Party.San Open Air 2024 – Flugplatz Obermehler
1. Tag – Donnerstag, 08.08.2024
Donnerstag, zweites Wochenende im August, Flugplatz Obermehler bei Schlotheim – auf ein weiteres Jahr PARTY.SAN Metal Open Air! Derselbe Ort, dieselben Nasen wie in den letzten Jahren, ordentliche Musik auf die Lauscher, das macht das PSOA einfach zu einem besonderen Festival. Eröffnet wird das Gelände wie gewohnt durch Flugabwehrgeschütz Esmeralda nebst Partnerin, die mit zwei Donnerschlägen den Beginn verkünden. Zwischen Öffnung des Geländes und der ersten Band vergeht aber noch etwas Zeit die man sich mit Merch, Mittagessen und Getränken vertreiben kann.
Los geht es sodann mit Bastard Grave aus Schweden. Die Jungs feuern ihre todesmetallischen Songs ins bereits durchaus zahlreich anwesende Publikum und machen ihrem Slot aus Opener des dreitägigen Spektakels durchaus Ehre.
Sinister aus den Niederlanden übernehmen die Position von Broken Hope die leider kurzfristig absagen mussten – der Grund ist ein erfreulicher, denn Schlagzeuger Mike Miczek erwartet Nachwuchs. Die erfahrenen Herrschaften sowie Bassistin Alisa Kloosterwaard sind aber ein durchaus würdiger Ersatz. Ein Set aus bewährten Klassiker und neuen Songs sorgt auf jeden Fall für eine gute Unterhaltung bei den Anwesenden.
Wie in jedem Jahr hat das Party.San eine stilistisch gesehen eher exotische Band auf dem LineUp. Und das sind dieses Mal die Jungs von Eternal Champion aus den USA. Statt Black, Death oder Thrash Metal wird klassischer Heavy Metal serviert. Insgesamt ist die Musik des Quintetts sehr episch und dazu passt definitiv auch die Kettenhaube die Sänger Jason Tarpey bei den ersten Songs trägt. Der Sound kommt beim Publikum gut an, die Stimmung ist für die frühe Stunde definitiv in Ordnung – mich dürstet es aber und da es nicht so meine Welt ist, gehe ich mir ein Kaltgetränk organisieren.
Bei Vltimas steht nun wieder düstere Kost auf dem Programm. Die Kombo ist eine internationale Truppe mit Leuten aus Portugal, den USA sowie Kanada und Frontmann David Vincent ist sogar in doppelter Mission vor Ort. Am Abend gibt er sich noch mit seiner Band Terrorizer die Ehre, aber dazu später mehr. Musikalisch sind Vltimas irgendwie brachial, massiv und tongewaltig. Mal schleppend doomig, mal groovig und dann wieder voll auf die Zwölf. Eine interessante Mischung will man meinen, die aber leider nicht so sehr gefeiert wird, wie es die Band verdient hätte. Die Menge der Zuschauer ist leider eher mäßig, den Anwesenden scheint es aber zu gefallen.
Danach gibt es leider eine deutlich längere Umbaupause als geplant. Die Leidtragenden sind Sadus aus den USA die mit massiven technischen Problemen zu kämpfen haben. Mit knapp 25-minütiger Verspätung geht es dann endlich los und die Herrschaften aus Kalifornien zeigen in der verbliebenen Spielzeit was technischer Thrash Metal ist. Um den Verzug aber nicht bis in die Nacht zu verschleppen, muss das Set massiv gekürzt werden. Und so verschallen die Zugaberufe des Publikums leider im Gedüdel der Umbaupause. Schade für die Band, schade für die Fans, aber im Interesse des Festivals leider die einzig sinnvolle Möglichkeit.
