Hypnosis Special Sept./Okt. 1998: DECAY

Auf einen schweren Fisch bin ich bei der Band DECAY gestoßen, bei welcher man erstmal im Ungewissen bleibt, ob man es mit einer reinen Detah-Metal-Band zu tun hat, oder ob man einem ineinander übergehenden Gemisch aus Black- und Detah Metal lauscht. Nun, meiner Meinung nach spielen DECAY keinen reinen Death Metal, was Jochen (g) allerdings etwas anders sieht:“Ich würde schon behaupten, daß DECAY eine Death-Metal-Band ist. Klar, es finden sich Parallelen zum Black Metal, die sich hauptsächlich in den zweistimmigen Gitarrenmelodien widerspiegeln, was bestimmt auch darauf zurück zuführen ist, daß uns Bands wie UNANIMATED usw. in gewissem Maße beeinflußtne.“

Doch sollte immer noch der Hauptgrund, warum man eine Band wie DECAY unterstützt, in erster Linie die Musik sein. Und eben jene 5 Tracks plus Intro, welche man auf vorliegender Demo-CD, ‚When Heaven Bleeds‘, zu hören bekommt, sind richtige Knaller geworden. Mit einer Gesamtspielzeit vonüber 35 Minuten ertönen sowohl melodische wie auch schnelle abwechslungsreiche Riffs. Die persönlichen Faves der einzelnen Bandmember sind durchaus ein Indiz dafür:“Jeder von uns hat sienen individuellen Musikgeschmack. Marc hört überweigend old-scholl-Death, Stefano eigentlich alles von Heavy bs Black, unser Drummer ist mehr für die Progressivgeschichten, und meine Wenigkeit bevorzugt den alten Schweden-Death, wie DISMEMBER oder ENTOMBED.“

Da die Urgeschichte der Band von niemandem besser rübergebracht werden kann als von einem Gründungsmitglied, ließ ich Jochen frei Schnauze erzählen:“Nun, alles begann damit, daß ich Ende’95 unseren Drummer Stefan kennenlernte. Er spielte damals in einem Orchester, und ich klimperte zu Hause so vor mich ‚rum. Nach einiger Zeit stellte sich heraus, daß keiner mit der jetzigen Situation zufreiden war, und so beschlossen wir uns zu gemeinsamen Jamsessions zu treffen. Anfangs versuchten wir, in eine bestehende Band einzusteigen, doch mußten wir teures Lehrgeld zahlen. Wir wollten zwar Death Metal spielen, wußten aber nicht genau wie. Nach mehreren Flops und aus tiefster Verzweiflung heraus beschlossen wir dann unsere eigene Band zu gründen. In Marc fand man auch gleich den geeigneten Gitarristen, und fortan traf man sich im Keller der Dorfkirche zur gemeinsamen Musizierstunde. Erweitert wurde unser Trio durch einen gewissen herumgrunzenden Christian Urban, der aber wegen musikalischer Differenzen leider nicht mehr zum aktuellen Line-Up gehört. In dieser Viererbesetzung bestritten wir unsere ersten Konzerte. Da sich kein fähiger Bassist finden ließ, wechselte Marc spontan zum Baß, und mit Stefano wurde ein würdiger Nachfolger aufgetrieben. Das war im August’96. Ach ja, nach dem Ausstieg von Christian, Ende’97, übernahm Marc auch den Gesang. Das aktuelle Line-Up liest sich demnach wie folgt: Marc Blat (voc, b), Stefano Secci (g), Jochen Shcwarz (g) und Stefan Ranker (dr).“ Na, wenn das mal keine History war.

Was mich allerdings stark wunderte, war ein Aufdruck von KLONDIKE Rec. Auf der CD. „Das Label verliert für uns seine Funktion, sobald wir einen Plattendeal bekommen. Es gibt also keine Verträge. KLONDIKE stellt uns lediglich die LC-Nummer zur Verfügung, die uns vor ‚räuberischen Übergriffen‘ bewahrt und uns Airplays im öffentlich-rechentlichen Rundfunk ermöglicht. Ansonsten ist DECAY vertragsfrei.“

Und daß es das Quartett ersnt mit seiner Musik meint, ist offenkundig, da auch intensiv geprobt wird und zwar „zur Zeit dreimal wöchentlich, so vier bis fünf Stunden.“ Pech hat man allerdings mit der Möglichkeit, sich live zu präsentieren:“Die Anzahl der Auftritte läßt im Moment noch zu wünschen übrig, soll heißen, es könnten schon noch einige dazukommen. Daß es so wenige Auftritte gibt, hängt damit zusammen, daß wir hier im Saarland am Metalarsch der Welt wohnen. Es gibt kaum Häuser wo man sich austoben kann. Natürlich läßt sich ab und zu immer mal was reißen, aber man kann jetzt auch nicht sagen, daß wir regelmäßig Konzerte spielen.“

Kommen wir aber zurück zur CD. Die Songs handeln, nach Jochens Aussage, von ungewissenheit, Mystik, Lebensphilosophie und menschlichen Schicksalen. „Jegliche Art unseres ‚kranken‘ Gedankengutes findet irgendwie Verwendung in unseren Texten.“ Ein gutes Beispiel für die kranken Gedanken kann Jochen auch geben. „Der Titelsong unserer Demo-CD, ‚When Heaven Bleeds‘, steht im direkten Bezug zum Cover. Allein der Gedanke, daß der Himmel blutet, versetzt dich in eine gewissen Endzeitstimmung, welche durch die karge Landschaft auf dem Cover noch verdeutlicht wird.“

Seit der Gründung von DECAY beschäftigt sich Jochen auch mehr und mehr mit dem Underground, wobei von ihm positive Erfahrungen gesammelt werden konnten. „Ich habe recht gute und vor allem freundschaftliche Kontakte zu verschiedenen Bands und anderen Leuten. Auch muß ich sagen, daß der Underground wirklich lebt. Ich stelle erfreulicherweise fest, daß die Szene, allen Gerüchten zum Trotz, sehr aktiv ist.“

Das die Songs in gewissem Maße schon hymnencharakter besitzen, ist wohl für jede Band eines der höchsten Lobe. „Nun, der Stefano und ich ‚jammen‘ zusammen herum und da entstehen halt solche Riffs. Auch bei gemeinsamen Sessions im Proberaum kommen sehr interessante Sachen heraus. Die Riffs entwickeln sich aus dem Moment heraus. Natürlich gibt uns die Harmonie der Musiker untereinander eine Menge Inspiration, und beim Zusammenbasteln der Songs geben wir uns schon Mühe, die bestmögliche Reihenfolge der Riffs zu finden. Aber ob dies das Rezept für Hymnen ist? Ich kann es einfach nicht sagen.“ Solch ein Rezept gibt es wahrscheinlich auch gar nicht.

Zum Schluß gebe ich dem Jochen noch die Chance seine Band und die CD an den Mann bzw. die Frau zu bringen. „Ich kann nur sagen, daß unsere CD gelungen ist und meiner Meinung nach etwas Neues bietet, da sie sehr eigenständig ist. Neben außergewöhnlicher Spielfreudeund gelungenen Riffs sind wir auch mit der klanglichen Umsetzung unserer Musik sehr zufrieden.“

Nach dem nur einzigen Demo entschlossen die Jungs sich in WARCHILD X umzubenennen und Melodic-Death/Black zu spielen. Aber auch unter diesem Namen reichte es nur für ein Demo mit dem Titel ‚Between Shadows and Light‘. Das war im Jahre 2003 und mittlerweile hat es auch diese Band im Metalmeer versunken.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*