Adorned Brood Interview (Update)

In Sachen Feedbackzeit waren Adorned Brood vorbildlich – innerhalb von zwei Tagen hatte ich die Antworten zu meinen Fragen. Der Informationsgehalt war jedoch nicht so hoch, da das Feedback doch sehr kurz und knapp ausfiel. Dies sah wohl im Nachhinein auch die Band ein und Sänger Frost schickte mir noch etwas ausführlichere Informationen hinterher. So findet Ihr im Folgenden seine Antworten zusätzlich zu denen von Schlagzeuger Ariovist. Wer die Band bis dato noch nicht kennt, dem sei gesagt: Adorned Brood gehören zu den ältesten Pagan Metal-Bands im Lande, haben in den fast 18 Jahren ihrs Bestehens viele Hochs und auch Tiefs erlebt. Mit „Hammerfeste“ legen sie ihr neues Album vor, dass mir gut gefallen hat und auch in der Szene positive Reaktionen geerntet hat. Doch es sind auch kritische Stimmen wahrzunehmen, die der Band fehlende Entwicklung oder das permanente Wiederholen stil-typischer Stereotypen vorwerfen. Macht Euch mit einem kleinen Soundcheck am besten Euer eigenes Bild.

Euer neuer Wurf „Hammerfeste“ definiert – lt. Bandinfo – die Band klar als Einheit. Gibt es auch einen realen Hintergrund, eine echte ‚Hammerfestung‘, die Pate bei der Namensgebung stand?

Ariovist: Es gab Ideen, eine Festung etwa ins Coverartwork einzubauen, jedoch beließen wir es dann bei einem imaginären Synonym für den Zusammenhalt der Truppe.

Frost: „Hammerfeste“ steht einzig und alleine für den Zusammenhalt in der Band. Für mich bedeutet es, dass wir uns von nichts und niemanden beirren lassen. Wir haben schon so viel Scheiße durchgemacht und haben alles überstanden und immer wieder weitergemacht. „Hammerfeste“ war da für mich das passendste Wort für uns.

Der „Hammerfeste“-Vorgänger „Noor“ wird als das beste und reifste Album Eurer Geschichte angesehen, davor „Heldentat“ erntete die wohl kontroversesten Reaktionen. Wie ist bisher das Feedback zu „Hammerfeste“? Wie würdet Ihr den neuen Output im Vergleich zu Euren bisherigen Releases einordnen?

Ariovist: Wenn „Noor“ das bisher beste Album war, empfinden wir „Hammerfeste“ noch als Steigerung, in vielerlei Hinsicht. Die Produktion ist sehr gut, wir haben viele Chöre eingebaut und die Refrains sind mitreißender als bei älteren Liedern. Das Feedback ist soweit durchweg positiv.

Frost: Das Feedback zu „Hammerfeste“ ist überwiegend positiv. Natürlich gibt es auch negative Stimmen aber das ist – denke ich – normal. Wenn allen diese CD gefallen würde, hätten wir ein Wunder vollbracht. Für mich persönlich ist „Hammerfeste“ das beste, reifste, melodischste und mitreißenste Album unseres Schaffens. „Noor“ war bei VÖ das beste Album für mich und ich hatte Angst es mit dem nächsten Output, welches „Hammerfeste“ wurde, nicht toppen zu können. Meiner Meinung nach haben wir das geschafft.

Ich finde das Album auch vor allem mitreißend, eingängig, dabei aber auch aggressiv und trotzdem immer durchdacht arrangiert mit einigen Highlights: „Triumph“, „Pagan knights“, „Lead my ship“ oder auch der Titeltrack. Gibt es Stücke, die sich schon jetzt bei Euch als Favoriten heraus kristallisieren?

Ariovist: Ich denke jeder hat da so seinen… Was allerdings bei den Reaktionen von Fans auffällt ist, dass der Song „In battle“ immer häufiger Erwähnung findet. Das hätten wir so nicht erwartet.