Wir bleiben in den USA – als nächstes stehen The Black Dahlia Murder auf dem Programm. Nach dem Tod von Sänger Trevor Strnad war die Band verständlicherweise erstmal in eine notwendige Pause gegangen, aber sie sind erstarkt daraus hervor gegangen. Die neue Rampensau heißt Brian Eschbach und ist gar nicht mal so neu da er von der Gitarre ans Mikro gewechselt ist. Die Frage, die sich wohl viele im Publikum gestellt haben, war „Wie wird das wohl ohne Trevor werden?“. Die Antwort ist relativ simpel: Hervorragend! Brian bringt die TBDM Songs wirklich grandios rüber und hat dabei seine eigene Art ohne aber aus den Stücken etwas komplett neues zu machen. Man merkt wirklich wie dem Publikum ein Stein vom Herzen fällt und folglich eskalieren die Damen und Herren vor der Bühne massiv. Dazu tragen natürlich auch die Knaller „Aftermath“, „Miasma“ oder „Unhallowed“ massiv bei!
Während bei TBDM das Infield schon richtig ordentlich gefüllt ist strömen für Left To Die noch einmal deutlich Leute nach. Left to Die sind Terry Butler und Rick Rozz welche zusammen mit Matt Harvey und Gus Rios die guten alten Zeiten von Death wieder aufleben lassen. Mit Leprousy geht es direkt in die Vollen und wirklich ruhiger wird es natürlich auch nicht mehr. Open Casket, Left to Die, Zombie Ritual – mehr kann man ja fast nicht mehr erwarten. Und so sind Left to Die sicherlich für den ein oder die andere der heimliche Headliner des Abends.
Nach drei amerikanischen Bands in Folge ist es nun wieder an der Zeit für etwas heimische Klänge. Mit Darkened Nocturn Slaughtercult gibt es nun auch stilistisch einen deutlichen Umschwung. Umgedrehte Kreuze, Schädel – da schlägt der Puls der Schwarzwurzelfraktion doch direkt schneller. Und in der Tat haben DNS sich über die Jahre zu einer festen Größe etabliert. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, da haben DNS am Donnerstag in Bad Berka im Zelt gespielt und nun im Sonnenuntergangsslot auf der Main Stage. Und da gehören DNS auch definitiv hin. Der Sound ist druckvoll, die Klampfen sägen, Onielar keift sich Rage, das weiße Kleid färbt sich immer roter und man kann das abgrundtief böse beinahe riechen. Wirklich eine unfassbar gelungene Show, aber ich bin ja für Black Metal eh leicht zu haben.
Bei Terrorizer steht David Vincent nun zum zweiten Mal an diesem Tage auf der Bühne. Nun allerdings am Bass, denn die Lyrics grunzt und rotzt Brian Werner ins Mikro. Auch wenn die Kombo ihr erstes Demo bereits 1987 heraus gebraucht hat, existieren bis dato nur vier Studioalben. Das einflussreichste dürfte dabei vermutlich „World Downfall“ sein und von selbigem gibt es stattliche 15 Songs auf die Lauscher. Das Publikum ist definitiv entzückt bis ekstatisch, denn so viele fliegenden Mähnen gab es heute definitiv noch nicht zu sehen.
Den Abschluss des ersten Tages bildet schließlich Abbath. Während der Umbaupause ziert sein Konterfei bereits ein bühnengroßes Banner, so dass jedem klar sein dürfte, wer gleich aufspielt. Angekündigt wurde der Auftritt mit „Abbath plays Immortal“ und genau das ist auch Programm. Direkt vom Start weg rollt ein Klassiker nach dem nächsten über das Publikum hinweg. „Sons Of Northern Darkness“ ist genauso am Start wie „One By One“, „In My Kingdom Cold“, „Tyrants“, „At The Heart Of Winter“ oder „Blashyrkh“. Der Sound ist absolut fett, Abbath hat extrem Bock und so wird diese Headliner Show definitiv zu einem Erlebnis. Insbesondere für diejenigen unter uns, die Immortal nie live sehen konnten. Definitiv eine hervorragende Entscheidung der Organisatoren!
Und so endet Tag eins der 2024er Ausgabe des Party.San Open Airs.
