Hard Stuff: Der gelbe Feind

Der Underground hat einen, bisher von mir nicht erwähnten Feind. Heimtückisch lauert er allerortens, stets bereit, zuzuschlagen, um Zwietracht zu säen, Ärger zu bringen, Schaden anzurichten. Nein, ich rede hier nicht von Zensurbütteln, auch nicht vom Druckfehlerteufel, Deadlinemonster oder Defekthexe. Nein, ich rede von der GELBEN GEFAHR! Nee nee, das sind jetzt nicht die Chinesen, Ihr Scherzkekse! Ich rede von der guten alten Deutschen Post. Dabei soll hier mal nicht nur auf den Würgegriff unmenschlicher Portosätze verwiesen werden, das kennt jeder nur zur Genüge, der schon mal einen A5-Brief nach Übersee geschickt hat, und vor allem mal sieht, was der Ami für dieselbe Leistung zahlt.

Nein, unsere Post hat noch andere nette Nebeneffekte, die es hier mal aufzudecken gilt. Zum ersten weiß jeder Undergroundie, daß der Aufwand an Post und dergleichen immens ist. Um dem gequälten Menschen zu helfen, reduziert die Post den Mail-strom, und läßt von Zeit zu Zeit mal etwas verschwinden. Das kann mal ein Brief, oder auch mal ein Einschreiben sein, ganz nach Wunsch. Natürlich führt das manchmal zu gar nicht netten Nebeneffekten. So macher hat sich seinen Ruf schon ruiniert, indem er auf Post nicht reagiert hat. Doch ab und zu hat auch die Post selbst reagiert, und mit dem Gedanken, „schon wieder so ein Quatsch-Brief, bringt eh nix, wir sparen uns halt die Zusendung, der Empfänger kann damit eh nix anfangen!“. Mir ging es letztlich so. Nach dem ich von der XXX*-Promotion- Firma drei CD’s zum Reviewen bekam, sandte ich gemeinsam mit Interviewfragen an eine der Bands, den Rücksendebögen auch schon mal Vorabdrucke der Reviews hin.

Daraufhin tödliche Stille. Nun gut, dachte ich, die sind angepißt, weil zwei der Reviews ein wenig bissig waren. Passend dazu auch keine Bemusterung mehr, wobei ich da schon irgendwie kapieren kann, daß so eine Firma dann schon sehen muß, ob sich ihr Aufwand auch lohnt. Nun, da ich ja eigentlich Freiexemplare noch verschicke, hat auch besagte Firma eines bekommen, mit einem Vermerk, das es nun wohl mit dem Intie nix mehr wird. Kurz darauf schellt das Telefon, und ein Promotionmensch erzählt mir ganz erstaunt, daß mein Vermerk ziemliche Verwirrung, und entsetztes Durchsuchen der Ablage ausgelöst hat. A: die Band wäre eigentlich an einem Intie interessiert, B: die Firma möchte ihre Zusammenarbeit auch nicht einstellen. Lösung des Problems: Meine nette Postsendung ist in den unerbittlichen Fängen der gelben Gefahr gelandet und brutal aus dem Verkehr gezogen worden.

Effekt einer so kleinen Sache kann oft riesengroß werden. Nämlich dachten wohl die XXX-ler, daß ich einer dieser Ärsche wäre, der Promos einsackt, und dann seinen Teil nicht erfüllt. Ich nun wieder dachte, mein Heft wäre Firma und Band gleichermaßen zu unbedeutend oder uninteressant. So kann man ganz schnell in den Ruch eines Arschlochs oder Rip-Offs, oder eines eingebildeten Fatzkes kommen. Also Leute, wenn Ihr mal keine Antwort oder Reaktion von jemandem bekommt, fragt dort lieber noch mal sicherheitshalber an, ehe ihr herumposaunt, was für’n Arsch der X, Y oder Z ist.

Natürlich reißen solche Sachen dann auch mal das Finanzloch noch ein wenig auf, wenn man beispielsweise umfangreiche Sendungen noch mal verschicken darf. Diese Ehre hatte ich auch schon, als jemand mal für ca 50 Mark etwas bei mir geordert hat, meine Sendung aber nie erhielt. Tja, also mußte ich schweren Herzens den ganzen Stoff nochmal zusammenpacken, habe ihn sozusagen für den halben Preis abgegeben. Möge der Sauhund, der sich das Zeug unberechtigt unter  seine gierigen Fingernägel gerafft hat, zeit seines Lebens von Impotenz geplagt sein! Noch besser ist es dann, wenn ein Paket von Flensburg nach München einen Tag braucht, ein Brief von Bonn nach Köln dafür eine Woche.

Manchmal frage ich mich tatsächlich, ob das extra so per Zufallsgenerator gemacht wird, damit die Leute den noch höheren Portosatz für Einschreiben berappen. Aber selbst diese verschwinden ja ab und zu, meist auch noch jene, deren Wert die obligatorischen 50 DM „Schadensersatz“ überschreitet. Oder passiert so etwas in Tateinheit mit dem abgekoppelten Bastard, der Telekom (Lila Pause?), damit man sich Faxgeräte und Modems anschafft, um auf diesem Wege ein paar Gebühren mehr zu kassieren?

Natürlich kann man da gar nix machen, die Post haftet nicht für verlorene Normalpost, wie man in jedem Postamt lesen kann. Das einzige, was bei der Post sicher ist, ist die nächste Portoerhöhung. Wird noch mal so kommen, daß die Worte „Teure Grüße!“ keine leere Floskel wird. Schreib mal wieder!

(Das Entstehungsdatum dieses Artikels wurde geschätzt)

Maik Godau 35 Artikel

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*