Folgender Artikel wurde geschrieben, als gerade die Fußball-WM 1998 lief, und kaum mehr aktuell. Oder doch? Die nächste WM kommt bestimmt, die nächste Wahl auch…
Tja, auf die Gefahr hin, mir jetzt viele Feinde zu schaffen (naja, die paar mehr oder weniger machen’s nun auch nicht mehr): Irgendwie ist dieser ganze Fußball-WM- Wahn doch peinlich. Okay, ich kann verstehen, wenn sich jemand für diesen Ex-Sport interessiert, war doch auch ich einmal daran interessiert. Das schlimme ist jedoch, daß der Kram einem allenorts aufs Auge gedrückt wird.
Manche Leute kommen keine drei Minuten ohne den Kram aus. Marktplatzfest in Ludwigsburg : mindestens 5 gesichtete Fernsehgeräte. Selbst im Supermarkt läuft Fußball auf den Monitoren, welche sonst Schweinebauch, Maggi-Suppen oder Damenbinden anpreisen. Bei McDreck: Fußball-Preisausschreiben mit Harald Schmidt (Schade eigentlich, daß auch er sich derart zu erniedrigen weiß), Spaghetti in Fußballedition, Wurst in Fußballform…. demnächst scheißt Ihr noch in Fußballform, oder? Irgendwie ist Fußball doch eine Art Massenreligion. Da gibt es so vielle Parallelen: Die Repräsentanten verdienen sich dumm und dämlich, die Anhänger sind fanatisch und sitzen andächtig vor den TV- Altären, um ihren ‚Heiligen‘ zu huldigen, und statt Brot und Wein gibt es Bier und Chips….und dann ist es auch noch eine perfekte Gelegenheit, den latent vorhandenen Nationalismus in begeisterungsverbrämte Bahnen zu lenken. Ein Füh…ääähhh, eine Nationalmannschaft, ein Volk, ein Vaterland?
Ich meine, das ist doch irgendwie peinlich, wenn angeblich erwachsene Leute hupend und deutschlandfahneschwenkend durch die Stadt fahren, als hätte Deutschland nicht nur ein gammeliges Fußballspiel, sondern nachträglich noch die beiden Weltkriege gewonnen. „Deutschland hat gewonnen!“, Ach, wie haben denn die knapp 80 Millionen auf so ein Fußballfeld gepaßt?.Ach da waren nur elf Deutsche auf dem Rasen? Ähem….das ist ja so, als würde ich hier eine Fete feiern, wo anschließend 11 Leute betrunken durch die Gegend grasen, und am nächsten Tag steht inner BILD- Zeitung: „Deutschland war besoffen!“. Oder, aufs Eternity-Festival bezogen: „Alle Teilnehmer schliefen im Laub!“ (Sorry, Kai, aber Du weißt ja: einmal Läster-Maik, immer Läster-Maik!!!)
Naja, irgendwie hat die ganze Sache absolut nix mehr mit Sport zu tun. Stört scheinbar aber niemandem, wenn geistig unterhalb von Amöbenniveau stehende Auswahltreter in einem Spiel mehr verdienen, als der Durchschnittsfußballfan im ganzen Jahr. Ich meine, Fußball ist ein netter Sport, der schon seine Reize entwickeln kann. Doch mittlerweile ist das bloß noch Showgeschäft. So wie Wrestling. Oder Politik. Letzteres paßt ja auch.
Hat nämlich auch sein ‚gutes‘, die Sache. Dieses Jahr ist ja Wahljahr. Fällt auch auf, daß sich Fußball-WM-Jahre mittlerweile an Deutschland-Wahljahre angeglichen haben??? Ein Schelm , der Arges dabei denkt.
Wenn man einen Monat lang „Deutschland, Deutschland“- schreiend durch sein Furzkaff gekrochen ist, kann ja nicht alles schlecht sein. Meine Prognose: sollte Deutschland vernunftswidrig Fußballweltmeister werden, haben wir den Birnenklops Helmut weitere vier Jahre auf dem Hals. Dann ist auch der Euro da, und wir können uns eh schon langsam selbst eingraben. Mit anderen Worten, Fußball ist Opium für’s Volk. Womit wir eine weitere Parallele zur Religion haben. Desweiteren braucht es ja auch nicht viel Energie, wenn man beim Thema Fußball mitreden möchte. Die einzige geistige Anstrengung besteht im Finden des TV- Einschaltknopfes, um sich nie nötige ‚Bildung‘ zu beschaffen. Der Witz ist, daß der Durchschnittsfußballfan dann auch noch denkt, diese Fähigkeit erhebe ihn über die Leute, denen das Gebolze am Arsch vorbeigeht.
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