Freitag, 09.08.2024
Zweiter Tag, die Sonne scheint, ein laues Lüftchen weht und in die harmonische Ruhe ballern Stillbirth aus NRW eine fette Prise Brutal Death Metal. Passend zum Wetter stimmen die Jungs mit Badehosen bekleidet sonnige Melodien an, die das erfreulich zahlreiche Publikum direkt zu einem gepflegten Sommerspaziergang im Kreis veranlassen. Die gute Laute findet nicht nur in Form von aufblasbaren Bongs sondern auch in schillernden Seifenblasen Ausdruck. Der Freitags-Grind-Opener zeigt, wie es geht und hinterlässt strahlende Gesichter.
Wir bleiben in NRW, allerdings geht es etwas in den Süden ins Bergische Land. Obscurity präsentieren ihre Form von Pagan Metal, der gespickt ist mit eingängigen eingängigen Riffs und so können die anwesenden Fans zu Songs wie „Schicksal Der Götter“, „Naglfar“ oder „Bergischer Hammer“, dem vermutlich bekanntesten Song des Quintetts, die Haare kreisen lassen. Für die Velberter ist es der erste Gig auf dem Party.San, den ich persönlich sehr gut gelungen finde und hätte ihnen noch ein paar mehr Leute vor der Bühne gewünscht. Hoffentlich spricht sich der Auftritt herum und man kann mit Obscurity vielleicht in den nächsten Jahren nochmal auf dem Party.San feiern.
Deutlich dunklere Wolken ziehen bei Enthroned aus Belgien auf. Die mit Corpse Paint verzierten Herrschaften um Frontmann Nornagest packen mit „Deathmoor“ direkt die dicke Keule aus und verpassen dem Publikum eine ordentliche Schelle. Daneben gibt es aus jeder Dekade ihres Schaffens etwas auf die Lauscher. Der Sound ist stimmig, die Riffs aggressiv und der Gesang keift richtig fies aus den Boxen – nur einen neuen Song oder wenigstens die Ankündigung von neuem Material vermisst man. Zeit wäre es mal wieder, denn „Cold Black Suns“ ist mittlerweile auch schon bald fünf Jahre alt.
Afsky aus Dänemark ist eigentlich ein schwarzmetallisches Ein-Mann Projekt von Ole Luk. Das sowas live nicht so einfach funktioniert dürfte klar sein, daher hat sich Chef Verstärkung mitgebracht. Musikalisch rangiert Afsky irgendwo zwischen keifendem schrubbendem Black Metal und getragenem Doom. Die Kombi gefällt mir echt gut, lediglich der Wechsel zwischen getragen und ‚auf die Fresse‘ ist hier und da etwas gewöhnungsbedürftig.
Mit Sacramentum aus Schweden bleiben wir im schwarzmetallischen Bereich. Getragene Melodielinien wechseln sich mit handfestem Gepolter ab – das Ganze klingt schön roh, ohne wirklich übertrieben nervig und sägend zu werden. Etwas fragt man sich als geneigter Zuschauer im Laufe der Show aber: was in den sieben Höllen soll das Gefuchtel des Frontmann bedeuten? Falls er damit irgendeine versteckte Botschaft überbringen will, so lehne ich mich aus dem Fenster und behaupte – das hat niemand verstanden!
Und weiter geht es mit noch einer schwedischen Band auf dem Billing: Bewitched. Die Herrschaften sind leider vom Pech verfolgt, denn das Equipment hat es nicht pünktlich hinter die Bühne geschafft. Dafür helfen ihre Landsleute von Sacramentum gerne aus und so können Bewitched trotzdem in die Seiten greifen. Musikalisch gibt es Blackend Thrash auf die Lauscher, was nicht nur auf dem Papier gut klingt. Die Herren um Frontmann Vargher sind bereits seit Mitte der 1990er Jahre aktiv und haben bis in die 2000er Jahre auch fleißig Langrillen auf den Markt geworfen, „Spiritual Warfare“ ist nun mittlerweile auch knapp 20 Jahre alt. Für Anhänger der guten alten Zeiten sicherlich ein Fest, musikalisch könnte etwas neues Material aber sicherlich nicht schaden, denn verstehen tun Bewitched ihr Handwerk definitiv.
