalisch war’s sehr kreativer, super aggressiver Thrash, irgendwo zwischen Slayer, Grip Inc. und At the Gates, und zwar mindestens genauso geil, haha!
Mit Noneuclid geht’s dagegen gerade erst so richtig los, und Noneuclid sind eine ernstzunehmende Band. Bandkopf und Chefdenker ist der bereits erwähnte Morian (,der das Stück „Incide“ für uns verbrochen hat). Die Musik von Noneuclid ist sehr innovativ und wir werden wohl die Bezeichnung „Monolithic Rotten Thrash Death“ wählen. Musikalisch ist das ganze beeinflusst von Bands wie Morbid Angel, Emperor, Slayer und irgendwie abgefahrener Klassik. Wir haben mit „The Crawling Chaos“ bereits unsere erste CD aufgenommen, und hoffen demnächst dafür bei einer passenden Plattenfirma unterzukommen.

Wie sieht es dieses Jahr mit weiteren Plänen aus? Wird es eine Tour geben, oder andere Veröffentlichungen, in welcher Form auch immer?
Wir stecken mitten in Tourplanungen, geplant wäre Ende Februar / März auf Tour zu gehen, es sieht aber eher schlecht aus im Moment, ich hoffe aber, dass sich doch noch was ergibt.
“Séance“ wird wohl auch wie „Stab Wounds“ als Vinylversion auf den Markt kommen, hoffentlich wieder über Imperium Records, welche die „Stab Wounds“ Do LP wirklich zu einem kleinen Schmuckstück gemacht haben.

Was kann man live von Euch erwarten, warum sollte ich mir einen Dark Fortress Auftritt auf keinen Fall entgehen lassen?
Weil wir einfach Arsch treten! Wir haben keine ausgefallenen Specials, einfach eine energiegeladene, aggressive Show mit Corpse Paint, Headbanging etc.

Wie kam es zur Entstehung des Bandnamens? Gab es noch andere Vorschläge, immerhin existiert da ja noch eine kleine, unbekannte Band in Norwegen mit einem inhaltlich ähnlichen Namen…
Wie es genau zur Entstehung des Bandnamens kam weiß ich nicht genau, jedenfalls sind die Parallelen zur von Dir erwähnten Band purer Zufall, da wir uns für den Namen Dark Fortress ja bereits 1994 entschieden haben, und damals noch kein Schwein die guten Dimmus kannte.

Die Partnerschaft mit Blakk Attakk hat ja nicht lange gehalten. Wie seid ihr letztendlich bei Century Media gelandet, was ja für die Band einen großen Karriereschritt bedeuten dürfte. Welche Erwartungen verknüpfen sich für Euch mit dem Labelwechsel?
Der Kontakt kam maßgeblich über Phillip von Imperium Records zu Stande, der ja Hauptberuflich bei Century Media arbeitet. Auch haben etwa die Jungs von Naglfar und sogar Götz Kühnemund persönlich mehrere gute Worte für uns eingelegt, und letztendlich konnte dann auch einfach die Qualität von „Stab Wounds“ die „Chefetage“ von Century Media überzeugen. Century Media bieten uns natürlich eine große Chance uns auch international zu etablieren, womit auch die Chancen auf eine amtliche Europatour um ein Vielfaches steigen, was nach wie vor ein Traum für uns wäre.

Im Rahmen einer neuen Albumveröffentlichung gilt es ja viele Interviewanfragen zu bearbeiten, mit teilweise immer wieder denselben Fragen (wobei mir durchaus bewusst ist, daß viele meiner eigenen Fragen auch dieses Kriterium erfüllen). Bist Du langsam schon genervt, oder genießt Du momentan die Aufmerksamkeit, die Dark Fortress zuteil wird?
Eigentlich genieße ich es schon, nur langsam wird’s echt stressig, da ich „nebenbei“ ja auch noch arbeiten muss, und ich momentan kaum noch hinterherkomme.

Wie seid ihr zum (Black)Metal gekommen und wo liegen Eure musikalischen Haupteinflüsse?
Das ist bei jedem Individuell, ich bin schon in sehr zartem Alter über meinen großen Bruder zum Metal gestoßen, eben erst zu Bands wie AC/DC, Slayer, Metallica, Sodom, Venom etc.
Keine Ahnung, irgendwann wurde der Musikgeschmack extremer und somit bin ich irgendwann auf Black Metal gestoßen. Die ersten Berührungen waren die Debüts von Satyricon und Cradle of Filth, und die frühen Sachen von Dark Throne und Immortal und dann natürlich die göttlichen Emperor. Großen Einfluss auf mich hatten eben Emperor oder Satyricon, aber auch z.B. Slayer. Heutzutage haben wir eigentlich keine konkreten Einflüsse mehr, zumindest in dem Sinn, dass wir uns von keiner anderen Band inspirieren lassen. Wir sind mittlerweile eine erwachsene Band und vertonen unsere eigenen Ideen und Visionen.

Welche Bands haben Dich in letzter Zeit besonders beeindruckt, und warum?
Thorns mit ihrem eigentlichen Debüt. Gut, ist zwar auch schon ein paar Jahre her, diese Band hat aber die Musikrichtung Black Metal noch mal bereichert und ein so abgründig kaltes und pechschwarzes Album geschaffen, dass sie für mich persönlich neue Maßstäbe geschaffen haben

Glaubst Du, man kann Dark Fortress mit irgendeiner existierenden Band vergleichen, und gebt ihr Euch mit der Stilbezeichnung „Black Metal“ noch zufrieden, oder wird man Euch damit nicht mehr gerecht?
Um ganz ehrlich zu sein machen wir uns darüber keine sonderlichen Gedanken. Jede Band hat in ihren Anfangstagen irgendwelche Einflüsse, aber Bands wie Emperor, Mayhem oder Satyricon werden auch nicht mit anderen Bands verglichen, sondern umgekehrt, und es ist geil zu einem Status zu gelangen, in dem man sich nicht mehr unzureichende Vergleiche mit anderen Bands gefallen lassen muss. Ich sehe uns zumindest im weitesten Sinne nach wie vor als Black Metal Band und ich denke, dass wir keine eigene Stilbezeichnung für uns kreieren müssen.

Was denkst Du über die momentane Metal Szene in Deutschland und Europa allgemein, und über die Black Metal Szene im speziellen?
Bei genauerer Betrachtung eigentlich eine sehr anspruchsvolle Frage, die man eigentlich adäquat mit einer Diplomarbeit beantworten müsste, worauf hier wohl keiner (am wenigsten ich) Bock hat. Naja, was die deutsche Black Metal Szene betrifft, scheint es irgendwie doch langsam bergauf zu gehen, da mittlerweile eben Bands wie Secrets of the Moon, Endstille oder auch Negator auch international Beachtung bekommen, zumindest wurde ich schon von skandinavischen Interviewpartnern vor allem auf die beiden Letztgenannten angesprochen.

Ok, das soll es dann aber auch endlich gewesen sein. Gibt es noch irgendetwas, das Du der werten Leserschaft gerne mitteilen möchtest?
Ok, wer es tatsächlich geschafft hat, das komplette Interview durchzulesen (nicht weil’s nicht interessant wäre (im Gegenteil), sondern weil es einfach seeehr lang geworden ist), hat hoffentlich keine weiteren Fragen mehr. Somit bleibt mir nur noch, mich für das Interview zu bedanken!
V. Santura / Dark Fortress,

www.thetruedarkfortress.com

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