SAAR-TANICA VOL. II, 08.09.2018

Saar-Tanica Vol. 2

Am 08.09.18 fand das Saar-Tanica Vol. II als heiß ersehntes Event unter Black- & Death-Metallern im tiefsten Südwesten Deutschlands statt. In Neunkirchens Stummscher Reithalle sorgte neben altbekannten Gesichtern auch junges Blut für frischen Wind und kollektiv grimmiges Kopfnicken. Sowohl Gruppen aus heimatlichen Gefilden als auch norwegische Urgesteine teilten sich die Bühne, sodass einem denkwürdigen Abend nichts im Wege stand.

Mournful Winter aus Baden Württemberg steigen hoch in die Partie ein. Wer das junge Vierergespann bereits live erlebt hat, erkennt auf dem Saar-Tanica eine deutlich positive Entwicklung: die Songs sind um ein Vielfaches stimmiger als noch im letzten Jahr und mit den Klarinetten- sowie Mandolinenklängen von Befana kann so manche Reihe gefüllt werden. Letztendlich ist vor allem die abwechslungsreiche Atmosphäre ein großer Pluspunkt für die jungen Opener.

Nach dem erfolgreichen Einstieg ist der Weg für die Saarbrücker von Grau geebnet. Das Gespann hat eine von ihrem Erstlingswerk „Transzendenz“ geprägte Setlist und kann das noch passive Publikum vor der Bühne halten. Atmosphärisch, melodisch und nichtsdestotrotz mit ordentlichen Ballerpassagen in petto legt Grau einen soliden Auftritt hin. Insgesamt fehlt der Truppe trotz technischer Finesse noch das Alleinstellungsmerkmal, welches wirklich aufhorchen lässt. Trotzdem: Es scharen sich einige treue Fans vor der Bühne und die einzige im Merchstand aufzufindende CD der Truppe ist flotter an den Mann gebracht, als man Doublebass sagen kann.

Die zuvor noch deutlich frostige Atmosphäre findet bei Sacrilegious Rite ein jähes Ende, denn die Saarländer drehen in der Stummschen Reithalle nochmal ordentlich am Tempomat. Die Trommelfelle zeigen nach der wilden Geräuschwand deutliche Lähmungserscheinungen, denn spätestens ab „Coronatus Rex Mortis“ gelten die Gehirnwindungen der deutlich dichteren Reihen nun eindeutig als freigebolzt. Neben altbekanntem Material haben Sacrilegious Rite aber auch ein feines Mayhem Cover und den neusten Song „Breathing Fire“ auf die Setlist gepackt. Mittlerweile mit viertem Mann unterwegs zeigen Sacrilegious Rite also eine wilde Präsenz auf der Bühne, obwohl so mancher sich noch mehr Bühnenshow wünscht. Nichtsdestotrotz wird nach dem Ritus lautstark nach einer Zugabe verlangt; das erste Mal für diesen Abend.

Ein Blickfang sind nachfolgend die Luxemburger von Black Candle. Mit nahezu fabrikneu anmutendem Auftreten zieht die Truppe Aufmerksamkeit auf sich, denn mit Kapuzen vermummt und vielerlei Kettenfirlefanz liegt die Truppe im ästhetischen Bühnentrend. Desto erstaunlicher, dass die Gruppe bereits seit den Neunzigern unterwegs ist. Unbeirrbar wummern Black Candle als experimentelle Doom-Walze vor sich hin und werden der ansprechenden Optik somit durchaus gerecht. Letztendlich zeigen Black Candle sich optisch aber stärker als sie es musikalisch sein könnten, wofür die sich langsam lichtenden Reihen ein Indikator zu sein scheinen. Womöglich war auch schlichtweg der Bruch von der Black-Death-Geräuschwand von Sacrilegious Rite zum geschwärzten Doom-Batzen der Luxemburger zu immens. Black Candle reihen sich aber problemlos in die bisher ausnahmslos gelungenen Auftritte des Abends ein.

Der folgend angesetzte Auftritt von Vargsheim muss aufgrund privater Umstände ausfallen, sodass Old Pagan als fünfte Band des Abends die Bühne erklimmt. Somit muss Trommler Machosias, der auch bei Sacrilegious Rite die Felle quält, innerhalb kurzer Zeit zum zweiten Mal ran. Doch problemlos wird sich durch das Set gehämmert und Old Pagan verdienen sich wie gewohnt das Prädikat „Naturgewalt“. Mittlerweile ist das Gespann im Gegensatz zum letzten Jahr wieder ohne Keyboard unterwegs, was den Songs eine brachialere und rauere Nuance verleiht. Treue Fans drängen sich vor der Bühne und man merkt Band sowie Publikum den Spaß sichtlich an, sodass der Auftritt eine familiäre Note bekommt. Ganz klar ein saarländischer Klassiker, der insbesondere aufgrund der Fanbase erfolgreich ist und bleibt.

So langsam scheint die Luft raus zu sein, denn mittlerweile spielt sich ein Großteil des Abends eher vor als in der Halle ab. Aber Isvind holen aus dem sichtlich ermüdeten Publikum nochmal alles heraus, denn Bandkopf Goblin fegt ungebremst und gut gelaunt über die Bühne. Das Quartett, eigens für das Saar-Tanica aus Norwegen angereist, trifft den Nerv mit jedem Ton und hat eine stimmige Setlist im Gepäck. Bei der ungeahnten Dichte an glühenden Riffs brennt nicht nur bei Klassikern wie „Ulv! Ulv!“ die Hütte. Mehr bleibt kaum zu sagen, denn Isvind fetzen mit einer Leichtigkeit über die Saiten, die schlichtweg beeindruckt. Zu einer Zugabe müssen die Norweger zwar überredet werden, das Publikum dankt es ihnen aber vielfach mit einer Passion, die man auf den meisten Black-Metal-Konzerten heute vergebens sucht.

Insgesamt war das Saar-Tanica erneut ein voller Erfolg und eroberte sich spätestens mit Vol. II einen festen Platz in den Köpfen der hiesigen Szene und auch über die Grenzen hinaus. Für den 07.09.2019 steht nun auch offiziell das Saar-Tanica Vol. III in den Startlöchern und wir können gespannt sein, welche Bands als nächstes ins Saarland gelockt werden können.

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