Sprunghafte musikalische Genre-Wechsel sind auf dem Party.San ja nichts unbekanntes. Das dies auch oftmals einen regen Austausch des Publikums mit sich bringt, weiß man auch. Und so verwundert es definitiv nicht, dass zu Kraanium das Infield wieder gut gefüllt ist. Mit der Brutal Death / Slam Metal Keule wird von der ersten Sekunde unbarmherzig auf die Fans eingehackt, was diese definitiv genießen. Mit „Double Barrel Penetration“ und „Diarrheea Induced Gag Reflex“ wird jedem klar, wo der Frosch die Locken hat und entsprechend geht es im Moshpit auch zur Sache. 45 Minuten mit Anlauf in die Fresse und von hinten in den Allerwertesten getreten – so mögen die Fans Kraanium. Auch wenn das Ganze musikalisch nicht wirklich meine Baustelle ist, muss ich den Herrschaften dennoch meinen Respekt zollen, denn das ist ganz großes Kino.
Mit Incantation aus den Staaten verbindet man okkulten doomigen Death Metal und den gibt es satt. Groovig und zugleich rotzig dröhnen das Riffing und der Gesang von John McEntee aus den Boxen und verleiten nicht nur die ersten Reihen ausgiebig dazu, die Mähne zu schütteln. Während die Fans den Auftritt feiern, genehmige ich mir ein kühles Getränk und flüchte – so vollkommen unmetallisch – während des vorüberziehenden Regenschauers ins Zelt. Der Stimmung vor der Bühne scheint das aber aus meiner eingeschränkten Perspektive keinen Abbruch zu tun. Und als der Schauer so schnell verebbt, wie er aufgezogen ist, schrabbeln Incantation die letzten Töne zu einem doppelten Regenbogen in den Himmel. Fast schon etwas arg kitschig!
Next in line – und damit quasi der Bronzemedaillengewinner des heutigen Freitags – sind Krzysztof Drabikowski’s Batushka. Ich muss zugeben, als ich im Fotograben stehe, bin ich schon dezent vom Bühnenbild und den Aufbauten beeindruckt. Und als dann die ersten sakralen Gesänge aus den Boxen tönen und die Band, in Roben gekleidet und Weihrauch schwenkend auf die Bühne tritt, bekomme ich fast etwas Gänsehaut. Was dann aber folgt ist – ich weiß auch nicht, wie man das ausdrücken soll – langweilig? Irgendwie packt mich das, was da musikalisch so null-komma-null. Damit steht meine Meinung gefühlt aber vollkommen diametral zum Rest des Publikums. Beim Großteil kommen Batushka einfach großartig an und werden frenetisch gefeiert. Zum Glück sind Geschmäcker verschieden und für den Großteil haben die Macher des Party.San Festivals genau die richtige Entscheidung getroffen.
Ähnlich ruhig geht es dann bei Sólstafir weiter, aber musikalisch nun viel mehr nach meinem Geschmack. Meine erste Reaktion auf die Jungs ist allerdings: Schock und what the actual fudge! Wo sind die Zöpfe von Svavar hin? Gefühlt mache nicht nur ich große Augen und im Geiste ich höre ich, wie unzählige Damen und Herren im Publikum bittere Tränen ob dieses Frevels vergießen. Zuletzt haben sind die Isländer im Jahr 2019 hier die Ehre gegeben und damals gab es eine richtig fette Packung. Dieses Jahr schlagen die Herrschaften um Frontmann Aðalbjörn Tryggvason zunächst ruhigere Töne an. Mit „Ljós í stormi“ starten Sólstafir in ihr Set und arbeiten sich in den nächsten 60 Minuten durch immerhin sechs Songs, darunter „Ótta“ vom gleichnamigen Album, „Fjara“ vom 2011er Album „Svartir sandar“ und den absolut großartigen Song „I Myself the Visionary Head“ vom 2005er Silberling Masterpiece of Bitterness. Der Gig ist unfassbar emotional und wird trotz oder gerade aufgrund der musikalischen Ausnahmeposition im Kopf bleiben.
