Nattaravnur Interview

Die Berliner Metal Szene hat einige interessante Bands zu bieten. Und eine von ihnen ist die im Jahre 2006 gegründete Dark Metal Band Nattaravnur, die kürzlich ihr selbstbetiteltes 8-Track Debütalbum als Eigenproduktion veröffentlicht hat. Musikalisch kann man die Nachtraben zwischen melodischem Death Metal und Gothic Metal einordnen.
Aber macht euch selbst ein Bild und lest folgendes Interview, das mir Gitarrist Hacke, Drummer Basti, Keyboarderin Jen und Bassist Grzegorz beantwortet haben.

NattaravnurBeginnen wir mit einer Zusammenfassung der Bandgeschichte und einer Vorstellung der Mitglieder von Nattaravnur.

Mitglieder:
Motte: Vocals, Gitarre, Hacke: Gitarre, Backing-Vocals, Basti: Drums, Jen: Keyboard, Grzegorz: Bass, Backing-Vocals

Hacke:
Geschichte
2006 suchte Danny B. Helm für sein Projekt „Signed of Life“ Musiker, die seine Ideen umsetzen sollten. Schnell fand er in Motte (vorher Careworn) einen Bassisten und in mir (zu der Zeit bei XAIP) einen Gitarristen. Kurz darauf stieß Basti an den Drums über eine Online-Anzeige dazu. Doch um mit den Proben effektiv zu beginnen fehlten noch Keyboardklänge, daher holte ich kurzer Hand Jen von XAIP mit ins Boot. Nach einigen Proben mußten wir feststellen, das Dannys musikalische Ideale mit unseren absolut nicht vereinbar waren, wir trennten uns und suchten fortan vergeblich einen Sänger und zweiten Gitarristen. Da wir stattdessen eine Bassistin (Romy – heute bei Metlehem) fanden, übernahm Motte die zweite Gitarre und schließlich auch den Gesang. Relativ schnell standen die ersten Songs.
Im Herbst 2008 nach der Trennung von Romy, vor den ersten erwähnenswerten Gigs, sprang Grzegorz (zu der Zeit Gitarrist bei Drop out Chaos) kurzfristig als Aushilfsbassist bei Nattaravnur ein … und ist letztendlich ein festes Mitglied geworden, da ihm das musikalische und „soziale“ Konzept von uns gefiel ;) .
2008 und 2009 haben wir uns durch verschiedene Berliner Clubs und kleinere Festivals wie dem Berlin Bands United, dem K17 Summerbattle oder dem Emergenza gespielt, wobei unsere Fangemeinde stetig wuchs. 2010 haben wir mit unserem ersten Album in Eigenproduktion den Sprung über die Berliner Grenzen hinaus bspw. aufs Metalfest Dessau oder das Rock for Roots in Nauen geschafft.

Wie seid ihr auf den Bandnamen gekommen?
Hacke
Das war eine recht langwierige und bierintensive Angelegenheit. Nachdem Danny und wir verschiedene Wege eingeschlagen hatten, brauchten wir einen eigenen Namen. Vorschläge gab es gefühlte hunderte nein tausende, an denen jeder irgendetwas auszusetzen hatte. Letztlich einigten wir uns darauf, dass Jen noch genau einen Namen sagen soll und egal was es ist, wir nehmen es! Da wir dann aber doch nicht „Gelber Schnee“ heißen wollten, nahmen wir ihren zweiten Vorschlag: „Nattaravnur“ (was alt-norwegisch etwa „Nachtrabe“ bedeutet).

Jen
Aber Gelber Schnee stammte doch gar nicht von mir?! =) Wie auch immer, Nattaravnur war bei mir Liebe auf den ersten Blick, ich fand den Namen von Anfang an schön, symbolträchtig, interessant, außergewöhnlich und passend. Und das hat sich bis heute nicht geändert (auch wenn viele beim ersten Mal Hören denken, es sei Chinesisch oder sowas).

2009 habt ihr das 5-Song Demo rausgebracht. Wie waren die Reaktionen?

Hacke
Ehrlich gesagt gab es nicht so viele direkte Reaktionen. Die Anzahl der Downloads sprach aber für sich und ermutigte uns weiter zu machen. In jedem Fall war es ein wichtiger Schritt für uns.

Jen
Die Reaktionen auf die einzelnen Songs waren gut und es wurden immer mehr Stimmen laut, doch ein Album zu machen. Ansonsten war das Demo eben ein Demo, d.h. Wir wollten auf uns aufmerksam machen, für uns werben und quasi checken, was geht =).

Wenn ihr das Demo mit dem aktuellen Album vergleicht – wie hat sich euer Stil entwickelt?

Hacke
Wir selbst waren ebenfalls überaus kritisch mit der Demo, insbesondere was die Tempi und das Song-Arrangement anging. Vergleicht man die Songs der Demo mit denen des Albums, wird man das sehr schnell nachvollziehen können. Die Songs sind schneller und brachialer dabei aber noch melodischer geworden und mit prägnanteren Basslinien versehen.

