Japanische Kampfhörspiele – Deutschland von vorne II 6/6

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Bewertung: 6/6 → Tipp

Songs: 11

Spieldauer: 25:26 Min

Japanische Kampfhörspiele ist nicht nur ein Bandname, sondern fast schon eine Lebenseinstellung. Nachdem sich die Band 2011 zum Ärger vieler Fans auflöste, meldeten sie sich zu deren Erleichterung Ende 2014 mit „Welt ohne Werbung“ in gewohnt rotziger Manier zurück. Und seitdem steht die Kreativabteilung auch irgendwie nicht mehr still: „Mit Deutschland von Vorne II“ knüpfen die JaKa an ihre erste reine Coverplatte aus dem Jahr 2005 an.

Da „Welt ohne Werbung“ damals ausschließlich als CD erschien, ist es nach Logik á la JaKa vollkommen natürlich, dass „Welt ohne Werbung II“ nur als Vinyl erhältlich ist. Und zwar, so meldet es zumindest das Label unundeux, in der appetitlichen Farbe „Auswurf“ (Discogs nennt es „yellow transparent“, aber das kann ja jeder!). Das Sleeve ist in liebevoller Schnipselgrafik gestaltet und lässt im Hintergrund prominent unsere Bundeskanzlerin von ihrem bekannten FKK-Shot aus DDR-Zeiten durchschimmern, der letztes Jahr das gesamte Internet verstopfte. Um meinem Kollegen und Artworkfan Ralf Genüge zu tun, gibt es allein hierfür nicht nur keinen Punktabzug, sondern sogar Vorschusslorbeeren!

Zur Musik: Japanische Kampfhörspiele zeigen hier einmal mehr eindrucksvoll, wie Cover wirklich funktionieren. Auf der Scheibe finden sich unter anderem Stücke von EXTRABREIT („Ich will hier raus“), TOXOPLASMA („Asozial“), HAMMERHEAD („Kulttypen“) und KNOCHENFABRIK („Fuck off“), die im klassisch-dreschigen JaKa-Style genau den richtigen Soundtrack für ein Aggro-Kaffekränzchen inmitten von Gelsenkirchner Barock liefern – oder auch für „wenn-man-das-nächste-Mal-stundenlang-im-Stau-steht-und-Amok-laufen-möchte“. Blöd nur, dass Plattenspieler eher selten zur PKW-Innenausstattung gehören. Aber „Deutschland von vorne II“ ist tatsächlich auch bei iTunes erhältlich. Normalerweise würde ich das ja bei einer Band, die dem Kommerz konsequent den Stinkefinger zeigt, als Bigotterie anprangern. Bei den JaKa geht es aber als Realsatire durch. Und um gleich eins draufzusetzen, haben sie sich nicht damit begnügt, einfach „nur“ fremde Stücke neu einzuspielen, sondern auch für die meisten der 11 Songs einen anderen Gastsänger aufgefahren. Die Band selbst begnügt sich größtenteils damit, die Instrumente einzuspielen – und hierbei zeigen insbesondere Christof Kater und Markus „Bony“ Hoff, die normalerweise bei JaKa an den Mikros stehen, dass sie nicht nur hinsichtlich Kreischerei und Gebrülle sehr versiert sind.

Als Anspieltipp kann ich einfach nicht anders, als auf „Brüder“ zu verweisen. Denn wenn eine Band es schafft, aus einem Rummelsnuff-Verbrechen ein schwerwiegendes Stück zu machen, verdient das einfach Beachtung! Aber auch „Leg‘ sie um“, intoniert von Hacker Frosch Tit, oder „Cyberkrieg“ (mit Anti und Paula von SCHUWLE NUTTENBULLEN am Mikrofon) sind sehr stark. Letztendlich ist das ganze Album ein absolutes Muss! Bei YouTube anhören geht selbstverständlich nicht, aber hier gibt’s ein Interview zur Platte, in dessen Verlauf auch ein paar Songs präsentiert werden!

http://www.japanischekampfhoerspiele.de/

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