Als Headliner stehen an diesem Freitagabend nun schlussendlich die Polen von Behemoth auf der Agenda. Wer Behemoth kennt, der weiß auch um die unfassbare Akribie von Frontmann und Mastermind Nergal. Und so haben die Organisatoren erneut aus den Problemen der Vergangenheit gelernt. Hatte man den Herren im Jahr 2015 20 Minuten Umbaupause auf dem Papier zugestanden, so hat es tatsächliche fast 50 Minuten gebraucht, bis alles zur Zufriedenheit war. Wer nun verkappte Starallüren vermutet, der hat noch keine Show von Behemoth gesehen, aber dazu gleich mehr. Dieses Jahr gibt es direkt satte 45 Minuten Umbaupause während denen Konvent aus Copenhagen im Zelt nochmal eine ordentliche Portion Doom Death raushauen. Pünktlich um 23:45 Uhr heißt es dann aber endlich Abflug. In den folgenden 75 Minuten zelebrieren Behemoth ihre Musik, ihre Kunst, ihr Können und brennen ein Feuerwerk (nicht nur im übertragenen Sinn) der allerfeinsten Kategorie ab. Mit „Once Upon A Pale Horse“ vom aktuellen Album startet Nergal und seine Mitstreiter in den Abend und haben direkt vom ersten Ton das Publikum auf ihrer Seite. „Ora Pro Nobis Lucifer“, „Conquer All“, „Ov Fire and the Void“ – ein Knaller folgt auf den nächsten. Behemoth schreddern sich mit einem absolut akribisch durchchoreographierten Set durch den Abend und machen keine Gefangen. Christen werden an Löwen verfüttert, Gabriel bläst in seine Trompete und in der Zugabe werden noch dem unheiligen Vater, dem Teufel und der Sonne gehuldigt. Ein rundum gelungener Auftritt der absolut keine Wünsche offenlässt. Manch einer fragt sich vielleicht ob bei der geskrippteten Show nicht irgendwie etwas auf der Strecke bleibt – aber ich persönlich feiere das, was Behemoth immer wieder aufs Neue auf die Bühne bannen!
Rundum musikalisch befriedigt macht man sich entweder auf den Weg ins Zelt oder nimmt noch ein bis fünf Absackerbiere im Zelt.
Samstag, 09.08.2024
Auch am Samstag wirft wieder ein grandioser Tag auf dem Party.San seine Schatten voraus. Da ich alle Bands der Hauptbühne mitnehme, verzichte ich auf das Frühschoppen im Zelt und bewege meine mittlerweile schmerzenden Glieder dann erst zu Ulthar vor die Bühne. Richtig gelesen – die Herrschaften aus den Staaten haben sich ein zusätzliches „R“ am Ende des Namens geleistet – die Kollegen ohne „R“ geben sich allerdings beinahe im Anschluss die Ehre. Nun aber zunächst zum Trio aus den US of A, die schwarzmetallische Klänge im Dunstkreis von Herrn Lovecraft zelebrieren. Übrigens auch ein Thema das uns nochmal am heutigen Tag heimsuchen wird. Für die frühe Stunde können die Herrschaften doch eine ganz ansehnliche Schar Fans vor die Bühne locken und auch musikalisch kann man das Ganze sehr gut ertragen.
Regarde Les Hommes Tomber aus Frankreich blasen in ein ähnliches Horn. Auch hier gibt es Schwarzmetall, allerdings etwas progressiver angehaucht. Obwohl der Fünfer nun auch schon seit etwas über 10 Jahren sein Unwesen treibt, ist die Plattendichte mit drei Releases doch eher etwas dürftig. Ob es daran liegt, dass die Publikumsdichte doch eher überschaubar bleibt mag ein Grund sein, die Sonne könnte ein weiterer sein – an der Performance liegt es aber definitiv nicht, denn die kann definitiv überzeuge.
Mit Necrot geht es wieder zurück nach Nordamerika und musikalisch wechseln wir in die Fraktion Todesblei. Und das, was da auf der Bühne abgeht, ist schon schwer beeindruckend. Das Trio haut von der ersten Sekunde an richtig in die Saiten respektive Drums und füllt die Bühne mit einer Präsenz, die es in sich hat. Dabei darf natürlich auch der Titeltrack des diesjährigen Albums „Lifeless Birth“ nicht fehlen.