Frost: Ich finde alle Songs auf dem Album sehr gut gelungen. Müsste ich mich für drei Songs entscheiden, würde ich mich für „Hammerfeste“, „In Battle“ und „Pagan Knights“ entscheiden. Live kommen Songs wie „Death and disguise“, „Kaperfahrt“ und „Hammerfeste“ besonders gut an aber alle anderen Songs werden ebenso gefeiert und hoffentlich auch bald mitgesungen.

Was ist beim Kreieren eines neuen Stückes für Euch am Wichtigsten: Eingängigkeit? Wiedererkennungswert? Aggression? Abwechslungsreichtum? Ganz andere Kriterien?

Ariovist: Letztlich muss er ‚Brood-proof‘ sein. Wenn wir merken das ein Song komplett aus der Art schlägt, verwerfen wir ihn. Wie schon gesagt, bei „Hammerfeste“ haben wir sehr auf eingängige Melodien und besonders die Refrains geachtet.

Frost: Du hast alle Kriterien genannt: Eingängigkeit, damit der Song Wiedererkennungswert hat. Ich persönlich liebe eingängige Songs. Aggression, muss drin sein, weil sonst die Texte nicht passen würden und abwechslungsreich, damit es nicht langweilig wird. Jetzt könntest du sagen: äääääähhhhhhhh Eingängigkeit und Abwechslungsreich, wie passt das zusammen? Ja, das kann man gut vermischen und ich denke, das haben wir mit „Hammerfeste“ geschafft.

Zieht sich storytechnisch eigentlich ein roter Faden durch „Hammerfeste“? Oder sind dies einfach nur lose Geschichten vor dem selben Themenhintergrund?

Ariovist: Das Thema ist locker gehalten: das der alten Krieger. Wir besingen Schlachten, Gedanken der Krieger, welche durchaus auch melancholische Seiten haben und von Heldentum geprägt sind.

Frost: Wie Mike schon geschrieben hatte, ist die CD schon mit einem roten Faden durchzogen aber es ist keine zusammenhängende Geschichte, so wie wir das auf unserer „Asgard“ CD gemacht haben. Auf „Hammerfeste“ besingen wir die alten Götter und deren Krieger. Es gibt auch wieder Lieder über die Seefahrt, welcher wir mit „Kaperfahrt“ und „Lead my ship“ versucht haben zu huldigen. Es gibt auch ein Lied auf „Hammerfeste“ welches ein Thema beinhaltet über das Adorned Brood noch nie gesungen oder gesprochen haben. Diejenigen die sich die CD genau anhören wissen worüber ich hier rede.

Was macht es immer wieder spannend über Krieger, Schlachten, Schwertergeklirr zu singen? Ihr gebt ja selbst zu, das diese teilweise leicht klischeebeladen sind. Was reizt Euch immer wieder aufs Neue?

Ariovist: Na ja, immerhin machen wir dies schon sehr lange und beim Pagan oder Viking Metal bleibt soviel Auswahl ja auch nicht. Das ist aber auch gut so.

Frost: Das Schöne an diesem Themengebiet ist, dass man fast alles auf die heutige Zeit beziehen kann und umgekehrt. Ich kann mich immer wieder aufs Neue für diese Themen begeistern. Man muss auch nicht nur klassisch Schlachten besingen, sondern kann auch Saufgelage und Ähnliches aufgreifen. Das unsere Texte klischeebeladen sind find ich gut. So kann sie jeder sofort verstehen und muss nicht lange überlegen was gemeint ist . Wir wollen ja unterhalten und nicht belehren.

Lasst Ihr Euch manchmal auch von Situationen oder Erlebnissen aus dem alltäglichen Leben inspirieren und ‚übersetzt/transferiert‘ diese dann in den bekannten Krieger/ Schwert/ Schlachten/ Odin-Kontext?

Ariovist: Eigentlich nicht direkt bewußt Situationen, eher Sinnbilder die der Band ansich ähneln, wie beispielsweise „Hammerfeste“ oder auch „Noor“, der Hafen, in den die Band zurückfand.

Drückt Ihr Euer Interesse an den angesprochenen Themen ausschließlich mit Adorned Brood aus oder widmet Ihr auch neben der Band Zeit Euch damit zu beschäftigen?