Jen
Insgesamt hat sich der Nattaravnur eigene Stil noch mehr herauskristallisiert und das Album bietet einen guten Überblick über den Beginn, das Jetzt und das Potenzial. Zum einen also empfehlenswert für Fans, aber natürlich auch für Labels oder Ähnliches.

Die „Wolves in the Throne Room 2010 EP“ fungiert als Teaser fürs Album, oder? Das sind sicher die Aufnahmen der drei Songs, die auch auf dem Album gelandet sind, oder?! Abgesehen von der EP habt ihr es ja nicht so mit Titel für eure Veröffentlichungen, was?!

Hacke
Die 2010er EP ist tatsächlich ein Album-Teaser, den wir haben einfließen lassen, da wir das Album leider nicht rechtzeitig bis zum Metalfest in Dessau fertig hatten, aber dennoch in den Ohren der Fans bleiben wollten.
Früher oder später landen alle Alben auf verschiedensten Filesharing-Portalen (hab ich von Bekannten gehört ;) ). Um aber wenigstens einen Teil der Produktionskosten des Albums wieder reinzubekommen, hatten wir gehofft vorher noch ein paar CDs verkaufen zu können.

Bitte erzähl uns ein bißchen was zu dem Album!

Hacke
Von den 11 Songs die wir zu dem Zeitpunkt hatten, haben es nur 8 auf das Album geschafft, da wir mit den anderen dreien noch nicht wirklich zufrieden waren und während des Studio-Aufenthaltes keine Zeit für Experimente hatten.

Jen
Die Aufnahmen in dem Symphonic Pop Orchestra Studio waren auf jeden Fall eine tolle Erfahrung und trotz geringer Zeit ist das Ergebnis ganz ordentlich geworden, auch wenn sich manche Details natürlich über die Zeit immer wieder ändern. Letztlich war uns wichtig eine realistische Bestandsaufnahme unserer aktuellen Songs darzubieten und das ist uns, finden wir, gut gelungen.
Artwork ist immer ein etwas diskussionsträchtigeres Thema bei uns, da dies ja ebenfalls alles aus eigener Hand bzw. Bastis Hand stammt.

Basti
Das Artwork bezieht sich indirekt im weitesten Sinne auf das Rabenthema, da man eine Stadt aus der Vogelperspektive sieht. Ansonsten geht es bei dem Artwork eigentlich nur darum die Stimmung der Musik zu transportieren und gut aussehen soll es natürlich auch.

Wovon handeln eure Songs und Texte?

Hacke
Unsere Songs handeln von Mythen und Legenden aller Epochen – von den Nephilim über die zeitlosen Kreaturen der Nacht bis hin zu Jekyll & Hide und The Crow. Dabei nehmen wir uns auch gern die Freiheit hier und da die Stories etwas „anzupassen“ und zu mischen.

– Eine Song By Song Erläuterung zum Album könnt ihr hier lesen –

Das Album kostet nur 8 EUR? Rechnet sich das überhaupt?

Hacke
Haha … eher als sieben fuffzig.

Jen
Ja und Ja ;o)

Für den Preis sollte man schnell zugreifen! Noch preiswerter gab es das Demo – zum Download bei MySpace. Ist das noch irgendwo erhältlich?

Hacke
Mmmmh glaube nicht, die aktuellen Aufnahmen sollen ja in Umlauf kommen …

Jen
Selbst wenn, wir würden natürlich immer eher das Album empfehlen. Das Demo war Mittel zum Zweck, das Album eben ein Album.

Habt ihr euch eigentlich bei Labels beworben? Ist diesbezüglich irgendwas in Aussicht?

Jen
Bisher haben wir uns bei den Labels eher zurück gehalten. Zum einen ist es schwer Geeignete zu finden, denn oft arbeiten Labels in Sparten, in die wir (leider) so schlecht passen und zum andren sind die Zeiten, in denen man sein Tape abgibt und dann nen Deal bekommt, einfach vorbei =). Natürlich sind wir am Planen und alle Ideen und Hilfe sind natürlich willkommen!

Wie würdet ihr euren Stil bezeichnen?

Hacke
Wir werden häufig als Dark-Metal bezeichnet, was ich recht passend finde.

Jen
Da stimme ich Hacke zu, Dark Metal passt irgendwie. Ansonsten ist unser Stil einmalig und unbeschreiblich ;o). Nein, ernsthaft, auch hier scheiden sich die Geister. Fragst du Basti, würde er Orgasmic Death sagen, fragst du Fans und Kollegen, hörst du von Black über Death bishin zu Pagan Metal viele Genres….scheint also wirklich nicht so leicht einordenbar zu sein. Aber das ist auch ganz gut so.