Ultha, diesmal ohne R, zerren uns zurück in die Sphären des doomigen Black-Metals und ihre Fans vor die Bühne. Nun ist das Infield wirklich anständig gefüllt und Ultha lassen sich auch nicht bitten. Los geht es aber mit der Ankündigung, dass sich die versammelte Gemeinde auch vier Songs freuen darf – in geschmeidigen 45 Minuten Spielzeit – das ist mal eine Ansage. Wirklich überraschend ist es daher nicht, dass das erste Viertel des Sets bereits eine schlappe Viertelstunde füllt. Ultha fühlen sich aber auf der Mainstage sehr wohl und zocken mit gewohnter Routine ihre teilweise doch sehr komplexen Songs runter. Aus meiner Sicht hat die Band definitiv einen späteren Slot verdient.
Immer weiter auf die Glocke denken sich danach Hate aus Polen und packen mit „Sovereign Sanctity“ direkt den Dampfhammer aus. Corpsepaint im Gesicht, angekokelten Death Metal auf den Saiten und auf geht die wilde Fahrt. Auch wenn an der ein oder anderen Stelle die Erinnerung an den gestrigen Headliner hochkommt, so können die Herrschaften um Frontmann Adam (the first sinner) definitiv beweisen, dass sie im eigenen Fahrwasser gut zurechtkommen. Die Fans feiern Hate vollkommen zurecht, die eine absolut überzeugende Show hinlegen. Auch hier wäre ein späterer Slot locker machbar gewesen.
Next in line – Unto Others. Nach der Absage im vergangenen Jahr hat man die Herren aus den USA erneut eingeladen und dieses Mal sind sie auch erschienen. Ende 2022 habe ich sie auf der Europatour mit Arch Enemy, Behemoth und Carcass gesehen und mir dort schon gedacht: so richtig passen die hier nicht rein. Der gleiche Gedanke kam mir auch bei der Bestätigung auf dem Party.San, aber wir wissen ja, hier hat man ein Herz für Exoten und diesen Status erfüllen die Goth-Rocker von Unto Others allemal. Spannend finde ich auch heuer wieder, dass das Publikum bereits vom ersten Ton an vollkommen steil geht. Was mir allerdings direkt auffällt ist Gitarrist Sebastian Silva ,der mich in seiner Bühnenpräsenz irgendwie an Jonathan Hultén (ehemals Tribulation) erinnert und ähnlch leichtfüßig tänzelnd über die Bühne schwebt. Während das Publikum lautstark mitsingt und Unto Others feiert, klingen die Vocals von Frontmann Gabriel Franco für mich irgendwie sehr monoton. Eines muss man ihnen aber lassen, die Riffs grooven schon ziemlich cool. Insgesamt also nicht so wirklich meine Baustelle, aber auch hier kann ich nur wieder den Hut vor den Organisatoren ziehen – Volltreffer, wenn ich so in die Menge schaue.
Sulphur Aeon machen einen formidablen Anfang für den Rest des Abends. Der Fünfer aus NRW schlägt den Bogen zurück zu Ulthar und prügelt den Fans geschwärzten Death Metal aus dem Lovecraft Universum in den Schädel. Mit „Yuggothian Spell“ geht es direkt in die Vollen und auch S“even Crowns And Seven Seals“ sowie „Swallowed By The Ocean’s Tide“ zünden trotz strahlendem Sonnenschein und dezenter Hitze hervorragend. Nix mit Neuengland-Staaten – das hier ist der direkte Weg in die Hölle. Cthulhu hätte bestimmt seine helle Freude gehabt.
