Dritte Wahl Records
Bewertung: 5/6 -> Mächtig
Spielzeit: 58:00
Songs: 16
Der größte Teil meines Körpers ist zwar mit einem (Death) Metal-Geschwür durchwuchert, aber seit meiner Jugend trage ich auch einen kleinen Punkrock-Tumor mit mir herum, der von mir klein gehalten wird, hin und wieder aber heftig zu pulsieren beginnt. Meist kommen ein-zwei Metastasen dann dazu, wenn ein neues Dritte Wahl-Album erhältlich ist. Meine Alltime-Favoriten sind immer noch die rabiaten Frühwerke „Auge um Auge“ und „Nimm drei“, aber trotz aller Weiterentwicklung auf den folgenden CD’s habe ich die Band immer auf ihrem Weg begleitet, neue musikalische Zutaten wurden von den drei Rostockern immer in einer Dosis integriert, die ich noch verkraften konnte und bis auf das in meinen Augen schwächste Album „Strahlen“ hätte ich für alle anderen erschienen, regulären Alben (Demo-Compilations, Live-, oder Best Of-Alben, englische Versionen ausgenommen) gute bis sehr gute Noten gezückt. Nun also der achte Streich. Der Einstieg mit dem Titeltrack passiert in typischer Dritte-Wahl-Manier: flotter, eingängiger Punkrock mit Metal-Kante, Pogo-Tauglichkeit und mitsing-/gröhl-kompatibel. Davon findet sich glücklicherweise noch mehr auf der CD. „Wo ist mein Preis?“ (mit pfiffiger Piano-Einleutung), „Alles wird gut“, „Keine Angst“ oder „Singles“ sind weitere Beispiele. Die andere Seite der Band sind beschwingte Ska-Einflüsse („Das sieht gut aus“), folkige Dudelsäcke (im immer schneller werdenden „Alles für den Wind“), das Kinderlied-artige Schlager-Cover „Mama, hol den Hammer!“ und das tatsächlich wie eine Lindenberg-Ballade klingende, traurige „Ich bin’s“. Textlich nehmen sich die Rostocker aktuelle Themen vor, die sie subtil aber jederzeit verständlich und manchmal auch ein bisschen ironisch in ihrer eigenen Weise verarbeiten. Mein Favorit diesbezüglich ist „Das sieht gut aus“, das sich wahlweise auf G9-, Klima- oder andere Elefanten-Treffen ohne wirkliches Ergebnis beziehen lässt. „Gib Acht!“ endet mit zwei Stücken, die nicht auf der offiziellen Tracklist stehen: „Bonusquatsch“ ist tatsächlich nur Quatsch, weil fast acht Minuten Hintergrund-Brummen. Die alternative Version von „Ich bin dafür II“ als finaler Rausschmeisser bietet da deutlich mehr, da etwas zackiger als das ‚Original‘ weiter vorn auf der CD. Dritte Wahl gelingt eine runde Sache, die beweist, das die Drei zwar schon lange unterwegs, aber noch nicht am Ende angekommen sind.
Kommentar hinterlassen