Basti
Angefangen hat eigentlich alles mit etwas Gothic Metal -artigem. Wir wollten dann aber recht schnell etwas mehr Gas geben.
Da alle Musiker von Nattaravnur eigentlich völlig unterschiedliche Musik hören ist das gar nicht so einfach. Unsere Einflüsse reichen bis in die tiefen Abgründe vieler Subgenres harter Musik herab.
Was dabei am Ende rauskommt würden einige von uns als „Modern Death Metal“ bezeichnen, andere wiederum als „Dark Metal“. Wir sind uns auf jeden Fall einig, dass wir heftige Musik machen wollen, welche trotzdem melodisch und nicht stumpf ist.

Habt ihr das Logo eigentlich komplett geändert oder benutzt ihr beide Varianten?

Hacke
Der Schriftzug hat sich komplett geändert. Das stilisierte Raben-Symbol behalten wir bei.

Ihr hattet in diesem Jahr einige Festivalauftritte (Metalfest, Rock for Roots). Wo habt ihr überall gespielt und wie ist es gelaufen?

Jen
Die Highlights hast du bereits in der Frage genannt. 2010 war bisher ein gutes Jahr für uns. Wir haben Berlin endlich mal ein Stück weit verlassen und die Festivals waren natürlich ebenfalls eine willkommene Abwechslung bzw. Weiterentwicklung. Ich denke, ich spreche für alle, wenn ich behaupte, dass unsere Top 3 Auftritte folgende waren: Der K17 Auftritt in Berlin mit Sub Dub Micromachine und Declamatory war feucht fröhlich vor vollem Haus und gut gelauntem Publikum, da hatten alle Seiten Spaß. Der Metalfest Auftritt punktete mit herrlicher Bühne, leider zeitgleich mit Arkona. Und schließlich noch das Rock for Roots, das wir eröffnen durften. Trotz früher Stund, gab es Publikum in Feier und Headbang Laune und das RfR Team war ebenfalls einfach super.

Was habt ihr für die Zukunft von Nattaravnur geplant?

Hacke
Mehr Auftritte, mehr Bier und mindestens genau soviel Spaß wie bisher.

Jen
Hehe, ja genau..und die (musikalische) Weltherrschaft o.O

Grzegorz
Da schliesse ich mich Hacke an, solange wir unsern Spaß haben und anderen Leuten eine Freude mit unserer Musik machen können, bin ich zufrieden.

Was haltet ihr von:
– Thilo Sarrazin

Hacke
Hab sein Buch nicht gelesen, da ich schon die Ausschnitte unter aller Sau fand und mit so ’nem Schwachsinn meine Zeit nicht vergeuden will.

Jen
Seh ich anders, aber siehe nächster Punkt.

– Politik im Metal

Hacke
Is wie Wasser im Bier => verdirbt den Geschmack und machts dünn!

Jen
Hat der Hacke recht. Wie heißts doch gleich: Keep your fucking politics out of metal!

Nattaravnur

– Metalszene in Berlin

Hacke
Hab bisher vorrangig gute Erfahrungen gemacht. Insbesondere verschiedene Aktionen die MIKAProductions an den Start bringt, lässt z.T. gute Kontakte unter den Bands knüpfen.
Das Publikum hingegen ist reichlich kritisch, was es aber noch spannender macht jeden einzelnen zu überzeugen ;) .

Jen
Klein =)

Nennt mir bitte eure aktuellen Top 5 Alben.

Hacke
Muß ich nachdenken … is stimmungsabhängig
1 – The Deathship has a new Captain (The Vision Bleak)
2 – Twilight of the Thunder God (Amon Amarth)
3 – Aelo (Rotting Christ)
4 – (N)utopia (Graveworm)
5 – Awake (Crematory)

Jen
Aktuelle? Uiuiui:
1- Death came through a phantom ship (Carach Angren)
2- Nifelvind (Finntroll)
3- Jahreszeiten (Fjoergyn)
4- Drifa (Helfahrt)
5- 12 Gauge (Kalmah)

Grzegorz
Keine Ahnung. Ich höre zurzeit soviel Unterschiedliches was auch nicht mit Metal zu tun hat, da wird’s schwierig.

Last words, Links, Merchandisehinweise und was ihr sonst noch loswerden wollt.

Jen
www.nattaravnur.com dort gibts aktuelle News zu Konzerten, Merch und auch ein Kontaktfeld zwecks Bestellung, Booking und pipapo.
Ansonsten steht als nächstes ein Berliner Leckerbissen am 23.10.10 mit Atropos, Savnok, Nattaravnur im Werk9 an!

Zu den Song By Song Kommentaren von Nattaravnur

Nattaravnur online:
http://www.nattaravnur.com/
http://www.myspace.com/nattaravnur
http://www.facebook.com/pages/Nattaravnur/133224046692301
http://www.lastfm.de/music/Nattaravnur

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