Ariovist: Der eine mehr, der andere weniger. Da die Band jedoch einen ziemlich großen Platz in unser aller Leben einnimmt, beschäftigt sich die Band letztlich schon oft mit den Themen, auch außerhalb des Proberaumes.

Frost: Früher haben wir viel Zeit damit verbracht auf Märkte und Treffen zu gehen, aber heute ist da leider nicht mehr die Zeit für da. Wir haben alle Familie und teilweise auch Kinder mit denen man dann eher seine spärliche Freizeit verbringt. Ich persönlich lese viel über das Thema.

Mit „Kaperfahrt“ habt Ihr einen tradionellen Shanty mit Eurer Interpretation aufgepeppt und mit Leben gefüllt. Das ist ja nicht das erste Mal. Wie wählt Ihr ein Stück aus, dass Ihr den Adorned Brood-Sound überführen wollt?

Ariovist: Sie müssen schon einen starken Refrain haben und die Melodie muss eingängig sein. Letzlich muss es natürlich auch Spaß machen ihn zu spielen.

Frost: Auf „Kaperfahrt“ bin ich gekommen. Ich habe – glaub ich – 100e Traditionales angehört und musste am Schluss feststellen, das es das erste Lied sein wird welches ich gehört hatte: „Kaperfahrt“. Wirklich, kein Scheiß es war wirklich das erste Lied was ich hörte. Da konnte ich mir noch nicht wirklich vorstellen wie es sich zum Schluss anhören sollte, aber das haben wir ja dann in Gemeinschaftsarbeit sehr gut hinbekommen.

Direkt nach dem Release von „Hammerfeste“ seit Ihr mit u.a Black Messiah, Noman’s Land, Heathen Foray auf der ‚Black trolls over Europe‘-Tour unterwegs gewesen. Wie war’s, welches Fazit könnt Ihr ziehen?

Ariovist: Es war eine schöne Zeit und wir haben tolle Leute kennen lernen dürfen. Und wir denken, dass unsere neuen Songs auch live taugen. Dies war ja eigentlich die Feuertaufe für viele neue Songs.

Frost: Die Tour war ein voller Erfolg, nicht nur musikalisch sondern auch menschlich. Ich kann, glaub ich wirklich und ohne zu lügen behaupten, neue Freunde gefunden zu haben. Das gilt natürlich für die ganze Band. Musikalisch war es auch ein Erfolg. Wir haben gesehen und vor allem gehört wie unsere neuen Lieder live ankommen und das war teilweise wirklich bemerkenswert. Ich hoffe, die nächste Tour wird genauso gut.

War die Tour bereits die Live-Promotion für „Hammerfeste“ oder folgt noch einmal eine Adorned Brood-eigene Tour, die doch mehr Spielraum bietet eigenes Material zu präsentieren?

Frost: Im Großen und Ganzen war die Tour schon die Promotion-Tour für „Hammerfeste“. Einige Einzelgigs für 2011 sind schon bestätigt und auch noch in Planung, aber eine Headliner Tour von Adorned Brood wird es nicht geben. Ich denke, dafür sind wir zu klein.

Apropos Spielraum: auf den Festival-Touren sieht der Fan in der Regel viele Bands (im aktuellen Beispiel sieben), diese aber meist nur mit kurzer Spielzeit, muss sich so vielleicht zwei-drei Kapellen reintun, die er nicht mag und sieht von seiner Lieblingsband evtl. nur eine halbe Stunde. Wie sieht Ihr die zweiten Seiten dieser Billings?

Frost: Für den Fan ist solch ein Billing natürlich sehr abwechslungsreich und ein langer, feuchter Abend steht bevor. Andererseits hast du vollkommen recht, dass wenn man nur für eine oder zwei Bands das Konzert besucht, man von denen nur 30 oder 40 min. zu sehen bekommt. Gerne würden wir mal eine Tour fahren, auf der wir Abend für Abend mindestens eine Stunde unserer Musik vorstellen dürfen.

Lass uns mal ein bisschen spinnen: Wenn das Budget keine Rolle spielen würde, wie würdet Ihr eine Adorned Brood-Show so inszenieren, das sie zu Eurer Musik perfekt passt und nicht mehr zu toppen wäre? Oder hattet Ihr diese Situation bereits einmal bei einem Euren vielen Konzerte und auch großen Festival-Auftritte?

