Bewertung: 4/6 → Find ich gut!
Spielzeit: 61:04
Songs: 17
„Awaking Corpses – Hamburg Edition“ bezeichnete man diesen Märzabend im Hamburger Stadtteil Billstedt. Dort kam man im Rahmen der Revolt-Reihe (die es nun schon seit 10 Jahren gibt) im Keller des Bambi Galore zu diesem besonderen Anlass zusammen. Sechs Bands aus der Hamburger Death-Metal-Szene gaben sich ein Stelldichein ohne Gage und auch das Publikum kam für lau in den Genuss feinster Hörgasmen auf’s Trommelfell. Motto: Support the local Underground! Der Laden war wohl rappelvoll und die Stimmung ausgelassen, schließlich wurde das ganze aufgenommen und es entstand eine Split mit buntem Potpourri quer durch die Hamburger Metal-Szene.
Torture Gut, die sich Brutal-Death-Grind auf die Fahne geschrieben haben, machten den Anfang und auch keine Gefangenen. Gleich gibt’s aufs Fressbrett mit feinstem groovigen Death-Grind und tiefen Growls, die direkt aus der Hölle zu kommen scheinen. Man kann gut mitschunkeln. Der Sound des Mitschnittes kann sich hören lassen, die Meute jedenfalls ist begeistert und ruft schon mal lauthals nach Zugabe. In dem mit Slam-Passagen gespicktem „Turning Extrem“ dreht das Tempo dann noch mal auf und animiert zum Kreisverkehr, eine würdige Einstimmung.
Devastator machen ihrem Namen alle Ehre! Sie verwüsten das Bambi mit brutalem Death, drückendem Bass und dem Wahnsinn nahen Vocals von Lenny, der später natürlich mit Endseeker nochmals aufs Publikum losgelassen wird. Den Leuten vor der Bühne wird der Garaus gemacht. Auf dieser Platte findet auch ein neuer unveröffentlichter Song Platz. Hört sich ziemlich fett an, bei der Meute jedenfalls kommt er gut an, denn wieder fordern sie eine Zugabe.
Geknüppel mit einer Huldigung alter Death-Metal-Bands gibt’s bei Morbitory. Der Fronter (Angelgrinder genannt) grunzt ganz gut ins Mikro. Angelgrinder wird auch der zweite Song betitelt, der es auf den Mitschnitt geschafft hat. Was bei der Aufnahme irritiert sind die wechselnden Lautstärken der einzelnen Instrumente, sollte man sich das über Kopfhörer reinziehen.
Mit Irate Architect geht’s dann weiter. Mit vier kurzen Songs, sind sie dennoch am stärksten vertreten. Technisch-brutaler Death-Metal knüppelt sich mit derartiger Geschwindigkeit durch die Hörgänge, dass es einem schwindlig wird. Unglaublich, was der Drummer da leistet! Mit Schunkeln kommt man hier nicht weiter, durchdrehen ist angesagt. Wer technisches Gefrickel in sehr hoher Geschwindigkeit mag, der ist hier ebenfalls gut aufgehoben. Der Sound hört sich jedenfalls ziemlich rund an. Zur Zeit arbeiten sie nach jahrelanger, krankheitsbedingter Schaffenspause endlich an einem neuem Album, welches wohl auch demnächst erscheinen wird.
Incarceration stürmen als nächstes die Bühne. Mit ganzen sechs Bands wird die Menge ziemlich gefordert, denn auch hier gibt’s keine Gefangenen. Die Band mit brasilianischen Wurzeln hat auch schon hierzulande einiges an Geraune verursacht. Ihre Mischung aus selbstbezeichneten Killer Oldschool Death Metal in Verbindung mit dem krank klingenden Gesang hört sich gut an. Leider ist die Aufnahme etwas verwaschen und der Gesang geht ziemlich unter. Was sagt uns das? Live-Aufnahmen sind nichts im Vergleich zum Live-Erlebnis. Wer sich ärgert wieder mal nur auf dem Sofa Platten gehört zu haben, also bitte das nächste Mal vor die Tür gehen.
Endseeker – längst kein Geheimtipp mehr – schließen diesen Abend mit hamburgischem Schwedentod ab. Schade, dass man keine Bilder hat, denn Lenny ist eine richtige Rampensau und sein Minenspiel ist immer wieder herrlich. Der Sound ist auch hier nicht optimal, eher dumpf und verschwommen. Ein Grund mehr in die neue Scheibe, die vor kurzen erschienen ist, reinzuhören. Dennoch war der Abend ein Abriss und die Meute ruft hoffentlich nicht umsonst nach Fortsetzung!
Das Cover-Artwort wurde übrigens von Herrn Westphal, der das Necromaniac Zine führt, gezeichnet. Dessen morbide Version des Logobanners für Purgatory schaffte es sogar in Mark Riddicks Buch „Logos From Hell“. Also Ehre, wem Ehre gebührt.
Die Live-Split soll eine Würdigung und Unterstützung der Hamburger Metal-Szene sein und in diesem Sinne ist das auch gelungen. Wer auf den Geschmack gekommen ist, sollte sich jedoch auch die einzelnen Bands in Ruhe zu Gemüte führen und dann zum Support des lokalen Undergrounds dabei sein, der Sound und die Stimmung ist einfach unersetzlich!
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