Ván Records
Bewertung: Ohne Wertung
Spielzeit: 47:36
Songs: 8
Vor einigen Tagen ist nun das lang ersehnte Debut-Album von Freitod in Form einer Digi-CD wie auch einer LP bei mir zu Hause angekommen. Ich hatte recht hohe Erwartungen an das Album „Nebel der Erinnerungen“ und ich muss sagen, dass ich nicht enttäuscht wurde.
Doch habe ich mich entschieden keine Punkte für diese CD zu vergeben, da ich 2005 einer der Mitbegründer der Band Freitod war. Damals wurde die Band von R. Seyferth und mir im schönen Frankenland im Raum Nürnberg gegründet. Ziel war es unsere depressiven Gedankengänge in musikalische Form zu gießen, ohne dabei auf klassische „Genre-Grenzen“ Rücksicht zu nehmen. Ende 2005 kam dann noch G. Eisenlauer zur Band dazu. Wir veröffentlichten nur Kassetten für den engeren Freundeskreis und die gesamte Musik war in improvisierten Sessions erschaffen, roh und ungestüm. Leider musste ich 2006 umziehen und verlies somit die Band. R. Seyferth übernahm nun wieder das Schlagzeug und G. Eisenlauer wechselte wieder an die Gitarre. 2007 wurde dann die erste Demo-Kassette mit einer Auflage von 300 Stück in Eigenregie produziert. 2008 kam dann schon die zweite Demo-Kassette heraus und von dieser Kassette wurden bisher gut 450 Stück verkauft.
Schnell wurde Ván Records auf Freitod aufmerksam und bescherten der Band das Debutalbum, welches, neben einem genialen Genocide-Cover, sechs Songs von den Demos in neu eingespielter Version sowie eine komplette Neukreation enthält.
Doch kommen wir endlich zur Musik. Freitod sind nicht dem klassischen Black Metal Genre zuzuordnen, sondern changieren zwischen Dark Metal, Black Metal und Doom-Elementen.
Schon im ersten Stück „Ein neuer Tag“ werden alle Elemente der Band eingesetzt. Klarer, melancholischer Gesang im Stil von Katatonia trifft auf klassische Gitarrenmusik. Das Schlagwerk hält sich noch zurück und setzt knappe Stilelemente in den Hintergrund ein. Doch dann schlägt die Musik um und aus Melancholie wird Agonie und Verzweifelung. Die Musik bewegt sich im doomigen Midtempo-Bereich, das Schlagzeug wird druckvoller und der Gesang ein raues Kreischen. Die Musik erreicht dabei eine fast hypnotische Eleganz der Elegie und bereitet den Hörer auf das vor, was da noch kommen mag.
Die folgenden Lieder bauen den Stil von Freitod weiter aus, neue Melodiebögen treffen auf einzelne Passagen, welche schneller eingespielt wurden und die allgegenwärtige Depression erfasst jede Faser des Hörers. Die Texte tragen das ihrige dazu bei; so sind diese Texte doch aus einer sehr persönlichen Sichtweise mit viel Emotion geschrieben – und strahlen eine Ehrlichkeit aus, wie sie nur noch selten im Black Metal zu finden ist.
Mit dem siebten Lied wird das Lied „Blasphemy“ von Genocide mehr als ordentlich gecovert und bringt einen kurzen Bruch in den Stil von Freitod hinein, auch wenn selbst bei der Coverversion die Freitod-Elemente klar herauszuhören sind.
Das Abschlusslied „Abwärts“ ist dann komplett im klaren Gesangsgewand gehalten und hier werden auch die depressivsten Melodien des Albums erschaffen. Klassischer Black Metal ist hier kaum noch zu finden und Freitod zeigen auf, welches Potential in Ihnen steckt. Dabei entwickelt das Album keine Längen und auch die „Abwechslung“ bleibt im Laufe der knapp 50 Minuten erhalten. Und jedes Lied setzt neue negative Energien frei auf dem Weg in die Einsamkeit und depressive Seite dieser Welt.
Die Aufnahme ist für ein Debut-Album (wie es aber von Ván Records nicht anders zu erwarten war) erstaunlich gut, auch wenn die Gitarren noch etwas mehr „Klangfarbe“ und Tiefe und das Schlagzeug insgesamt mehr „Druck“ vertragen könnte. Auch der klare Gesang muss hier und da noch etwas verbessert werden, auch wenn das nur Marginalien sind, welche der Gesamtstimmung dieses Albums keinen Abbruch tun.
Die CD wie auch die LP kommen sehr schön und der Thematik entsprechend gestaltet daher. Hier wird dem Hörer also nicht nur Musik, sondern auch etwas für das Auge gegeben und nicht in die gängige Klischee-Falle getreten.
Anhänger des Dark/Black Metals, welche sich der Depression und dem Suizid in musikalischer Form nähern wollen sollten sich diese CD auf jeden Fall zulegen. Wer jedoch mit progressiv ausgerichteten Klangwerken eher nichts anfangen kann (oder eher den Hass anstatt die Depression sucht) wird mit Freitod weniger anfangen können.
Ich schließe mit den Worten des Liedes „Hoffnungslos“: „Stillstand, Tränen fallen, Wertlos, Trostlos, Sinnlos; Hoffnungslos“
Kommentar hinterlassen