Ariovist: Die perfekte Adorned Brood-Show ist, wenn wir mit dem Publikum feiern können und alle begeistern können, das ist sowieso unbezahlbar. Eine gute Bühnenshow zu inszenieren ist schwierig, zumindest wenn man den Anspruch hat, etwas nicht so Abgegriffenes machen zu wollen. Konkret haben wir da noch keine Vorstellung.

Frost: Oh, Budget spielt keine Rolle?! Das wäre echt mal genial. Mein Traum war und ist es schon immer eine absolut geniale Pyro- und Lichtshow zu inszenieren. Alles 100%ig auf die Songs abgestimmt. Die Idee, dass Schlagzeug auf ein Drachenschiff zu stellen hat ja schon eine andere Band verwirklicht. Und diese Show sollte auf dem Wacken Open Air sein.

Wenn ich mit nicht verzählt habe, bestehen Adorned Brood im kommenden Jahr seit 18 Jahren. Nach diesem Zeitraum wird ‚Mensch‘ formell volljährig, erlangt mehr Rechte und Pflichten und schaut noch mal auf das Kind- und Jugenddasein zurück. Wenn Ihr jetzt bildlich gesprochen auf Eure Kindheit und Jugend zurückblickt – welche Erinnerungen haben sich am meisten manifestiert? Welche Erlebnisse möchtet Ihr auf keinen Fall missen, worauf hättet Ihr verzichten können?

Ariovist: Richtig, 18 Jahre sind’s dann. Im Rückblick sicherlich eine schöne Zeit mit sehr unterschiedlichen Erfahrungen. Erlebnisse wie das erste Album, die erste Tour, die ersten Fans sind absolut positiv und davon zehren wir auch in schlechteren Zeiten. Das Business ansich ist jedoch schwierig und in die Richtung gehen wohl eher unsere schlechten Erlebnisse.

Frost: Bezogen auf die Band hätte ich nur wenige Dinge anders gemacht. Unser Auftreten hinter den Kulissen würde anders aussehen, denn das Musikbusiness ist ein hartes und unfaires Business. Ja auch im Underground! Man muss von Anfang an klar machen wer man ist und das man sich nicht verarschen lässt. Ja, und das haben wir nicht gemacht. Wir haben nur daran gedacht Musik zu machen und aufzutreten und niemals damit gerechnet das man uns über den Tisch ziehen will oder könnte. Das hat man so einige Male versucht und auch gemacht. Wir wollten Spaß und den hatten und haben wir. Ich hätte auch unsere „Asgard“-CD zwei Jahre später auf den Markt geworfen.

Besetzungswechsel waren in der Vergangenheit immer wieder Thema bei Euch. Ist mit dem aktuellen Sextett Niklas-Jan-Markus-Thorsten-Mike-Anne die ideale Konstellation gefunden?

Frost: Das ist die ideale Konstellation!!! Musikerwechsel sind wir gewohnt, was nicht heißen soll, dass es mir immer egal war. Im Gegenteil, ich habe mir teilweise den Kopf deswegen zermartert. Ich hoffe es passiert nicht mehr. Es ist wirklich so, dass die Stimmung in der Band noch nie besser war. Dadurch das Ariovist, mit dem ich damals die Band gründete, wieder zurückgekehrt ist, ist es teilweise wieder so wie früher (nur verarschen lassen wir uns nicht mehr). Mit Anne und Jan haben wir zwei musikalische Juwelen und gute Freunde bekommen. Mit Niklas, der nach der letztjährigen Tour einfach bei uns geblieben ist, haben wir unser Durchschnittsalter runtergefahren und natürlich auch einen genialen Keyboarder gewonnen. Zu Thorsten muss ich nicht viel sagen, außer das er für mich einer der genialsten Gitarristen ist den ich kenne. Und ich kenne viele…

Ich hoffe, dass viele dieses Interview lesen werden. Ich sage Danke und hoffe auf ein Treffen auf eines unserer Konzerte.

Heathen greetings

Ariovist, Frost & Adorned Brood

http://www.adornedbrood.de

 

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