Sehr schade finde ich persönlich, dass die Tech-Deather von Obscura vor einem deutlich geleertem Infield in die Saiten greifen. Dabei ist der Sound vom Start weg mehr als amtlich und auch die Setlist kann sich sehen lassen. Neben Songs vom aktuellen Silberling „A Valediction“ gibt es natürlich auch Klassiker wie „Anticosmic Overload“ vor den Latz gebraten. Vollkommene Eskalation herrscht dann schließlich beim Rausschmeißer, denn da packen Obscura nochmal tief in die Kiste und widmen den Song „Cosmogenesis“ vom gleichnamigen Album Herrn Schuldiner.
Kann man mit einem nach der Band benannten Song in sein Set starten? Und Maurice Swinkels nur so: hold my beer – entsprechend legen Legion Of The Damned die Messlatte gleich zu Beginn mal richtig verdammt hoch. Wer aber so ein Brett vorlegt, darf dann natürlich nicht schwächeln, aber wer LotD kennt weiß, dass passiert nicht. Und so ballern sich die Niederländer gut gelaunt bei bestem Wetter durch ihr vorabendliches Set und verteilen ein paar Kräftige musikalische Schellen.
Wer nun meint, er könnte sich erholen, hat die Rechnung nicht mit Anaal Nathrakh gemacht. Unbarmherzig drischt die Kombo aus dem UK auf das prall gefüllte Infield ein. Melodisch cleane Vocals wechseln sich mit brachialen Blastparts und fies gekreischten Parts in chaotischem Wechsel ab. Die Jungs haben einen riesen Spaß auf der Bühne, witzeln zwischen den Songs herum und versprühen einen unfassbaren Charm nur um dann mit Songs wie „Forward!“ die Menge zur Schlachtbank zu treiben. Die Stücke werden dann direkt an die Death Machine verfüttert. Natürlich dürfen auch „In the constellation of the black widow“ und „Endarkenment“ nicht fehlen. Für mich bisher das absolute Highlight des Tages und ich bin fast verleitet zu sagen, dass Anaal Nathrakh am Pokal von Behemoth für die beste Band des Festivals kratzen.
Deutlich gediegener geht es dann bei Paradise Lost zur Sache. Ob es daran liegt das Paradise Lost „My Dying Bride“ ersetzten oder dass die Setlist für den Festivalsommer schon feststand, vermag man nicht zu sagen, allerdings zündet das Set trotz musikalischer Brillanz irgendwie so überhaupt nicht. Wirklich schade, denn Nick Holmes ist in Hochform. Und so fühlt es sich leider schon fast wie eine Erlösung an als das Set sich dem Ende entgegen neigt und Paradise Lost die Bühne für den Headliner – und damit tatsächlich schon die letzte Band der 2024er Ausgabe – frei machen.
Die letzten Nägel in den Sarg zimmern dann die Ruhrpott Thrash-Helden von Sodom. Diese fahren heute zwei Schmankerl auf: zum Einen konnten die Fans 20 Wunschtitel einreichen, aus denen die Band dann eine Setlist zusammengenagelt hat und zum Anderen filmt die Crew den Gig mit. Und die Setlist hat es wirklich in sich! Neben Klassiker wie „Agent Orange“, „Blasphemer“ oder „The saw is the law“ präsentieren Tom Angelripper und Kollegen auch Songs, die bereits in der Ecke verstaubt geglaubt waren. So gibt es beispielsweise „Gomorrah“ auf die Lauscher, ein Song, den Sodom vor bald 30 Jahren das letzte Mal live gezockt haben. Mit „Partisan“ läutet der Vierer dann so langsam das Finale ein und lässt nach dem Gedenken an die Gefallen einen Bombenhagel auf das ausgebombte Festivalgelände nieder gehen. Wer jetzt noch gerade stehen kann und nicht zum Zelt kriechen muss, hat irgendwie was falsch gemacht. Das war mit Abstand der beste Gig von Sodom, den ich je gesehen habe und ein wunderbarer Abschluss für das Party.San 2024. Die Hölle schließt die Tore bevor es am 07. August 2025 wieder heißt „Hell is here“! Die ersten Bands sind natürlich auch schon bestätigt – den Arsch werden uns dann unter anderem Napalm Death, Gorgoroth, The Spirit, Skeletal Remains und Party Cannon verhauen. Mehr dazu wie immer unter www.party-san.de!